Programm
Aktuell

Eröffnung am Freitag, 9. Juni 2023, im Rahmen des Zurich Art Weekend, mit einer einstündigen Disco von 19.00 bis 20.00 Uhr.

Save the Date: Eröffnung der Ausstellung «Head-Less-Ness» in der Künstler*innenkneipe: 25. August 2023. Die Ausstellung wird bis zum Sommer 2024 zu sehen sein.

Im Gewölbekeller des Cabaret Voltaire, den man durch einen offenen Schlund betritt und der die Gäste in andere Welten entführt, steht einer der monströsen Köpfe von Monster Chetwynd. Im Inneren dieses Kopfes befindet sich eine kleine Ausstellung, die den Auftakt zu Chetwynds künstlerischer Besetzung der Künstler*innenkneipe vom 25. August 2023 bis Ende Juli 2024 bildet. Chetwynds Werke, seien es überschwängliche Performances oder malerische Installationen, strotzen vor optimistischer Absurdität und hintergründiger Komik, sind für jeden verständlich und doch reich an kulturellen Bezügen. Mit dem Do-it-yourself-Charakter, der Prozesshaftigkeit und dem Humor knüpft Chetwynd mit ihrer Kunst an das Erbe von Dada an.

Im Zentrum der Ausstellung «Profusion Protrusion» steht Il Tetto, der von der Frankfurter SCHIRN ins Cabaret Voltaire, dem Ursprungsort von Dada, reist. Die gigantische Maske wurde erstmals 2017 in Bergen gezeigt, wo sie von Performer*innen getragen wurde, die ökologische Lieder sing-schrien. Solche Neuinszenierungen sind in Chetwynds Werk programmatisch. Viele ihrer aus einfachen Materialien wie Pappe und Stoff gefertigten Arbeiten werden recycelt, weiterentwickelt und vor Ort in veränderte Kontexte eingebunden. Stets geht es um kollektive Entwicklung, sei es im Prozess der Herstellung oder bei den performativen Aktionen, die sowohl am 9. Juni (mit einer einstündigen Disco) als auch am 25. August und am 2. September im Cabaret Voltaire stattfinden werden.

Chetwynd schöpft ihre Inspiration aus einer Vielzahl von Quellen, darunter Film und Fernsehen, Literatur, Musik, Antike, Kunstgeschichte und Philosophie. Il Tetto bezieht sich auf verschiedene Kulturepochen und deren Genres und erinnert gleichermassen an die steinernen Masken des alten Roms wie auch an das christliche Motiv des «Höllenmauls». Das «Tor zur Hölle» fand sich als Durchgang oder Eingang zum Beispiel schon im italienischen Skulpturengarten «Sacro Bosco» aus dem 16. Jahrhundert. Il Tetto zeugt aber auch von einer jahrelangen Auseinandersetzung mit der Ikonographie von Gesichtern und Masken, die sich in absurden Überschneidungen zeigt, etwa im Film Zardoz (1974) von John Boormann, in dem Antike und Science-Fiction aufeinandertreffen. Oder im Film Satyricon von Fellini (1969), der seine Wurzeln in dem skurrilen Text aus der Zeit Neros hat. Die Skulptur ist auch eine Hommage an die frühchristlichen Theaterstücke, als das Theater noch nicht existierte, Kulissen gebaut wurden und Geschichten ausserhalb von Kirchen nachgespielt wurden. Es wird angenommen, dass die Gemälde von Giotto die Kulissen darstellen. Darüber hinaus sind auf Holz gemalte «Höllenschlünde» aus dieser Zeit erhalten geblieben und dienen als wichtige Inspirationsquelle für Monster Chetwynd.

Sowohl in der Ausstellung im Gewölbekeller als auch in der Künstler*innenkneipe interessiert sich Monster Chetwynd für das Maskenhafte und das Karnevaleske. In Chetwynds Werk werden Humor und Groteske als bewusstseinserweiternde Mittel eingesetzt.

Monster Chetwynd (*1973, London) lebt und arbeitet in Zürich. Sie erhielt 1994 einen Bachelor-Abschluss in Sozialanthropologie und Geschichte vom University College London und 2004 einen Master-Abschluss in Malerei vom Royal College of Art. Sie hat international performt und ausgestellt, u.a. in der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT (2023); Konsthall C, Stockholm (2021); De Pont, Tilburg, Niederlande (2019); Villa Arson, Nizza (2019); Tate Britain, London (2018); CCA Centre for Contemporary Arts, Glasgow (2016); Bergen Kunsthall, Bergen (2016); und Bonner Kunstverein (2016). Im Jahr 2012 wurde sie als erste Performance-Künstlerin für den Turner Prize nominiert. Das Spiel mit Erwartungen und Normen in der Kunst spiegelt sich auch im Namen der Künstlerin wider: Früher als Spartacus und Marvin Gaye Chetwynd bekannt, nennt sie sich seit 2018 Monster.

Ausstellungsansicht Monster Chetwynd, «The Owl with the Laser Eyes», Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, 2018

Im Gewölbekeller des Cabaret Voltaire, den man durch einen offenen Schlund betritt und der die Gäste in andere Welten entführt, steht ab dem 9. Juni einer der monströsen Köpfe von Monster Chetwynd. Im Inneren dieses Kopfes befindet sich eine kleine Ausstellung, die den Auftakt zu Chetwynds künstlerischer Besetzung der Künstler*innenkneipe vom 25. August 2023 bis Ende Juli 2024 bildet. Chetwynds Werke, seien es überschwängliche Performances oder malerische Installationen, strotzen vor optimistischer Absurdität und hintergründiger Komik, sind für jeden verständlich und doch reich an kulturellen Bezügen. Mit dem Do-it-yourself-Charakter, der Prozesshaftigkeit und dem Humor knüpft Chetwynd mit ihrer Kunst an das Erbe von Dada an.

Am 9. Juni eröffnen wir die Ausstellung im Gewölbekeller im Rahmen des Zurich Art Weekend 2023 – inklusive einer einstündigen Disco von 19 bis 20 Uhr!

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Bild: Ausstellungsansicht Monster Chetwynd, The Owl with the Laser Eyes, Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, 2018

Ausstellungsansicht Sophie Taeuber-Arp / Mai-Thu Perret «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend», Mai-Thu Perret, Untitled (for S.T.),2022 und Untitled (Green Oval), 2018, Cabaret Voltaire 2022. Photo: Cedric Mussano

Eröffnung: 13. Oktober 2022, ab 18:00

Den vollständigen Ausstellungstext finden Sie hier.

Obwohl auf der alten 50-Franken-Note abgebildet, blieb Sophie Taeuber-Arp, wie so vielen Frauen* im Dadakreis, die Anerkennung lange verwehrt. In den letzten Jahren wurde viel unternommen, ihr Oeuvre zu würdigen, unter anderem mit der Retrospektive «Gelebte Abstraktion», die 2021 von Basel (Kunstmuseum) nach London (Tate) und New York (MoMa) wanderte. Trotzdem gilt es das komplexe Werk der Künstlerin zwischen angewandter, bildender und darstellender Kunst weiter zu ergründen. Es stellen sich viele kunsthistorische und kulturanalytische Fragen, die auch heute noch aktuell sind: beispielsweise zu Abstraktionsverfahren oder Konzepten von Künstler*innenschaft im Kontext von Gattungshierarchien, Geschlechterzuschreibung oder Demokratie. Besonders aufschlussreich sind hierfür die von der Zentralbibliothek Zürich angekauften Briefe Sophie Taeuber-Arps, die jüngst in einem Editionsprojekt von Medea Hoch, Walburga Krupp und Sigrid Schade untersucht wurden. Bisher bezog sich die kunsthistorische Rezeption auf Erinnerungen von Hans Arp und Weggefährt*innen. Mit den Briefen kann erstmals die «eigene» Sicht der Künstlerin und ihr Referenzsystem rekonstruiert werden.

Im Cabaret Voltaire treten Sophie Taeuber-Arps Briefe, vereinzelte Arbeiten, (beispielsweise eine noch nie gezeigte Kette im Besitz von Johanna Lohse) sowie Zeugnisse ihrer Tätigkeit als Lehrerin für textilen Entwurf in der Kunstgewerbschule Zürich in den Dialog mit Werken der Genfer Künstlerin Mai-Thu Perret (*1976, Genf). In Perrets multidisziplinärem Schaffen verbinden sich feministische Anliegen, literarische Referenzen und Fragen zu Kunsthandwerk mit den Avantgarde-Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Dabei stehen sowohl politische als auch formale Fragen zu Materialität im Vordergrund. Dada und speziell Sophie Taeuber-Arp stellen eine wichtige Inspirationsquelle für Perret dar. Neben älteren Werken, die Taeuber-Arp zitieren, zeigt die Ausstellung im Cabaret Voltaire neue Arbeiten der Künstlerin. Unter anderem übersetzt Perret ein von Taeuber-Arp entworfenes Übungsblatt aus dem Unterricht für textile Berufe in eine Neonarbeit. Damit überführt die Künstlerin eine weiblich konnotierte Formsprache sowie Muster aus dem Textilhandwerk in ein Medium, das der männlich dominierten Minimal-Art-Tradition folgt. Dem genealogische Interesse Perrets für «Fiber Art» folgend, sind in der Ausstellung auch Arbeiten von Schüler*innen Taeuber-Arps zu sehen, wie Elsi Giauque und Gertrud Sonderegger.

Das Cabaret Voltaire sowie die ehemalige Galerie Dada im Zürcher Sprünglihaus müssen als wichtige Station Sophie Taeuber-Arps gelesen werden. Im Dada-Haus entsteht eine Diskussion zwischen den Werken von Frauen* unterschiedlicher Generationen und Regionen. Taeuber-Arps Jahre im Dadakreis stehen an der Schnittstelle zwischen den Lehrjahren in der Ostschweiz und dem Weg in die Avantgarde, die sie später als Pionierin der abstrakten Kunst unter anderem nach Paris führten. Der Ausstellungstitel «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend» ist einem Zitat aus einem Brief Taeuber-Arps an Hans Arp aus Arosa vom 4. Mai 1919 entnommen, in dem sie sich über einige ihrer Meinung nach effekthascherischen männlichen Dadaisten als «radikale Künstler» echauffierte. Der Brief gibt eine zusätzliche Perspektive auf Taeuber-Arp und Dada, «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend» steht in der Ausstellung aber auch stellvertretend für die Ablehnung von Hierarchien und verengenden künstlerischen Methoden.

Die Ausstellung wird unterstützt von:
Pro Helvetia, Kulturförderung Kanton Appenzell Ausserrhoden, Susanne und Martin Knechtli-Kradolfer Stiftung, Steinegg Stiftung

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Eröffnung: 20. Mai 2022, 18:00

Die kunsthandwerklichen Objektlandschaften von ektor garcia (*1985) sind eingefrorene Momente eines andauernden Prozesses. Der Künstler schafft mithilfe unterschiedlicher Materialien und Techniken ein temporäres Gefüge, das jederzeit weiterverarbeitet werden kann. Im Nebeneinander funktionieren die gehäkelten Textilien, Kupferdrahtverbindungen, Keramikformen oder Metallgüsse wie Freiform-Gedichte, die immer neue Resonanzen erzeugen. Für jede Ausstellung produziert garcia neue Konstellationen, die sich dem Drang, Kategorien und Hierarchien herzustellen, widersetzen. Sie sind punk und queer. Die sinnlichen Installationen brechen mit Erzählformen, die ein bestimmtes Narrativ transportieren wollen, ohne geschichtsvergessen zu sein. Durch die Materialien und Symbole lassen sich vielschichtige inhaltliche Fährten aufnehmen, die sich jedoch nicht aufzwingen.

Das Werk des Künstlers ist mit intensiver körperlicher Handarbeit verbunden. Unzählige Schlaufen, Knoten und Fingerabdrücke sind Zeugnisse seines täglichen Schaffens, in dem Chaos und Logik, Verbindung und Loslösung parallel bestehen. garcia strebt nach dem Unvollkommenen, nach der Schönheit des Handgemachten, das mit seinen «Fehlern» einzigartig ist. Die Fragmente der Installation im Gewölbekeller produzierte er in Mexiko-Stadt, seinem aktuellen Lebensmittelpunkt, sowie in Zürich, Berlin, Paris und Venedig. An diesen Orten knotete, strickte, modellierte und häkelte der Künstler in den letzten Wochen täglich für die Ausstellung «nudos de tiempo». Durch seine nomadische Praxis ist sein Werk immer wieder neuen Einflüssen ausgesetzt. Diese schreiben sich allerdings nicht fest. Zu dieser Offenheit trägt bei, dass die Objekte aufgrund der teilweise ungewöhnlichen Verbindungen von Materialien und Techniken aus kunsthandwerklichen Traditionen herausgelöst werden. So häkelt er beispielsweise mit Kupferdraht, formt widerstandsfähige Objekte wie Ketten aus zerbrechlicher Terrakotta oder überträgt weiche Materialien im Wachsausschmelzverfahren in Bronze. Beim Giessprozess schmilzt das in Wachs getauchte Original. Um das Werkfragment herauszulösen, muss die Gipsform zerstört werden, wodurch der Guss nur einmalig durchgeführt werden kann und zum Unikat (verlorene Form) mit unkontrollierbaren, überraschenden Formbildungen wird.

Einige ausgestellten Häkelarbeiten erinnern an Werke der US-Fiber-Art-Bewegung der 1960er Jahre, welche die Geschlechterteilung anhand der weiblich geprägten Heimarbeit thematisierten. garcia nutzt die emanzipatorische Kraft des Häkelns, erweitert das feministische Materialvokabular allerdings anhand irritierender Verbindungen von Material und Technik. Im Kontext feministischer Bewegungen kann auch der Schmetterling als Symbol für Transformation und Freiheit gelesen werden. Im Cabaret Voltaire sind Schmetterlinge aus geschnittenem Leder, gehäkeltem Kupfer, Garn oder Keramik zu sehen. Den Schmetterling verbindet garcia des weiteren mit weiteren Erfahrungen. Er besuchte mehrmals das Biosphärenreservat Mariposa Monarca, in der Nähe von Mexiko-Stadt, welches als Winterquartier für den Monarchfalter dient. Unzählige Falter fliegen im Winter bis zu 4000 Kilometer von Kanada nach Mexiko und im Frühling wieder zurück. Die Schmetterlinge passieren Grenzen, die für viele Menschen, die von Mexiko in die USA einreisen wollen, nicht möglich sind. Das transnationale Freiheitssymbol «Schmetterling», auf spanisch Mariposa, zirkuliert in Mexiko hingegen auch als abschätzige Bezeichnung homosexueller Männer. garcia eignet sich den Begriff «Mariposa» neu an. Sein auf dem Boden ausgestellter kleiner schwarzer Schmetterling aus Leder erinnert in seiner abstrahierten Form an die Rüstungen der toltekischen Krieger von Tula, über deren Brust der Schmetterling als Schutzschild prangerte.

Diese historischen Intersektionen aus Natur, kultureller Produktion und Gesellschaft widerspiegeln sich auch in garcias Materialverwendung. Keramik- und Textilhandwerk gehören zu den ältesten und bedeutendsten Kultur- techniken. So wurden Textilerzeugnisse von Hochkulturen als Kommunikationssysteme eingesetzt. Die Quipu, eine Knotenschrift aus dem Inkareich, diente ab dem 7. Jahrhundert als ausgeklügeltes Zählsystem und als einfache Form der Korrespondenz. Textilien waren auch in der jüngeren Vergangenheit ein wichtiges gesellschaftspolitisches Sprachrohr. Dies bringen beispielsweise die Patchworkbilder «Arpilleras» zum Ausdruck, welche die Unterdrückung während der Pinochet-Diktatur in Chile in Textbildern transportieren oder das AIDS Memorial Quilt in den USA, bei dem den sozial ausgegrenzten Opfern gedacht wird. Im Werk von garcia gibt es keine offensichtlichen Analogien dazu. Es bleibt unklar, ob die Muster und Formen einer spezifischen Tradition folgen, der Imagination des Künstlers entspringen oder als beliebige Mustervorlage aus dem Internet stammen. Knoten, Patchwork, Materialcollagen und Banner erinnern jedoch an die Koexistenz der Geschichte indigener Bevölkerung, Folkart, Protestbewegungen und Popkulturen.

Alle Objekte von garcia werden mit natürlich gewonnen Stoffen und Naturfarben produziert. Die bräunliche Farbe des Garns stammt von Walnussschalen. Die karminrote Arbeit auf dem Boden wurde von zentral- und südamerikanischen Cochenille-Insekten gewonnen, deren Farbstoffe an europäische Königshäuser und in den Vatikan geliefert wurden, um die Intensität des Farbstoffes für wertvolle Textilien zu benutzen. Kakteenfasern und die Spitzen von Samen der Wasserkastanie benutzt garcia um Widerhaken an einer Kette anzubringen. Dadurch erinnern einige Objekte an landwirtschaftliche Werk-, Jagd- und Zaumzeuge. Unterstützt wird diese Leseweise durch die Beleuchtung, die für kurze Momente an ethnografische Displays erinnert, dafür aber zu zerstreut ist.

garcia schreibt seinen Namen immer klein. Dadurch erinnert er an die US-amerikanische Autorin bell hooks und den Gedanken, dass der Inhalt der Arbeit vor der Autorenschaft stehen soll. Dieses Verhandeln von Subjekt-Objekt-Beziehungen und das Brechen von Hierarchien zieht sich durch das gesamte Werk. garcias Ausstellungen bespielen Böden, Wände, Decken und Zwischenräume gleichermassen. Die Objekte sind in ihrer fragmentarisch hervorgerufenen Geschichte transnational, transkulturell, und hierarchisch vertikal. Nach der US-amerikanischen Theoretikerin Eve Sedgwick ergibt sich im Nebeneinander eine breite Palette von sich begehrenden, identifizierenden, repräsentierenden, abstossenden, rivalisierenden, nachahmenden, zurückziehenden, angreifenden, verzerrenden und anderen Beziehungen.

Bei garcia entsteht im Produktionsprozess als auch in jeder Präsentation eine literarische Qualität. Wie Textpassagen reihen sich die Maschen der Häkelarbeiten und die einzelnen Fragmente einer gesamten Objektlandschaft aneinander. Aus Wiederholung, Rhythmus und Überlagerung ergeben sich neue Bedeutungen, die sich verknoten und jederzeit wieder auflösen können, wie der Ausstellungstitel «nudos de tiempo» (Knoten der Zeit) impliziert. garcia mag hier der US-amerikanischen Bildhauerin Barbara Chase-Riboud folgen, die im Gedichtband «Everytime a Knot Is Undone, a God Is Released» ausführt, dass jede Auflösung eines Knoten einen neuen Sinn kreiert.

Gerade in diesem Spiel mit Normen und der Gleichzeitigkeit von Offenheit und Sinnsuche, findet garcias Praxis Anschluss an das Dada-Erbe. Die Dadaist*innen bewegten sich im Wunsch, Konventionen zu überwinden und neue Ausdruckformen zwischen Kunst und Nicht-Kunst, Planung und Zufall, Sinn und Unsinn, Chaos und Ordnung, Prozess und Manifestation zu finden. Dazu bedienten sie sich Materialien, die zuvor nicht der Kunst zugeordnet wurden, verschrieben sich dem Prozess, dem Mit- und Nebeneinander und griffen auf Kulturerzeugnisse nicht-europäischer Kulturen zurück. Trotz damaliger progressiver Haltung, weist ihr Tun blinde Flecken auf. Sie vereinnahmten «das Andere» für eigene Zwecke und ignorierten, dass ihre Referenzobjekte durch Kolonialisierung verfügbar wurden.

Der Auftritt im Cabaret Voltaire ist die erste institutionelle Einzelausstellung von ektor garcia in der Schweiz, kuratiert von Fabian Flückiger und Salome Hohl in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler.

ektor garcia erwarb einen BFA am Art Institute of Chicago und einen MFA an der Columbia University. Einzelausstellungen wurden ihm von Henry Art Gallery (Seattle), Empty Gallery (Hongkong), Progetto (Lecce), Sculpture Center (New York) und Museum Folkwang (Essen) gewidmet. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem bei der Hangzhou Triennial of Fiber Art (China), im New Museum (New York), im El Museo del Barrio (New York) und im Prospect New Orleans.


Ausstellungsansicht ektor garcia «nudos de tiempo», Cabaret Voltaire 2022. Photo: Cedric Mussano

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Eine didaktische Operette von Agnes Scherer
Puppenspiel: Soya Arakawa
Musik: Tobias Textor
Vokalistin: Claudia Barth

Aufführung der Operette «The Teacher» im Cabaret Voltaire. Photo: Gunnar Meier

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Ausstellung «The Teacher»

Im Werk Agnes Scherers (*1985) nehmen die Operetten, die sie seit 2015 entwickelt, eine besondere Stellung ein. Die ungewöhnlichen Performanceformate schöpfen Inspiration aus basalen Theaterformen wie Prozessionen, den mechanischen Theatern des Barocks oder auch der Power-Point-Präsentation. Dabei interessiert sich Scherer für Möglichkeiten, das Kunstwerk aus dem Status des passiven Objekts zu befreien und ihm eine gesteigerte Handlungsmacht zu verleihen. Im Zentrum von «The Teacher» steht eine Lehrerfigur, die von einem auf dem Boden liegenden Schüler – performt von Soya Arakawa – unter enormer Anstrengung mit den Füssen gesteuert wird. Der Lehrer wird so in eine didaktische Rage versetzt, eine Art hektischen Tanz, der manchmal monströs, manchmal fast verführerisch wirkt. Seine Lektionen werden von grossen Schaubildern illustriert, die nach kurzer Zeit zu Boden fallen, um immer wieder ein dahinterliegendes, neues freizugeben. Was der Lehrer vorträgt, klingt eindrucksvoll und wahr, widerspricht sich aber. Der mit Tobias Textors rasanter Perkussion eng verwobene Text besteht aus Sentenzen, die Scherer teils von Autoritäten zu hören bekam, teils selbst verfasste. Zusammen analysieren und demonstrieren sie den rhetorischen Bauplan sogenannter Weisheiten und deren manipulatives Potenzial.

Die Abschlusslektion «Das Grössere ist das Kleinere und das Kleinere ist das Grössere» scheint zu behaupten, dass in Wirklichkeit gegenteilige Verhältnisse zu den sichtbaren (Macht-)Verhältnissen vorliegen: Folgerichtig, wenn man bedenkt, dass der Lehrer ohne die stützende Funktion des Schülers handlungsunfähig wäre. Oder handelt es sich um ein heimtückisch konstruiertes Paradoxon, dessen verführerische Anti-Logik den Zögling davon überzeugen will, sich mit seiner machtlosen Lage zufriedenzugeben? Nach dieser Abschlusslektion verschwindet der Lehrer und lässt den Schüler orientierungslos zurück, die Rückkehr seines Meisters herbeisehnend. Ein kolossaler Brief öffnet sich. Heraus kommt, statt des ersehnten Machtworts aus der Ferne, ein Bild des vergeblichen Wartens – der Schüler als im Warten zu Stein gewordene Liegefigur auf einem Sarkophag. Der Briefinhalt deutet an, dass in Wahrheit nie ein Brief eingetroffen ist. Indessen ersetzt das steinerne Abbild den wartend liegenden Schüler, der durch eine seitliche Klappe im Sarkophag entwischen kann. In diesem Schlussbild eröffnet sich die Ambiguität zwischen dem Bedürfnis nach geistiger Anleitung und dem fortwährenden Wunsch, sich davon zu emanzipieren. Die Meister-Schüler-Beziehung, die in «The Teacher» von Männern verkörpert wird, rekurriert auf die Autoritätsgeschichte, die als gesellschaftliches Ordnungsprinzip und Beziehungsmuster männlich geprägt ist. Dass eine Frau den patriarchalen Sprechakt – den Logos – übermittelt, bewirkt eine Brechung, durch die eine kritische Distanz entsteht.

Die zwölf grossen Gemälde, welche die Lektionen begleiten, spielen mit dem Genre des Schaubildes. Die dargestellten Arrangements von Gegenständen und Bildpersonal scheinen Kausalitäten und Bedingungsverhältnisse zu veranschaulichen. Diesem Mitteilungscharakter, der einlädt, zu verstehen, wirkt jedoch eine kompositorische Geschlossenheit mit phantastischen Landschaften entgegen. Analog zu den Texten, mit denen sie korrespondieren, erzeugen sie ein Gefühl des Beinahe-Begreifens. Die Bildfindungen gehen aus einer langjährigen Praxis der elaborierten Bleistiftzeichnung hervor, die eine im Obergeschoss des Cabaret Voltaire ausgestellte Serie veranschaulicht. Stilistisch verbinden sowohl die Gemälde als auch die Zeichnungen u. a. Elemente des Mittelalters mit solchen des Surrealismus der 1960er- und 70er-Jahre und zeugen von dem breiten Spektrum an Bezugsquellen, mit denen die auch als Kunsthistorikerin ausgebildete Künstlerin arbeitet. Eine Referenz ist beispielsweise das psychedelische Künstlerbuch Codex Seraphinianus (1981, Luigi Serafini), das in seiner enzyklopädischen Herangehensweise die mittelalterliche Diagrammatik zum Vorbild hat.

Im Hinblick auf das historische Erbe des Cabaret Voltaire findet Scherers Werk vielschichtig Anschluss. Mit der Zusammenführung von Gemälden, Puppenspiel, Skulptur, Bühnentechnik, Musik und Text führt die Künstlerin die Tradition des Gesamtkunstwerks fort. Scherer berührt aber auch weitere Kernthemen von Dada Zürich: Sie veranschaulicht und verdreht autoritäre Beziehungen, sei es in der Sprache, den Gesten oder der visuellen Vermittlung. Die Didaktik erkennt sich irrwitzig.

Im Cabaret Voltaire wird die Installation zur Operette während der gesamten Ausstellungsdauer zu sehen sein. Zur Eröffnnung am 2. Oktober, zur Matinée am 3. Oktober sowie wenn möglich am Ende der Ausstellung belebt Agnes Scherer die Inszenierung gemeinsam mit Tobias Textor (Musiker/Berlin), Soya Arakawa (Performer/Düsseldorf) und Claudia Barth (Performerin und Aktivistin/Zürich). Ergänzend zur Ausstellung im Erdgeschoss ist zudem eine Serie grosser Bleistiftzeichnungen der Künstlerin aus den Jahren 2017–2019 im Obergeschoss zu sehen.

«The Teacher» wurde erstmals im April und Mai 2019 im Berliner Projektraum Kinderhook & Caracas, kuratiert von Sol Calero und Christopher Kline, gezeigt.


Biografien

Agnes Scherer (*1985 in Lohr am Main, Deutschland) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Kunstgeschichte in Tübingen und Wien sowie Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf. 2019 gewann sie den Berlin Art Prize. Zuletzt war ihre Arbeit in Gruppenausstellungen zu sehen, u. a. in der Galerie ChertLüdde (Berlin, 2019) und dem Kunstverein Düsseldorf (Düsseldorf, 2019) sowie in den Einzelausstellungen «Coeurs Simples», Galerie Sans Titre (Paris, 2020); «Orlando Tussaud», Philipp Haverkampf Galerie (Berlin, 2019/20); «The Very Hungry», Horse & Pony (Berlin, Berlin Art Prize Finalist*innenausstellung 2019); «The Teacher», Kinderhook & Caracas (Berlin, 2019) und «Cupid and the Animals», Tramps (New York, 2018 und London, 2017). «The Teacher» wurde erstmals im April und Mai 2019 im Berliner Projektraum Kinderhook & Caracas, kuratiert von Sol Calero und Christopher Kline, gezeigt. www.agnesscherer.de

Die Karriere des multidisziplinären Künstlers Soya Arakawa (* 1984 in Hamamatsu, Japan) umfasst langjährige Aktivität im Bereich Performance – darunter Soloperformances in Eigenregie sowie immer wieder Kollaborationen, in denen er als Sänger, Tänzer sowie als Instrumentalist agiert. Sein Beitrag zu «The Teacher» schöpft aus tiefgreifenden Kenntnissen der Puppenspielkunst, mit denen er sich auch in seiner eigenen jüngeren Arbeit intensiv beschäftigt. Zu seinen letzten Projekten gehört die Performance Crystals in der Market Gallery, Glasgow (Februar 2020) und Passacaglia della Vita, gemeinsam mit der Gruppe SPINE (zu der auch Claudia Barth gehört), in der Simultanhalle Köln (September 2020). Soya Arakawa lebt in Krefeld, Deutschland. www.tacolv.org

Die Musik für «The Teacher» wurde von Tobias Textor (* 1986 in Siegen, Deutschland) komponiert. Der in Berlin lebende Musiker kultiviert eine experimentelle Haltung und schafft Musik als spontane Reaktion auf soziale und materielle Umwelten. Seine jüngeren Arbeiten umfassen neben «The Teacher» die Vertonung einer Malperformance von Gregor Hildebrandt, gemeinsam mit Christopher Schmidt (2018), sowie gemeinsam mit Ornella Balhi Kompositionen für die zurzeit entstehende Operette The Salty Testament. 2020 entwickelte er im Rahmen der Künstlerresidenz im Freiraum der Tanzkompanie Ben J. Riepe in Düsseldorf Musik im Zusammenhang mit Zeichnung. Für «The Teacher» hat Textor ein Perkussion-Set aus Gongs und Holzschlaginstrumenten zusammengestellt, die grösstenteils Theaterkontexten entstammen. Durch seine unkonventionelle Herangehensweise an diese Instrumente entlockt er ihnen neue und spannende Soundqualitäten. https://www.instagram.com/tobi...

Im Mittelpunkt der Arbeit Claudia Barths (* 1987 in Herrliberg, Schweiz) steht eine auf Bewegung und Sprechakte konzentrierte Performancepraxis. Aus ihrer gesellschaftlich und politisch engagierten künstlerischen Aktivität gehen ausserdem Videoarbeiten, bildhauerische Werke und grosse Scherenschnitte hervor. 2019 brachte Barth am EinTanzhaus Mannheim das Langzeitprojekt Eu-você, eine Zusammenarbeit mit ihrer Schwester Isabelle Barth und brasilianischen Künstler*innen, zum Abschluss. Teil dieses Projekts sind auch die Videoarbeiten every smell a thousand memories, die ebenfalls 2019 in der Raum*station Zürich gezeigt wurden, sowie die Performance Eu não falo português – Ich spreche kein Portugiesisch, die dieses Jahr als Abschlussarbeit an der HKB Bern online zu sehen ist. Ende Oktober 2020 wurde Claudia Barth ausserdem im Rahmen des Performancepreises Schweiz in Genf nominiert. Für «The Teacher» performt sie als Rezitatorin. www.barthclaudia.com, https://cap-common-ground.ch/a...

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Angespannte Latenz

Bis zum 30. April sind im Cabaret Voltaire drei grosse Zeichnungen zu sehen. Eine von ihnen, Gegenstände, ist Agnes Scherer zugeschrieben. Die beiden anderen stellen ihre Entstehung durch Scherers Hand – durch jegliche Hand – in Abrede: Inaktiver Zeichenarm und Inaktiver Zeichenarm mit Motiven, die ohne dessen Zutun entstanden zeigen untätige Arme neben verloren wirkender Figurationen. Zusammenhangslose Motive schwirren unerlöst in einem beschädigten Rahmenwerk aus Zaumzeug, dem es offensichtlich misslang, sich zu einem Foulard à la Hermès zu entfalten. Sechs gestrandete Robben versuchen durch Nachahmung der Silhouette des in einer Barke vorbeiziehenden Zeichenarmes zu diesem einen zumindest formalen Bezug aufzubauen. Vergleichbar dem herrenlosen Theaterstückpersonal in Pirandellos «Sechs Personen suchen einen Autor» befindet dieser Motivreigen sich in einer Art Fegefeuer der nur partiell anerkannten Existenz. Zugleich reflektieren die 2017 in schleppender Genesung nach einer Lungenentzündung entstandenen Zeichnungen merkwürdig treffend den heute durch das Pandemiegeschehen herrschenden Zustand angespannter Latenz. Die rätselhafte Bildsprache ihrer Bleistiftzeichnungen, die in Scherers Arbeit eine Kernpraxis darstellen, offenbart sich als Quelle der verwirrenden Schaubilder ihrer Operette/Ausstellung «The Teacher», die derzeit im Ausstellungsraum zu sehen ist. Vor der Kameralinse ziehen die sacht ausgeführten Papierarbeiten sich meist in einen nebulösen Schleier zurück, der die fotografische Reproduktion einer unscharfen Erinnerung angleicht. So zirkulieren sie hauptsächlich in einer Cloud der inneren Bilder, der sie entstiegen sind.



Die Aufführung zur Finissage im Mai 2021 kann aufgrund von Covid-19 nicht stattfinden.

Ausstellungsansicht «Emmy Hennings / Sitara Abuzar Ghaznawi», mit Werken von Emmy Hennings und Sitara Abuzar Ghaznawi. Photo: Cabaret Voltaire, Gunnar Meier

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Emmy Hennings (1885–1948) war mit Hugo Ball Mitbegründerin der Künstlerkneipe und wohl die präsenteste Figur im Cabaret Voltaire. Dass sie als Schriftstellerin und Künstlerin wenig Beachtung bekam, hat unterschiedliche Gründe. Vielleicht wegen ihrer eigenständigen Sprache, des Unbehagens im Umgang mit ihrem Katholizismus; zudem fehlt ihre Spur in der männlich geprägten Dada-Historisierung. Erst in jüngster Zeit bekommt Hennings Anerkennung, und zwar über die Rolle des Kabarett-Sterns hinaus. Wer ihre Romane, Gedichte und Artikel liest, begegnet einer Frau, für die das Schreiben Überlebensstrategie war. Scharfsinnig analysiert sie die Existenz und inszeniert sich als «Vielfaches». Die Ausstellung nimmt ihr Oeuvre ernst und zeigt, dass Kontinuitäten im Gesamtwerk zu erkennen sind. So liegen Ekstase und Glaube nahe beieinander, Gefangenschaft und Freiheit ziehen sich durch ihr Schaffen. Motive wie die Rose sind im Werk wiederkehrend. Erstmals können unter anderem die Glasmalereien aus den letzten Lebensjahren in einer Ausstellung betrachtet werden. Ihnen wurde in der bisherigen Rezeption wenig Anspruch auf Kunst zugeschrieben.

Hennings' Schriften und Malereien treten im Cabaret Voltaire in einen assoziativen Dialog mit den Arbeiten von Sitara Abuzar Ghaznawi (*1995). Die junge Künstlerin inszeniert die literarischen und künstlerischen Werke Hennings in Vitrinen, die zugleich als Skulpturen zu verstehen sind. Das Ausstellungsdisplay als Ort der Begegnung und als Brennpunkt normierter Vorstellungen ist Teil ihrer künstlerischen Fragestellungen. Ghaznawi legt ihr Augenmerk auf Machstrukturen, Möglichkeiten der Teilhabe, Formen von Ästhetik, Handwerk und Wissen. Sie befragt ihre Umwelt aus einer Position zwischen Autonomie und Abhängigkeit, Privatsphäre und Öffentlichkeit, Kollektivität und Individualität. Charakteristisch an ihrer formalen Sprache ist das Selbstgemachte und die Verwendung alltäglicher, oft als wertlos taxierter Materialien. Die Werke wirken fragil und poetisch zugleich. Auch die Wiederholung teilt Ghaznawi mit Hennings; so kehren bestimmte Sujets wie Blumen, Materialien und Muster wieder. Sie resultieren aus ihrer Auseinandersetzung mit sozialisiertem Geschmack und zirkulierenden Motiven.

Die Ausstellung partizipiert am aufflackernden Interesse an Emmy Hennings' Schaffen. Am 7. Februar 2020 eröffnete eine Ausstellung in Pirmasens. Des Weiteren läuft unter anderem an der Universität Basel das Forschungsprojekt Aura und Effizienz in Emmy Hennings Werk.

Emmy Hennings, 1885 in Flensburg/D geboren, 1948 in Soregno bei Lugano gestorben, war Schriftstellerin, Schauspielerin, Kabarettistin und Mitgründerin des Cabaret Voltaire sowie der Galerie Dada. Zu Lebzeiten wurden u.a. folgende Schriften publiziert: Die letzte Freude (1913), Gefängnis (1919), Das Brandmal. Ein Tagebuch, (1920), Helle Nacht (1922), Die Geburt Jesu (1932), Der Kranz (1939). Sie schrieb aber auch für Magazine sowie Zeitungen (u.a. Revoluzzer) und malte.

Sitara Abuzar Ghaznawi, 1995 in Ghazni/ Afghanistan geboren, lebt und arbeitet in Obwalden und Zürich. Sie erlangte 2019 ihren Bachelor an der Zürcher Hochschule der Künste und stellte unter anderem in folgenden Gruppenausstellungen aus: Galerie Maria Bernheim (Zürich, 2019), Fri Art (Fribourg, 2019), Museum im Bellpark (Kriens, 2019), Édouard Montassut (Paris, 2019), Material Art Fair (New Mexico City, 2019). Einzelausstellung: Luma Westbau|schwarzescafé (Zürich, 2019).


Courtesy Werke Sitara Abuzar Ghaznawi: Die Künstlerin
Courtesy Objekte Emmy Hennings: Schweizerisches Literaturarchiv, Universitätsbibliothek Basel, Schweizerisches Bundesarchiv und Zentralbibliothek Zürich

Wir danken dem Schweizerischen Landesmuseum für das Materialsponsoring.

Eröffnung: 30. April 2022, 18:00–03:00
Ausstellungsdauer: 30.04.2022–09.30.2023

Den vollständigen Ausstellungstext finden Sie hier.

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Im Eingangsbereich befindet sich neu eine Bar, die jeweils für ein Jahr von einer künstlerischen Position bespielt wird und das Haus zur Münstergasse hin öffnet. In ihrer Bezeichnung «Künstler*innenkneipe» referiert die Bar auf den ursprünglichen Namen des Cabaret Voltaire: Die Dadaist*innen eröffneten ihren Kunstraum 1916 ursprünglich als «Künstlerkneipe Voltaire». Mit dem Genderstern wird die Setzung aktualisiert, die Verschränkung von Kunst und Gastronomie aber weitergetragen. Das Cabaret Voltaire lädt Menschen ein, sich ohne museale Absperrungen inmitten von Kunst zu begegnen.

Den Anfang macht Ilaria Vinci (*1991) mit ihrer Ausstellung «Phoenix Philosophy Café». Vinci erforscht in ihrer Praxis das, was sie als «Zone der Fantasie» bezeichnet: Der Bereich in der menschlichen Psyche, in dem sich Selbst- und Weltwahrnehmung treffen und verschwimmen. Die Künstlerin geht der Frage nach, was Realität ausmacht und wie Menschen kommunizieren und imaginieren. Dazu schafft sie Installationen, kreiert Requisiten und Schriftzüge, die sich visuellem und sprachlichem Vokabular bedienen, beim Alltäglichen ansetzen, immer aber ins Phantastische kippen.

Für «Phoenix Philosophy Café» ging Ilaria Vinci von einer besonderen Form von Feuerstelle aus, die ihren Ursprung in Süditalien um 1900 hat: Eine Art Wohnnische, in der sich Menschen versammeln, Geschichten austauschen, debattieren, essen, trinken oder zusammen spielen. Die teilweise leicht angebrannten Möbel, die die Künstlerin für die Ausstellung durch gekonnte malerische Effekte schuf, unterstreichen diese Referenz. In Grautönen gehalten, wirken die Tische und Stühle allerdings leicht entrückt, wie aus einem alten Schwarzweiss-Film. Ganz im Kontrast dazu erinnern die buntflackernden Flammen im Hintergrund an Tiffany-Leuchten, eine spezielle Technik der Glasverarbeitung im Jugendstil. Die Feuerstelleästhetik – dazu gehören auch die von Vinci designten Ziegelsteinkissen in digitaler Ästhetik – kippen mit den Lampen in eine avantgardistische Grand-Café-Atmosphäre. Sowohl die Feuerstelle als auch das Café sind Orte der Begegnung und des Austausches, wobei dem Feuer eine spezielle ästhetische und soziale Kraft zukommt.

Um das Lagerfeuer herum zeigen sich individuelle Gesichter und Gedanken besonders nuanciert, dann verschwinden sie in einem kollektiven Schattenspiel. Flammen fesseln, sie beruhigen, sie wühlen auf. Im lodernden Feuer finden oder verlieren sich Blicke. Die Feuerstelle (und auch das Café) scheint ein Ort zu ein, an dem sich existentialistische Fragen besonders offenbaren: also Auseinandersetzungen mit gelebten Erfahrungen und die Sicht auf ein Individuum als etwas, das in seinem Wesen nicht vorbestimmt ist, sondern erst zu dem wird, was es ist, indem es sich selbst schafft – abhängig von den Situationen, in welchen sie sich wiederfinden. Die grosse gestische Acrylmalerei, teilweise in Airbrush-Technik, in der Nische an der hinteren Wand deutet auf solche Gedankenspiele an.

An der linken unteren Bildhälfte befinden sich drei brennende Kerzen, die mal klarer, mal abstrakter als «I» (deutsch «Ich») gelesen werden können. Spätestens ausgelöst wird diese Assoziation, wenn der Blick auf die vielen Buchstaben «I» schweift, die an ein konkretes oder dadaistisches Gedicht erinnern. Die Wiederholungen von «I» als «Ich» lösen unterschiedliche Gedankenketten aus. Beispielsweise zur gegenseitigen Abhängigkeit der vielen einzelnen Ichs, wodurch die Frage aufkommt, wo das kollektive «Wir» stehen soll. Als deutschsprechende Person führt die Aussprache des englischen «I» absurderweise zum «Ei» (engl. «egg»), das den Schwerpunkt des Gemäldes bildet. Im Gegenüber des in Flammen stehenden Eies und der Kerzen liegt die Überlegung nahe, dass weniger Vergänglichkeit, sondern die Auseinandersetzung mit Lebens- und Gedankenzyklen dem Bild zugrunde liegen. Vinci schafft eine Bildsituation, die sich jeden Moment ändert, ein Transformationsprozess, bei dem nicht klar ist, ob bald etwas Neues aus dem Ei schlüpft oder ausgebrannte Schalen zurückbleiben.

Das brennende Ei auf dem Nest ist eine Referenz an die mythologische Figur des Phönix, die sich in der Ausstellung immer wieder erkennen lässt, etwa auf beiden flankierenden Säulen der Kaminkonsole. Phönix ist die Geschichte eines fabelhaften Vogels, angeblich gross wie ein Adler, mit scharlachrotem und goldenem Gefieder, der sich mit wohlklingenden Schreien mitteilte. Als sich das Leben des Vogels dem Ende zuneigte, baute er sich in der Sonnenstadt Heliopolis ein Nistplatz aus duftenden Zweigen und Gewürzen, zündete das Nest an und verbrannte in den Flammen. Aus dem Scheiterhaufen stieg ein junger Phönix hervor, weshalb die Geschichte zur Metapher für Wiedergeburt und Resilienz wurde. Die Redewendung «wie Phönix aus der Asche» steht aber auch für den Zusammenbruch eines alten Systems und das Aufkommen alter Werte im neuen Gewand – im Dada-Haus und dem Kontext damaliger und aktueller Ereignisse eine bemerkenswerte Referenz.

Eine weitere Bezugnahme ist die Sage des Prometheus, eine der bekanntesten literarischen Figuren. Auch in dieser Geschichte kommt dem Feuer eine wichtige Rolle zu, wenn es um die Handlungsmacht der Menschen geht. Prometheus gilt als Feuerbringer und Kulturbringer, als Begründer menschlicher Zivilisation. Je nach Interpretation gilt er als mutiger Rebell gegen unterdrückende Narrative oder als fortschrittsgläubige Übersteigerung des Menschen.

Die Ausstellung von Vinci ist kein Ort traditioneller Kontemplation von Kunstwerken, sondern auch eine Sitzecke, in der Menschen mit unterschiedlichen Geschichten zusammenfinden und miteinander interagieren; sich selber und andere entdecken. Es geht um den Prozess der Gedankenbildung, der Mitteilungsform und (existentialistisch gedacht) um Momente der Entscheidungen. Vielleicht kann auch der Kunstraum als ein solcher Brutkasten verstanden werden: In der Auseinandersetzung mit grossen, existentiellen und zeitübergreifenden Fragen reifen Impulse für Veränderungen.

Neben der Tatsache, dass die Ausstellung auch Bar ist, ziehen sich Vincis Eingriffe in weitere Bereiche des Betriebs: Zur Ausstellung gehört beispielsweise der Cocktail «Smoky Tear», ein rauchiges Getränk mit Smoke Bubbles, und immer wieder sollen Soireen und diverse Aktivierungen stattfinden: Lesungen, ein gemeinsames Schachspielen oder ein Filmabend sind geplant. In «Phoenix Philosophy Café» verschwimmen Kunsterfahrung und Gastronomie, Ausstellung und Veranstaltungen.

Zur Eröffnung am 30. April 2022 findet die erste Rahmenveranstaltung statt, die auch den Gewölbekeller und den Historischen Saal einnimmt, den Blick auf die neuen architektonischen Eingriffe aber trotzdem zulässt. Phönix zieht von Raum zu Raum, entfacht Feuer, das wieder erlischt und an einem anderen Ort entzündet. Den ewigen Kreislauf weiterdenkend, widmen sich die Beiträge unter anderem dem Sampling und der Wiederholung mit Differenz als künstlerische Praxis. Entsprechend dem verbindenden und zerstreuenden Gedanken des Feuers – und dem dadaistischen Erbe folgend – versammeln sich im Haus unterschiedliche Klänge und Bewegungen. Die Performance «When Darkness», die als Teil der Ausstellung zu verstehen ist, setzt sich zusammen aus einem Live-Soundpiece von Rafal Skoczek und Jamira Estrada, das als Soundtrack zur Ausstellung «Phoenix Philosophy Café» bestehen bleibt, und einer Tanzperformance der Gruppe Stay Kids (mit Ave, Sunny, Tiny, Mary, Anaïs, Arun und Milo) mit Kostümen von Ronja Varonier.

Wir danken Serena Scozzafava für die Hilfestellung bei der Produktion der Textilien, die als Kissenbezüge benutzt werden.

Diese Ausstellung und das Begleitprogramm werden von der Fondation Jan Michalski, der Else v. Sick Stiftung, der Stadt Zürich und dem Kanton Zürich unterstützt.

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Ilaria Vinci, Miss Phoenix, 2022

Eröffnung: 25. August 2023, 18:00.

Im Eingangsbereich befindet sich eine Bar, die jeweils für ein Jahr von einer künstlerischen Position bespielt wird und das Haus zur Münstergasse hin öffnet. In ihrer Bezeichnung «Künstler*innenkneipe» referiert die Bar auf den ursprünglichen Namen des Cabaret Voltaire: Die Dadaist*innen eröffneten ihren Kunstraum 1916 ursprünglich als «Künstlerkneipe Voltaire». Das Cabaret Voltaire lädt Menschen ein, sich ohne museale Absperrungen inmitten von Kunst zu begegnen.

Vom 25. August 2023 bis Ende Juli 2024 richtet Monster Chetwynd in der Künstler*innenkneipe die Ausstellung «Head-Less-Ness» aus. Die Künstlerin interessiert sich für das Maskenhafte und das Karnevaleske, setzt Humor und das Groteske als als bewusstseinserweiternde Mittel ein. Chetwynds Werke, seien es überschwängliche Performances oder malerische Installationen, strotzen vor optimistischer Absurdität und hintergründiger Komik, sind für jeden verständlich und doch reich an kulturellen Bezügen. Mit dem Do-it-yourself-Charakter, der Prozesshaftigkeit und dem Humor knüpft Chetwynd mit ihrer Kunst an das Erbe von Dada.

Monster Chetwynd (*1973, London) lebt und arbeitet in Zürich. Sie erhielt 1994 einen Bachelor-Abschluss in Sozialanthropologie und Geschichte vom University College London und 2004 einen Master-Abschluss in Malerei vom Royal College of Art. Sie hat international performt und ausgestellt, u.a. in der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT (2023); Konsthall C, Stockholm (2021); De Pont, Tilburg, Niederlande (2019); Villa Arson, Nizza (2019); Tate Britain, London (2018); CCA Centre for Contemporary Arts, Glasgow (2016); Bergen Kunsthall, Bergen (2016); und Bonner Kunstverein (2016). Im Jahr 2012 wurde sie als erste Performance-Künstlerin für den Turner Prize nominiert. Das Spiel mit Erwartungen und Normen in der Kunst spiegelt sich auch im Namen der Künstlerin wider: Früher als Spartacus und Marvin Gaye Chetwynd bekannt, nennt sie sich seit 2018 Monster.

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Dada-Vitrine mit Exponaten aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich im Gewölbekeller

Im Gewölbekeller befindet sich neu eine klimasichere Vitrine, in der jeweils für zwei bis drei Monate ausgewählte Originaldokumente aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich ausgestellt sind. Gemeinsam mit dem Kunsthaus Zürich werden die Exponate ausgewählt. Dass nur wenige Dokumente gezeigt werden, ermöglicht einerseits eine konzentrierte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Objekten. Andererseits können durch die Isolierung präzise Fragen zur Rezeptions- und Sammlungsgeschichte von Dada gestellt werden. Des Weiteren treten die Exponate so in einen Dialog mit den Ausstellungen im Gewölbekeller. Historische Dokumente und dadaistische Strategien treffen auf zeitgenössische Themen und Fragestellungen.

Für die Ausstellung «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend» werden neben Originaldokumenten aus der Sammlung des Kunsthauses auch Exponate aus den Sammlungen des ZHdK-Archiv und des Museums für Gestaltung gezeigt.

Exponate Slot 4 (24.01.2023–30.04.2023)

–Sophie Taeuber-Arp, König Hisch: Entwurf für ein Bühnenbild, 1918, Wachsstift und Bleistift auf Papier, auf Karton, 9,5
x 16,5 cm, Sammlung Museum für Gestaltung/ Zürcher Hochschule der Künste, Grafiksammlung
–Ausstellungskatalog, 12. Jan. bis 5. Febr. 1919, 1919, 19,3 x 12,8 cm, Kunsthaus Zürich, Bibliothek
–Hans Arp, Der Zeltweg, 1919, 30,9 x 22,3 cm, Kunsthaus Zürich, Bibliothek
–Sophie Taeuber-Arp, Blanche Gauchat Unterrichtsdokumentation Zeichnen für textile Berufe. Anleitung zum Unterricht im Zeichnen für textile Berufe, 1927, Print, Broschüre, 25 x 20.5 cm, 19 Seiten, 33 Blätter (19 Seiten Text und 33 Bilder), ZHdK-Archiv

Dada-Vitrine mit Exponaten aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich im Gewölbekeller

Im Gewölbekeller befindet sich neu eine klimasichere Vitrine, in der jeweils für zwei bis drei Monate ausgewählte Originaldokumente aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich ausgestellt sind. Gemeinsam mit dem Kunsthaus Zürich werden die Exponate ausgewählt. Dass nur wenige Dokumente gezeigt werden, ermöglicht einerseits eine konzentrierte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Objekten. Andererseits können durch die Isolierung präzise Fragen zur Rezeptions- und Sammlungsgeschichte von Dada gestellt werden. Des Weiteren treten die Exponate so in einen Dialog mit den Ausstellungen im Gewölbekeller. Historische Dokumente und dadaistische Strategien treffen auf zeitgenössische Themen und Fragestellungen.

Für die Ausstellung «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend» werden neben Originaldokumenten aus der Sammlung des Kunsthauses auch Exponate aus den Sammlungen des ZHdK-Archiv und des Museums für Gestaltung gezeigt.

Exponate Slot 3 (14.10.2022–17.01.2023)

–Sophie Taeuber-Arp, Composition, Blatt aus der «Allianz- Mappe» 5 constructionen + 5 compositionen, herausgegeben von Max Bill im allianz-verlag, Zürich, 1941 Farblithografie auf Papier, Blattmass: 31.9 x 30.5 cm, Passepartout: 65 x50 cm, Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung (seit 1942)
–Sophie Taeuber-Arp, Baumcollage, 1918, Papier, Collage: 16 x 10 cm, Passepartout: 50 x 35 cm, Sammlung Museum für Gestaltung
–Sophie Taeuber-Arp, Unbekannte*r Fotograf*in, Fotografie von Sophie Taeuber-Arps Fresco aus dem Zürcher Dada Pantheon, um 1920, Silbergelatineabzug, Blattmass: 11,6 x 15.8 cm, Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung (seit 2017)
–Sophie Taeuber-Arp, Blanche Gauchat, Unterrichtsdokumentation Zeichnen für textile Berufe. Anleitung zum Unterricht im Zeichnen für textile Berufe, 1927, Print, Broschüre, 25 x 20.5 cm, 19 Seiten, 33 Blätter (19 Seiten Text und 33 Bilder), ZHdK-Archiv


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Dada-Vitrine mit Exponaten aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich im Gewölbekeller

Im Gewölbekeller befindet sich neu eine klimasichere Vitrine, in der jeweils für zwei bis drei Monate ausgewählte Originaldokumente aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich ausgestellt sind. Gemeinsam mit dem Kunsthaus Zürich werden die Exponate ausgewählt. Dass nur wenige Dokumente gezeigt werden, ermöglicht einerseits eine konzentrierte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Objekten. Andererseits können durch die Isolierung präzise Fragen zur Rezeptions- und Sammlungsgeschichte von Dada gestellt werden. Des Weiteren treten die Exponate so in einen Dialog mit den Ausstellungen im Gewölbekeller. Historische Dokumente und dadaistische Strategien treffen auf zeitgenössische Themen und Fragestellungen.

Exponate Slot 2 (19.07.2022–25.09.2022)

Fotografie Han Corray, um 1928, Kunsthaus Zürich, Bibliothek, Geschenk Hans Bollinger
Katalog Eröffnungsausstellung Galerie Corray, Basel, Zürich, 1916/1917, 1916, Kunsthaus Zürich, Bibliothek
Der Ararat. Glossen, Skizzen und Notizen zur Neuen Kunst, 1921, Ausgabe 7, Kunsthaus Zürich, Bibliothek, (seit 2018)
Der Ararat. Glossen, Skizzen und Notizen zur Neuen Kunst, 1921, Ausgabe 1, Kunsthaus Zürich, Bibliothek, (seit 2018)

Dada-Vitrine mit Exponaten aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich im Gewölbekeller

Im Gewölbekeller befindet sich neu eine klimasichere Vitrine, in der jeweils für zwei bis drei Monate ausgewählte Originaldokumente aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich ausgestellt sind. Gemeinsam mit dem Kunsthaus Zürich werden die Exponate ausgewählt. Dass nur wenige Dokumente gezeigt werden, ermöglicht einerseits eine konzentrierte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Objekten. Andererseits können durch die Isolierung präzise Fragen zur Rezeptions- und Sammlungsgeschichte von Dada gestellt werden. Des Weiteren treten die Exponate so in einen Dialog mit den Ausstellungen im Gewölbekeller. Historische Dokumente und dadaistische Strategien treffen auf zeitgenössische Themen und Fragestellungen.

Exponate Slot 1 (20.05.2022–18.07.2022)

–Das Neue Leben. Erste Ausstellung, Kunsthaus Zürich, 1919, Zürich Ausstellungsheft, 16 Seiten, Kunsthaus Zürich, Bibliothek (seit 1919)
–Hans Richter, Portrait Heinrich Coray (Han Corray), 1917, Grafitstift auf kariertem Papier, Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung (seit 1980)
–Tristan Tzara, Vortrag, Januar 1917, Galerie Corray, Zürich, Kunsthaus Zürich, Bibliothek, (seit 1980)

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In der Dada-Bibliothek wird eine Arbeit des Künstlers Stefan Burger (*1977) gezeigt. Burger präsentiert zwei den Raum und bestenfalls die Gemüter erhellende Leuchtenobjekte. Die Skulpturen aus gegossenem Glas und Aluminium setzen Burgers 2020 im Cabaret Voltaire begonnene Auseinandersetzung mit Kunst als Gebrauchsgegenstand fort. Die Begrifflichkeiten, mit welchen sich die Skulpturen attributieren lassen, schwanken munter zwischen hübsch und hässlich, pedantisch und rotzig, dekorativ und nützlich, ekelhaft und erotisch. Es sind hybride Anlagen oder Kippfiguren, die je nach Betrachtung zu einer unterschiedlichen Qualität oder Deutung neigen und mit Zierrat und Funktion umgehen. Einige Formreferenzen ergeben sich aus dem Arbeitsvorgang: Wenn flüssiges Glas miteinander verbunden wird, hängt es stets zu Boden. Brezel und Böppel (ganz in der Tradition von Bollen und Bölleli) dienen als ornamentale Wiederholungen, entspannt bedeutungsarm und dennoch entfernt mit eklektischen Zierstrategien wie der barocken Rocaille verwandt. Die Trägerstruktur der Leuchte wiederum, eine ehemalige Leiter, entstammt dem Zürcher Kanalisationssystem und wurde ursprünglich gewaltsam aus einem dort hinunterführenden Schacht entrissen. Eigentlich als Ein- und Ausstiegshilfe angelegt, erfreut sich der Schachttritt nun neuen Aufgaben als Leselampe und Ambiente prägendes Objekt. Die Arbeit mit flüssigem Glas involviert Farben von intensiver Leuchtkraft, welche dank ihrer keramischen Natur unverwüstlich heiter weiter leuchten. Auch die Namen der benutzten Farbpalette «Narcissus, zentrales Höhlengrau, Erbse, Flamingo» (I&II) denkt der Künstler als Fröhlichkeitsverstärker: eine Einladung also zum guten Mute.

Den vollständigen Text über die Bibliothek und die Werke von Stefan Burger finden Sie hier.

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Vorschau

1982 kuratierten Laura Mulvey und Peter Wollen die Ausstellung «Frida Kahlo and Tina Modotti» in der Whitechapel Gallery in London, die anschließend nach Berlin, Hannover, Hamburg, Stockholm, New York und Mexiko-Stadt reiste. In den Galerieräumen wurden die Werke der damals noch recht unbekannten mexikanischen Malerin Frida Kahlo und der italienischen Fotografin Tina Modotti einander gegenübergestellt und als frühe Beispiele eines politischen Modernismus zweier kraftvoller Künstlerinnen gezeigt, die im Gefolge der mexikanischen Revolution arbeiteten. Begleitend zur Ausstellung drehten Wollen und Mulvey einen essayistischen Dokumentarfilm. Vierzig Jahre nach der Whitechapel-Ausstellung zeigt das Cabaret Voltaire ausgewähltes Material aus diesem Kontext. Fotografien, Texte, Tonaufnahmen und der Dokumentarfilm von Mulvey und Wollen beleuchten den kulturellen Kontext der 1980er Jahre. Die kleine Ausstellung ist vom 1. November bis zum 13. November im Historischen Saal zu sehen.

Am 8. November wird die Filmwissenschaftlerin Laura Mulvey anlässlich ihres ersten Besuchs in Zürich auf die Ausstellung zurückblicken, um die Ziele und ästhetischen Entscheidungen der kuratorischen Arbeit zu reflektieren; sie wird auch über die praktischen und theoretischen Prozesse sprechen, die zur Umsetzung der Ausstellung in den filmischen Raum führten.

Die Ausstellung ist Teil der Veranstaltung «Images and Afterimages. Laura Mulvey in Zürich» organisiert durch das Seminar für Filmwissenschaft. Mehr Infos

Laura Mulvey und Peter Wollen, «Frida Kahlo & Tina Modotti», 1982, Filmstill

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«[not] here» – eine Ausstellung und Soireen von Sarah Burger und Felipe Ribeiro
03.09.22–18.09.22

Veranstaltungen:
03.09.22, 18:00–02:00: LANGE NACHT der Zürcher Museen
06.09.22: Soiree «[not] here», Ausstellungseröffnung (ab 18:00) und Dialogue (20:00) zwischen Sarah Burger und Felipe Ribeiro
13.09.22, 20:00: Soiree «[not] here», musikalische Vertonung der ausgestellten Werke mit Dimitri Howald

Sarah Burger (Zürich) und Felipe Ribeiro (Rio de Janeiro) lernten sich während eines Workshops kennen, bei dem Ribeiro Dinge sammelte, die von verschiedenen Personen mitgebracht wurden, um die Objekte zu Erde zu verarbeiten und eine «gemeinsame Basis» zu schaffen. Burger und Ribeiro entdeckten ein geteiltes Interesse an Tektonik, Erd- und Steinformationen sowie an Landschaften und Geografien, die neue Zugänge zu Geschichte und Zeit ermöglichen. Die Idee, dass ein künstlerischer Austausch für beide fruchtbar sein könnte, entstand. Das Cabaret Voltaire war schon immer ein Ort des künstlerischen Austauschs, der internationalen Zusammenarbeit und des Experimentierens mit neuen Formen der Begegnung. Dieses historische Versprechen bot einen passenden Rahmen für den Dialog zwischen Burger und Ribeiro, der sich entlang von Reflexionen und Aneignungen von Materialeigenschaften, Erzählungen und Geschichten entfaltet. Schnell wurde deutlich, dass ihre Zusammenarbeit nicht nur aus dem Austausch von gemeinsam vereinbarten Vorschlägen bestand, sondern auch aus dem Kennenlernen des jeweils anderen als jemand, der anders arbeitet, reflektiert, assoziiert und artikuliert. Der gemeinsame Fokus liegt – wie vielleicht immer in der Kunst – auf der Frage, was sich im Dazwischen eröffnet: Jeder Blick auf Bildwelten und Objekte offenbart unterschiedliche Wertesysteme, jede Gegenüberstellung von Objekten wirft ein neues Licht auf Texturen, Formen, deren Erzählungen und Symbolik. Im Cabaret Voltaire teilen Burger und Ribeiro Überlegungen und Beobachtungen zu Fragen der Visualität, der Sprache und der Körperlichkeit, wobei sie Präsenz als eine lebendige, nicht fixierte Qualität wahrnehmen, die auch im Verschwinden stattfindet.

Sarah Burger, Dinge, 2021
Sarah Burger bat mehrere Freund*innen, ihr Listen von Gegenständen zu geben, die sie dann mit verbundenen Augen aus Ton formte. Die einzige Vorgabe, die Burger kommunizierte, war, dass die Objekte 1:1 geformt werden können und in den Brennofen passen müssen. Dieser Prozess führte sie zu vielfältigen Fragen über Dinge, Form und Bedeutung: Welche Gegenstände sind für Menschen wichtig? Wie können sich Hände Dinge einprägen? Was ist die Semantik von Formen?

Sarah Burger, Hands, Magic, Hands, 2021
Hands, Magic, Hands ist eine digitale Collage, die auf einem gefundenen Bild von Händen und einer Fotografie einer schnell hergestellten, nicht figurativen Skulptur aus Plastilin basiert. Die Hände scheinen die Skulptur zu evozieren und sie auf magische Weise zu formen, ohne sie zu berühren.

Sarah Burger, All the landscapes I’ve ever seen, 2022
Das Video-Gedicht ist eine Reflexion über die An- und Abwesenheit verschiedener Orte, über erinnerte Räume, die nie zuvor physisch besucht wurden. Burger produzierte das Werk während einer Residenz in Sofia, Bulgarien.

Felipe Ribeiro, Dematerialize i & ii, 2021-2022
Dematerialize ist Teil einer grösseren Serie mit dem Titel Revolving Actions und experimentiert mit Momenten der Abstraktion der menschlichen Figur, in der Hoffnung, dass die visuelle Destabilisierung andere Beziehungsformen ermöglicht. In beiden Arbeiten ist das Gesicht von einem goldenen Metallgewebe bedeckt, das den Gesichtsausdruck verschleiert, den Kopf als Form aber dennoch in den Vordergrund rücken lässt, während der Körper einer verschwimmenden Unbestimmtheit unterworfen ist. Dematerialize i – dawn ist eine Aktion, die sich mit der Ambivalenz des Verschwindens durch das Sichtbarwerden auseinandersetzt. Die in einer bestimmten Raum-Zeit-Koordinate stattfindende Performance findet im Morgengrauen des St.-Georgs-Tages statt, einer Feier, die in Rio de Janeiro den katholischen Heiligen mit der afrikanischen Gottheit Ogun verbindet. Als Symbol für Schutz und Resistenz predigen die Gläubigen, die Kleidung des Heiligen Georg zu tragen, damit der Feind «Augen hat, aber sie nicht sieht». Die Performance materialisiert dieses Gelübde als eine Mischung aus Anonymität und Überschwang. In Dematerialize ii – dusk, sind lang belichtete Aufnahmen eines zitternden Körpers in der Dunkelheit zu sehen, der seine Konturen verlieren soll. Die lang andauernde Aktion begann in Rio de Janeiro um 17:27 Uhr, bei Vollmondaufgang, dauerte über Nacht und endete am nächsten Tag.

Felipe Ribeiro, Whispers, 2022
Die Besucher*innen sind eingeladen, die auf die Wände des Cabaret Voltaire gerichtete Klanginstallation zu hören. Fragmentierte Erzählungen, Textauszüge, imaginative Logiken und Träume werden laut ausgesprochen, so dass die Wände sie hören und speichern können. Die Wand wird als konkrete Materie verdichteter Geschichten wahrgenommen, daher die Notwendigkeit, das Aufgenommene und Gehörte anzuerkennen und sie gezielt mit weiteren Klängen und Erzählungen zu versehen.

Die in Zürich lebende Künstlerin Sarah Burger studierte Bildende Kunst, Philosophie, Vergleichende Literaturwissenschaft und Linguistik. Ihre Praxis umfasst auch künstlerische Recherche (PhD, ZHdK Zürich und Kunstuniversität Linz). Der Künstler Felipe Ribeiro lebt in Rio de Janeiro und ist Professor für Tanz- und Filmstudien an der Federal University of Rio de Janeiro. Er studierte Film (MA) und besitzt ein PhD in Bildender Kunst.

Die Ausstellung wird von der Annemarie Schindler-Stiftung unterstützt.

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«Songs to the Suns»
Das Cabaret Voltaire auf dem Monte Verità, Ascona

Ausstellung Izidora L. LETHE und Installation Paul Maheke:
14.08.2021–02.10.2021

Das Booklet mit Informationen zum Projekt, den Arbeiten von LETHE und Maheke sowie zum Dialog zwischen dem Cabaret Voltaire und dem Monte Verità finden Sie hier.

Das Audio-File zur Installation von Paul Maheke können Sie hier anhören.
Izidora L. LETHES inszenierte Video-Dokumentation der Performance finden Sie hier oder unten als eingebettetes Video.

Programm Eröffnung mit Performances und Gespräch, 14.08.2021:
16:00 Eröffnung Ausstellung Izidora L. LETHE, Paul Maheke
17:00 Gespräch mit Christa Baumberger, Sophie Doutreligne, Minna Salami
18:00 Apero
18:45 Performance Paul Maheke
19:45 Choreographie / Intervention Izidora L. LETHE, aufgeführt von Val Minnig, Stéph, Nina Emge, Jovin Joëlle Barrer, Hermes Schneider, Donya Speaks, Claudia Barth
20:30 DJ-Set Yantan Ministry
21:30 Late Dinner, bitte reservieren unter info@cabaretvoltaire.ch

Öffnungszeiten Ausstellung Izidora L. LETHE, Casa dei Russi
15.08.2021–02.10.2021
Sa: 14:00–18:00
So: 10:00–13:00/14:00–18:00
oder auf Anfrage

Öffnungszeiten Installation Paul Maheke, Spazio Piscina
15.08.2021–02.10.2021
täglich, 24 Stunden

Der Monte Verità gilt – wie das Cabaret Voltaire – als einer der wichtigsten Orte der Avantgarde, sei es in Kunst, Theorie oder Lebensführung. Es erstaunt daher nicht, dass Künstler*innen um den Zürcher Dada-Kreis ihre Sommer auf dem Hügel in Ascona verbrachten, der als Zentrum der Lebensreform-Bewegung galt. Sophie Taeuber-Arp, Emmy Hennings, Hans Arp oder Hugo Ball besuchten Rudolf von Labans Kurse, tanzten, veranstalteten Ausstellungen und Feste. Sowohl im Cabaret Voltaire als auch auf dem Monte Verità war die Befreiung von körperlichen und sprachlichen Konventionen zentral. Die Lebensreform strebte danach, die Gesellschaft durch Vegetarismus, Ausdruckstanz, Naturheilkunde, Licht- und Luftbäder, Freikörperkultur und Reformkleidung aus dem steifen Korsett bürgerlicher Zwänge zu befreien. Im Fokus ihres «dritten Weges» zwischen Kapitalismus und Kommunismus stand das Individuum, der Körper und eine möglichst «naturnahe» Lebensweise. Die Kritik der Lebensreform am Fortschritt und ihr Interesse an der mythischen Vergangenheit fanden später auch Eingang in faschistoides Gedankengut. Zahlreiche lebensreformerische Ideen leben in heutigen Industrien um Selbstoptimierung und Gesundheit weiter. Sie treten aber auch dort auf, wo das Denken durch den Körper und seine Bewegungen gesellschaftliche Kategorien weiter herausfordern will – und sicherlich auf der Suche nach alternativen und gemeinschaftlich organisierten Lebensmodellen. Die Parameter um Bürgerlichkeit, Identität und Wissen haben sich allerdings geändert und müssen aus einer neuen Perspektive betrachtet werden. Diese Rückkehr ist kein nostalgischer Akt, sondern Ausgangslage, um Anliegen und Ausdrucksformen aus der Perspektive der Gegenwart zu begegnen. «Songs to the Suns» vereint holistische und fragmentierte Ansätze, sucht eine Mehrstimmigkeit, die binäre Denkweisen im Hinblick auf Natur und Kultur, Geschlecht und Herkunft beanstandet. Im Zentrum steht der Körper als Archiv und Ort der Emanzipation.

Mit Izidora L. LETHE und Paul Maheke lädt das Cabaret Voltaire zwei zeitgenössische Künstler*innen für die Kooperation mit dem Kulturzentrum Monte Verità ein. Am Eröffnungswochenende wirken als Performer*innen Val Minnig, Stéph, Nina Emge, Jovin Joëlle Barrer, Hermes Schneider, Donya Speaks und Claudia Barth. Yantan Ministry trägt einen Audio-Teil bei. Am Gespräch beteiligt sind Christa Baumberger, Sophie Doutreligne und Minna Salami.

Izidora L. LETHE, Choreographie/Intervention, 14.08.2021, WE ( , Cabaret Voltaire, Monte Verità, Photo: Diana Pfammatter

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Exhibition view, Paul Maheke, «As Saturn and Jupiter Conjunct», 2021 - ongoing series, Cabaret Voltaire, Monte Verità, photo: Diana Pfammatter

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Paul Maheke, Taboo Durag, 14.08.2021, Cabaret Voltaire, Monte Verità, Photo: Diana Pfammatter

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Gespräch zwischen Christa Baumberger, Sophie Doutreligne, Salome Hohl und Minna Salami (von links nach rechts) auf dem Monte Verità, 14.08.2021, Photo: Diana Pfammatter

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Ausstellungsansicht, Izidora L. LETHE, WE ( , Cabaret Voltaire, Monte Verità, Photo: Diana Pfammatter

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«Laube zur schiefen Lage»
Das Cabaret Voltaire auf dem Münsterhof, Zürich
27.08.2021–04.09.2021

Eine Zusammenarbeit zwischen dem Cabaret Voltaire und Benedikt Bock. Eingeladene Künstler*innen und Autor*innen: Johan Ahlkvist & Hedda Bauer, Karolin Braegger, Anne Fellner, Kasia Fudakowski, Marius Goldhorn, Johanna Kotlaris, Miriam Stoney, Claudia Stöckli & Raphael Stucky

Programm

Freitag, 27. August 2021:
20:00 Johan Ahlkvist & Hedda Bauer/Karolin Braegger
20:30 Johanna Kotlaris
21:00 Marius Goldhorn
21:30 Raphael Stucky & Claudia Stöckli

Samstag, 28. August 2021:
20:00 Miriam Stoney
20:30 Johan Ahlkvist & Hedda Bauer/Karolin Braegger
21:00 Benedikt Bock
21:30 Anne Fellner

Samstag, 4. September 2021 (Lange Nacht der Zürcher Museen):
20:00 Kasia Fudakowski
20:30 Benedikt Bock
21:00 Johanna Kotlaris
21:30 Claudia Stöckli & Raphael Stucky

Die Installation «Laube zur schiefen Lage» steht vom 27. August bis zum 4. September auf dem Münsterhof. Täglich zwischen 17:00 und 22:00 sind alle Arbeiten und Spuren der Beteiligten zu sehen.

Keine Anmeldung nötig.

Etwas verquer auf dem Münsterhof steht die «Laube zur schiefen Lage» – ein zusammengezimmertes Kunstobjekt, das zugleich als Ausstellungsfläche und Bühne dient. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Zunfthaus zur Waag, in dessen grossem Saal am 16. Juli 1916 die erste Dada-Soirée nach der Schliessung des Cabaret Voltaire stattfand. Damals erläuterten die Dadaist*innen ihre Zeichnungen, trugen Manifeste vor oder tanzten in Masken. Über 100 Jahre später bespielt das Cabaret Voltaire das Zunfthaus aus naher Distanz mit einer eigenen Bühne. Für den Zeitraum von knapp zwei Wochen wird die «Laube zur schiefen Lage» zu einem öffentlichen Ort im Spannungsfeld von antibürgerlichen Gesten und bürgerlicher Kultur, Weltbezug und Weltflucht, Gemeinschaftlichkeit und Individualität, dem Kleinen und dem Grossen.

Das Grundgerüst der «Laube zur schiefen Lage» stammt vom Künstler Benedikt Bock, der das Projekt gemeinsam mit dem Cabaret Voltaire konzipierte. An drei Abenden (27.08., 28.08. und 04.09.) zeigen eingeladene Künstler*innen, Autor*innen und Musiker*innen Kurzbeiträge. Es entsteht ein buntes Geflecht aus zeitgenössischen Narrativen, die direkt oder subtil, kritisch oder humorvoll das Menschsein in diesen allgemein schrägen Zeiten reflektieren. Im Fokus steht aber auch die Reflexion über das «Contemporary» als enge, normative ästhetische Praxis in der zeitgenössischen Kunst. Die «Laube zur schiefen Lage» spielt dabei besonders mit dem Genre der «Kleinkunst», worauf schon die Dadaist*innen mit dem «Cabaret» Bezug nahmen: Das Cabaret als ein gesellschaftskritischer (linker) Ort, der über die Unterhaltung hinaus- geht, und dabei die Grenzen der Hochkunst mitbefragt. Ausserhalb des White Cube zeigen sich gewisse Auseinandersetzung in einem anderen Licht und treffen auf ein breiteres Publikum. Die «Laube zur schiefen Lage» artikuliert sich in dieser Verschiebung und ermöglicht Raum für Zweifel. Kunstschaffen ist stets eng verbunden mit Verletzlichkeit und der Frage, was mitgeteilt wird oder verborgen bleibt.

Zu den Beiträgen und Spuren vom Freitag, 27. August:

Karolin Braegger fragt inmitten der Zunfthäuser und der effizienten Geschäftigkeit, was es heisst, zu «performen». Sie denkt in ihrer künstlerischen Praxis vom Begriff der Aneignung aus darüber nach, was es (noch) zu sagen gibt: sei es als Gastgeberin oder mit Malereien und Stoffobjekten, beispielweise der Arbeit Soso (2021) aus Toile, einem Textil, das meist zur Anprobe (Kleidung) oder als möglicher Hintergrund (Malerei) verwendet wird und sich während den Öffnungszeiten in der Laube entäussert. Als Host lädt Braegger Positionen ein, die ihre Interessen repräsentieren und ihre Arbeiten oder erweitern, wie das queere Powerplay Dynamic Resistance von Hedda Bauer und Johan Ahlkvist. In der Arbeit untersuchen die Künstler*innen mithilfe der Performer*innen Hilma Bäckström, Charlotta Öberg, Luca Büchler, Jessica Comis und Alexandra Paya Themen wie Unsichtbarkeit, inklusive Unterhaltung und exklusive Teilhabe. Die Kostüme, wovon eines in der Laube hängt, sind so gestaltet, dass sie den Raum widerspiegeln, zu dem sie Bezug nehmen – in diesem Fall das Cabaret Voltaire und den Münsterhof.

Die Zürcher Künstlerin Johanna Kotlaris zeigt Aware-Wolf, eine Weiterführung ihrer Performance-Serie The Fool: the Original Form of Things. In der Performance untersucht sie als tragisch komische Närrin, wie wir uns in der Begegnung mit der Welt, mit uns selbst und anderen definieren. Dabei teilt sie – durch Bewegung, Sprache und begleitet von Stefan Kägi am Piano – grosse Fragen: Inwiefern spiegelt sich das Selbst in unserer Begegnung mit dem Gegenüber? Welche Rolle spielen Scham und Schuld in der Definition des Ichs? Während der Öffnungszeiten hängen an der Hinterseite der Laube schwarzweisse Kleidungsstücke, die auf Fragen der Identität verweisen.

Marius Goldhorn, Autor des vielbesprochenen Romans Park, schrieb für die Laube den Vortrag Über den Aussterbenstrieb (August 2021). Themen des Textes sind das Aussterben, der Aussterbenstrieb und der Aussterbesinn. Er hinterlässt eine Keramik-Leber als Spur. Claudia Stöckli und Raphael Stucky ziehen in ihrem «Totentanz» die Auseinandersetzung mit Auflösung und Neuanfang weiter. Die Künstler*innen beginnen mit einem Knochenorakel, das eine Situation schafft, um über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu reflektieren. Dabei geht es auch um eine spielerische Bildfindung als Ausgangslage für klangliche Interpretationen: Die Künstler*innen schaffen einen fein gewobenen Soundteppich, teilweise verdichtet, dann wieder lose, Samples und Drones, mit kurz aufflammenden sphärischen MIDI-Keyboard–Klängen, Synthesizer-Rhythmen, Schritten im Kies, einem Krähendialog und E-Bass-Sound gestrichen mit einem Bogen. Das Orakel, das Stirnband-Klangspiel von Stöckli und die collagierten Lichtobjekte von Stucky bleiben für die Ausstellung zurück.

Organisiert mit Martina Mächler und Anastasia McCammon wurden Karolin Braegger, Hedda Bauer, Johan Ahlkvist und Kasia Fudakowski bereits im Rahmen von «Cracking Up and Staging Down» im April 2021 ins Cabaret Voltaire eingeladen. Aufgrund der Pandemie konnten die Performances damals nicht stattfinden.

Zu den Beitragen und Spuren vom Samstag, 28. August:

Miriam Stoney untersucht in ihrer Lesung verschiedene Ebenen des Spracherwerbs und geht der damit verbundenen Frage nach, inwiefern eine Sprache das Selbst aktiv prägt. «Deutschlernen ist anscheinend kein neutrales Unternehmen. So oft wurde ich in Deutschland darüber ausgefragt, warum ich diese historisch so problematische Sprache überhaupt sprechen wollte, dass ich irgendwann eine eigene politische Absicht für meine Bemühungen konstruieren musste». Das Plakat an der rechten Aussenseite der «Laube zur schiefen Lage» zeugt von ihrem Lernprozess.

Karolin Braegger, Johan Ahlkvist und Hedda Bauer setzen die Auseinandersetzung um Aneignung, Teilhabe und Exklusion fort (siehe Text vom Freitag, 27. August). So auch der Künstler Benedikt Bock, der gerade sein zweites Buch Vögel/ Birds bei Texte zum Nachdenken veröffentlicht hat. Der Text Sabine zeichnet die Geschichte um den fiktiven Zürcher Zeitungsverkäufer Urban Lenti, der von seiner Familie als Spezialfall bezeichnet wird, weil er für alles zu langsam ist. Lenti entwickelt sich zu einer Figur am Rand der Gesellschaft, die tagein tagaus das abstrakte Treiben an der Bahnhofstrasse beobachtet und zum Ende durch den Sturm «Sabine» mit einem antikapitalistischen Schauspiel belohnt wird.

Während den Lesungen und Performances hängt Anne Fellners Malerei im Hintergrund. Zwei Detektiv*innen sind schematisch abgebildet und verschmelzen mit den expressiven Spuren der Künstlerin. Das Gemälde korrespondiert mit der präsentierten nullten Episode TBH – a mysterious hypnotist on the loose aus der Ausstellungs- und Hörstückreihe The Bellermann Hypnotist, die im Projektraum Sangt Hipolyt in Berlin stattfindet. Die Protagonistin des Stückes ist eine nicht näher benannte Ermittlerin oder Detektivin; die Perspektive ist dem literarischen Subgenre des hard-boiled feminism sowie dem gothic thriller nachempfunden. Das fragmentarische Hörstück setzt sich aus verschiedenen literarischen Zitaten (u.a. von Charlotte Perkins Gilman oder Vladimir Nabokov) und Aussagen von Künstler*innen, Autor*innen und Psycholog*innen zusammen, die als Versatzstücke einer kriminologisch-künstlerischen Erzählung dienen.

Zu den Beiträgen und Spuren vom Samstag, 4. September:

Kasia Fudakowski fokussiert in ihrer Performance den «Joke Gap» anhand des Lebens und der Rollen der Komikerin und Schauspielerin Elisabeth Wellano alias Liesl Karlstadt (1892–1960). «Ein Witz kann als entbehrliches soziales Kapital gesehen werden. Historisch gesehen musste sich eine Frau erst als seriös etablieren, bevor sie in einen Witz investieren konnte». Der «Joke Gap» kann auch im weiteren Sinne verstanden werden: Das, was als lustig wahrgenommen wird, verändert sich je nach historischem Kontext, Lebensalter oder Kulturkreis. Fudakowskis Performance changiert zwischen Leichtigkeit und schmerzhaften Momenten, unterstützt von gemalten Kostümen, welche Liesl Karlstadt und Karl Valentin zum Leben erwecken.

Im Anschluss folgen Benedikt Bock (siehe Text zum 28. August), Johanna Kotlaris (siehe Text vom 27. August) sowie Claudia Stöckli und Raphael Stucky (siehe Text zum 27. August). Der «Totentanz» von Stöckli und Stucky spielt auch mit der Information, dass der Münsterhof im Hochmittelalter als Friedhof genutzt wurde.

«Laube zur schiefen Lage», 27.08.2021, Cabaret Voltaire, Münsterhof, Photo: IIDA

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«When I look back on my life it’s not that I don’t want to see things exactly as they happened, it’s just that I prefer to remember them in an artistic way. And truthfully the lie of it all is much more honest because I invented it. Clinical psychology tells us arguably that trauma is the ultimate killer. Memories are not recycled like atoms and particles in quantum physics. They can be lost forever. It’s sort of like my past is an unfinished painting and as the artist of that painting I must fill in all the ugly holes, and make it beautiful again. It’s not that I have been dishonest; it’s just that I loathe reality.»

– Lady Gaga, The Prelude Pathétique – Erster Teil, Marry the Night

Samuel Haitz (*1997) lädt zu zwei aufeinanderfolgenden Soireen und zur parallellaufenden Ausstellung «Memorabilia» ins Cabaret Voltaire ein. Haitz zog erst kürzlich von Zürich nach Berlin. Ein Anlass, gelagerte Andenken in die Hand zu nehmen, Erinnerungen zu ordnen, zu bewahren und zu verklären. Im Cabaret Voltaire versammelt er eigene Arbeiten, Werke von Freund*innen und Idolen sowie weitere Objekte, die Codes des Begehrens und der Zugehörigkeit widerspiegeln. Für die Soireen lädt er seine künstlerischen Weggefährt*innen Milena Langer, Stella und Ian Wooldridge zum gemeinschaftlichen Lesen von Texten ein. Zum Abschluss interpretiert der befreundete DJ Moritz Müller die Veranstaltungen musikalisch. Soirée 1 (Before) widmet sich der Hoffnung und der romantischen Utopie; Soirée 2 (After) fokussiert die nostalgische Reflexion von Vergangenem. Die Veranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit dem Berner Radio Bollwerk online übertragen. In dieser stillstehenden, kontaktarmen Zeit entsteht so ein Raum, um darüber nachzudenken, welche persönliche und gemeinsame Gedächtniskultur den Werdegang prägen soll.

Soirée 1 (Before) fand am 02.03.2021 statt und Soirée 2 (After) fand am 09.03.2021 statt. Beide Soireen können Sie hier nachhören. Mit Samuel Haitz, Milena Langer, Stella, Ian Wooldridge und Moritz Müller (DJ-Set) via radio-bollwerk.ch.

Ausstellungsansicht, Samuel Haitz, Sale (After Lutz Bacher), «Memorabilia», 2021. Photo: Cabaret Voltaire, Philipp Hänger

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Eine Soiree von Theater Neumarkt und Cabaret Voltaire

Die Serie «BRUCH varieté» erkundet historische Cabaret- und Varieté-Formen als prekäre Laboratorien für individualisierte und ephemere Fluchtversuche aus einer als katastrophisch wahrgenommenen Welt, bei denen sich kommerzielle Unterhaltung, ästhetisierte Revolte und esoterisches Experiment vermischten. Für das Cabaret Voltaire adaptiert BRUCH Carl Einsteins Lehrstück «Die schlimme Botschaft» (1921) als Agitprop Varieté-Show. Der längst vergessene dramatische Text des anarchistischen Kunsttheoretikers, der bei seiner Veröffentlichung wegen «Blasphemie» verboten wurde, erzählt die Passion Christi neu, indem er sie in die heutige Zeit verlegt. Ausgehend von der Fiktion, Einstein habe das Stück zusammen mit Genoss*innen fünfzehn Jahre später in Zürich uraufgeführt, um Kämpfer für den Spanischen Bürgerkrieg zu mobilisieren, wird seine Meditation über Kunst, Politik und Religion in Form von performativen Entwürfen inszeniert, die mit dem Ensemble des Theaters Neumarkt entwickelt wurden.

Von BRUCH mit David Attenberger, Sofia Borsani, Challenge Gumbodete, Stanislav Iordanov, Yara Bau Nassar, Melina Pyschny.

Ort: Die Performance beginnt um 20 Uhr mit einem Prolog vor dem Theater Neumarkt und zieht anschliessend ins Cabaret Voltaire. Dauer: ca. 60 Minuten. Sprache: Englisch und Deutsch.

BRUCH ist ein kollaborativer Rahmen für künstlerische Forschung und Produktion zwischen Theater und bildender Kunst. Zu ihren vergangenen zählen u. a. EROS (encore), 2023 Tanzcafé Maratonga/NS-Dokumentationszentrum München; KLITTERN (aesopica), 2022, Münchner Kammerspiele/Thalia Theater/Ballhaus Ost, ausgezeichnet mit dem Preis des Körber Studio Junge Regie; COLD LOVE (seelenstahlbaden), 2021, Münchner Kammerspiele; tanikō (cold love), 2021 Brechtfestival Augsburg; ERMITAGE, Lothringer 13 Halle München.

Eintritt: pay what you want
Vorverkauf via Theater Neumarkt
Abendkasse: Im Cabaret Voltaire

Photo: Robert Hamacher

Am Donnerstag, den 8. Juni, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Luisa Trujillo unter dem Titel «Psychedelic Politics».

Luisa Trujillo erforscht die politischen Auswirkungen des Konsums psychedelischer Substanzen. Der potenzielle Einfluss, den diese Substanzen auf einzelne politische Handlungen haben, hat sich als stark genug erwiesen, um strenge Vorschriften wie Verbote und Kriminalisierung auszulösen. Psychedelische Substanzen haben eine große soziale Bewegung inspiriert, und sie stehen an der Schwelle zu dem, was wir heute als Transhumanismus kennen. Diese Bewegung ist politischer als wir erwarten und kehrt zum eigentlichen Konzept der Politik zurück: der Fähigkeit, unsere Realität auf der Grundlage der addierten individuellen Macht zu verändern.

Luisa Trujillo ist eine Politikwissenschaftlerin aus Kolumbien, MA in Development Studies IHEID, Genf. Ihre Erfahrung als Programmmanagerin, Dozentin und Forscherin umfasst verschiedene Aspekte der menschlichen Entwicklung: Friedenserziehung, Konflikttransformation, nachhaltige Landwirtschaft, ziviler Widerstand und in jüngster Zeit die Verwendung von Entheogenen für die psychische Gesundheit. Luisa ist eine veröffentlichte Autorin, Mutter, Migrantin, unabhängige Forscherin und Pädagogin.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

Am 9. Juni eröffnen wir die Ausstellung im Gewölbekeller im Rahmen des Zurich Art Weekend 2023 – inklusive einer einstündigen Disco von 19 bis 20 Uhr.

Anlässlich der Eröffnung von Monster Chetwynds «Profusion Protrusion» veranstalten wir eine einstündige Disco mit DJ Gianfranco Rossetti, der Künstlerin und dem Team des Cabaret Voltaire. Ein «heterotopischer Shake Down» soll es sein: ein Raum, in dem Normen und Gewohnheiten für einen Moment ausser Kraft gesetzt werden, kleine Schritte in die äußersten Bereiche des Ausdruckstanzes des Körpers – alles in einer Stunde.

«Profusion Protrusion» ist bis September 2023 im Gewölbekeller zu sehen.

Ausstellungsansicht Monster Chetwynd, The Owl with the Laser Eyes, Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, 2018

Das Buch der Künstlerin erscheint anlässlich ihrer Ausstellung im Istituto Svizzero (Rom). Gespräch mit Klodin Erb, Gioia Dal Molin (Chefkuratorin Istituto Svizzero), Teo Schifferli (Grafiker) und Salome Hohl (Direktorin Cabaret Voltaire).

Diese Veranstaltung wird im Rahmen des Zurich Art Weekend in Zusammenarbeit mit dem Istituto Svizzero (Rom) organisiert.

Installation view Klodin Erb, A different kind of furs, Istituto Svizzero, 2023, Rome

Ein Konzert/Sound-Performance von Saba Alizadeh (Kamancheh), Yunah Proost (Cello & Electroacoustics), Mostafa Taleb (Kamancheh) und Claudia Stöckli (Electroacoustics & Experimental).

leben und lieben sind gleichbedeutend. um in einer Welt zu sein, die erstickt
müssen wir vibrieren, lieben, mitschwingen,
mit einander kommunizieren.
mit dem lebendigen Ganzen.

für eine neue Art, in der Welt zu sein, indem wir mit dem lebendigen Ganzen schwingen.
Nicht nur im Einklang mit dem Kosmos, sondern vor allem wach, lauschend, aufmerksam. Lebendig werden. Durch Vibration.

Inspiriert durch das Buch von Séverine Kodjo-Grandvaux «devenir vivant» starteten Mostafa Kaleb (Musiker, Kamancheh) & Claudia Stöckli (Elektroakustik & Experimentelles) ihr Projekt im Juni 2022 inmitten des Pan-Café-Gartens auf der Insel L'ile de Saint-Denis in Paris. Im Garten der l'ile de Saint-Denis wurden verschiedene Lebensrhythmen von unterschiedlichen Wesen und Stimmen mit den Resonanzen der beiden Musiker und Künstler Mostafa Taleb (Kamanche, Stimme) und Claudia Stöckli (Korg Minilogue, Stimme, Fieldrecordings, Orgelaufnahmen) kombiniert.

Analoge und synthetische Klänge, Fieldrecordings mischen sich, hallen nach und resonieren zu neuen Klängen. Die Klänge schaffen eine imaginäre, neuartige Umgebung, um über eine mögliche zukünftige Koexistenz zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Wesen zu spekulieren.

In diesem Jahr erweitern sie ihre Kapitel mit den virtuosen Musikern Saba Alizadeh (Kamanche, Elektroakustik) und Yunah Proost (Cello), um noch mehr Resonanz zwischen den menschlichen und nicht-menschlichen Wesen und untereinander zu schaffen.

Start: 20:00
Dauer: 1 Stunde

Open-Air-Gartenveranstaltung mit Beiträgen von Romane Chabrol, Julian Göthe, Sadie Plant und Alex Scrimgeour
Rotbuchstrasse 18, 8037 Zurich

Programm:
18:00 meet and greet
19:00 Programmstart
Eintritt CHF 15

«The Psychedelic Salon» ist eine monatliche Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit Susanne G. Seiler im Cabaret Voltaire, Zürich. Frei von Substanzkonsum dient die Reihe als Diskussionsplattform über den aktuellen Stand der psychedelischen Forschung, die von Subkultur, neuen Therapieformen, Phänomenologie und Kunst bis hin zur Ökologie reicht.

suns.works von Lorenzo Bernet ist als zyklisches Ausstellungsprogramm über das ganze Jahr hinweg konzipiert, an dem aufstrebende, musikorientierte und autodidaktische Künstler*innen teilnehmen. Der Salon Solaire findet jedes Jahr im Juni statt und bringt eine Bildwolke aus Sonnenmotiven und sonnenbezogenen Kunstwerken zusammen, die zu einem gemeinsamen Erlebnis für die teilnehmenden Künstler*innen, Unterstützer*innen und Besucher*innen wird.

Romane Chabrol ist eine Künstlerin, die mit einer Kombination aus elektronischen und akustischen Instrumenten musikalische Kompositionen und Umgebungen schafft. Die musikalische Struktur ihrer Werke ähnelt den raumgreifenden, kontemplativen und mitreissenden Elementen von Filmmusik. Sie stellte kürzlich bei suns.works, Zürich, und im Kunsthaus Glarus aus und trat am Grand V Festival in Virieu, FR, auf.

Julian Göthe ist Künstler, DJ und langjähriger Bühnenbildner für Animations- und Spielfilme. Seine Arbeiten, die Zeichnungen, Skulpturen und Installationen umfassen, wurden im Kunstverein München, in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin, im Migros Museum, Zürich, und in der Kunsthalle Basel ausgestellt.

Sadie Plant ist eine britische Theoretikerin und Autorin des Buches Writing on Drugs, in dem sie die These vertritt, dass der enorme Einfluss psychoaktiver Substanzen auf die westliche Mainstream-Kultur den so genannten War on Drugs ad absurdum führt. Derzeit unterrichtet sie im Rahmen des MA-Studiengangs Contemporary Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern.

Susanne G. Seiler, Gründerin des «Psychedelic Salon» und Herausgeberin des zweisprachigen Newsletters gaiamedia goodnews, ist eine Zeitzeugin der frühen Drogenkultur der 1960er und 1970er Jahre. Sie lernte viele ihrer Protagonist*innen wie Timothy Leary, Albert Hofmann und Terence McKenna kennen. Luisa Trujillo ist eine Politikwissenschaftlerin aus Kolumbien. Sie unterstützt Susanne bei den Psychedelischen Salons.

Alex Scrimgeour ist Redakteur, Übersetzer und Autor mit einem breiten Interesse an kulturellen Phänomenen. Er arbeitete als Redakteur bei der Kunstzeitschrift Artforum in New York und beim Spike Art Magazine in Berlin. Heute arbeitet er für den Verlag Hauser & Wirth in Zürich.

Julian Göthe, Salon Solaire, Zeichnung, 2023

Anlässlich der Finissage wird es möglich sein, alle Werke der Ausstellung (Möbel, Kissen, Lampen, Gemälde) zu kaufen. Die Werke können nach dem Abbau der Ausstellung im August abgeholt werden. Während der Nacht wird der Cocktail «Smoky Tear» zu einem reduzierten Preis serviert.

Mehr über die Ausstellung hier.

Vom 25. August 2023 bis Ende Juli 2024 besetzt Monster Chetwynd die Künstler*innenkneipe mit der Ausstellung «Head-Less-Ness».

Die Bar im Eingangsbereich wird jeweils für ein Jahr von einer künstlerischen Position bespielt und öffnet das Haus zur Münstergasse hin. In ihrer Bezeichnung «Künstler*innenkneipe» referiert die Bar auf den ursprünglichen Namen des Cabaret Voltaire: Die Dadaist*innen eröffneten ihren Kunstraum 1916 ursprünglich als «Künstlerkneipe Voltaire». Mit dem Genderstern wird die Setzung aktualisiert, die Verschränkung von Kunst und Gastronomie aber weitergetragen. Das Cabaret Voltaire lädt Menschen ein, sich ohne museale Absperrungen inmitten von Kunst zu begegnen.

Die Veranstaltung findet im Kunstraum Walcheturm statt und wird in Zusammenarbeit mit IOIC – Institute of Incoherent Cinematography und Videoex Festival organisiert.

«Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.» Mit diesem Satz prägte Francis Picabia eine Zeit, als die Welt in Trümmern lag und eine junge Künstler*innenbewegung auch die Kunst zertrümmert sah. Also dachte sie alles neu, machte alles anders, natürlich auch im neuen Medium Film. Die absoluten Filme Hans Richters, Viking Eggelings und Walter Ruttmanns, die sich von der Welt der Gegenstände loslösen, die Versuche Marcel Duchamps, Poesie und Film zu verbinden, die onirische Bildsprache Hans Richters in «Vormittagsspuk» und die überwältigenden Bildkaskaden von Fernand Légers «Ballet mécanique» haben alle eines gemeinsam, nämlich die unbändige Lust, die neue Kunst wie einen Phoenix aus der Asche steigen zu lassen.
Vertont werden diese Kostproben dadaistischer Filmkunst vom internationalen elektroakustischen Šalter Ensemble, das sich an der Grenze zwischen freier Improvisation und Komposition bewegt und kollektive Prozesse in den Mittelpunkt seiner Praxis setzt. Die Hintergründe der schweizerischen, slowenischen und österreichischen Mitglieder des Ensembles reichen vom Jazz über die traditionelle und populäre Musik bis hin zur zeitgenössischen und elektronischen Improvisationsmusik.

Ciné Dada I – 22:15 Uhr
Rhythmus 21 (DE 1921, 3 min, HD), Hans Richter
Symphonie diagonale (DE 1921, 7 min, HD), Viking Eggeling & Olga Neuwirth
Le Retour à la raison (FR 1923, 2 min, HD), Man Ray
Lichtspiel Opus I, II, III & IV (DE 1921-25, 21 min, HD), Walter Ruttmann

Ciné Dada II – 23:00 Uhr
Ballet mécanique (FR 1924, 17 min, HD), Fernand Léger & Dudley Murphy
Anémic cinéma (FR 1926, 7 min, HD), Rrose Sélavy AKA Marcel Duchamp
Vormittagsspuk (DE 1928, 7 min, HD), Hans Richter

Šalter Ensemble
Irena Z. Tomažin (voc), Alfred Lang (tr), Ilia Belorukov (as), Estelle Beiner (vl), Tomaž Grom (b, elec), Samo Kutin (hurdy gurdy), Jonas Kocher (acc), Elisabeth Harnik (p), Josef Klammer (dr, elec) & Gaudenz Badrutt (elec)

Videoex - International Experimental Film & Video Festival
, 25. Ausgabe, 25. Mai – 4. Juni 2023
Videoex, das grösste Festival für Experimentalfilm und Video in der Schweiz feiert dieses Jahr seine 25. Ausgabe. Während elf Tagen präsentiert das Festival mehr als 150 Werke an der Grenze zwischen bildender Kunst und Film.

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In der Soiree-Reihe «Analytisches Kabarett» wird das analytische Handwerk der Philosophie offengelegt und durch Beiträge aus anderen Perspektiven und Disziplinen herausgefordert oder verdichtet. Zu jeder Soiree gibt es eine Einführung zur Denkrichtung durch den Philosophen Dominique Kuenzle, eine präsentierte Textanalyse, eine These oder Frage von angehenden Philosoph*innen der Universität Zürich, einen künstlerischen sowie einen gastronomischen Beitrag. Gäste sind eingeladen, aktiv mitzudiskutieren oder zuzuhören.

Nr. 2: Betrunkene Träume im rationalistischen Kloster. René Descartes, Mary Astell und Klosterschnaps

Im Gegensatz zur heutigen Manosphere zieht die englische Philosophin Mary Astell 1694, inspiriert von Descartes, nicht-misogyne Schlüsse aus seinem träumerischen Redpilling: Mit geeigneten Methoden und Institutionen sollen Frauen rationalistisch werden, was nicht nur für irdische Gerechtigkeit, sondern auch für die Autonomie der Seele beim Eintritt in den Himmel zentral sei. Anhand ihrer und Descartes’ Texten diskutieren wir Rationalitätsauffassungen der frühen Neuzeit zwischen maskulinen Idealen und feministisch-emanzipatorischem Potential. Elodie Pong trägt mit einem künstlerischen Hauch zur Soiree bei. Sie interessiert sich für die Frage, inwiefern olfaktorische Erlebnisse Kategorien des Denkens prägen.

Die ausgewählten Textstellen können via info@cabaretvoltaire.ch bezogen werden.

Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.
Eintritt: pay what you want.

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Am Donnerstag, den 11. Mai, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Mackenzie Amara unter dem Titel «Psychedelic Archetypes in Jungian Psychology» und einen künstlerischen Beitrag von Mountain River Jump.

Psychedelika bieten nicht nur Heilung für diejenigen, die mentalen und emotionalen Schmerz erfahren, sondern ermöglichen es uns auch, mit Realitäten in Kontakt zu treten, die außerhalb des persönlichen Bewusstseins angesiedelt sind. Mit einem Wort, Psychedelika sind transpersonal. Dem Schweizer Psychiater C. G. Jung zufolge ist die transpersonale Dimension des Seins nicht nur real, sondern wird von Mustern und Geschichten bestimmt. Diese Muster und Geschichten sind die sogenannten Archetypen. Archetypen gehen über die Persönlichkeit, die Kultur und die Zeit hinaus. Sie gehen der Gesellschaft voraus. Nach Jung bewegt die archetypische Realität jeden von uns dazu, eine schicksalhafte persönliche Erzählung zu leben, ähnlich wie ein Mythos, und sich dieses Musters in uns bewusst zu werden, ist der Schlüssel zur Selbstverwirklichung. In diesem Vortrag werden wir Beispiele für gängige Archetypen untersuchen, wie sie sich individuell und kollektiv zeigen und was das Verständnis von Archetypen mit psychedelischen Erfahrungen zu tun hat.

Von Beruf ist Mackenzie Amara, alias The Inked Shrink, Autorin, Coach und 5Rhythms®-Lehrerin. Sie ist Jungsche Analytikerin in Ausbildung und Doktorandin der klinischen Psychologie. Ihr Lebenswerk ist die Heilung von Traumata.

Mountain River Jump! ist ein Künstlerinnenduo, das 2016 von den Zwillingsschwestern Huang Shan und Huang He (alias yellow mountain und yellow river) gegründet wurde. Mountain River Jump! beschäftigt sich mit der Verkörperung mythologischer Anhaltspunkte im Alltagskontext und reflektiert die materialistische Kultur und deren psychologischen Status im modernen China. Die Konzepte, die ihre künstlerische Praxis bestimmen, sind massgeblich von der analytischen Psychologie des Zürcher Psychotherapeuten Carl Gustav Jung beeinflusst. Sie interessieren sich auch für psychedelische Ästhetik, was in ihrer filmischen Arbeit «Cards of Chinese Animal Idioms» (3min17sec) zum Ausdruck kommt. Der Film wird im Cabaret Voltaire zusammen mit einem künstlerischen Statement gezeigt.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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Erotica! Eskapistisch, luxuriös, provokativ: In ihrem autobiografischen Debüt «A Year on Earth with Mr. Hell» erzählt Young Kim von den ersten zehn Monaten ihrer Beziehung zu Richard Hell, dem legendären Punk-Musiker und Autor. Erst diese Begegnung ermöglicht ihr, den Verlust ihres langjährigen Lebenspartners Malcolm McLaren, der 2010 gestorben ist, zu verarbeiten. Grenzüberschreitung mit den Mitteln des expliziten Schreibens über Sex ist dabei Programm: Das von Marie Lusa gestaltete Buch sucht nach dem, was in der Literatur gesagt und erlebt werden kann. Young Kim selbst nennt es «daybook-cum-docudrama». Wie passend, dass die Lesung und das Gespräch im Cabaret Voltaire stattfindet, Richard Hell war Fan von Dada, Dada ist Punk, Punk ist McLaren, so schliesst sich der Kreis!

In Kollaboration mit Literaturhaus Zürich.

Moderation: Gesa Schneider

Tickets und Informationen hier.

Was andere über das Buch sagen:

A fabulous escapist fantasy involving two cool people in amazing clothes having a fine time taking them off in glamorous hotel rooms.
– Helen Rumbelow, The Times

I found the book so engrossing; I really did read it in one sitting. That’s kind of unheard of from me. It all takes place in a beautiful bubble of privilege, and thank god. It’s glorious to be allowed to enter into it because fuck the rest of our rotten, barren world in this moment.
– Bret Easton Ellis

The most graphically effective sex writing I've read in a long time.
– Greil Marcus

The spirit of Anais Nin and Georges Bataille is reborn in this wonderful book. Young Kim has written something that is much more than a memoir—a truly modern work of art.
– Matthew D’Ancona

Taken as a whole the book left me thinking more profoundly about desire, humanity and loss, than anything I’d read in a long time.
– Sarah Bailey, Vogue Greece

In der Soiree-Reihe «Analytisches Kabarett» wird das analytische Handwerk der Philosophie offengelegt und durch Beiträge aus anderen Perspektiven und Disziplinen herausgefordert oder verdichtet. Zu jeder Soiree gibt es eine Einführung zur Denkrichtung durch den Philosophen Dominique Kuenzle, eine präsentierte Textanalyse, eine These oder Frage von angehenden Philosoph*innen der Universität Zürich, einen künstlerischen sowie einen gastronomischen Beitrag. Gäste sind eingeladen, aktiv mitzudiskutieren oder zuzuhören.

Nr. 1: Faschismus und Männlichkeit. Platon und Arendt, griechischer Wein und Campari Spritz

Platons Politeia enthält eine faszinierende Analogie: Genau so, wie ein gerechter Mensch Ordnung in seiner Seele trägt, wird ein gerechter Staat von einer Stormtrooper-ähnlichen Krieger*innenkaste kontrolliert. Auf der Grundlage von Auszügen aus der Politeia und einem Text von Hannah Arendt diskutieren wir, ob die hier vorgeschlagene Abschaffung von Familie und Privatbesitz nun feministisch, proto-faschistisch oder beides ist.

Miriam Laura Leonardi trägt mit einem künstlerischen Beitrag zur Soiree bei. Sie unterbricht das Analytische Kabinett mit einer Modeschau aus mehr oder weniger tragbaren Textilcollagen, die beim genaueren Hinsehen aufgrund von Texten, Motiven, des Schnitts oder Materials auf gesellschaftlich konnotierte Kleidungsstücke verweisen: Schürzen, Morgenmäntel, Zirkushosen, Partykleider, Bademode, Arbeitshosen oder Trainingsanzüge. Alle getragenen Stücke wurden von Leonardi als Unikate oder als Editionen mit Prints hergestellt und in Anlehnung an die Popkultur der 80er- und frühen 90er-Jahre mit einer neu interpretierte Version des Ghetto Blasters auf den Laufsteg des Cabaret Voltaire geschickt. Gewollt oder ungewollt verweist Leonardi dabei auf Themen, die in dieser philosophischen Soiree zur Sprache kommen. Individualisierte Kleidungsstücke, die auf massenpsychologische Phänomene verweisen, sind sowohl im Hinblick auf Hannah Arendt als auch Platon interessant. Beispielsweise wenn mit Arendt über Gleichheit und Individualität im Kontext von Autorität gesprochen wird oder ihre Beobachtung ins Blickfeld gerät, dass Kunst und das Tun «um die Sache selbst willen» Herrschaftssysteme bedrohen. Mit Platon kann über Mode im Zusammenhang von Besitz, Geschlechterrollen oder Hierarchien nachgedacht werden.

Die ausgewählten Textstellen können via info@cabaretvoltaire.ch bezogen werden.

Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.
Eintritt: pay what you want.

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Gemeinsam mit der freien Lesereihe Texte zum Nachdenken organisiert das Cabaret Voltaire in diesem Jahr drei Veranstaltungen. Am 18. April beginnen wir mit einer Lyriknacht, zu der wir Tim Holland, Ricarda Kiel und Simone Lappert begrüssen dürfen. Im lyrischen Schaffen der drei Schriftsteller*innen zeigt sich der Versuch, alles in ein Ganzes zu setzen, die Abhängigkeit der menschlichen und nicht-menschlichen Natur voneinander aufzuzeigen; emotionale, ökologische oder gesellschaftliche Krisen poetisch freizulegen und zu verästeln.

–Simone Lappert (*1985, Aarau, CH) lebt in Zürich und gehört seit ihrem Debütroman «Wurfschatten» 2020 fest zur Landschaft der jungen Literatur in der Schweiz. Ihr Lyrikband «Längst fällige Verwilderung» erschien 2022 im Diogenes Verlag. simonelappert.com

–Tim Holland (*1987, in Tübingen) studierte nach einer Ausbildung zum Buchhändler am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er lebt in Berlin. Seine Science-Fiction-Lyrik «wir zaudern wir brennen» erschien im September 2022 bei Mathes und Seitz.

–Ricarda Kiel lebt in Leipzig, schreibt Texte, schnitzt Löffel und führt ein antikapitalistisches Unternehmen. „Kommt her ihr Heinis ich will euch trösten“ erschien 2019 bei hochroth München, „Outfits“ 2020 bei MATERIALIEN, „Tante Alles“ 2022 ebenfalls bei hochroth München. ricardakiel.de

Benedikt Bock (*1987) und Arnaud Wohlhauser (*1992) tragen mit einer Skulptur zur Soiree bei.

Benedikt Bock und Arnaud Wohlhauser, Poem, 2022, Neon (rot und blau), 50 x 35 x 15 cm

Am Donnerstag, den 13. April, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Soirée umfasst einen Vortrag von Jason K. Day mit dem Titel «Psychedelic Attention: On the Phenomenology of Psychedelic Experiences» und eine VJing- und Sound-Performance von Antoine Félix Bürcher und Caroline Ann Baur.

Psychedelische Erfahrungen, die durch die Einnahme von LSD, Psilocybin, Meskalin oder DMT ausgelöst werden, werden im Allgemeinen als eine radikal gesteigerte Detailgenauigkeit und Komplexität der Phänomene, eine tiefe Fokussierung von normalerweise unbemerkten Phänomenen und einen allgemein erhöhten Bewusstseinsgrad beschrieben. Im Volksmund wird dies als «Bewusstseinserweiterung» bezeichnet. Häufig wird jedoch auch von einem eingeschränkten Bewusstsein von Realität, Zeit, Raum, Verkörperung und Selbstsein berichtet. In seinem Vortrag zeigt Jason K. Day auf, wie häufig Menschen ihre psychedelischen Erfahrungen in Bezug auf die Aufmerksamkeit beschreiben und er geht der Frage nach, ob Menschen, die Psychedelika einnehmen, ähnliche Erfahrungen machen.

Die Performance von Antoine Félix Bürcher und Caroline Ann Baur entfaltet sich als eine atmosphärische Erkundung des «Psychedelic-Salon»-Raums. Sie richten ihre Aufmerksamkeit auf Details der klanglichen und visuellen Umgebung, um in Echtzeit die Grenzen des Bekannten zu explorieren. Sich im Raum befindende Snacks regen sie dazu an, sich auf den Moment der Verdauung einzulassen. Dabei konzentrieren sie sich auf hörbare und visuelle Aspekte wie Essens- und Verpackungsreste, Risse in den Wänden, fliessende Bewegungen des Wassers und der Umgebung. In seiner Praxis des analogen VJing spielt Antoine Félix Bürcher mit Materialien: Er beobachtet gefilmte Bilder, überlagert diese, zoomt sie heran und verzerrt ihre Frequenzen. Dies visuellen Störungen werden auf die Wände des Historischen Saals projiziert während Caroline Ann Baur die Klangumgebung des Cabaret Voltaire genau abhört. Sie sammelt bestimmte Elemente und entwickelt Klänge, die mit dem Raum in Resonanz stehen. Diese In-Situ-Intervention ist ein kollaboratives Experimentieren mit den Materialien, die den Raum durch Beobachten und Entdecken bewohnen. Die Künstler*innen werden den gegenwärtigen Moment erforschen, indem sie fliessend hinein- und herauszoomen und hinterfragen, inwiefern die Aufmerksamkeit für die Umgebung der visuellen und akustischen Materie einen anderen Zugang zur Gegenwart ermöglicht - ähnlich wie die psychedelische Erfahrung.

Ablauf:
–18:00: Meet & Greet
–19:00: Start Programm

Anmeldung möglich via info@cabaretvoltaire.ch oder früh erscheinen (oft ausgebucht).
Eintritt: CHF 15

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

Jason K. Day (*1996) ist Doktorand der Philosophie an der Universität Fribourg und Forscher im SNF-Projekt Ästhetik und Ethik der Aufmerksamkeit. In seiner Doktorarbeit führt er eine phänomenologische Studie über psychedelische Erfahrungen in Bezug auf die Aufmerksamkeit durch. Day hat seinen Forschungs-MA in Philosophie an der Radboud Universität Nijmegen abgeschlossen, wo er sich auf die Husserlsche Phänomenologie und die frühe buddhistische Philosophie spezialisiert hat. Ebenso schreibt er über das Thema anarchistische Philosophie und ist für seine Collagen bekannt.

Caroline Ann Baur (*1986) lebt und arbeitet in Zürich. Ihre künstlerische Tätigkeit bewegt sich zwischen Sound Arts, Installationen und kollaborativen Experimenten. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Schaffen von sozialen Räumen. Sie experimentiert mit der Praxis des aktiven Zuhörens und ist von der Frage nach der gegenderten Auf- und Abwertung von Arbeit und Symbolik geleitet. Um Erfahrungen des Gemeinsamen ging es insbesondere auch im Zürcher Offspace «Raum*Station», den sie mitbegründet und während vier Jahren mit einer Gruppe von acht Personen geleitet hat. Ihre Arbeiten waren bereits zu sehen u.a. in der Kunst Halle Sankt Gallen, Gessnerallee Zürich, uni Offspace Zürich, Ausstellungsraum Klingental sowie mayday in Basel, Marrakech Biennale. 2019 gewann sie das Artist-in-Residence Programm sowie 2021 den Werkbeitrag der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Als Autorin schreibt sie unter anderem für die WOZ Wochenzeitung und für künstlerische Publikationen. Sie lehrt als Unterrichtsassistentin im MA Transdisziplinarität an der ZHdK – Zürcher Hochschule der Künste und gab Seminare an der F+F Schule für Kunst und Design Zürich sowie am Hyperwerk Basel. Baur hat an der Humboldt Universität Berlin Kulturwissenschaft und Philosophie studiert sowie Fine Arts an der ZHdK.

Antoine Félix Bürcher (*1999) ist ein in Zürich lebender Künstler und Kurator. Seine künstlerische Arbeit ist interdisziplinär und konzeptuell und materialisiert sich in Skulpturen, Installationen, Texten, Videos und Performances mit einem Fokus auf das Skulpturale. Antoine Félix Bürcher imaginiert eine nicht-lineare Ästhetik der Zeit durch die Erfahrung der Materie, mit der er in einer symbiotischen Beziehung mit dem Ausdruck zusammenarbeitet. Er hat 2020 den Online-off-space sabl.live mitbegründet. Seine Arbeiten wurden in mehreren Gruppen- und Einzelausstellungen in der Schweiz und Europa gezeigt: BIG Biennale (Genf) mit One Gee in Fog, B74 Raum für Kunst (Luzern), Mock Jungle (Bologna), Danuser & Ramirez gallery (London), OnCurating (Zürich). Seine Glasskulpturen werden im Rahmen von PLATTFORM23 im Espace Arlaud in Lausanne ausgestellt.

Die Reihe «The Psychedelic Salon» in Zusammenarbeit mit Susanne G. Seiler findet regelmässig im Cabaret Voltaire statt. An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über breite Themen gesprochen, die von Subkultur, Therapieformen, Phänomenologie und Kunst bis zu Ökologie reichen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austauschüber die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

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Präsentation, Vortrag und Talk organisiert von Brücke Zürich-Tbilissi. Die Veranstaltung findet statt im CCA, Center of Contemporary Art, Tbilissi.

Die in Zürich lebende Künstlerin llaria Vinci präsentiert im CCA, Tbilissi, einen abgewandelten Ableger der Ausstellung «Phoenix Philosophy Café», die bis im Sommer 2023 im Cabaret Voltaire zu sehen ist. Die Ausstellung wird durch verschiedene Veranstaltungen aktiviert. Neben Kunstwerken stehen die «Chronicles of the Phoenix Fireplace» im Zentrum: Kurzgeschichten zu Vincis Schau, verfasst von den Schweizer Autorinnen Judith Keller und Maya Olah, Allison Grimaldi Donahue sowie der georgischen Autorin Anna Kordsaia-Samadaschwili. Salome Hohl, Direktorin des Cabaret Voltaire, lässt sich von der Ausstellung von llaria Vinci inspirieren und hält den Vortrag «Dada Phoenix, oder was wir mit Dada lernen können». Sie zieht Parallelen von der Vergangenheit in die heutige Zeit und analysiert, welche Probleme und Chancen wiederkehren und welche künstlerischen Antworten zu beobachten sind. Im Anschluss findet ein Gespräch zwischen llaria Vinci, Salome Hohl und jungen georgischen Künstler:innen statt.

19:00–20:00
Präsentation llaria Vinci und Lesung der Kurzgeschichte von Anna Kordsaia-Samadaschwili

20:00–21:00
Vortrag von Salome Hohl «Dada Phoenix, oder wie wir mit Dada lernen können»

21:00–22:00
Interaktion mit den georgischen Künstler:innen und Schriftsteller:innen

Eintritt frei
www.zuerich-tbilissi.ch

Le Foyer in Zusammenarbeit mit dem Cabaret Voltaire. Moderiert von Yasmin Afschar.

Mai-Thu Perret, Künstlerin, und Ida Soulard, Kunsthistorikerin und Kuratorin, stehen in einem regelmässigen Dialog – ein Austausch, der derzeit vertieft wird und in einem Text gipfelt, der in Perrets kommendem Buchprojekt veröffentlicht wird. Im Rahmen der Diskussion über gemeinsame Interessen, feministische Anliegen und die Rolle von Kunst und Kunsthandwerk in den Avantgardebewegungen des 20. Jahrhunderts erhalten wir einen Einblick in diesen Prozess. Insbesondere Soulards kunsthistorische Forschungen zu Anni Albers und textilen Praktiken in der Kunst der 1920er- bis 1960er-Jahre bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte zu Perrets Werk, einschliesslich der derzeit im Cabaret Voltaire gezeigten Arbeiten, die sich auf das Erbe von Sophie Taeuber-Arp bezieht.

Literatur, Kunst- und Kulturgeschichte, aber auch spirituelle Traditionen und feministische Theorie bilden das intellektuelle Fundament, aus dem die Genfer Künstlerin Mai-Thu Perret schöpft. Sie beschäftigt sich mit den künstlerischen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts, insbesondere mit der Geschichte der Abstraktion, hinterfragt die kapitalistischen und patriarchalischen Konventionen der Kunst und schafft Gegennarrative dazu. Die Werke von Perret wurden in Einzelausstellungen gezeigt, unter anderem im Istituto Svizzero, Rom (2022); Le Portique - centre régional d'art contemporain du Havre, Frankreich (2020); MAMCO Genf (Musée d'art moderne et contemporain), Genf (2019); Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Deutschland (2019); Spike Island, Bristol, England (2019); Nasher Sculpture Center, Dallas (2016); Le Magasin, Grenoble, Frankreich (2012); Haus Konstruktiv, Zürich (2011); University of Michigan Museum of Art, Ann Arbor (2010); San Francisco Museum of Modern Art (2008); und die Renaissance Society an der University of Chicago (2006).

Ida Soulard ist Doktorandin in Kunstgeschichte (ENS / Université PSL) und unabhängige Kuratorin. Sie ist Co-Direktorin von Glass Bead, einer zweisprachigen Online-Forschungsplattform und Kunstzeitschrift. Von 2013 bis 2020 war sie künstlerische Leiterin von Fieldwork: Marfa, ein internationales Forschungs- und Residency-Programm, das gemeinsam von der Hochschule für Bildende Künste in Nantes und HEAD-Genf geleitet wurde. 2021 war sie künstlerische Leiterin und Beraterin für eine private Stiftung und ein Kunstprogramm in Armenien. Zusammen mit Jennifer Burris war sie Ko-Kuratorin von Marfa Sounding (2016-2018), einem Festival mit Performances, Klanginstallationen und Gesprächen in Marfa, Texas. Kürzlich kuratierte sie Transmeare, eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Ulla von Brandenburg im FRAC Amiens und 1833: Une jeune fille, une machine et leur amitié bei Image/Imatge, Orthez (2022-2023). Außerdem ist sie Herausgeberin von Du Tissage (Les Presses du Réel, 2021), der französischen Ausgabe von Anni Albers' legendärem Buch aus dem Jahr 1965, und von Manual for a future desert (Mousse Publishing, 2022). Derzeit unterrichtet sie an der ENSA-Bourges (Frankreich).

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Eine Literatursoiree zur Ausstellung «Phoenix Philosophy Café» von Ilaria Vinci mit Allison Grimaldi Donahue, Judith Keller und Maya Olah.

Die Autor*innen schreiben eine Kurzgeschichte zur Ausstellung zu den Stichworten, welche die Künstlerin Ilaria Vinci ihnen zuvor vorgegeben hat: Rebellion (rebellion), heilende Tränen (curative tears), Ei (egg), Kreis (circle) und Miss Phönix. An der Soiree werden die Kurzgeschichten in Feuerstelle-Atmosphäre vorgelesen.

Allison Grimaldi Donahue (*1984) ist Schriftstellerin und Künstlerin. Sie ist die Autorin von «Body to Mineral» (Publication Studio Vancouver 2016) und «On Endings» (Delere Press 2019) und hat Carla Lonzis «Self-portrait» (Divided, 2021) übersetzt. Sie lebt in Bologna.

Judith Keller (*1985) studierte Literarisches Schreiben in Leipzig und Biel sowie Deutsch als Fremdsprache in Berlin und Bogotá. Für ihr Debüt «Die Fragwürdigen» (Der gesunde Menschenverstand) wurde Judith Keller mit Anerkennungspreisen von Stadt und Kanton Zürich ausgezeichnet. Sie lebt in Zürich.

Maya Olah (*1990) studierte Germanistik und Ethnologie in Zürich und Wien. Ihre Hörspiele und Kurzgeschichten wurden im Radio ausgestrahlt, in Literaturzeitschriften veröffentlicht und sie hat zahlreiche Lesungen im In- und Ausland gegeben. Sie lebt in Zürich.

Ilaria Vinci (*1991) hat in Mailand und Lausanne Kunst studiert. In ihrer Praxis erforscht sie das, was sie die "Zone der Fantasie" nennt: Der Bereich in der menschlichen Psyche, in dem sich Selbst- und Weltwahrnehmung treffen und verschwimmen. Sie lebt in Zürich.

Diese Soiree wird von der Fondation Jan Michalski unterstützt.

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Kaum einen Verweis gibt es im Dorf Trogen in Appenzell Ausserrhoden auf Sophie Taeuber-Arp, wo die Pionierin der abstrakten Kunst aufgewachsen ist. Nur ein kleines Schild am roten Familienhaus erinnert an ihre Kindheit in einem Dorf, das sichtbar reich geworden ist durch den transatlantischen Dreieckshandel mit Textilien aus der Region. Das Haus, das die Mutter Sophie Taeuber-Arps eigenhändig entworfen hatte, steht unweit vom Zellweger Palast, mit denen die Taeubers verwandt waren. Um sich dem multimedialen Werk Sophie Taeuber-Arps anzunähern und Spuren ihrer Biografie zu finden, begab sich eine Gruppe des Masters Transdizsiplinarität der Zürcher Hochschule der Künste auf eine 6-Tägige Exkursion nach Trogen. Konzepte der transdisziplinären Künstler*innenschaft standen im Zentrum der Auseinandersetzung, woraus die Studierenden Fragen nach gegenderten, kunsthistorischen Narrationen stellten, nach dem Verhältnis zwischen Kunsthandwerk und freier Kunst, sowie dem historischen Kontext von dem aus sich das Schaffen und das Selbstverständnis dieser gewichtigen Künstlerin der Moderne entwickeln konnte. Durch die Linse der Exkursion betrachten die Studierenden die Ausstellung «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend» von Sophie Taeuber-Arp und Mai-Thu Perret im Cabaret Voltaire. Mit einem alternativen Saalblatt reagieren die Studierende auf die Ausstellung und laden zu einer Vernissage ihrer Lesart mit Performances im Historischen Saal des Cabaret Voltaire ein.

Von und mit: Paula Thomaka, Nistiman Erdede, Amanda Hunt, Hans-Jakob Mühlethaler, Caroline Ann Baur, Nicole Frei.

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Am Donnerstag, den 9. März, geht die Reihe «The Psychedelic Salon» weiter. An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über breite Themen gesprochen, die von Subkultur, Therapieformen, Phänomenologie und Kunst bis zu Ökologie reichen.
Wir zeigen The Mushroom Speaks (2021), ein Dokumentarfilm von Marion Neumann, der die heilenden Qualitäten von Pilzen und ihre Fähigkeit zur Regeneration erforscht. In ihrem Film würdigt die Regisseurin nicht nur die Magie der Pilze, sondern stellt die These auf, Pilze könnten die Menschheit vor der kommenden Klimaapokalypse retten.

The Mushroom Speaks wurde kürzlich im The Guardian besprochen:
«Considering that the cultivation of fungal cultures has allowed us to ease our physical ailments as well as repair damaged ecosystems, the film posits that, beyond a transactional relationship, humans can also model our behaviours after the virtues of the mushroom.» (Phuong Le, 21 February 2023)

18:00 – Meet und Greet
19:00 – Neuigkeiten und Einführung mit Marion Neumann
19:15 – Screening: The Mushroom Speaks
20:45 – Diskussion

Aufgrund von organisatorischen Verzögerungen kann der mexikanische Künstler Gabriel Mestre Arrioja leider nicht wie angekündigt erscheinen. Sein Besuch wird auf einen anderen Salon verschoben.

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch bis zum Abend vom 8. März möglich.

Die Reihe «The Psychedelic Salon» in Zusammenarbeit mit Susanne G. Seiler findet regelmässig im Cabaret Voltaire statt. An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über breite Themen gesprochen, die von Subkultur, Therapieformen, Phänomenologie und Kunst bis zu Ökologie reichen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austauschüber die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

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Am 21. Februar findet wieder die Soiree «SCACCHI NOISE. The Ultimate NOISE CHESS Challenge» im Rahmen der Ausstellung von Ilaria Vinci statt. Im Historischen Saal des Cabaret Voltaire laden die Künstlerin Ilaria Vinci und CZARNAGORA (Rafal Skoczek) zum Schachturnier ein. Die Partien werden live mit Sound-Interventionen von ALY-X und Axel Kolb begleitet, die den Fokus der Spielenden herausfordern. Der Anlass steht auch Zuschauer*innen offen. Der Eintritt ist frei.

BLITZ CHESS TOURNAMENT
Die Gegner*innen spielen BLITZ CHESS mit einer Gesamtzeit von zehn Minuten pro Partie (ohne Bonuszeit). Das Turnier besteht aus acht Spieler*innen, die im direkten Ausschlussverfahren gegeneinander antreten. Der*die endgültige Gewinner*in der drei Partien erhält eine Goldmedaille und ein von der Künstlerin entworfenes T-Shirt in limitierter Auflage. Es können mehrere Turniere gleichzeitig stattfinden. Wenn Sie am BLITZ CHESS teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte via info@cabaretvoltaire.ch an (mit Angabe zum Schach-Level).

FREE PLAY
Hier können sich Partien freier bilden. Sie können zum Spass spielen oder einfach üben und Ihre Fähigkeiten perfektionieren – das ist ganz Ihnen überlassen. Schachbretter stehen zur Verfügung, gerne können eigene Bretter mitgebracht werden. Eine Anmeldung ist nicht nötig, es hilft uns jedoch trotzdem, damit wir die Anzahl der Schachbretter abschätzen können.

THE NOISE
Klang und Schach haben eine dadaistische Tradition. Marcel Duchamp und John Cage entwickelten kurz vor Duchamps Tod 1968 das Projekt «Reunion», bei dem Schachspiele in Musikstücke verwandelt wurden. Diesmal werden die Schachpartien von Noise-Sets von ALY-X und Axel Kolb begleitet.

«Klänge zu hören ist für mich so, als würde ich mich irgendwo zwischen dem auditorischen Kortex und dem Bewusstsein aufhalten.»
Aleyna Günay auch bekannt als ALY-X (geb. 1995) Künstlerin und elektronische Musikerin aus Istanbul. Sie begann als Pianistin, als sie sechs Jahre alt war, und komponierte weiter. Nach vielen Jahren wurde ihr Stil härter und diese Erkundung kombiniert Dronescapes, harsche Lärmwände und Doom. Sie hat ihr Projekt ALY-X im Jahr 2018 in Paris gestartet. Sie ist weithin bekannt mit Speedcore, Splittercore und Terror-Genres.
Günay lebt und arbeitet in Zürich. www.aleynagunay.com

Der Musiker und Komponist Axel Kolb studiert Komposition an der ZHdK und lebt in Zürich. Neben seiner Praxis in Spatial Audio und Solo-Posaunen-Performances organisiert und co-kuratiert er «Spectres», eine Reihe für elektroakustische Musik: www.spectres.ch

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Marcel Duchamp und John Cage «Reunion», 1968

Am Freitag, 17. Februar, findet im Cabaret Voltaire wieder die «Chaostage» von Ajana Dracula & friends statt.

Wir laden dazu ein, auf der offenen Bühne aufzutreten: Reden halten, Lieder singen, Instrumente spielen, Tänze oder Performances vorführen, rappen, Gedichte rezitieren, einen Film zeigen – alle Beiträge sind willkommen.
Für die Performances stehen Bühne, Mikrofone, Klavier, Verstärker, Computer, Beamer sowie je max.10 Minuten zur Verfügung.

In allen Sprachen. Verkleidung erwünscht!

Türöffnung: 20:00
Freier Eintritt.
Anmeldung an ajanadracula239@gmail.com

Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen und Mitmachen!

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In seiner neuen Performance «The Way I Are» arbeitet Luca Büchler mit Tanz und den verschiedenen Aspekten der passiven und aktiven Teilnahme, die sich aus dem Cruising ergeben. Büchler nutzt Cruising – die Praxis des Beobachtens und Begegnens von potentiellen Partner*innen in einem alltäglichen Kontext – um Bewegungen zu hinterfragen. Der Künstler begegnet damit seiner eingeschriebenen Körpersprache und bewegt sich dabei zwischen Fakt, der erkennbaren Form, und Fiktion, dem Interpretationsspielraum. Jede Geste, jeder Blick ist dabei dem Gegenüber und dessen subjektiven und kulturellen Lesearten ausgeliefert. Büchler möchte soziale Protokolle jedoch nicht einfach offenlegen. Durch die Wiederholung hinterfragt er diese und flirtet damit, Formen der Repräsentation sowie Interpretation zu vervielfachen, um individuelle Fantasien zu kreieren.

Besucher*innen sind eingeladen, sich während der gesamten Dauer der von Musik und Licht begleiteten Performance frei im Raum zu bewegen. Die Bar im Historischen Saal ist während der 90-minütigen-Performance geöffnet.

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Am Donnerstag, den 9. Februar, findet im Cabaret Voltaire erneut «The Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Susanne G. Seiler unter dem Titel «The Love you Take is Equal to the Love you Make. LSD in the Sixties». Danach psychedelisches DJ-Set von Kalabrese.

«The love you make is equal to the love you take» ist ein Zitat der Beatles, das die Philosophie der Peace-and-Love-Ära zusammenfasst, in der die Hippies mit alternativen Therapien experimentierten. Die LSD-Therapie zum Beispiel, die damals in Nordamerika noch legal war, war weit verbreitet. An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

Susanne G. Seiler studierte Soziologie und Linguistik in Toronto und Ottawa, Kanada. Sie ist Herausgeberin des zweisprachigen Newsletters «gaiamedia goodnews» und organisiert und moderiert den monatlichen «The Psychedelic Salon». Als Zeitzeugin der Anfänge der Drogenkultur in den sechziger und siebziger Jahren lernte sie viele ihrer Protagonist*innen wie Timothy Leary, Albert Hofmann, die Psychologin und Theologin Jean Houston, Terence McKenna oder den Delphin- und Bewusstseinsforscher John C. Lilly kennen. Susanne lebt in Zürich und arbeitet an einem Buch über ihre Erfahrungen, das im Herbst unter dem Titel «Mein psychelisches Leben» im Nachtschatten Verlag, Solothurn, erscheinen wird.

Kalabrese (Sacha Winkler) ist ein Zürcher Musiker, DJ, Musikproduzent und Co-Inhaber des Club Zukunft, der uns mit einem psychedelischen Set erfreut. Mehr Informationen: http://kalabrese.com

Eintritt: CHF 15 – der Anlass findet in englischer Sprache statt.

18:00 – Meet & Greet
19:00 – Vortrag Susanne G. Seiler
20:15 – Diskussion
21:00 – DJ Kalabrese

Die Veranstaltung kann auch online über diesen Link verfolgt werden: https://us02web.zoom.us/j/85085741374?pwd=TzNTU1VZdG1SRXRzU3pxWkZSM1RCQT09
Meeting-ID: 850 8574 1374
Kenncode: 579840

Weitere Daten: 9. März, 13. April, 11. Mai 2023.

Timothy Leary For Governor Of California, Poster by Joe Roberts Jr., 1969

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Editionsvorstellung mit dem Künstler David Horvitz, eine Lesung in Georgisch mit Elene Abashidze, in Englisch mit David Horvitz und einleitende Gedanken zum Wetter von Nina Kunz.

In der georgischen Sprache existieren 64 verschiedene Bezeichnungen für Regen. Der Künstler David Horvitz arbeitete mit der in Tiflis lebenden Kuratorin Elene Abashidze zusammen, um diese Wörter zu sammeln. Das Ergebnis ist ein Glossar, welches die subtilen Unterschiede beschreibt, wie Wasser vom Himmel fallen kann. Der Reichtum an Ausdrücken für ein einziges Naturphänomen macht auch sichtbar, was wir durch die Auswirkungen der Klimakrise verlieren werden, wenn die Vielfalt an Begriffen für Regen keine Anwendung mehr finden.

Die Arbeit entstand anlässlich der Ausstellung «The Palace of Concrete Poetry» im Writers' House of Georgia in Tiflis (9. September – 9. Oktober 2022). Das Künstlerbuch «Წვიმა Rain» enthält das gesamte Glossar und ist verlegt bei Edition Taube in einer Auflage von 1000 Unikaten, und einer mit georgischem Regenwasser gedruckten Sonderedition.

Design: Jan Steinbach.

David Horvitz wird auch am nächsten Tag, den 01.02.2023, in Zürich im MATERIAL eine weitere neue Arbeit vorstellen und Bücher signieren.

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David Horvitz «Წვიმა Rain», Design: Jan Steinbach.

Mit Sigrid Adorf, Medea Hoch, Salome Hohl, Hubertus Design, Walburga Krupp, Nimbus. Kunst und Bücher, Petra Ronner

Während das Werk der Pionierin konstruktiver Kunst aus der Schweiz international immer bekannter wurde, hat sich die kunsthistorische Rezeption weiterhin auf Erinnerungstexte von Hans Arp und weiterer Weggefährt*innen verlassen, die nach dem frühen Unfalltod Sophie Taeuber-Arps aufgezeichnet wurden. In der neu erschienenen dreibändigen Briefausgabe kann die Künstlerin endlich selbst zu Wort kommen. Der Perspektivenwechsel zeigt eine reflektierte, bestimmte und auch einmal aufgebrachte Sophie Taeuber-Arp und relativiert die bisherigen Zuschreibungen seitens der Künstlerkolleg*innen. Die Korrespondenz mit den nächsten Bezugspersonen erstreckt sich beinahe über die gesamte Lebenszeit Sophie Taeuber-Arps und liest sich wie eine Autobiografie in Fragmenten. Sie gibt Einblicke in unbekannte Lebenszusammenhänge und das innovative transdisziplinäre Schaffen der Künstlerin.

Die Briefedition wurde von Medea Hoch, Walburga Krupp und Sigrid Schade am Institut for Cultural Studies in the Arts der Zürcher Hochschule der Künste herausgegebenen und bei Nimbus. Kunst und Bücher in Wädenswil 2021 verlegt. Anlässlich der Ausstellung «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend, Sophie Taeuber-Arp / Mai-Thu Perret» im Cabaret Voltaire soll ihr Erscheinen gefeiert werden mit Beiträgen zu den Briefen und zur prämierten Gestaltung von Hubertus Design, einem Büchertisch sowie einer Ananas-Bowle, roten Lampions und Klavierstücken von Béla Bartók, von denen die Briefe berichten. Die rumänische Weihnachtsmusik (Colinde) von Béla Bartók (1881–1945) besteht aus zwei Serien an zehn Klavierstücken betitelt «Rumänische Weihnachtslieder» (1915).

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«Zeitgenössischer Antisemitismus im Werk von Hugo Ball und dessen Gegenwartsbezüge»

Seit 1990 verleiht die Stadt Pirmasens alle drei Jahre den Hugo-Ball-Preis. Mit dem Kulturpreis würdigt die Stadt das Wirken des in Pirmasens geborenen Künstlers, Schriftstellers und Kriegsgegners Hugo Ball (1886-1927). Dieser hat – u. a. 1916 im Züricher Cabaret Voltaire – mit Dada eine der einflussreichsten Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts mitbegründet.

Den Hauptpreis des Jahres 2023 sprachen die Jury und die Stadt Pirmasens im Dezember mit Hito Steyerl einer der international bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart zu, den Förderpreis der Schriftstellerin, Dramaturgin, Musikerin und Performerin Olivia Wenzel.

Auf Anregung von Hito Steyerl hat die Stadt Pirmasens gemeinsam mit den beiden Preisträgerinnen und der Vorschlagskommission entschieden, die Verleihung des Hugo-Ball-Preises im Jahr 2023 auszusetzen zugunsten einer offenen Debatte über antisemitische Klischees in der Zeit Hugo Balls und unserer Gegenwart.

Im frühen 20. Jahrhundert war antisemitisches Gedankengut weit verbreitet, auch viele Künstlerinnen und Künstler beförderten solche Ressentiments. Entsprechende Textpassagen finden sich auch bei Hugo Ball, etwa in seiner 1919 erschienenen Schrift «Zur Kritik der deutschen Intelligenz». Damit haben sich die Fachwissenschaft und vor allem auch die Hugo-Ball-Gesellschaft bereits ausführlich und wiederholt beschäftigt; sie sind jedoch in der breiten öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent.

Unter dem Eindruck antisemitischer sowie rassistischer Vorurteile und Vorfälle in der Gegenwart halten die Stadt Pirmasens, die Vorschlagskommission und die beiden Ausgezeichneten eine erweiterte Auseinandersetzung mit Antisemitismus und anderen Formen der Diskriminierung für vordringlich und geboten.

Denn alle Beteiligten möchten mit der Verleihung des Preises künftig auch ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus verbinden.

Auftakt der Debatte ist eine öffentliche und zudem auf Youtube unter www.youtube.com/@pirmasenslive1 zugängliche Veranstaltung am 23. Januar 2023, um 19 Uhr, in der Festhalle in Pirmasens.

Im Rahmen einer moderierten Podiumsdiskussion beschäftigen sich dort ausgewiesene Fachleute verschiedener Disziplinen mit dem Thema «zeitgenössischer Antisemitismus im Werk von Hugo Ball und dessen Gegenwartsbezüge».

Eine weitere Veranstaltung zu Hugo Balls intellektuellem Umfeld ist im Laufe des Jahres im Cabaret Voltaire in Zürich geplant. Dessen Direktorin Salome Hohl setzt es sich zum Ziel, Ambivalenzen der für die Kultur der Moderne so prägenden Dada-Bewegung weiter auszuleuchten, auch hinsichtlich ihrer antisemitischen, kolonialistischen und rassistischen Spuren.

Bis zum Ende dieses Prozesses soll die Verleihung des Hugo-Ball-Preises ausgesetzt werden, um die wichtige Debatte nicht unter Zeitdruck führen zu müssen. Die für 5. März 2023 vorgesehene Veranstaltung wird abgesagt.

«Ich bin Hito Steyerl sehr dankbar dafür, dass sie mit ihrer Nominierung eine wichtige Debatte zum Thema Antisemitismus angestoßen hat», so der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick. «Denn Pirmasens und der Hugo-Ball-Preis beziehen klar Position gegen Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung!»

Auch Hito Steyerl ist froh über den gemeinsamen Weg, den Pirmasens mit ihr und Olivia Wenzel eingeschlagen hat: «Ich bedanke mich ausdrücklich dafür, dass die Stadt Pirmasens und Oberbürgermeister Zwick einen konstruktiven Weg wählen, um einen Umgang mit unbestreitbar antisemitischen Motiven in Balls Werk zu finden. Dieses Verfahren könnte einen Modellcharakter für den Umgang mit Deutschlands in Teilen antisemitischem und rassistischem kulturellen Erbe bieten und so ein zukunftsweisendes Beispiel darstellen».

Olivia Wenzel begrüßt den anstehenden Prozess ebenfalls sehr: «Es ist gut, dass hier im Idealfall ein konstruktiver wie kritischer Prozess angestoßen wird; ich hoffe, er gelingt.»

Die Vorschlagskommission begrüßt den eingeschlagenen Weg. Ihr gehören der Literaturkritiker Dr. Helmut Böttiger, Salome Hohl vom Cabaret Voltaire in Zürich und die Kunsthistorikerin und Redakteurin der Süddeutschen Zeitung, Dr. Kia Vahland an.

Die Vorschlagskommission teilt mit: «Wir haben uns dafür ausgesprochen, den Preis im Jahr 2023 auszusetzen zugunsten einer aktualisierten kritischen Auseinandersetzung mit Hugo Balls Werk und Umfeld sowie einer Debatte darüber, welche Schlüsse sich für unsere von antisemitischen und rassistischen Vorurteilen und Vorfällen gezeichneten Gegenwart ziehen lassen. Wir danken der Stadt Pirmasens für ihre Bereitschaft, diesen Prozess zu gestalten, Hito Steyerl für ihren Impuls, Olivia Wenzel für ihre Unterstützung.»


Auf einen Blick:

Bei der Diskussion am Montag, 23. Januar 2023, sind folgende Gäste auf dem Podium in der Pirmasenser Festhalle vertreten:

Dr. Bernd Wacker, ist Vorsitzender der Hugo-Ball-Gesellschaft, katholischer Theologe und Hugo-Ball-Forscher. Er ist zudem im christlich-jüdischen Dialog engagiert und hat in diesem Kontext u.a. zu den judenfeindlichen bzw. antisemitischen Bildwerken im Kölner Dom veröffentlicht.

Dr. Susanne Urban, Leiterin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS); zuvor u.a. in den Arolsen Archives, Yad Vashem und für den SchUM-Städte e.V. tätig.

Prof. Dr. Helmuth Kiesel ist ausgewiesener Literaturwissenschaftler an der Universität Heidelberg mit Schwerpunkt 20. Jahrhundert, dessen Werk, gerade was die Zeit Hugo Balls angeht, längst zum wissenschaftlichen Kanon gehört.

Prof. Dr. Johannes Heil ist Ignatz-Bubis-Stiftungsprofessor für Religion, Geschichte und Kultur des europäischen Judentums an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg. Die staatlich anerkannte Hochschule wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland getragen. Johannes Heil, ein exzellenter Kenner nicht zuletzt auch des mittelalterlichen Judentums, war dort jahrelanger Rektor.

Prof. Dr. Magnus Brechtken ist Historiker, Politikwissenschaftler und Philosoph – ausgewiesener Experte im Thema Antisemitismus der 1910er und 1920er Jahre und Vizedirektor des Instituts für Zeitgeschichte München, eine international renommierte Institution zur historischen Einordnung.

Prof. Dr. Meron Mendel (zugeschaltet), ist Publizist, Historiker, Pädagoge und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank mit Sitz in Frankfurt am Main.

Die Moderation übernimmt Angela Gutzeit, freie Redakteurin und Moderatorin beim Deutschlandfunk und Kritikerin für andere Rundfunkanstalten und Medien.

Im Herbst und Winter 2022 laden Cabaret Voltaire und CARAH – Collective for Anti-Racist Art History herzlich zu einer Reading Group ein. Gemeinsam wollen wir uns der Lektüre und Diskussion von Texten zu (Anti-)Rassismus in der Kunstgeschichte und damit im Zusammenhang stehenden Themen widmen.

Die Reading Group trifft sich jeweils um 18.00 in der Dada-Bibliothek des Cabaret Voltaire (Spiegelgasse 1) am:

  • 27. September, 2022
  • 25. Oktober, 2022
  • 22. November, 2022
  • 13. December, 2022

Die Diskussionen finden je nach Zusammensetzung der Gruppe auf Deutsch und/oder Englisch statt.

Die Reading Group ist für alle Interessierten offen. Zur Teilnahme ist lediglich eine Anmeldung via E-Mail an antirassismus@khist.uzh.cherforderlich.

Lesestoff für den 27.09.2022 – The Gaze:

  • Homi Bhaba «Black Male: Representations of Masculinity in Contemporary American Art», in: Artforum 33 (6), Februar 1995.
  • Kobena Mercer «Looking for Trouble», in: Transition 51, 1991.
  • McKenzie Wark «The Cis Gaze and Its Others (for Shola)», in: e-flux journal 117, April 2021.

Lesestoff für den 25.10.2022 – Colonial Switzerland:

  • Rohit Jain «How to Be Affected in Postcolonial Public Spaces? Ethnographic Remarks on a Multifocal World in the Making...», in: On Curating 35, Dezember 2017, Decolonizing Art Institutions, S. 119–128.
  • Patricia Purtschert und Harald Fischer-Tiné «Introduction», in: Colonial Switzerland: Rethinking Colonialism from the Margins, London 2015, S. 1–15.

Fakulktativ können Sie ausserdem zusätzlich folgende Videos schauen (mehrheitlich auf Deutsch):

  • Symposium «Die Postkoloniale Schweiz», mit Patricia Purtschert, Noémi Michel, Bernhard C. Schär und Fatima Moumouni, Moderation von Marcy Goldberg, Kunsthaus Zürich, 2020: https://www.youtube.com/watch?v=AHrnyEjjrco
  • «M wie Mauritius, N wie Negieren!? Eine Talkshow zu postkolonialen Verwirrungen in Bern & Beyond», mit Izabel Barros, Mardoché Kabengele und Dennis Schwabenland, Moderation von Fatima Moumouni und Bernhard Schär, Festival Fragments & Absences, Grand Palais Bern, 2021: https://www.youtube.com/watch?v=S96Z5cYYfnA

Lesestoff für den 22.11.2022 – Othering:

  • Renée Green «Trading on the Margin», in: Transition 52, 1991, S. 124–32.
  • Renée Green « I Won’t Play Other to Your Same», in: Meaning 7, Mai 1990, S. 15–16.

Fakultativ können Sie sich zur Vorbereitung über Renée Greens Ausstellung informieren, die momentan im Migros Museum für Gegenwartskunst zu sehen ist oder das Gespräch mit Green anschauen, das im Rahmen der Ausstellung organisiert wurde.

Lesestoff für den 13.12.2022 – Open Letters:

Die Texte werden nach Anmeldung an alle Teilnehmer*innen versandt.

CARAH ist eine Initiative von Kunsthistoriker*innen der Universität Zürich mit der Zielsetzung, die sich in der Kunstgeschichte abzeichnenden und teilweise tief verwurzelten rassistischen Ideologien kritisch zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Kollektiv stellt sich die Aufgabe, rassistisch begründete Ein- und Ausschlüsse sowie damit zusammenhängende blinde Flecken in der Methodentradition des Faches aufzuzeigen und diesen entgegenzuwirken, um zur Dekonstruktion und Überwindung von Rassismus beizutragen.

Am Donnerstag, den 8. Dezember, findet im Cabaret Voltaire der von Susanne G. Seiler organisierte psychedelische Salon statt.
Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Helena Aicher, Doktorandin in Psychologie an der Universität Zürich, unter dem Titel: Ayahuasca and analogues. Psychedelic research at the University of Zurich.

Es werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

– 18:00 Uhr: Meet & Greet
– 19:00 Uhr: News & Einführung
– 19:15 Uhr: Helena Aicher: Ayahuasca & Analogues. Psychedelic Research an der Universität Zürich
– 20:15 Uhr: Diskussion
– 21:00 Uhr: Happy Hour (Öffnung der Türen für die Öffentlichkeit

Eintritt: CHF 15 – der Anlass findet in englischer Sprache statt.

Susanne G. Seiler studierte Soziologie und Linguistik in Toronto und Ottawa, Kanada. Sie ist Herausgeberin des zweisprachigen Newsletters «gaiamedia goodnews» und organisiert und moderiert den monatlichen PSYCHEDELIC SALON. Als Zeitzeugin der Anfänge der Drogenkultur in den sechziger und siebziger Jahren lernte sie viele ihrer Protagonist*innen wie Timothy Leary, Albert Hofmann, die Psychologin und Theologin Jean Houston, Terence McKenna oder den Delphin- und Bewusstseinsforscher John C. Lilly kennen. Susanne lebt in Zürich und arbeitet an einem Buch über ihre Erfahrungen, das im Herbst unter dem Titel «Mein psychelisches Leben» im Nachtschatten Verlag, Solothurn, erscheinen wird.

Weitere Daten: 9. Februar, 9. März, 13. April, 11. Mai 2023.

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Robert Venosa, Ayahuasca Dream, 1996

Im Herbst und Winter 2022 laden Cabaret Voltaire und CARAH – Collective for Anti-Racist Art History herzlich zu einer Reading Group ein. Gemeinsam wollen wir uns der Lektüre und Diskussion von Texten zu (Anti-)Rassismus in der Kunstgeschichte und damit im Zusammenhang stehenden Themen widmen.

Die Reading Group trifft sich jeweils um 18.00 in der Dada-Bibliothek des Cabaret Voltaire (Spiegelgasse 1) am:

  • 27. September, 2022
  • 25. Oktober, 2022
  • 22. November, 2022
  • 13. December, 2022

Die Diskussionen finden je nach Zusammensetzung der Gruppe auf Deutsch und/oder Englisch statt.

Die Reading Group ist für alle Interessierten offen. Zur Teilnahme ist lediglich eine Anmeldung via E-Mail an antirassismus@khist.uzh.cherforderlich.

Lesestoff für den 27.09.2022 – The Gaze:

  • Homi Bhaba «Black Male: Representations of Masculinity in Contemporary American Art», in: Artforum 33 (6), Februar 1995.
  • Kobena Mercer «Looking for Trouble», in: Transition 51, 1991.
  • McKenzie Wark «The Cis Gaze and Its Others (for Shola)», in: e-flux journal 117, April 2021.

Lesestoff für den 25.10.2022 – Colonial Switzerland:

  • Rohit Jain «How to Be Affected in Postcolonial Public Spaces? Ethnographic Remarks on a Multifocal World in the Making...», in: On Curating 35, Dezember 2017, Decolonizing Art Institutions, S. 119–128.
  • Patricia Purtschert und Harald Fischer-Tiné «Introduction», in: Colonial Switzerland: Rethinking Colonialism from the Margins, London 2015, S. 1–15.

Fakulktativ können Sie ausserdem zusätzlich folgende Videos schauen (mehrheitlich auf Deutsch):

  • Symposium «Die Postkoloniale Schweiz», mit Patricia Purtschert, Noémi Michel, Bernhard C. Schär und Fatima Moumouni, Moderation von Marcy Goldberg, Kunsthaus Zürich, 2020: https://www.youtube.com/watch?v=AHrnyEjjrco
  • «M wie Mauritius, N wie Negieren!? Eine Talkshow zu postkolonialen Verwirrungen in Bern & Beyond», mit Izabel Barros, Mardoché Kabengele und Dennis Schwabenland, Moderation von Fatima Moumouni und Bernhard Schär, Festival Fragments & Absences, Grand Palais Bern, 2021: https://www.youtube.com/watch?v=S96Z5cYYfnA

Lesestoff für den 22.11.2022 – Othering:

  • Renée Green «Trading on the Margin», in: Transition 52, 1991, S. 124–32.
  • Renée Green « I Won’t Play Other to Your Same», in: Meaning 7, Mai 1990, S. 15–16.

Fakultativ können Sie sich zur Vorbereitung über Renée Greens Ausstellung informieren, die momentan im Migros Museum für Gegenwartskunst zu sehen ist oder das Gespräch mit Green anschauen, das im Rahmen der Ausstellung organisiert wurde.

Lesestoff für den 13.12.2022 – Open Letters:

Die Texte werden nach Anmeldung an alle Teilnehmer*innen versandt.

CARAH ist eine Initiative von Kunsthistoriker*innen der Universität Zürich mit der Zielsetzung, die sich in der Kunstgeschichte abzeichnenden und teilweise tief verwurzelten rassistischen Ideologien kritisch zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Kollektiv stellt sich die Aufgabe, rassistisch begründete Ein- und Ausschlüsse sowie damit zusammenhängende blinde Flecken in der Methodentradition des Faches aufzuzeigen und diesen entgegenzuwirken, um zur Dekonstruktion und Überwindung von Rassismus beizutragen.

Der «Slow Reading Club» (SRC) ist eine halbfiktionale Lesegruppe, die Ende 2016 von Bryana Fritz und Henry Andersen ins Leben gerufen wurde. Die Gruppe beschäftigt sich mit konstruierten Situationen für kollektives Lesen. Der SRC betrachtet, erforscht und unterbricht die «Leser*innenschaft» als eine Möglichkeit, die Kontaktzonen zwischen Leser*in und Text, Text und Text, Leser*in und Leser*in zu stimulieren. Wenn Lesen eine Handlung ist, die ausgeführt wird, könnte sie dann auch choreografiert werden? Und könnten solche Choreografien einen Raum des Lesens eröffnen, der über die strenge Definition des Lesens fürs Verständnis hinausgeht?

Die Veranstaltung im Cabaret Voltaire besteht aus einer Reihe von text- und körperbasierten Leseprotokollen und einem Bootleg-Zine mit raubkopierten Texten, die von Festplatten mit experimentellen Texten, Poesie und Theorie stammen. Die Texte sind in englischer Sprache, Teilnehmer*innen von jeglicher Sprachkompetenz sind jedoch willkommen.

In Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste und dem Neumarkt.

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Am 8. November wird die Filmwissenschaftlerin Laura Mulvey anlässlich ihres ersten Besuchs in Zürich auf die Ausstellung «Frida Kahlo and Tina Modotti» zurückblicken, um die Ziele und ästhetischen Entscheidungen der kuratorischen Arbeit zu reflektieren; sie wird auch über die praktischen und theoretischen Prozesse sprechen, die zur Umsetzung der Ausstellung in einen Bildschirmraum führten.

Das Gespräch findet in Englisch statt und wird von Linda Waack, Oberassistentin am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich, moderiert. Die Veranstaltung wird von einer kleinen Ausstellung begleitet, die vom 1. bis 13. November im Historischen Saal zu sehen ist.

Der Abend mit Laura Mulvey ist Teil der Veranstaltung «Images and Afterimages. Laura Mulvey in Zürich» organisiert durch das Seminar für Filmwissenschaft. Mehr Infos

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In Kollaboration mit gta invites (Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich):

Vortrag von Michael Stevenson. Die Befragten: Khensani Jurczok-de Klerk und Daniel Tischler. Moderation: Adam Jasper.

Seit den 1980er-Jahren hat der 1964 in Neuseeland geborene und in Berlin lebende Michael Stevenson eine künstlerische Sprache entwickelt, die sich an der Schnittstelle von Wirtschaft, Technologie, Bildung und Glauben bewegt. In seiner Arbeit untersucht er die infrastrukturellen Systeme, die sich auf diese Bereiche beziehen.

In der unkonventionellen Übersichtsausstellung Disproof Does Not Equal Disbelief (KW Berlin 2021) waren frühe Arbeiten neben neueren grossformatigen skulpturalen Installationen zu sehen. Die Navigation in den Galerieräumen wurde zu einer zentralen Frage; sowohl als geplante als auch als unmittelbare Erfahrung. In diesen Räumen reagieren die Kunstwerke als Material und Erzählung aufeinander – eine Art Inszenierung – und ziehen die Architektur weiter in die Kreisbahn der Analogie: In diesem Fall Anatomie und Verdauung. Was bedeutet es, ungläubig zu sein, wenn wir uns in einer Umgebung befinden, die so eingeschlossen und desorientierend ist wie jene, die Jona im Bauch des Wals erlebte?

Michael Stevenson stellt seit den späten 1980er-Jahren aus. Umfassende Ausstellungen fanden 2021 im KW Institute for Contemporary Art in Berlin sowie 2011 im Museum of Contemporary Art Australia in Sydney statt. Michael Stevenson vertrat Neuseeland auf der 50. Biennale von Venedig und seine Arbeiten wurden in gross angelegten thematischen Ausstellungen gezeigt, darunter an der 21. Biennale von Sydney, der 6. und 8. Berlin Biennale, an der Liverpool Biennale in 2014, an der 2. Athens Biennale, die 8. Panama Art Biennale sowie an der 5. Asia-Pacific Triennial.

Michael Stevenson, Disproof Does Not Equal Disbelief, 2021

Eine Panel-Diskussion des Doktoratprogramms Epistemologien ästhetischer Praktiken der Universität Zürich.

Im Rahmen der Jahrestagung «Verschwörung, Fake und Gewissheiten. Fragen zum Beitrag der Künste und ihrer Theorien in Zeiten gesellschaftlichen Wandels» findet am Samstag 28. Oktober im Cabaret Voltaire den Panel «Verlernen. Postkoloniale Perspektiven», mit María do Mar Castro Varela (Berlin), Michaela Ott (Hamburg), Marita Tatari (Stuttgart/Berlin) statt, moderiert bei Ines Kleesattel (Zürich).

Die Denkfigur Verlernen sowie die Versuche ihrer Realisierung ist in aktuellen Künsten ebenso anwesend wie in anderen Diskursen. Während der Gedanke des Delinking von Walter D. Mignolo darauf abzielt, dass die Subjekte an den Rändern (border) eurozentristischen Denkens ihre eigenen Perspektiven entwickeln sollen, zielt der Begriff des Verlernens darauf, hegemoniales Wissen im Zentrum seiner Produktion zu hinterfragen. Anders gesagt, diejenigen, die versuchen, zu verlernen, beschäftigen sich mit sich selbst. Wie lies- sen sich beide Konzeptionen, die des Delinking und die des Verlernens, überhaupt zusammendenken und welche Gefahren und Selbstverständnisse bringen sie mit sich? Kann ein «unordentliches Denken» (Castro Varela) tatsächlich die Pfade westlichen Denkens verlassen oder ist «unordentliches Denken», das als Erwartung an die Künste herangetragen worden ist, nicht eher Teil des westlichen Denkens selbst.

Die Tagung des Doktoratsprogramms Epistemologien ästhetischer Praktiken findet vom 28. bis 30. Oktober 2022 in der Universität Zürich und im Cabaret Voltaire statt. Sie widmet sich den Künsten und ihren Theorien in Debatten um Verschwörungen, Fake-News und (Un-)Gewissheiten heute und wirft die Frage auf, welche Rolle letzteren bei der Formung aktueller Zustände zukommt. Bereits in den Auseinandersetzungen während der 1980er und 1990er Jahre sind Themen solcher Art intensiv diskutiert worden, etwa wenn es um Fakt und Fiktion, Ambivalenz und Unentscheidbarkeit, (Im-)Materialität und um die Verknotung des Realen, Symbolischen und Imaginären ging. Diese Diskussionen scheinen nun, oftmals unter umgekehrten theoretischen und politischen Vorzeichen, ein unerwartetes Nachleben entwickelt zu haben. Daher stellt sich umso dringlicher die Frage, was der Beitrag der Künste im gesellschaftlichen Wandel heute sein könnte.

Beiträge des Panels im Cabaret Voltaire:

María do Mar Castro Varela (Berlin): «Belohnte Ignoranz verlernen. Ethische Betrachtungen»

María do Mar Castro Varela ist Professorin für Soziale Arbeit und Allgemeine Pädagogik an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Sie forscht zu postkolonialer Theorie, Rassismus, Antisemitismus, Migration und Kritischer Theorie. In diesem Jahr erschien ihr Buch Double Bind postkolonial.

Michaela Ott (Hamburg): «Um-Lernen als epistemologisches Dividuationsverfahren»

Michaela Ott ist Professorin für Ästhetische Theorien an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind poststrukturalistische Philosophie, Ästhetik und Politik, Ästhetik des Films, Affekttheorie, Theorien des Raums, Kunst-Wissen, (In)Dividuation, postkoloniale Theorie, afrikanische Philosophie und Kunst.

Marita Tatari (Stuttgart/Berlin): «Über die Entscheidung, das westliche Denken zu verlassen»

Marita Tatari vertritt die Professur Gegenwartsästhetik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Ihre Schwerpunkte sind Kontinentalphilosophie, Ästhetik und Kunsttheorie, sowie u. a. räumliche und performative Aspekte der Künste, Epistemologie der Performance, Realität der Kunst und Kunstwerk als Handlung.

Moderierung: Ines Kleesattel

Ines Kleesattel ist Dozentin im Master Art Education der ZHdK und forscht am FSP Kulturanalyse in den Künsten zu situierter Ästhetik, künstlerischer Forschung und experimentellen Theoriepraktiken. 2021/2022 vertrat sie die Professur für Kunstvermittlung und Ästhetik in der Fachgruppe Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Im Herbst und Winter 2022 laden Cabaret Voltaire und CARAH – Collective for Anti-Racist Art History herzlich zu einer Reading Group ein. Gemeinsam wollen wir uns der Lektüre und Diskussion von Texten zu (Anti-)Rassismus in der Kunstgeschichte und damit im Zusammenhang stehenden Themen widmen.

Die Reading Group trifft sich jeweils um 18.00 in der Dada-Bibliothek des Cabaret Voltaire (Spiegelgasse 1) am:

  • 27. September, 2022
  • 25. Oktober, 2022
  • 22. November, 2022
  • 13. December, 2022

Die Diskussionen finden je nach Zusammensetzung der Gruppe auf Deutsch und/oder Englisch statt.

Die Reading Group ist für alle Interessierten offen. Zur Teilnahme ist lediglich eine Anmeldung via E-Mail an antirassismus@khist.uzh.cherforderlich.

Lesestoff für den 27.09.2022 – The Gaze:

  • Homi Bhaba «Black Male: Representations of Masculinity in Contemporary American Art», in: Artforum 33 (6), Februar 1995.
  • Kobena Mercer «Looking for Trouble», in: Transition 51, 1991.
  • McKenzie Wark «The Cis Gaze and Its Others (for Shola)», in: e-flux journal 117, April 2021.

Lesestoff für den 25.10.2022 – Colonial Switzerland:

  • Rohit Jain «How to Be Affected in Postcolonial Public Spaces? Ethnographic Remarks on a Multifocal World in the Making...», in: On Curating 35, Dezember 2017, Decolonizing Art Institutions, S. 119–128.
  • Patricia Purtschert und Harald Fischer-Tiné «Introduction», in: Colonial Switzerland: Rethinking Colonialism from the Margins, London 2015, S. 1–15.

Fakulktativ können Sie ausserdem zusätzlich folgende Videos schauen (mehrheitlich auf Deutsch):

  • Symposium «Die Postkoloniale Schweiz», mit Patricia Purtschert, Noémi Michel, Bernhard C. Schär und Fatima Moumouni, Moderation von Marcy Goldberg, Kunsthaus Zürich, 2020: https://www.youtube.com/watch?v=AHrnyEjjrco
  • «M wie Mauritius, N wie Negieren!? Eine Talkshow zu postkolonialen Verwirrungen in Bern & Beyond», mit Izabel Barros, Mardoché Kabengele und Dennis Schwabenland, Moderation von Fatima Moumouni und Bernhard Schär, Festival Fragments & Absences, Grand Palais Bern, 2021: https://www.youtube.com/watch?v=S96Z5cYYfnA

Lesestoff für den 22.11.2022 – Othering:

  • Renée Green «Trading on the Margin», in: Transition 52, 1991, S. 124–32.
  • Renée Green « I Won’t Play Other to Your Same», in: Meaning 7, Mai 1990, S. 15–16.

Fakultativ können Sie sich zur Vorbereitung über Renée Greens Ausstellung informieren, die momentan im Migros Museum für Gegenwartskunst zu sehen ist oder das Gespräch mit Green anschauen, das im Rahmen der Ausstellung organisiert wurde.

Lesestoff für den 13.12.2022 – Open Letters:

Die Texte werden nach Anmeldung an alle Teilnehmer*innen versandt.

CARAH ist eine Initiative von Kunsthistoriker*innen der Universität Zürich mit der Zielsetzung, die sich in der Kunstgeschichte abzeichnenden und teilweise tief verwurzelten rassistischen Ideologien kritisch zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Kollektiv stellt sich die Aufgabe, rassistisch begründete Ein- und Ausschlüsse sowie damit zusammenhängende blinde Flecken in der Methodentradition des Faches aufzuzeigen und diesen entgegenzuwirken, um zur Dekonstruktion und Überwindung von Rassismus beizutragen.

Am 13. Oktober 2022, ab 18:00 eröffnet die Ausstellung «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend». Im Gewölbekeller treten ältere und neu produzierte Werke von Mai-Thu Perret in den Dialog mit Sophie Taeuber-Arp. Im Dada-Haus entsteht eine Diskussion zwischen den Werken von Frauen unterschiedlicher Generationen und Regionen.

Hier erfahren Sie mehr über die Ausstellung.

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Am 4. Oktober findet die Soiree «SCACCHI NOISE. The Ultimate NOISE CHESS Challenge» im Rahmen der Ausstellung von Ilaria Vinci statt. Auf beiden Stockwerken des Cabaret Voltaire laden die Künstlerin Ilaria Vinci und CZARNAGORA (Rafal Skoczek) zum Schachturnier ein. Die Partien werden live von Sound-Interventionen von CATATONIC LEISURE ALONE (Anton Ponomarev) und Luis Sanz begleitet, die den Fokus der Spielenden herausfordern. Der Anlass steht auch Zuschauer*innen offen.

THE CHESS GAME
BLITZ CHESS TOURNAMENT in der Künstler*innenkneipe: Die Gegner*innen spielen BLITZ CHESS mit einer Gesamtzeit von zehn Minuten pro Partie (ohne Bonuszeit). Das Turnier besteht aus acht Spieler*innen, die im direkten Ausschlussverfahren gegeneinander antreten. Der*die endgültige Gewinner*in der drei Partien erhält eine Goldmedaille und ein von der Künstlerin entworfenes T-Shirt in limitierter Auflage. Es können mehrere Turniere gleichzeitig stattfinden. Wenn Sie am BLITZ CHESS teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte via info@cabaretvoltaire.ch an (mit Angabe zum Schach-Level).

FREE PLAY im Historischen Saal: Hier können sich Partien freier bilden. Sie können zum Spass spielen oder einfach üben und Ihre Fähigkeiten perfektionieren – das ist ganz Ihnen überlassen. Schachbretter stehen zur Verfügung, gerne können eigene Bretter mitgebracht werden. Eine Anmeldung ist nicht nötig, es hilft uns jedoch trotzdem, damit wir die Anzahl der Schachbretter abschätzen können.

THE NOISE
Klang und Schach haben eine dadaistische Tradition. Marcel Duchamp und John Cage entwickelten kurz vor Duchamps Tod 1968 das Projekt «Reunion», bei dem Schachspiele in Musikstücke verwandelt wurden.

Anton Ponomarev (CATATONIC LEISURE ALONE) ist ein Rohrblatt-/Blasinstrumenten- und Elektronikspieler aus Zürich mit einer Leidenschaft für Free Jazz, frei improvisierte Musik, Punk Jazz, Grindcore und experimentelle Musik.

Luis Sanz (*1984, Peru) lebt und arbeitet in Bern. Er ist ein multidisziplinärer Künstler, der sich mit synthetischen Klängen, Computergrafik und physischen audiovisuellen Erfahrungen beschäftigt.

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Ilaria Vinci, Flyer Scacchi Noise, 2022

Marcel Duchamp und John Cage «Reunion», 1968. Kurz vor seinem Tod entwickelten der Dadaist Marcel Duchamp und der Komponist und Musiktheoretiker John Cage das Projekt «Reunion», bei dem Schachspiele in Musikstücke verwandelt wurden.

Im Herbst und Winter 2022 laden Cabaret Voltaire und CARAH – Collective for Anti-Racist Art History herzlich zu einer Reading Group ein. Gemeinsam wollen wir uns der Lektüre und Diskussion von Texten zu (Anti-)Rassismus in der Kunstgeschichte und damit im Zusammenhang stehenden Themen widmen.

Die Reading Group trifft sich jeweils um 18.00 in der Dada-Bibliothek des Cabaret Voltaire (Spiegelgasse 1) am:

  • 27. September, 2022
  • 25. Oktober, 2022
  • 22. November, 2022
  • 13. December, 2022

Die Diskussionen finden je nach Zusammensetzung der Gruppe auf Deutsch und/oder Englisch statt.

Die Reading Group ist für alle Interessierten offen. Zur Teilnahme ist lediglich eine Anmeldung via E-Mail an antirassismus@khist.uzh.cherforderlich.

Lesestoff für den 27.09.2022 – The Gaze:

  • Homi Bhaba «Black Male: Representations of Masculinity in Contemporary American Art», in: Artforum 33 (6), Februar 1995.
  • Kobena Mercer «Looking for Trouble», in: Transition 51, 1991.
  • McKenzie Wark «The Cis Gaze and Its Others (for Shola)», in: e-flux journal 117, April 2021.

Lesestoff für den 25.10.2022 – Colonial Switzerland:

  • Rohit Jain «How to Be Affected in Postcolonial Public Spaces? Ethnographic Remarks on a Multifocal World in the Making...», in: On Curating 35, Dezember 2017, Decolonizing Art Institutions, S. 119–128.
  • Patricia Purtschert und Harald Fischer-Tiné «Introduction», in: Colonial Switzerland: Rethinking Colonialism from the Margins, London 2015, S. 1–15.

Fakulktativ können Sie ausserdem zusätzlich folgende Videos schauen (mehrheitlich auf Deutsch):

  • Symposium «Die Postkoloniale Schweiz», mit Patricia Purtschert, Noémi Michel, Bernhard C. Schär und Fatima Moumouni, Moderation von Marcy Goldberg, Kunsthaus Zürich, 2020: https://www.youtube.com/watch?v=AHrnyEjjrco
  • «M wie Mauritius, N wie Negieren!? Eine Talkshow zu postkolonialen Verwirrungen in Bern & Beyond», mit Izabel Barros, Mardoché Kabengele und Dennis Schwabenland, Moderation von Fatima Moumouni und Bernhard Schär, Festival Fragments & Absences, Grand Palais Bern, 2021: https://www.youtube.com/watch?v=S96Z5cYYfnA

Lesestoff für den 22.11.2022 – Othering:

  • Renée Green «Trading on the Margin», in: Transition 52, 1991, S. 124–32.
  • Renée Green « I Won’t Play Other to Your Same», in: Meaning 7, Mai 1990, S. 15–16.

Fakultativ können Sie sich zur Vorbereitung über Renée Greens Ausstellung informieren, die momentan im Migros Museum für Gegenwartskunst zu sehen ist oder das Gespräch mit Green anschauen, das im Rahmen der Ausstellung organisiert wurde.

Lesestoff für den 13.12.2022 – Open Letters:

Die Texte werden nach Anmeldung an alle Teilnehmer*innen versandt.

CARAH ist eine Initiative von Kunsthistoriker*innen der Universität Zürich mit der Zielsetzung, die sich in der Kunstgeschichte abzeichnenden und teilweise tief verwurzelten rassistischen Ideologien kritisch zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Kollektiv stellt sich die Aufgabe, rassistisch begründete Ein- und Ausschlüsse sowie damit zusammenhängende blinde Flecken in der Methodentradition des Faches aufzuzeigen und diesen entgegenzuwirken, um zur Dekonstruktion und Überwindung von Rassismus beizutragen.

Dada-Rundgang im Zürcher Kreis 1

Zwischen 1916 und 1919 wurden in Zürich durch die Dadaist*innen Impulse gesetzt, welche die Künste weltweit nachhaltig prägen sollten. In Zürich steht mit dem Cabaret Voltaire nicht nur der Ursprungsort von Dada, im Kunsthaus Zürich befindet sich auch eine der wichtigsten Dada-Sammlungen.

Diese Führung mit der Cabaret Voltaire-Leiterin Salome Hohl und der Kunsthaus-Kuratorin Cathérine Hug verbindet die beiden Häuser und führt Sie zu weiteren Dada-Spielstätten, die das Milieu und die Orte zeigen, in denen Dada enstand und wirkte. Besammlung ist vor dem Cabaret Voltaire. Die Führung endet im Kunsthaus Zürich: im Dada-Kabinett und schliesslich beim Max Ernst-Bild in der Kunsthaus-Bar. Im Preis inbegriffen sind die kommentierte Tour und der Dada Pocket Guide.

–Treffpunkt: 18:00 vor dem Cabaret Voltaire

–Kosten: CHF 30.– / 25.– (Studierende) / 20.– (Mitglieder), inkl. Dada Pocket Guide

–Teilnehmerzahl beschränkt. Anmeldung erforderlich.

Tickets können via Ticket-Shop des Kunsthaus bezogen werden.

Der Rundgang findet auf Deutsch statt.

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«[not] here» – eine Ausstellung und Soireen von Sarah Burger und Felipe Ribeiro
03.09.22–18.09.22

Veranstaltungen:
03.09.22, 18:00–02:00: LANGE NACHT der Zürcher Museen
06.09.22: Soiree «[not] here», Ausstellungseröffnung (ab 18:00) und Dialogue (20:00) zwischen Sarah Burger und Felipe Ribeiro
13.09.22, 20:00: Soiree «[not] here», musikalische Vertonung der ausgestellten Werke mit Dimitri Howald

Sarah Burger (Zürich) und Felipe Ribeiro (Rio de Janeiro) lernten sich während eines Workshops kennen, bei dem Ribeiro Dinge sammelte, die von verschiedenen Personen mitgebracht wurden, um die Objekte zu Erde zu verarbeiten und eine «gemeinsame Basis» zu schaffen. Burger und Ribeiro entdeckten ein geteiltes Interesse an Tektonik, Erd- und Steinformationen sowie an Landschaften und Geografien, die neue Zugänge zu Geschichte und Zeit ermöglichen. Die Idee, dass ein künstlerischer Austausch für beide fruchtbar sein könnte, entstand. Das Cabaret Voltaire war schon immer ein Ort des künstlerischen Austauschs, der internationalen Zusammenarbeit und des Experimentierens mit neuen Formen der Begegnung. Dieses historische Versprechen bot einen passenden Rahmen für den Dialog zwischen Burger und Ribeiro, der sich entlang von Reflexionen und Aneignungen von Materialeigenschaften, Erzählungen und Geschichten entfaltet. Schnell wurde deutlich, dass ihre Zusammenarbeit nicht nur aus dem Austausch von gemeinsam vereinbarten Vorschlägen bestand, sondern auch aus dem Kennenlernen des jeweils anderen als jemand, der anders arbeitet, reflektiert, assoziiert und artikuliert. Der gemeinsame Fokus liegt – wie vielleicht immer in der Kunst – auf der Frage, was sich im Dazwischen eröffnet: Jeder Blick auf Bildwelten und Objekte offenbart unterschiedliche Wertesysteme, jede Gegenüberstellung von Objekten wirft ein neues Licht auf Texturen, Formen, deren Erzählungen und Symbolik. Im Cabaret Voltaire teilen Burger und Ribeiro Überlegungen und Beobachtungen zu Fragen der Visualität, der Sprache und der Körperlichkeit, wobei sie Präsenz als eine lebendige, nicht fixierte Qualität wahrnehmen, die auch im Verschwinden stattfindet.

Sarah Burger, Dinge, 2021
Sarah Burger bat mehrere Freund*innen, ihr Listen von Gegenständen zu geben, die sie dann mit verbundenen Augen aus Ton formte. Die einzige Vorgabe, die Burger kommunizierte, war, dass die Objekte 1:1 geformt werden können und in den Brennofen passen müssen. Dieser Prozess führte sie zu vielfältigen Fragen über Dinge, Form und Bedeutung: Welche Gegenstände sind für Menschen wichtig? Wie können sich Hände Dinge einprägen? Was ist die Semantik von Formen?

Sarah Burger, Hands, Magic, Hands, 2021
Hands, Magic, Hands ist eine digitale Collage, die auf einem gefundenen Bild von Händen und einer Fotografie einer schnell hergestellten, nicht figurativen Skulptur aus Plastilin basiert. Die Hände scheinen die Skulptur zu evozieren und sie auf magische Weise zu formen, ohne sie zu berühren.

Sarah Burger, All the landscapes I’ve ever seen, 2022
Das Video-Gedicht ist eine Reflexion über die An- und Abwesenheit verschiedener Orte, über erinnerte Räume, die nie zuvor physisch besucht wurden. Burger produzierte das Werk während einer Residenz in Sofia, Bulgarien.

Felipe Ribeiro, Dematerialize i & ii, 2021-2022
Dematerialize ist Teil einer grösseren Serie mit dem Titel Revolving Actions und experimentiert mit Momenten der Abstraktion der menschlichen Figur, in der Hoffnung, dass die visuelle Destabilisierung andere Beziehungsformen ermöglicht. In beiden Arbeiten ist das Gesicht von einem goldenen Metallgewebe bedeckt, das den Gesichtsausdruck verschleiert, den Kopf als Form aber dennoch in den Vordergrund rücken lässt, während der Körper einer verschwimmenden Unbestimmtheit unterworfen ist. Dematerialize i – dawn ist eine Aktion, die sich mit der Ambivalenz des Verschwindens durch das Sichtbarwerden auseinandersetzt. Die in einer bestimmten Raum-Zeit-Koordinate stattfindende Performance findet im Morgengrauen des St.-Georgs-Tages statt, einer Feier, die in Rio de Janeiro den katholischen Heiligen mit der afrikanischen Gottheit Ogun verbindet. Als Symbol für Schutz und Resistenz predigen die Gläubigen, die Kleidung des Heiligen Georg zu tragen, damit der Feind «Augen hat, aber sie nicht sieht». Die Performance materialisiert dieses Gelübde als eine Mischung aus Anonymität und Überschwang. In Dematerialize ii – dusk, sind lang belichtete Aufnahmen eines zitternden Körpers in der Dunkelheit zu sehen, der seine Konturen verlieren soll. Die lang andauernde Aktion begann in Rio de Janeiro um 17:27 Uhr, bei Vollmondaufgang, dauerte über Nacht und endete am nächsten Tag.

Felipe Ribeiro, Whispers, 2022
Die Besucher*innen sind eingeladen, die auf die Wände des Cabaret Voltaire gerichtete Klanginstallation zu hören. Fragmentierte Erzählungen, Textauszüge, imaginative Logiken und Träume werden laut ausgesprochen, so dass die Wände sie hören und speichern können. Die Wand wird als konkrete Materie verdichteter Geschichten wahrgenommen, daher die Notwendigkeit, das Aufgenommene und Gehörte anzuerkennen und sie gezielt mit weiteren Klängen und Erzählungen zu versehen.

Die in Zürich lebende Künstlerin Sarah Burger studierte Bildende Kunst, Philosophie, Vergleichende Literaturwissenschaft und Linguistik. Ihre Praxis umfasst auch künstlerische Recherche (PhD, ZHdK Zürich und Kunstuniversität Linz). Der Künstler Felipe Ribeiro lebt in Rio de Janeiro und ist Professor für Tanz- und Filmstudien an der Federal University of Rio de Janeiro. Er studierte Film (MA) und besitzt ein PhD in Bildender Kunst.

Die Ausstellung ist von der Annemarie Schindler-Stiftung unterstützt.

«[not] here» – eine Ausstellung und Soireen von Sarah Burger und Felipe Ribeiro
03.09.22–18.09.22

Veranstaltungen:
03.09.22, 18:00–02:00: LANGE NACHT der Zürcher Museen
06.09.22: Soiree «[not] here», Ausstellungseröffnung (ab 18:00) und Dialogue (20:00) zwischen Sarah Burger und Felipe Ribeiro
13.09.22, 20:00: Soiree «[not] here», musikalische Vertonung der ausgestellten Werke mit Dimitri Howald


Sarah Burger (Zürich) und Felipe Ribeiro (Rio de Janeiro) lernten sich während eines Workshops kennen, bei dem Ribeiro Dinge sammelte, die von verschiedenen Personen mitgebracht wurden, um die Objekte zu Erde zu verarbeiten und eine «gemeinsame Basis» zu schaffen. Burger und Ribeiro entdeckten ein geteiltes Interesse an Tektonik, Erd- und Steinformationen sowie an Landschaften und Geografien, die neue Zugänge zu Geschichte und Zeit ermöglichen. Die Idee, dass ein künstlerischer Austausch für beide fruchtbar sein könnte, entstand. Das Cabaret Voltaire war schon immer ein Ort des künstlerischen Austauschs, der internationalen Zusammenarbeit und des Experimentierens mit neuen Formen der Begegnung. Dieses historische Versprechen bot einen passenden Rahmen für den Dialog zwischen Burger und Ribeiro, der sich entlang von Reflexionen und Aneignungen von Materialeigenschaften, Erzählungen und Geschichten entfaltet. Schnell wurde deutlich, dass ihre Zusammenarbeit nicht nur aus dem Austausch von gemeinsam vereinbarten Vorschlägen bestand, sondern auch aus dem Kennenlernen des jeweils anderen als jemand, der anders arbeitet, reflektiert, assoziiert und artikuliert. Der gemeinsame Fokus liegt – wie vielleicht immer in der Kunst – auf der Frage, was sich im Dazwischen eröffnet: Jeder Blick auf Bildwelten und Objekte offenbart unterschiedliche Wertesysteme, jede Gegenüberstellung von Objekten wirft ein neues Licht auf Texturen, Formen, deren Erzählungen und Symbolik. Im Cabaret Voltaire teilen Burger und Ribeiro Überlegungen und Beobachtungen zu Fragen der Visualität, der Sprache und der Körperlichkeit, wobei sie Präsenz als eine lebendige, nicht fixierte Qualität wahrnehmen, die auch im Verschwinden stattfindet.

Sarah Burger, Dinge, 2021
Sarah Burger bat mehrere Freund*innen, ihr Listen von Gegenständen zu geben, die sie dann mit verbundenen Augen aus Ton formte. Die einzige Vorgabe, die Burger kommunizierte, war, dass die Objekte 1:1 geformt werden können und in den Brennofen passen müssen. Dieser Prozess führte sie zu vielfältigen Fragen über Dinge, Form und Bedeutung: Welche Gegenstände sind für Menschen wichtig? Wie können sich Hände Dinge einprägen? Was ist die Semantik von Formen?

Sarah Burger, Hands, Magic, Hands, 2021
Hands, Magic, Hands ist eine digitale Collage, die auf einem gefundenen Bild von Händen und einer Fotografie einer schnell hergestellten, nicht figurativen Skulptur aus Plastilin basiert. Die Hände scheinen die Skulptur zu evozieren und sie auf magische Weise zu formen, ohne sie zu berühren.

Sarah Burger, All the landscapes I’ve ever seen, 2022
Das Video-Gedicht ist eine Reflexion über die An- und Abwesenheit verschiedener Orte, über erinnerte Räume, die nie zuvor physisch besucht wurden. Burger produzierte das Werk während einer Residenz in Sofia, Bulgarien.

Felipe Ribeiro, Dematerialize i & ii, 2021-2022
Dematerialize ist Teil einer grösseren Serie mit dem Titel Revolving Actions und experimentiert mit Momenten der Abstraktion der menschlichen Figur, in der Hoffnung, dass die visuelle Destabilisierung andere Beziehungsformen ermöglicht. In beiden Arbeiten ist das Gesicht von einem goldenen Metallgewebe bedeckt, das den Gesichtsausdruck verschleiert, den Kopf als Form aber dennoch in den Vordergrund rücken lässt, während der Körper einer verschwimmenden Unbestimmtheit unterworfen ist. Dematerialize i – dawn ist eine Aktion, die sich mit der Ambivalenz des Verschwindens durch das Sichtbarwerden auseinandersetzt. Die in einer bestimmten Raum-Zeit-Koordinate stattfindende Performance findet im Morgengrauen des St.-Georgs-Tages statt, einer Feier, die in Rio de Janeiro den katholischen Heiligen mit der afrikanischen Gottheit Ogun verbindet. Als Symbol für Schutz und Resistenz predigen die Gläubigen, die Kleidung des Heiligen Georg zu tragen, damit der Feind «Augen hat, aber sie nicht sieht». Die Performance materialisiert dieses Gelübde als eine Mischung aus Anonymität und Überschwang. In Dematerialize ii – dusk, sind lang belichtete Aufnahmen eines zitternden Körpers in der Dunkelheit zu sehen, der seine Konturen verlieren soll. Die lang andauernde Aktion begann in Rio de Janeiro um 17:27 Uhr, bei Vollmondaufgang, dauerte über Nacht und endete am nächsten Tag.

Felipe Ribeiro, Whispers, 2022
Die Besucher*innen sind eingeladen, die auf die Wände des Cabaret Voltaire gerichtete Klanginstallation zu hören. Fragmentierte Erzählungen, Textauszüge, imaginative Logiken und Träume werden laut ausgesprochen, so dass die Wände sie hören und speichern können. Die Wand wird als konkrete Materie verdichteter Geschichten wahrgenommen, daher die Notwendigkeit, das Aufgenommene und Gehörte anzuerkennen und sie gezielt mit weiteren Klängen und Erzählungen zu versehen.

Die in Zürich lebende Künstlerin Sarah Burger studierte Bildende Kunst, Philosophie, Vergleichende Literaturwissenschaft und Linguistik. Ihre Praxis umfasst auch künstlerische Recherche (PhD, ZHdK Zürich und Kunstuniversität Linz). Der Künstler Felipe Ribeiro lebt in Rio de Janeiro und ist Professor für Tanz- und Filmstudien an der Federal University of Rio de Janeiro. Er studierte Film (MA) und besitzt ein PhD in Bildender Kunst.

Die Ausstellung ist von der Annemarie Schindler-Stiftung unterstützt.

Sarah Burger, All the landscapes I’ve ever seen, 2022, Video-Gedicht HD, 2:43 min im Loop

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Während der LANGEN NACHT der Zürcher Museen findet das folgende Programm im Cabaret Voltaire statt:

Sarah Burger/Felipe Ribeiro, «Whispers» und «Dinge»

18:00–02:00

Während der LANGEN NACHT der Zürcher Museen präsentiert Felipe Ribeiro «Whispers»: eine körperlose Klanginstallation, die fragmentierte, träumerische Erzählungen und unkonventionelle Logiken in intimen Tönen zum Besten gibt, die sich mit den Besucher*innen vermischen und ein fortlaufendes Gespräch über verschiedene Kontexte und Zeiten schaffen. Sarah Burger zeigt Objekte aus der Serie «Dinge». Sie bat mehrere Freund*innen, ihr Listen von Gegenständen zu geben, die sie dann mit verbundenen Augen aus Ton formte. Dieser Prozess führte sie zu vielfältigen Fragen über Dinge, Form und Bedeutung: Welche Gegenstände sind für Menschen wichtig? Wie können sich Hände Dinge einprägen? Was ist die Semantik von Formen? Dabei wurden 48 figurative Objekte durch sieben abstrakte Objekte ergänzt, um das Erkennen eines Objektbildes mit dem Prozess der Interpretation zu kontrastieren.

ektor garcia, «nudos de tiempo»

18:00–02:00

«nudos de tiempo» von ektor garcia (*1985) zeigt eine temporäre Konstellation aus bunten Häkelarbeiten sowie Metall- und Keramikskulpturen. In den sinnlich geknoteten Ketten oder Mäander Motiven vermengen sich kunsthandwerkliche Spuren indigener Bevölkerung aus Mittel- und Nordamerika mit Volkskunst, popkulturellen und digitalen Einflüssen. Einige Häkelarbeiten erinnern an Werke der US-Fiber-Art-Bewegung der 1960er Jahre. Der Auftritt im Cabaret Voltaire ist die erste institutionelle Einzelausstellung von ektor garcia in der Schweiz.

Ilaria Vinci, «Phoenix Philosophy Café»

18:00–02:00

Ilaria Vinci (*1991) erforscht in ihrer Praxis das, was sie als «Zone der Fantasie» bezeichnet: Der Bereich in der menschlichen Psyche, in dem sich Selbst- und Weltwahrnehmung treffen und verschwimmen. Die Künstlerin geht der Frage nach, was Realität ausmacht und wie Menschen kommunizieren und imaginieren. Während einem Jahr bespielt Vinci die Künstler*innen-Kneipe und verwandelt den Eingangsbereich in eine Feuerstelle. Um Feuer versammeln sich Menschen, tauschen Geschichten aus, essen, trinken und spielen zusammen. Teil der Ausstellung sind auch mythologische Figuren, die mit Feuer assoziiert werden, wie Phoenix und Prometheus.

Stefan Burger, «Narcissus, zentrales Höhlengrau, Erbse, Flamingo» (I&II)

18:00–02:00

Die Dada-Bibliothek zeigt eine Arbeit des Künstlers Stefan Burger (*1977). Burger präsentiert zwei den Raum und bestenfalls die Gemüter erhellende Leuchtenobjekte. Die Skulpturen aus gegossenem Glas und Aluminium setzen Burgers 2020 im Cabaret Voltaire begonnene Auseinandersetzung mit Kunst als Gebrauchsgegenstand fort. Es sind hybride Anlagen oder Kippfiguren, die je nach Betrachtung zu einer unterschiedlichen Qualität oder Deutung neigen und mit Zierrat und Funktion umgehen. Die Arbeit mit flüssigem Glas involviert Farben von intensiver Leuchtkraft, die dank ihrer keramischen Natur unverwüstlich heiter weiter leuchten.

Party

Smoky Tear, Playlists and Surprises

22:00–02:00

Die Ausstellung von Ilaria Vinci «Phoenix Philosophy Café» wird begleitet von der trinkbaren Skulptur «Smoky Tear», einer eigens für die Ausstellung kuratierten Playlist sowie einer Überraschungsintervention. Die Klanginstallation «Murmur» von Sarah Burger und Felipe Ribeiro im historischen Saal wird ebenfalls mit einer Playlists musikalisch abgerundet und lädt zum Tanzen ein.

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Am Freitag spielen endobliss, buffer, 400jasa, tsjmar, diejayvarni und avia ihre Sets für Radio Bollwerk im Cabaret Voltaire. Sie können kommen, wann immer Sie wollen. Die Bar ist offen.

Live-Stream unter www.radio-bollwerk.ch

Flyer von avia und diejayvarni.

«Embracing Necessity 1916 2002 2022» – 20 Jahre seit der Besetzung des Cabaret Voltaire, 24.06.–25.06.2022

Vor 20 Jahren besetzten am 2. Februar 2002 Künstler*innen und Aktivist*innen die Spiegelgasse 1 – den Ursprungsort von Dada. Die Besetzung endete am 2. April 2002 mit einer (je nach Erzählung) Räumung, welcher eine Vereinbarung zwischen der Stadt und den Besetzer*innen vorausging. Erst seit dieser Aktion wurde der Ort wieder als Kulturhaus wahrgenommen. Etwas mehr als 20 Jahres später feiern und reflektieren wir diese wichtige Initiative und haben via Rundschreiben damaligen Akteur*innen eingeladen, das Cabaret Voltaire am 24. und 25. Juni 2022 zu besuchen oder einen Beitrag zu zeigen. Im Zentrum stehen die Fragen «Wie wird Raum geschaffen und was bedeutet es, Raum zu schaffen?». Sowohl 1916, 2002 als auch 2022 galt und gilt es diese Fragen zu stellen, wenn es darum geht, herauszufinden, inwiefern Kulturschaffen ermöglicht wird und welche Voraussetzungen, Erzählweisen und Nachwirkungen mit dem künstlerischen Tun einhergehen. Wir freuen uns über das folgende Rahmenprogramm, das vielleicht durch spontane Ergänzungen erweitert wird.

Samstag, 25.06.2022

–20 Uhr: Lenin Dada und Hausbesetzer*innen (Sprach/Musik/Performance mit Knarf Rellöm und Tillamanda)
22 Uhr: An der «Chaostage» von Ajana Dracula & friends sind alle dazu eingeladen, auf der offenen Bühne aufzutreten. Für die Performances stehen Bühne, Mikrofone, ein Klavier, Verstärker, Beamer sowie je max. 10 Minuten zur Verfügung. Begrüssung und Anmeldung ab 21 Uhr vor Ort oder unter ajanadracula239@gmail.com.

Open Call «Chaostage» – mach mit!
Am Samstag, 25. Juni, findet im Cabaret Voltaire die «Chaostage» von Ajana Dracula & friends statt. Wir laden dazu ein, auf der offenen Bühne aufzutreten: Reden halten, Lieder singen, Instrumente spielen, Tänze vorführen, Performances machen, rappen, Gedichte rezitieren, einen Film zeigen – alle Beiträge sind willkommen.
Für die Performances stehen Bühne, Mikrofone, ein Klavier, Verstärker, ein Computer, Beamer sowie je max.10 Minuten zur Verfügung.
In allen Sprachen. Verkleidung erwünscht!
Türöffnung: 21:00
Freier Eintritt.
Anmeldung an ajanadracula239@gmail.com
Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen und Mitmachen!

Hinweis:
Vom 5. Juli bis 16. Juli finden die 10. Dadafestwochen in der Roten Fabrik statt.

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«Embracing Necessity 1916 2002 2022» – 20 Jahre seit der Besetzung des Cabaret Voltaire, 24.06.–25.06.2022

Vor 20 Jahren besetzten am 2. Februar 2002 Künstler*innen und Aktivist*innen die Spiegelgasse 1 – den Ursprungsort von Dada. Die Besetzung endete am 2. April 2002 mit einer (je nach Erzählung) Räumung, welcher eine Vereinbarung zwischen der Stadt und den Besetzer*innen vorausging. Erst seit dieser Aktion wurde der Ort wieder als Kulturhaus wahrgenommen. Etwas mehr als 20 Jahres später feiern und reflektieren wir diese wichtige Initiative und haben via Rundschreiben damaligen Akteur*innen eingeladen, das Cabaret Voltaire am 24. und 25. Juni 2022 zu besuchen oder einen Beitrag zu zeigen. Im Zentrum stehen die Fragen «Wie wird Raum geschaffen und was bedeutet es, Raum zu schaffen?». Sowohl 1916, 2002 als auch 2022 galt und gilt es diese Fragen zu stellen, wenn es darum geht, herauszufinden, inwiefern Kulturschaffen ermöglicht wird und welche Voraussetzungen, Erzählweisen und Nachwirkungen mit dem künstlerischen Tun einhergehen. Wir freuen uns über das folgende Rahmenprogramm, das vielleicht durch spontane Ergänzungen erweitert wird.

Freitag, 24.06.2022

–ab 18 Uhr: Vernissage: «ten pet bottles hanging on the wall» von Mark Divo und Pavel Emelianov. Präsentation ausgewählter Fotografien von damals
–20 Uhr: Podcast «Dada2025»: Letzte Folge live im Cabaret Voltaire
Seit dem 2. Februar 2022 läuft zum Jubiläum eine Podcast-Reihe des «Maison du Futur». Die letzte Folge wird im Cabaret Voltaire ausgestrahlt. Anschliessender Talk mit Jean-Pierre Hoby, Mark Divo, Anja Nora Schulthess und Salome Hohl. Der Podcast heisst absichtlich «Dada2025», weil dieser Podcast sich ein langfristiges Ziel gesetzt hat – nämlich die Geschichtsschreibung des Cabaret Voltaire.
–im Anschluss: DJ Chiri Moya
Hinter Chiri Moya steckt die Künstlerin Maja Hürst, auch bekannt als Tika.

–––Podcast Folge 1: «Dada2025» von «Maison du Futur» – online! Mit Mark Divo, Big Zis, Wanda Wylowa und Jean-Pierre Hoby

Zur Erinnerung an die Besetzung des Cabaret Voltaire im Februar 2002 produziert das «Maison du Futur» einen dreiteiligen Podcast mit Zeitzeug*innen. Wanda Wylowa begrüsst in der ersten Folge im Studio den Künstler und damaligen Besetzer Mark Divo. Mark Divo wünschte sich als zusätzliche Gesprächspartnerin Franziska Schläpfer (Big Zis). In der ersten Folge erzählen Mark Divo und Big Zis über die Ereignisse der Besetzung des Wohlgroth-Areals bis hin zu diesem Februar 2002.

Sie können sich diese Folge auf SoundCloud oder Spotify anhören.

Teil 1.1: «Dada2025»: Labyrinthe der Erinnerung
Teil 1.2: «Dada2025»: Besetzungen

Jeweils ganz am Ende von Folge 1.1 und Folge 1.2 ist bereits kurz die Stimme von Jean-Pierre Hoby zu hören. Jean-Pierre Hoby war von 1983 bis 2010 Kulturdirektor der Stadt Zürich und setzte sich für den Erhalt des Cabaret Voltaire als Kulturinstitution ein. Heute ist er als Vize-Präsident im Trägerverein Cabaret Voltaire aktiv. Jean-Pierre Hobys Perspektive hören Sie im dritten Teil unseres Podcasts. Dieser wird – direkt vor Ort des behandelten Geschehens – aus dem Cabaret Voltaire ausgestrahlt. Wir freuen uns schon auf die Aufnahme-Session mit ihm.

–––Podcast Folge 2: «Dada2025: Besetzung des Cabaret Voltaire» von «Maison du Futur» – online Mit Mark Divo, Big Bis, Wanda Wylowa, Jean-Pierre Hoby und Salome Hohl

Teil 2: «Dada2025»: Besetzung des Cabaret Voltaire

Nachdem in der ersten Folge die Vorgeschichte zur Besetzung des Cabaret Voltaire erzählt wurde, unterhalten sich im zweiten Teil des «Dada2025»-Podcasts Wanda Wylowa, Mark Divo und Big Zis (Franziska Schläpfer) über die Besetzung des Cabaret Voltaire im Februar 2002. Zwischen den Aufnahmen der zweigeteilten Folge 1 und der Folge 2 ist ein Krieg in Europa ausgebrochen. Das hat Auswirkungen auf die Episode 2: Das Wort «Besetzungen» ist anders geprägt. In Folge 2 geht es – nebst diesen Erschütterungen in der Gegenwart – aber auch um die Auswirkungen Besetzung von 2002 und um die nachfolgende Institutionalisierung, die in Zürich unterschiedlich beurteilt wird. Salome Hohl, künstlerische Leiterin des Cabaret Voltaire, und Vizepräsident Jean-Pierre Hoby ergänzen punktuell das Gespräch zwischen Wanda Wylowa, Mark Divo und Big Zis.

Sie können sich diese und die anderen Folgen auf Spotify anhören.


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Das Cabaret Voltaire lädt herzlich zum Filmabend mit Arbeiten von Howardena Pindell, Black Audio Film Collective, Aykan Safoğlu und Ivy Monteiro ein.

CARAH (Collective for Anti-Racist Art History) ist eine Initiative von Kunsthistoriker*innen der Universität Zürich mit der Zielsetzung, die sich in der Kunstgeschichte abzeichnenden und teilweise tief verwurzelten rassistischen Ideologien kritisch zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Kollektiv stellt sich die Aufgabe, rassistisch begründete Ein- und Ausschlüsse sowie damit zusammenhängende blinde Flecken in der Methodentradition des Faches aufzuzeigen und diesen entgegenzuwirken, um zur Rekonstruktion und Überwindung von Rassismus beizutragen.

mit Alizee Lenox, Florence Peake, Eve Stainton.
Kostüme von Hugo Canoilas, Elise Lammer, Julie Monot, Mia Sanchez.
Szenografie und Dramaturgie: Cee Füllemann, Elise Lammer.
Musik: Alizee Lenox

Anlässlich des Zurich Art Weekend und ergänzend zur Zürcher Filmpremiere vom 31. Mai, performen Alpina Huus um 21:00.

Inmitten von Generations-, Klima- und Wirtschaftskrisen hinterfragt die Performance «Theodora or The Progress» des Kollektivs Alpina Huus die Sicht auf die Realität und die Legitimität des Sprechens. «Theodora or The Progress» ist ein kollektives künstlerisches Projekt, das eine Installation, Musikstücke und Performances von einer Gruppe internationaler Künstler*innen wie Hugo Canoilas, Cee Füllemann, Tarren Johnson, Elise Lammer, Alizee Lennox, Sarah Margnetti, Julie Monot, Lucien Monot, Florence Peake, Jessy Razafimandimby, Mia Sanchez, Eve Stainton und Niels Trannois umfasst.

Die Performance thematisiert den Begriff der Ermächtigung und erforscht das Potenzial des Unterbewussten. Aus dem Werk von Virginia Woolf, Adrian Piper und Lisa Simpson, Deleuze und Guattari, aber auch Snoop Dogg und Franz Kafka schöpfend, betont der Film die die Fähigkeit der nonverbalen Kommunikation als Mittel, Strategien gegen verschiedene Arten von Diskriminierung. In Anlehnung an den Namen der möglicherweise ersten feministischen Figur, der Kaiserin Theodora (500 n. Chr.), schildert «Theodora or The Progress» die Verwandlung der erzählenden Person und einiger seiner Kompliz*innen in ein Rudel von Hunden. «Theodora or The Progress» inszeniert eine kollektive Übernahme, die von Liebe, Verwandlung und Transzendenz spricht.

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Während des Zurich Art Weekend hat das Cabaret Voltaire Sonderöffnungszeiten. Die Ausstellungen sind Freitag bis Sonntag jeweils ab 10 Uhr geöffnet.

Passend zu Vincis' Ausstellung «Phoenix Philosophy Café» wird der Smoked Bubble Cocktail «Smoky Tear» serviert.
Freier Eintritt

Das Cabaret Voltaire hostet am 31. Mai die Zürcher Premiere des Films. Im Anschluss an den Film findet ein Gespräch mit Elise Lammer, Izidora L. LETHE und Salome Hohl statt. Zudem präsentiert Cee Füllemann bereits ein erstes Elemente einer szenischen Landschaft, die auch bei einer Performance des Kollektivs anlässlich des Zurich Art Weekend vom 10. bis zum 12. Juni im Cabaret Voltaire zu sehen sein wird.

Inmitten von Generations-, Klima- und Wirtschaftskrisen hinterfragt der Film «Theodora or The Progress» des Kollektivs Alpina Huus die Sicht auf die Realität und die Legitimität des Sprechens. «Theodora or The Progress» ist ein kollektives künstlerisches Projekt, das eine Installation, Musikstücke und Performances von einer Gruppe internationaler Künstler*innen wie Hugo Canoilas, Cee Füllemann, Tarren Johnson, Elise Lammer, Alizee Lennox, Sarah Margnetti, Julie Monot, Lucien Monot, Florence Peake, Jessy Razafimandimby, Mia Sanchez, Eve Stainton und Niels Trannois umfasst.

Der Film thematisiert den Begriff der Ermächtigung und erforscht das Potenzial des Unterbewussten. Aus dem Werk von Virginia Woolf, Adrian Piper und Lisa Simpson, Deleuze und Guattari, aber auch Snoop Dogg und Franz Kafka schöpfend, betont der Film die die Fähigkeit der nonverbalen Kommunikation als Mittel, Strategien gegen verschiedene gegen verschiedene Arten von Diskriminierung. In Anlehnung an den Namen der möglicherweise ersten feministischen Figur, der Kaiserin Theodora (500 n. Chr.), schildert «Theodora or The Progress» die Verwandlung der erzählenden Person und einiger seiner Kompliz*innen in einen Rudel Hunden. «Theodora or The Progress» inszeniert eine kollektive Übernahme, die von Liebe, Verwandlung und Transzendenz spricht.

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Am 28. Mai 2022 findet im Cabaret Voltaire, die multimediale Kunst-Versteigerung KUNSTLICHT GALA zugunsten geflüchteter Menschen statt. Die Veranstaltung richtet sich klar gegen die gewaltvolle, abschottende Grenzpolitik und steht für eine breite Solidaritätsbewegung für alle Menschen auf der Flucht.

Der Gesamterlös der Versteigerung wird den Hilfsorganisationen Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich, Brava - gemeinsam gegen Gewalt an Frauen, Sea-Watch – zivile Seenotrettung von Flüchtenden und Médecins Sans Frontières gespendet.

Die Spendengala umfasst die Versteigerung von über 25 künstlerischen Beiträgen verschiedener Zürcher und interna- tionaler Kunstschaffender – unter anderen MANON, Walter Pfeiffer, Mickry3 sowie vielen weiteren Künstler*innen – alle vereint in einer besonderen Verbindung zum Cabaret Voltaire und zur F+F Schule für Kunst und Design.

Die bedeutsame und gleichzeitig unterhaltende Veranstaltung richtet sich an ein breites Publikum möglicher Spender*innen. Umrahmt wird die Spendenaktion von vielseitigen künstlerischen Performances und Live-DJ-Musik.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr vorbeikommt und diese Aktion unterstützt!

F+F und Verein Kunstlicht: Kerstin, Karoline, Chiara, Noah, Christoph, Gökçe

Fragen zur Veranstaltung per E-Mail an Kerstin Wittenberg. Kunstlicht ist ein Verein, gegründet von Studierenden der F+F Schule für Kunst und Design.

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In informeller Atmosphäre mit Barbetrieb findet ein Workshop mit ektor garcia statt. Während wir über seine Arbeiten und die Ausstellung «nudos de tiempo» im Cabaret Voltaire sprechen, gestalten wir mit dem Künstler Masken: einerseits im Hinblick auf die diesbezügliche Dada-Tradition, andererseits mit Bezug auf garcias frühe Arbeiten. Er häkelte in einem queeren Punkumfeld von San Francisco Masken.

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Die Vernissage der Ausstellung «nudos de tiempo» von ektor garcia markiert die zweite Eröffnungsphase. Es wird die erste institutionelle Ausstellung des in Mexiko lebenden Künstlers in der Schweiz, kuratiert von Fabian Flückiger und Salome Hohl in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler. Die kunsthandwerklichen Objektlandschaften von ektor garcia (*1985) brechen mit Erzählformen, die bestimmte Bedeutungen suchen, ohne geschichtsvergessen zu sein. Sie sind punk und queer. Durch veränderte Konstellationenproduziert garcia immer wieder neue, bedeutungsoffene Beziehungen, welche sich dem Drang, Kategorien und Hierarchien herzustellen, widersetzen. Dennoch beruhigen die Arbeiten durch ihre Sinnlichkeit, das feinfühlige Arrangement der Objekte und die vielen inhaltlichen Fährten, die aufgenommen werden können.

Ebenfalls eingeweiht wird in dieser Etappe die Dada-Vitrine im Gewölbekeller mit Original-Dokumenten aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich.

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Mit der Vernissage der Ausstellung von Ilaria Vinci in der neuen Künstler*innenkneipe und der Einweihung der Dada-Bibliothek mit Werken von Stefan Burger beginnen die Eröffnungswochen nach der Instandsetzung.

Abendprogramm 30.04.2022:

––Ab 18:00: Eröffnung der Ausstellung «Phoenix Philosophy Café» von Ilaria Vinci und Einweihung der Dada-Bibliothek mit den Werken «Narcissus, zentrales Höhlengrau, Erbse, Flamingo» (I&II) von Stefan Burger

––20:00: Begrüssung durch Sandro Zanetti (Präsident des Vereins Cabaret Voltaire) und Salome Hohl (Direktorin Cabaret Voltaire)

––20:15: Performance «When Darkness» von Ilaria Vinci mit einem Live-Musikstück von Rafal Skoczek und Jamira Estrada, das als Soundtrack zur Ausstellung «Phoenix Philosophy Café» von Ilaria Vinci erhalten bleibt, und einer Tanzperformance der Gruppe Stay Kids mit Kostümen von Ronja Varonier

––22:00–03:00: Belia Winnewisser (DJ-Set), Lateena Plummer (Performance und DJ-Set) und TVBXS (DJ-Set)

Im Eingangsbereich befindet sich neu eine Bar, die jeweils für ein Jahr von einer künstlerischen Position mit einer Ausstellung bespielt wird. Die Künstlerin Ilaria Vinci startet mit der Schau «Phoenix Philosophy Café». Mehr zur Ausstellung

Die Dada-Bibliothek ist neu im ersten Stock zu finden. Im Raum befinden sind ausserdem Arbeiten des Künstlers Stefan Burger. Mehr zur Bibliothek und Stefan Burgers Werken»

Die Performance «When Darkness», die als Teil von Ilaria Vincis Ausstellung zu verstehen ist, besteht aus einem Live-Musikstück von Rafal Skoczek und Jamira Estrada, das als Soundtrack zur Ausstellung «Phoenix Philosophy Café» von Ilaria Vinci bestehen bleibt, und einer Tanzperformance der Gruppe Stay Kids (mit Ave, Sunny, Tiny, Mary, Anaïs, Arun und Milo) sowie Kostümen von Ronja Varonier.

Im Anschluss freuen wir uns auf Belia Winnewisser (DJ-Set, 22:00–23:30), Lateena Plummer (Performance und DJ-Set, 24:00–01:00) und TVBXS (DJ-Set, 01:00–02:30). Sie bespielen sowohl den Gewölbekeller als auch den Historischen Saal.

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Dada-Rundgang im Zürcher Kreis 1

Zwischen 1916 und 1919 wurden in Zürich durch die Dadaist*innen Impulse gesetzt, welche die Künste weltweit nachhaltig prägen sollten. In Zürich steht mit dem Cabaret Voltaire nicht nur der Ursprungsort von Dada, im Kunsthaus Zürich befindet sich auch eine der wichtigsten Dada-Sammlungen.

Diese Führung mit der Cabaret Voltaire-Leiterin Salome Hohl und der Kunsthaus-Kuratorin Cathérine Hug verbindet die beiden Häuser und führt Sie zu weiteren Dada-Spielstätten, die das Milieu und die Orte zeigen, in denen Dada enstand und wirkte. Besammlung ist vor dem Cabaret Voltaire. Die Führung endet im Kunsthaus Zürich: im Dada-Kabinett und schliesslich beim Max Ernst-Bild in der Kunsthaus-Bar. Im Preis inbegriffen sind die kommentierte Tour und der Dada Pocket Guide.

  • Treffpunkt: 18:00 vor dem Cabaret Voltaire
  • Kosten: CHF 30.– / 25.– (Studierende) / 20.– (Mitglieder), inkl. Dada Pocket Guide
  • Teilnehmerzahl beschränkt. Anmeldung erforderlich.

Tickets können via Ticket-Shop des Kunsthaus bezogen werden.

Der Rundgang findet auf Deutsch statt.

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Cover des Pocket Guide Dada Stadt Zürich, Design: Vela Arbutina und Samuel Bànziger

Wir blicken zurück auf «Songs to the Suns» – unser Gastspiel auf dem Monte Verità und freuen uns, am 26. Oktober mit Izidora L. LETHE über die Arbeit WE ( zu sprechen und die inszenierte Video-Dokumentation der Choreographie / Intervention im Löwenbräu-Areal vorzuführen.

Auch einige der Performer*innen und Mitwirkenden der Choreographie / Intervention sind vor Ort.
Performer*innen: Val Minnig, Stéph, Nina Emge, Jovin Joëlle Barrer, Hermes Schneider, Donya Speaks, Claudia Barth
Sound: Yantan Ministry
Kamera: Diana Pfammatter, Antoine Felix Bürcher
Schnitt: Izidora L. LETHE

Mehr über «Songs to the Suns» und die Arbeiten von Izidora L. LETHE erfahren Sie hier.

Das Cabaret Voltaire wird derzeit renoviert. Deshalb sind wir zu Gast im Löwenbräu-Areal:
Ebene A, Zugang Limmatstrasse 270 (per Aufzug) & 268 (per Treppe)
Eintritt: kostenfrei, Anmeldung nicht nötig

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Brücke: Zürich–Tbilissi, Vortrag, Talk & Filmscreening, mit den Kunsthistorikerinnen Prof. Dr. Nino Tchogoshvili und Irine Jorjadze. Eine Zusammenarbeit zwischen dem Cabaret Voltaire, der Kunsthalle Zürich und des Vereins Georgische Kulturplattform

Im Rahmen der georgischen Kulturfestivals «Brücke: Zürich–Tbilissi» laden das Cabaret Voltaire und die Kunsthalle Zürich ins Löwenbräu-Areal ein. Die Kunsthistorikerinnen Nino Tchogoshvili und Irine Jorjadze erläutern Entwicklung und Bedeutung von Modernismus, Futurismus und Dada in der georgischen Kunstszene. Anschliessend an die Vorträge und den Talk wird der Filmklassiker «Chemi bebia» (1929) gezeigt, eine Satire auf die sowjetische Bürokratie.

–Prof. Dr. Nino Tchogoshvili: Der georgische Modernismus (Vortrag)
–Irine Jorjadze: Futurismus und Dada in Georgien (Vortrag) und Vorstellung des Buches «H2SO4. Futurismus und Dada in Tiflis»
–Anschliessend Gespräch mit den beiden Vortragenden und Filmvorführung «Meine Grossmutter» (Chemi bebia, 1929) des Regisseurs Kote Mikaberidze.

Mehr zum georgischen Kulturfestival:
Das interdisziplinäre georgische Kulturfestival «Brücke: Zürich–Tbilissi» hat zum Ziel, die aktuelle Kunst- und Kulturszene von Georgien zu präsentieren, den kulturellen Dialog zwischen beiden Ländern zu vertiefen und ein Netzwerk der Zusammenarbeit zu schaffen. Gründerin und Leiterin des Festivals ist die Vereinspräsidentin Elene Chechelashvili, die das Programm in Zusammenarbeit mit den Zürcher Kulturinstitutionen Filmpodium, Literaturhaus Zürich, Cabaret Voltaire, ZAZ Zentrum Architektur Zürich und Kunstraum Walcheturm für Herbst 2021 plant. Die Partnerorganisationen der georgischen Seite sind das Nationale Filmzentrum, das Schriftstellerhaus von Georgien und die georgische Botschaft in Bern.

Künftig soll ein spiegelverkehrtes Programm «Brücke: Tbilissi–Zürich» organisiert und die schweizerische Kunst- und Kulturszene nach Georgien gebracht werden.

Anmeldung (nicht notwendig) unter info@cabaretvoltaire.ch.
Ort: Ebene A, Löwenbräukunst, Zugang Limmatstrasse 270 (per Aufzug) & 268 (per Treppe)
Eintritt: kostenfrei

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«Salon der Republik» – Wie viel Patriarchat steckt in der Literatur?

Die Autorinnen Nicole Seifert und Ivna Zic sind zu Gast beim nächsten – und vorerst letzten – Literatur-Salon am 28. September in Zürich.

Nicole Seifert hatte irgendwann genug. Weil der Literaturbetrieb noch immer ausgesprochen männerlastig ist, hat sie vor gut drei Jahren beschlossen, fürs Erste nur noch Bücher von Autorinnen zu lesen. Auf ihrem Blog und in deutschsprachigen Medien schrieb sie über ihre Lektüren und über Misogynie in der Literaturszene – und hat nun all die Debatten zum Thema in einem soeben erschienenen Sachbuch gebündelt:

Nicole Seifert: FRAUEN LITERATUR. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021. 224 Seiten, ca. 26 Franken

Dieses Buch wird im kommenden «Salon der Republik» diskutiert – gemeinsam mit der Autorin sowie mit der Schriftstellerin und Regisseurin Ivna Žic, die mit ihrem Debütroman Die Nachkommende 2019 sowohl für den Schweizer wie auch für den Österreichischen Buchpreis nominiert war. Beide Gäste diskutieren mit dem Salon-Team (Barbara Villiger Heilig, Daniel Binswanger, Daniel Graf) über Nicole Seiferts Buch und werfen auch einen Blick auf die literatursoziologische Studie Schreiben der Basler Wissenschaftlerin Carolin Amlinger.

Achtung: Weil das Cabaret Voltaire renoviert wird, gastieren das Cabaret Voltaire mit dem «Salon der Republik» im Zürcher Literaturhaus, und zwar am Dienstag, 28. September, um 19:30.

Der Eintrittspreis beträgt 14 CHF, für Republik-Abonnentinnen und Mitglieder des Cabaret Voltaire 8 CHF. Tickets können Sie direkt über die Website des Literaturhauses beziehen.

Bitte beachten Sie das aktuelle Schutzkonzept des Literaturhauses Zürich.

Wichtig: Die Veranstaltung wird dieses Mal nicht wie bisher als Podcast nachzuhören sein. Überhaupt wird sich beim «Salon der Republik» einiges ändern. Die Veranstaltung im September wird die letzte sein in dieser Form, danach pausieren wir – und konzipieren neu.

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Hier können Sie den «Salon der Republik» nachhören.


Wir laden zum Salon mit Patti Basler

Neue deutschsprachige Dichtung ist das Thema des Literatur-Salons am 4. Mai. Dabei sein kann jeder – von überall her.

Dass Patti Basler zu den erfolgreichsten Comedians der Schweiz gehört, wissen hierzulande alle. Dass sie ihre Pointen am liebsten aus Wortwitz und Sprachspiel baut, ebenso. Was deutlich weniger Menschen auf dem Schirm haben: dass Patti Basler auch Lyrikerin ist. Und in ihren Gedichten schon mal «Klause» auf «Meno-Pause» reimt (oder «leiser» auf «Trip-Advisor»).

Es passt also wie die dargebotene Faust aufs Auge, dass sie beim nächsten «Salon der Republik» am Dienstag, 4. Mai ab 20 Uhr zu Gast ist und mit dem Stammtrio aus Barbara Villiger Heilig, Daniel Binswanger und Daniel Graf über neue Verse spricht.

Genauer gesagt:
– über die lieder an das große nichts, den Debütband von Juliane Liebert, die sich auch als Kultur-Journalistin und Spezialistin für Pop einen Namen gemacht hat.
– sowie über Gestohlene Luft von Yevgeniy Breyger, einen Gedichtband, den man getrost zu den gewichtigsten der letzten Jahre rechnen darf.

Und vielleicht ja auch über Gedichte von Patti Basler?

Sie können die Salon-Runde jedenfalls bequem vom Sofa aus besuchen – und mitdiskutieren, sofern Sie mögen. Denn trotz der beschlossenen Öffnungen führen wir die Veranstaltung nicht im Cabaret Voltaire durch, sondern digital im Videochat. Sie können also von jedem beliebigen Ort aus zuschauen. Es reichen dafür eine Internetverbindung und ein Klick abends am 4. Mai auf dem obigen Link.

Sollten Sie technische Fragen haben, melden Sie sich einfach im Vorfeld unter info@cabaretvoltaire.ch. Der Eintritt in den digitalen Salon ist frei. Falls Sie uns anderweitig unterstützen wollen, freut es uns, wenn Sie (weiterhin) die Republik lesen. Oder das aktuelle Programm des Cabaret Voltaire verfolgen.

Wie immer zeichnen wir die Veranstaltung auf und veröffentlichen sie hinterher als Audio-Podcast in der Republik. Wer möchte, kann schon vorab seine Leseeindrücke schildern oder Fragen aufwerfen, die das Podium diskutieren sollte. Nutzen Sie dafür einfach die Kommentarfunktion.

Der dritte Akt der Ausstellungsreihe «Cracking Up and Staging Down» ist von 20.04–30.04.2021 zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag, 14:00–21:00 (Eröffnung); Mittwoch–Samstag: 14:00–18:00; Sonntag und Montag: auf Anfrage.

Die ursprünglich als Soireen geplante Ausstellungsreihe «Cracking Up and Staging Down» versteht sich als Möglichkeit, Funktionsweisen von Humor und seiner Inszenierungen zu erarbeiten. Während vier Wochen wird im Cabaret Voltaire untersucht, inwiefern das grenzüberschreitende, soziale und kritische Potential des Lachens und der Comedys (noch) funktioniert. Jeden Dienstag für eine Woche bespielen Akteur*innen aus unterschiedlichen Künsten den historischen Saal mit Requisiten, Spuren, Werken, ihren Erkenntnissen und Dokumentationen.

Hosts und Mimen, Trickster und Geister wurden eingeladen und sollten zwischen kollektiven und individuellen Körpern wandern. «Initiiert war eine schöne Performance in einem physischen Raum mit Kleidung, die von Körpern bewohnt wurde, offensichtlich. Leider sollte sie nicht stattfinden, vielleicht». Stattdessen beharren Hüllen auf Potenzialität. Auch die dritte Soiree von «Cracking Up and Staging Down» ist eine Ausstellung geworden, mit «Didi da da da», «current parroting» und «ein weiblicher Humorist namens Kobold». Karolin Braegger, Johan Ahlkvist, Hedda Bauer und Anastasia McCammon nutzen das Nachplappern und Imitieren als Alltagskomik, um sich den Menschen zu nähern und körperbestimmende Mechanismen offenzulegen. Wiederholung und Aneignung schaffen immer eine Distanz zum ursprünglichen Gebrauch und verschieben die Bedeutung.
Johan Ahlkvist und Hedda Bauer zeigen Kostüme, die das Grundlegendste des Cabaret Voltaire darstellen, oft als zufällig oder gegeben wahrgenommen, manchmal übersehen, und die im Juni von Körpern als queeres Powerplay Dynamic Resistance aktiviert werden. Karolin Braegger denkt vom Begriff der Aneignung, übergehend in das Werden. «Ah, sie müssen hierher kommen», sagt sie als Gastgeberin und Teilnehmerin, lädt Bauer und Ahlkvist ein und zeigt «Didi da da da», eine Serie neuer Arbeiten, alle aus Toile, einem Stoff, der meist zur Anprobe (Kleidung) oder als möglicher Hintergrund (Malerei) verwendet wird und auf etwas hinweist, das noch werden wird. Anastasia McCammon muss sich die Person, die sie anspricht, erst vorstellen. Die Künstlerin zeigt Spuren und Briefe aus ihrer Kommunikation mit Emmy Hennings, Mitbegründerin des Cabaret Voltaire, die einst als «weiblicher Humorist namens Kobold» angestellt war.

Die Reihe «Cracking Up and Staging Down» wird mit Martina Mächler und Anastasia McCammon organisiert.



Johan Ahlkvist, Hedda Bauer und Karolin Braegger
The complete poem, manifested, 2021


The complete poem, manifested:

Current parroting is an exhibition darling. Live, a little.

The tricksters were supposed to be here, dealing with the neverending rearrangements of __serious__ non-performed initiations.

Where are they darling?

puh..

Left a mark and boarded flights.

Birds in the back.

(Birds in the back.)

Over-rehearsing until the nasty habit of repetition becomes an exhibition.

re-re

aww

In the midst of the __elitist intimacy__, this actually totally made sense.

What are you talk talking about?

___________

or maybe at least or at least maybe, for them -

but we can't entirely figure

mrr

brrr

Initiated was a nice performance in a physical space with clothes inhabited by bodies obviously. Unfortunately, it was not supposed to happen maybe.

The extended version made it almost accessible possible

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Ausstellungsansicht «current parroting, Didi da da da und 'ein weiblicher Humorist genannt Kobold'», Karolin Braegger, Didi da da da, Werkreihe aus Toile (drei Zigarettenschachteln), 2021. Photo: Cabaret Voltaire, IIDA

Der zweite Akt ist vom 13.04.–17.04.2021 zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag, 14:00–21:00 (Eröffnung); Mittwoch–Samstag: 14:00–18:00; Sonntag und Montag: auf Anfrage.

Die ursprünglich als Soireen geplante Ausstellungsreihe «Cracking Up and Staging Down» versteht sich als Möglichkeit, Funktionsweisen von Humor und seiner Inszenierungen zu erarbeiten. Während vier Wochen wird im Cabaret Voltaire untersucht, inwiefern das grenzüberschreitende, soziale und kritische Potential des Lachens und der Comedys (noch) funktioniert. Jeden Dienstag für eine Woche bespielen Akteur*innen aus unterschiedlichen Künsten den historischen Saal mit Requisiten, Spuren, Werken, ihren Erkenntnissen und Dokumentationen.

In zweiten Akt «Slapstick and Laughters» der Reihe «Cracking Up and Staging Down» widmen sich Dimitris Chimonas und Shinichi Iova-Koga Kippformen und Displays menschlicher Emotionen jenseits des Verbalen. «Slapstick» verweist auch auf seine filmischen Ursprünge im Stummfilm und den Humor als Mittel zur Darstellung von Schmerz und Verletzlichkeit.

Der Tänzer Shinichi Iova-Koga erforscht im Cabaret Voltaire unter dem Titel Collapsible Voltaire den Slapstick-Humor, die körperbasierte, meist wortlose und in Iova-Kogas Fall taktile Form der Komödie. Er interagiert mit dem Raum, den Oberflächen und dem Mobiliar, um – teilweise schnell, manchmal in Zeitlupe – einen Körper darzustellen, der versucht, Stabilität in einer zusammenbrechenden Struktur zu finden.
Dimitris Chimonas' zwei Filme handeln von der Lächerlichkeit der menschlichen Performativität von Emotionen. In den Nuancen aktueller Situationen geht das Weinen oft in ein Lachen über. Im Film Globus Sensation beschäftigt sich der Künstler mit der Funktion des Klosses im Hals; eine Empfindung, die wir spüren, wenn wir weinen müssen, die wir aber nicht vortäuschen können. Ausgangspunkt für seinen zweiten Film ist die Aussage «Alles ist eine Lüge». Chimonas entlarvt diesen Satz paradoxerweise als Lüge, in einer Zeremonie, in der Taschentücher feiern, lachen und weinen über ihre Fähigkeit, auseinandergerissen zu werden und durch Zaubertricks wieder als Ganzes zu erscheinen.

Die Dokumentation zu Iova-Kogas Intervention im historischen Saal heisst Collapsible Voltaire und ist neben Dimitris Chimonas Filmen Globus Sensation und Everything Is a Lie, Is a Lie! bis Samstag, 17.04.2021, im Cabaret Voltaire zu sehen.

Die Reihe «Cracking Up and Staging Down» wird mit Martina Mächler und Anastasia McCammon organisiert.

Ausstellungsansicht, Dimitris Chimonas, Everything Is a Lie, Is a Lie!, 2021. Photo: Cabaret Voltaire, IIDA

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Den Link zum einmaligen Streaming finden Sie am 12. April, verfügbar von 19:00 bis 22:00, hier.

Am 23.03.2021 und 24.03.2021 fand die persönliche und berührende Lesung Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn von Armen Avanessian statt. Die Aufnahme aus dem Cabaret Voltaire wird in Zusammenarbeit mit der Volksbühne Berlin am 12.04.21 (Teil 1) sowie am 15.04.21 (Teil 2) jeweils ab 19:00 gestreamt.


Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn wurde im ersten Lebensjahr seines Sohnes geschrieben und wird als Buch vielleicht 2035 erscheinen.

Der Philosoph schildert darin ihren gemeinsamen Alltag, ihre geteilte Gegenwart und adressiert dabei einen Leser in der Zukunft, der einmal zwanzig, einmal vierzig, und am Ende des Jahrhunderts achtzig Jahre alt sein wird. Aus stets konkreten Erfahrungen und Alltagsbeschreibungen entwickeln sich Überlegungen zu allgemeinen ethischen, sozialen und philosophischen Fragen.

Was ist ein Anfang, Geburt und Beginnen, und warum konnte die männlich dominierte Philosophie diese nur unzureichend fassen? Was sind die Verengungen der klassischen Liebeskonzeptionen, und inwiefern weist Intimität uns einen anderen Weg? Was bedeutet es heute Vater zu sein, eine Familie zu haben und ein Erbe weiterzugeben oder anzutreten (oder umgekehrt auszuschlagen, zurückzuschlagen und mit seiner Familie abzurechnen)? Und inwiefern müssen wir nicht zuletzt auch Tod-und-Sterben-lernen – als vielleicht die klassischen Topoi philosophischer Selbstreflexion – nicht nur mit Blick auf nachfolgende Generationen, sondern aus deren zukünftiger Bedrohung der gesamten Gattung neu denken? Schon heute ist Geteilte Zeit eine Flaschenpost aus einer bereits vergangenen Gegenwart.

«Was ich dir schreibe, das von mir Geschriebene, will dich umarmen, will deine Zeit und meine Zeit zusammen fassen. Denn das Schreiben kommt immer zu spät, hinkt hinterher, aber dann, zugleich, schreibe ich das alles für dich, meinen zukünftigen Leser, viel zu früh. Deshalb habe ich versucht, dir entgegenzukommen.
Ich habe dir geschrieben, um mich an die Zukunft zu erinnern.
Ich habe dir geschrieben, um dich auf die Vergangenheit vorzubereiten.
Ich habe dir geschrieben, weil du sie schon für mich verändert hast.
Ich habe dir geschrieben, damit du das noch einmal lesen kannst.
Ich habe dir geschrieben, weil ich gar nicht anders konnte.
Aus unserer geteilten Zeit habe ich dir geschrieben.
Und wer hätte gedacht, dass es Wünsche und Träume gibt, die in Erfüllung gehen.»

Armen Avanessian liest sein Buch Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn, 23. März 2021. Photo: Cabaret Voltaire, IIDA

Den Link zum heutigen einmaligen Streaming finden Sie am 12. April, 19:00, hier.

Am 23.03.2021 und 24.03.2021 fand die persönliche und berührende Lesung Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn von Armen Avanessian statt. Die Aufnahme aus dem Cabaret Voltaire wird in Zusammenarbeit mit der Volksbühne Berlin am 12.04.21 (Teil 1) sowie am 15.04.21 (Teil 2) jeweils ab 19:00 einmal gestreamt.


Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn wurde im ersten Lebensjahr seines Sohnes geschrieben und wird als Buch vielleicht 2035 erscheinen.

Der Philosoph schildert darin ihren gemeinsamen Alltag, ihre geteilte Gegenwart und adressiert dabei einen Leser in der Zukunft, der einmal zwanzig, einmal vierzig, und am Ende des Jahrhunderts achtzig Jahre alt sein wird. Aus stets konkreten Erfahrungen und Alltagsbeschreibungen entwickeln sich Überlegungen zu allgemeinen ethischen, sozialen und philosophischen Fragen.

Was ist ein Anfang, Geburt und Beginnen, und warum konnte die männlich dominierte Philosophie diese nur unzureichend fassen? Was sind die Verengungen der klassischen Liebeskonzeptionen, und inwiefern weist Intimität uns einen anderen Weg? Was bedeutet es heute Vater zu sein, eine Familie zu haben und ein Erbe weiterzugeben oder anzutreten (oder umgekehrt auszuschlagen, zurückzuschlagen und mit seiner Familie abzurechnen)? Und inwiefern müssen wir nicht zuletzt auch Tod-und-Sterben-lernen – als vielleicht die klassischen Topoi philosophischer Selbstreflexion – nicht nur mit Blick auf nachfolgende Generationen, sondern aus deren zukünftiger Bedrohung der gesamten Gattung neu denken? Schon heute ist Geteilte Zeit eine Flaschenpost aus einer bereits vergangenen Gegenwart.

«Was ich dir schreibe, das von mir Geschriebene, will dich umarmen, will deine Zeit und meine Zeit zusammen fassen. Denn das Schreiben kommt immer zu spät, hinkt hinterher, aber dann, zugleich, schreibe ich das alles für dich, meinen zukünftigen Leser, viel zu früh. Deshalb habe ich versucht, dir entgegenzukommen.
Ich habe dir geschrieben, um mich an die Zukunft zu erinnern.
Ich habe dir geschrieben, um dich auf die Vergangenheit vorzubereiten.
Ich habe dir geschrieben, weil du sie schon für mich verändert hast.
Ich habe dir geschrieben, damit du das noch einmal lesen kannst.
Ich habe dir geschrieben, weil ich gar nicht anders konnte.
Aus unserer geteilten Zeit habe ich dir geschrieben.
Und wer hätte gedacht, dass es Wünsche und Träume gibt, die in Erfüllung gehen.»

Armen Avanessian liest sein Buch Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn, 23. März 2021. Photo: Cabaret Voltaire, IIDA

Der erste Akt ist eine Woche zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag, 14:00–21:00 (Eröffnung); Mittwoch–Samstag, 14:00–18:00; Sonntag / Montag, auf Anfrage.

Die ursprünglich als Soireen geplante Ausstellungsreihe «Cracking Up and Staging Down» versteht sich als Möglichkeit, Funktionsweisen von Humor und seiner Inszenierungen zu erarbeiten. Während vier Wochen wird im Cabaret Voltaire untersucht, inwiefern das grenzüberschreitende, soziale und kritische Potential des Lachens und der Comedys (noch) funktioniert. Jeden Dienstag für eine Woche bespielen Akteur*innen aus unterschiedlichen Künsten den historischen Saal mit Requisiten, Spuren, Werken, ihren Erkenntnissen und Dokumentationen.

Im ersten Akt Tickle and Tackle Stand Up blicken Kasia Fudakowski und Francesca Hawker hinter die Bühne und exponieren Rituale und Regeln. Fudakowski fokussiert den «Joke Gap» anhand des Lebens und der Rollen der Komikerin und Schauspielerin Elisabeth Wellano alias Liesl Karlstadt (1892–1960). «Ein Witz kann als entbehrliches soziales Kapital gesehen werden. Historisch gesehen musste sich eine Frau erst als seriös etablieren, bevor sie in einen Witz investieren konnte.» Im Cabaret Voltaire zeigt Fudakowski Recherchematerial und Requisiten, die im Juni als Performance aktiviert werden.
Francesca Hawkers Wunsch, «das ungeliebte Gesicht zu erfreuen» (Anne Boyer), wird durch die leere Bar, die sie erwartet, konterkariert. Ihre Aufmerksamkeit richtet sie deshalb auf das Herstellen und Zerbrechen von alternativen Genussmitteln. Hawker zeigt ihren Spaghetti Film, Bar-Skulpturen im Raum und ein Gedichte-Menü, das sie am Dienstag zwischen 14:00 und 21:00 vor Ort aktiviert.

Die Reihe «Cracking Up and Staging Down» wird mit Martina Mächler und Anastasia McCammon organisiert.

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Hier können Sie den «Salon der Republik» nachhören.

Am 30. März diskutiert der «Salon der Republik» live im Videochat mit der Autorin Annette Hug über neue Bücher von Christian Kracht und Claudia Durastanti – live im Videochat. Das Motto diesmal: Familie und andere Abgründe.

Noch ist der Kultur-Lockdown nicht vorüber. Und während über weitere Öffnungen und ein mögliches Ende des Veranstaltungsverbots gestritten wird, hat der Bücherfrühling längst begonnen.

Mit Eurotrash, dem neuen Werk von Christian Kracht, ist soeben ein Roman in die Läden gekommen, bei dem sich schon jetzt sagen lässt, dass er zu den meistdiskutierten des Jahres gehören wird. Ein im doppelten Wortsinn leiseres, literarisch umso faszinierenderes Buch über das Aufwachsen bei gehörlosen Eltern hat Claudia Durastanti mit ihrem Erstling Die Fremde vorgelegt. So unterschiedlich die zwei Bücher auf den ersten Blick sind: Autobiografisch inspirierte Familien­romane sind sie beide. Werke, in denen es um das Erinnern, um Realität und Erfindung, um Geschichte und Geschichten geht – nicht zuletzt also um das Erzählen selbst.

Über beide Bücher sprechen am 30. März ab 20:00 Barbara Villiger Heilig, Daniel Binswanger und Daniel Graf mit der Autorin, Übersetzerin und Kolumnistin Annette Hug. Und natürlich mit Ihnen, wenn Sie mögen! Dafür müssen Sie nicht einmal das Haus verlassen. Denn wegen der Corona-Lage findet dieser Salon nicht wie sonst im Cabaret Voltaire in Zürich statt, sondern digital im Videochat.

Der Eintritt in den digitalen Salon ist kostenlos. Wenn Sie uns anderweitig unterstützen wollen, indem Sie im Cabaret Voltaire vorbeischauen oder (weiterhin) die Republik lesen, freut uns das. Wie immer wird die Veranstaltung aufgezeichnet und hinterher als Audio-Podcast veröffentlicht.

Mehr zu den Büchern können Sie auf der Webseite der Republik lesen.

Kollektives Online-Lesen mit dem «Slow Reading Club»

Sie können Sich für die folgenden Daten und Zeiten hier anmelden. Preis: Pay what you want.

04. März: 19:00, 20:00, 21:30
11. März: 19:00, 20:00, 21:30
18. März: 19:00, 20:00, 21:30
25. März: 19:00, 20:00, 21:30

Nach der Anmeldung erhalten Sie einen Zoom-Link per Mail. Anzahl Teilnehmer*innen: 8 Tickets pro Session. 6 Tickets am 25. März um 21.30 Uhr.

Der «Slow Reading Club» (SRC) ist eine semi-fiktionale Lesegruppe, die 2016 von Bryana Fritz und Henry Andersen initiiert wurde. Sie beschäftigen sich mit konstruierten Situationen für kollektives Lesen.SRC versucht, den Raum der Übertragung zwischen Text und Lesenden, Lesenden und Lesenden, Text und Text zu besetzen und zu erotisieren; er tut dies, um im instabilen Raum des Lesens selbst zu verweilen, um das zu intensivieren, was Spivak «die mögliche Bedrohung eines Raums außerhalb der Sprache» nennt, der sich beim Lesen und in der Liebe eröffnet.
In Future Perfect Continuous Tense werden Strategien aus ihrer Praxis in den digitalen Raum übersetzt und Zoom als Raum für das gemeinsame Lesen und intime Zusammenkommen genutzt. Jeder Abend wird als Probe oder Experiment zum digitalen, kollektiven Lesens inszeniert. Dabei werden Texte verwendet, die die Zeitform aufbrechen, um Körper, Geräte und Räume, die das Lesen umkreisen, neu zu gestalten.
Jede Sitzung ist unabhängig von den anderen. Die Teilnehmer*innen können an einer oder mehreren teilnehmen. Diejenigen Teilnehmenden, die sich am Sonntag vor jeder Sitzung anmelden, erhalten per Post ein Geschenk, das die Lesung begleitet.

Eine Kooperation zwischen dem Cabaret Voltaire (Salome Hohl und Adam Jasper) und dem Theater Neumarkt

Bild: Slow Reading Club (Henry Andersen und Bryana Fritz)

Teil 1 findet am 23.03.2021 von 18:00–22:00 statt. Teil 2 findet am 24.03.2021 von 18:00–22:00 statt.

Armen Avanessian liest an zwei Abenden sein jüngstes Buch Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn. Geschrieben im ersten Lebensjahr seines Sohnes, wird das Buch vielleicht 2035 erscheinen.

Der Philosoph schildert darin ihren gemeinsamen Alltag, ihre geteilte Gegenwart und adressiert dabei einen Leser in der Zukunft, der einmal zwanzig, einmal vierzig, und am Ende des Jahrhunderts achtzig Jahre alt sein wird. Aus stets konkreten Erfahrungen und Alltagsbeschreibungen entwickeln sich Überlegungen zu allgemeinen ethischen, sozialen und philosophischen Fragen.

Was ist ein Anfang, Geburt und Beginnen, und warum konnte die männlich dominierte Philosophie diese nur unzureichend fassen? Was sind die Verengungen der klassischen Liebeskonzeptionen, und inwiefern weist Intimität uns einen anderen Weg? Was bedeutet es heute Vater zu sein, eine Familie zu haben und ein Erbe weiterzugeben oder anzutreten (oder umgekehrt auszuschlagen, zurückzuschlagen und mit seiner Familie abzurechnen)? Und inwiefern müssen wir nicht zuletzt auch Tod-und-Sterben-lernen – als vielleicht die klassischen Topoi philosophischer Selbstreflexion – nicht nur mit Blick auf nachfolgende Generationen, sondern aus deren zukünftiger Bedrohung der gesamten Gattung neu denken? Schon heute ist Geteilte Zeit eine Flaschenpost aus einer bereits vergangenen Gegenwart.

«Was ich dir schreibe, das von mir Geschriebene, will dich umarmen, will deine Zeit und meine Zeit zusammen fassen. Denn das Schreiben kommt immer zu spät, hinkt hinterher, aber dann, zugleich, schreibe ich das alles für dich, meinen zukünftigen Leser, viel zu früh. Deshalb habe ich versucht, dir entgegenzukommen.
Ich habe dir geschrieben, um mich an die Zukunft zu erinnern.
Ich habe dir geschrieben, um dich auf die Vergangenheit vorzubereiten.
Ich habe dir geschrieben, weil du sie schon für mich verändert hast.
Ich habe dir geschrieben, damit du das noch einmal lesen kannst.
Ich habe dir geschrieben, weil ich gar nicht anders konnte.
Aus unserer geteilten Zeit habe ich dir geschrieben.
Und wer hätte gedacht, dass es Wünsche und Träume gibt, die in Erfüllung gehen.»


Spazieren Sie zwischen 18:00 und 22:00 am Cabaret Voltaire vorbei. Die Lesung wird auf die Spiegelgasse und Münstergasse übertragen. Zudem erhalten sie eine Seite eines Buches, das vielleicht in der fernen Zukunft erscheinen wird – so aber verteilt in Zürich existiert.

Keine Anmeldung erforderlich.

Armen Avanessian liest sein Buch Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn, 23. März 2021. Photo: Cabaret Voltaire, IIDA

Armen Avanessian liest sein Buch Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn, 23. März 2021. Photo: Cabaret Voltaire, IIDA

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Teil 1 findet am 23.03.2021, um 18:00–22:00 statt. Teil 2 findet am 24.03.2021, um 18:00–22:00 statt.

Armen Avanessian liest an zwei Abenden sein jüngstes Buch Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn. Geschrieben im ersten Lebensjahr seines Sohnes, wird das Buch vielleicht 2035 erscheinen.

Der Philosoph schildert darin ihren gemeinsamen Alltag, ihre geteilte Gegenwart und adressiert dabei einen Leser in der Zukunft, der einmal zwanzig, einmal vierzig, und am Ende des Jahrhunderts achtzig Jahre alt sein wird. Aus stets konkreten Erfahrungen und Alltagsbeschreibungen entwickeln sich Überlegungen zu allgemeinen ethischen, sozialen und philosophischen Fragen.

Was ist ein Anfang, Geburt und Beginnen, und warum konnte die männlich dominierte Philosophie diese nur unzureichend fassen? Was sind die Verengungen der klassischen Liebeskonzeptionen, und inwiefern weist Intimität uns einen anderen Weg? Was bedeutet es heute Vater zu sein, eine Familie zu haben und ein Erbe weiterzugeben oder anzutreten (oder umgekehrt auszuschlagen, zurückzuschlagen und mit seiner Familie abzurechnen)? Und inwiefern müssen wir nicht zuletzt auch Tod-und-Sterben-lernen – als vielleicht die klassischen Topoi philosophischer Selbstreflexion – nicht nur mit Blick auf nachfolgende Generationen, sondern aus deren zukünftiger Bedrohung der gesamten Gattung neu denken? Schon heute ist Geteilte Zeit eine Flaschenpost aus einer bereits vergangenen Gegenwart.

«Was ich dir schreibe, das von mir Geschriebene, will dich umarmen, will deine Zeit und meine Zeit zusammen fassen. Denn das Schreiben kommt immer zu spät, hinkt hinterher, aber dann, zugleich, schreibe ich das alles für dich, meinen zukünftigen Leser, viel zu früh. Deshalb habe ich versucht, dir entgegenzukommen.
Ich habe dir geschrieben, um mich an die Zukunft zu erinnern.
Ich habe dir geschrieben, um dich auf die Vergangenheit vorzubereiten.
Ich habe dir geschrieben, weil du sie schon für mich verändert hast.
Ich habe dir geschrieben, damit du das noch einmal lesen kannst.
Ich habe dir geschrieben, weil ich gar nicht anders konnte.
Aus unserer geteilten Zeit habe ich dir geschrieben.
Und wer hätte gedacht, dass es Wünsche und Träume gibt, die in Erfüllung gehen.»


Spazieren Sie zwischen 18:00 und 22:00 am Cabaret Voltaire vorbei. Die Lesung wird auf die Spiegelgasse und Münstergasse übertragen. Zudem erhalten sie eine Seite eines Buches, das vielleicht in der fernen Zukunft erscheinen wird – so aber verteilt in Zürich existiert.

Keine Anmeldung erforderlich.

Armen Avanessian liest sein Buch Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn, 23. März 2021. Photo: Cabaret Voltaire, IIDA

Armen Avanessian liest sein Buch Geteilte Zeit – Briefe an meinen Sohn, 23. März 2021. Photo: Cabaret Voltaire, IIDA

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Samuel Haitz mit Milena Langer, Stella, Ian Wooldridge und Moritz Müller (DJ-Set)
Soirée 2 (After) fand am 09.03.2021 statt, Soirée 1 (Before) fand am 02.03.2021 statt. Beide Soireen können Sie hier nachhören (via radio-bollwerk.ch). Die parallellaufende Ausstellung «Memorabilia» läuft vom 02.03.2021 bis zum 27.03.2021.


«When I look back on my life it’s not that I don’t want to see things exactly as they happened, it’s just that I prefer to remember them in an artistic way. And truthfully the lie of it all is much more honest because I invented it. Clinical psychology tells us arguably that trauma is the ultimate killer. Memories are not recycled like atoms and particles in quantum physics. They can be lost forever. It’s sort of like my past is an unfinished painting and as the artist of that painting I must fill in all the ugly holes, and make it beautiful again. It’s not that I have been dishonest; it’s just that I loathe reality.»

– Lady Gaga, The Prelude Pathétique – Erster Teil, Marry the Night

Samuel Haitz (*1997) lädt zu zwei aufeinanderfolgenden Soireen und zur parallellaufenden Ausstellung «Memorabilia» ins Cabaret Voltaire ein. Haitz zog erst kürzlich von Zürich nach Berlin. Ein Anlass, gelagerte Andenken in die Hand zu nehmen, Erinnerungen zu ordnen, zu bewahren und zu verklären. Im Cabaret Voltaire versammelt er eigene Arbeiten, Werke von Freund*innen und Idolen sowie weitere Objekte, die Codes des Begehrens und der Zugehörigkeit widerspiegeln. Für die Soireen lädt er seine künstlerischen Weggefährt*innen Milena Langer, Stella und Ian Wooldridge zum gemeinschaftlichen Lesen von Texten ein. Zum Abschluss interpretiert der befreundete DJ Moritz Müller die Veranstaltungen musikalisch. Soirée 1 (Before) widmet sich der Hoffnung und der romantischen Utopie; Soirée 2 (After) fokussiert die nostalgische Reflexion von Vergangenem. Die Veranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit dem Berner Radio Bollwerk online übertragen. In dieser stillstehenden, kontaktarmen Zeit entsteht so ein Raum, um darüber nachzudenken, welche persönliche und gemeinsame Gedächtniskultur den Werdegang prägen soll.

Von links nach rechts im Cabaret Voltaire: Samuel Haitz, Milena Langer, Stella, Moritz Müller und Ian Wooldridge. Photo: Philipp Hänger

Samuel Haitz mit Milena Langer, Stella, Ian Wooldridge und Moritz Müller (DJ-Set)
Soirée 1 (Before) fand am 02.03.2021 statt, Soirée 2 (After) fand am 09.03.2021 statt. Beide Soireen können Sie hier nachhören (via radio-bollwerk.ch). Die parallellaufende Ausstellung «Memorabilia» läuft vom 02.03.2021 bis zum 27.03.2021.


«When I look back on my life it’s not that I don’t want to see things exactly as they happened, it’s just that I prefer to remember them in an artistic way. And truthfully the lie of it all is much more honest because I invented it. Clinical psychology tells us arguably that trauma is the ultimate killer. Memories are not recycled like atoms and particles in quantum physics. They can be lost forever. It’s sort of like my past is an unfinished painting and as the artist of that painting I must fill in all the ugly holes, and make it beautiful again. It’s not that I have been dishonest; it’s just that I loathe reality.»

– Lady Gaga, The Prelude Pathétique – Erster Teil, Marry the Night

Samuel Haitz (*1997) lädt zu zwei aufeinanderfolgenden Soireen und zur parallellaufenden Ausstellung «Memorabilia» ins Cabaret Voltaire ein. Haitz zog erst kürzlich von Zürich nach Berlin. Ein Anlass, gelagerte Andenken in die Hand zu nehmen, Erinnerungen zu ordnen, zu bewahren und zu verklären. Im Cabaret Voltaire versammelt er eigene Arbeiten, Werke von Freund*innen und Idolen sowie weitere Objekte, die Codes des Begehrens und der Zugehörigkeit widerspiegeln. Für die Soireen lädt er seine künstlerischen Weggefährt*innen Milena Langer, Stella und Ian Wooldridge zum gemeinschaftlichen Lesen von Texten ein. Zum Abschluss interpretiert der befreundete DJ Moritz Müller die Veranstaltungen musikalisch. Soirée 1 (Before) widmet sich der Hoffnung und der romantischen Utopie; Soirée 2 (After) fokussiert die nostalgische Reflexion von Vergangenem. Die Veranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit dem Berner Radio Bollwerk online übertragen. In dieser stillstehenden, kontaktarmen Zeit entsteht so ein Raum, um darüber nachzudenken, welche persönliche und gemeinsame Gedächtniskultur den Werdegang prägen soll.

Von links nach rechts im Cabaret Voltaire: Samuel Haitz, Milena Langer, Stella, Moritz Müller und Ian Wooldridge, Photo: Philipp Hänger

Kollektives Online-Lesen mit dem «Slow Reading Club»

Dieser Event am 25. Februar ist eine kostenlose Kennenlernsession und dauert ca. 15 Minuten.
Hier finden Sie den Zoom-Link.

Der «Slow Reading Club» (SRC) ist eine semi-fiktionale Lesegruppe, die 2016 von Bryana Fritz und Henry Andersen initiiert wurde. Sie beschäftigen sich mit konstruierten Situationen für kollektives Lesen. SRC versucht, den Raum der Übertragung zwischen Text und Lesenden, Lesenden und Lesenden, Text und Text zu besetzen und zu erotisieren; er tut dies, um im instabilen Raum des Lesens selbst zu verweilen, um das zu intensivieren, was Spivak «die mögliche Bedrohung eines Raums außerhalb der Sprache» nennt, der sich beim Lesen und in der Liebe eröffnet.
In Future Perfect Continuous Tense werden Strategien aus ihrer Praxis in den digitalen Raum übersetzt und Zoom als Raum für das gemeinsame Lesen und intime Zusammenkommen genutzt. Jeder Abend wird als Probe oder Experiment zum digitalen, kollektiven Lesens inszeniert. Dabei werden Texte verwendet, die die Zeitform aufbrechen, um Körper, Geräte und Räume, die das Lesen umkreisen, neu zu gestalten.
Jede Sitzung ist unabhängig von den anderen. Die Teilnehmer*innen können an einer oder mehreren teilnehmen. Diejenigen Teilnehmenden, die sich am Sonntag vor jeder Sitzung anmelden, erhalten per Post ein Geschenk, das die Lesung begleitet.

Eine Kooperation zwischen dem Cabaret Voltaire (Salome Hohl und Adam Jasper) und dem Theater Neumarkt

Update: Es werden neue Termine für die Aufführungen der Operette gesucht.

Letzte Aufführung

Eine didaktische Operette von Agnes Scherer
Puppenspiel: Soya Arakawa
Musik: Tobias Textor
Vokalistin: Claudia Barth

Die Ausstellung ist vom 2. Oktober bis zum 16. Januar zu sehen. Mehr Informationen zu «The Teacher» finden Sie hier.

Es besteht Maskenpflicht. Die Platzzahl ist beschränkt und die Anmeldung mit Name, Postleitzahl und Telefonnummer obligatorisch. Danke für die Solidarität.

Eintritt regulär: 10 CHF, Eintritt reduziert: 5 CHF. Bezahlen können Sie an der Abendkasse.

Update: Es werden neue Termine für die Aufführungen der Operette gesucht.

Eine didaktische Operette von Agnes Scherer, Musik von Tobias Textor, Performances von Soya Arakawa und Claudia Barth. Die Installation zur Operette ist während der gesamten Ausstellungsdauer vom 2. Oktober bis zum 16. Januar zu sehen.

Die Operette wird um 19:00 und um 20:00 aufgeführt.

Mehr Informationen zum Projekt «The Teacher» finden Sie hier.

Es besteht Maskenpflicht. Die Platzzahl ist beschränkt und die Anmeldung mit Name, Postleitzahl und Telefonnummer obligatorisch. Danke für die Solidarität.

Eintritt regulär: 10 CHF, Eintritt reduziert: 5 CHF. Bezahlen können Sie an der Abendkasse.

Update: Es werden neue Termine für die Aufführungen der Operette gesucht.

Eine didaktische Operette von Agnes Scherer, Musik von Tobias Textor, Performances von Soya Arakawa und Claudia Barth. Die Installation zur Operette ist während der gesamten Ausstellungsdauer vom 2. Oktober bis zum 16. Januar zu sehen.

Die Operette wird an diesem Tag um 19:00 und um 20:00 aufgeführt. Die letzte Aufführung findet zusätzlich am Donnerstag, 14. Januar, um 20:00 statt.

Mehr Informationen zum Projekt «The Teacher» finden Sie hier.

Es besteht Maskenpflicht. Die Platzzahl ist beschränkt und die Anmeldung mit Name, Postleitzahl und Telefonnummer obligatorisch. Danke für die Solidarität.

Eintritt regulär: 10 CHF, Eintritt reduziert: 5 CHF. Bezahlen können Sie an der Abendkasse.

Wieso spielt die Katze Keyboard? Constant confusion, organisiert von Ronny Hunger und Roman Blumenthal.

Es besteht Maskenpflicht. Die Platzzahl ist beschränkt und die Anmeldung mit Name, Postleitzahl und Telefonnummer obligatorisch. Danke für die Solidarität.

Eintritt regulär: 10 CHF, Eintritt reduziert: 5 CHF. Bezahlen können Sie an der Abendkasse.

Martina Buzzi und Nicolas Buzzi setzen Hans Richters Auseinandersetzung mit Zeit, Wahrnehmung sowie Raum aus einer gegenwärtigen Perspektive mit auditiven Mitteln fort. Performance mit Li Tavor

Richters Rhythmus 21 setzt sich nicht nur mit Rhythmus, sondern insbesondere auch mit dem Medium Film auseinander. Film war um 1921 praktisch ungesehen und nicht mit der gegenwärtigen Bedeutung des Mediums vergleichbar. Heute ist animiertes wie aufgezeichnetes Bewegtbild ein alltägliches Phänomen, weshalb Richters Auseinandersetzung von Zeit, Wahrnehmung und Raum mittels seiner Arbeit nicht ohne eine historische Verortung der im Rhythmus 21 angewandten Techniken gelesen werden kann. Film und Rhythmus sind beides zeitbasierte Medien. Einzelne Bilder eines Filmes oder Schläge in einem rhythmischen Konstrukt treten erst durch ihre Abfolge und gemeinsame Beziehung als Ganzes in Erscheinung. Diese Gemeinsamkeit sticht insbesondere bei der Arbeit mit der Stop-Motion-Technik ins Auge, während jedem einzelnen Bild in der Herstellung, im Vergleich zur Projektionsdauer, ein unverhältnismässig erscheinendes Vielfaches an Zeit gewidmet wird. Hundert Jahre nach Rhythmus 21 sind die technischen Vorgänge im Film weit bekannt und so weit entwickelt, dass keine Einzelbilder mehr wahrgenommen werden. Damit hat sich im Vergleich zu Richters Zeit die Relevanz der Auseinandersetzung mit dem Granularen des Mediums gewandelt. Eine Möglichkeit der Annäherung an die Thematik besteht heute in der sinnlichen Wahrnehmung von Raum und der Transformation dieser Empfindung durch die Nutzung akustischer Phänomene. In Oh Hans, had you known / Rhythmus 21 nehmen Martina Buzzi und Nicolas Buzzi die zeitbasierte Eigenschaft von Film und Rhythmus als Ausgangspunkt, um unter Einbezug formaler Entscheidungen und morphologischer Eigenschaften von Rhythmus 21 dessen grundsätzliche Fragestellungen in der heutigen Zeit, mit Mitteln wie Sound, Schall, Raum und Musik, zu verhandeln. Dabei wird durch die Verwendung der inhärenten Dynamik von Schwingungen - nämlich ihre fortwährende Überschreitung der Modalitäten und Grenzen, Rhythmus 21 in einen inneren und äusseren Raum mit fluiden Grenzen übersetzt (Text Martina Buzzi und Nicolas Buzzi).

Es besteht Maskenpflicht. Die Platzzahl ist beschränkt und die Anmeldung mit Name, Postleitzahl und Telefonnummer obligatorisch. Danke für die Solidarität.

Eintritt regulär: 10 CHF, Eintritt reduziert: 5 CHF. Bezahlen können Sie an der Abendkasse.

Diese Aufführung wurde auf den 14. Januar verschoben.

Eine didaktische Operette von Agnes Scherer
Puppenspiel: Soya Arakawa
Musik: Tobias Textor
Vokalistin: Claudia Barth

Die Ausstellung ist vom 2. Oktober bis zum 16. Januar zu sehen. Mehr Informationen zu «The Teacher» finden Sie hier.

Es besteht Maskenpflicht. Die Platzzahl ist beschränkt und die Anmeldung mit Name, Postleitzahl und Telefonnummer obligatorisch. Danke für die Solidarität.

Eintritt regulär: 10 CHF, Eintritt reduziert: 5 CHF. Bezahlen können Sie an der Abendkasse.

Diese Soiree wurde auf den 12. Januar verschoben.

Eine didaktische Operette von Agnes Scherer, Musik von Tobias Textor, Performances von Soya Arakawa und Claudia Barth. Die Installation zur Operette ist während der gesamten Ausstellungsdauer vom 2. Oktober bis zum 16. Januar zu sehen.

Mehr Informationen zum Projekt «The Teacher» finden Sie hier.

Es besteht Maskenpflicht. Die Platzzahl ist beschränkt und die Anmeldung mit Name, Postleitzahl und Telefonnummer obligatorisch. Danke für die Solidarität.

Eintritt regulär: 10 CHF, Eintritt reduziert: 5 CHF. Bezahlen können Sie an der Abendkasse.

Der «Slow Reading Club» (SRC) ist eine halbfiktionale Lesegruppe, die Ende 2016 von Bryana Fritz und Henry Andersen ins Leben gerufen wurde. Die Gruppe beschäftigt sich mit konstruierten Situationen für kollektives Lesen. Der SRC betrachtet, erforscht und unterbricht die «Leserschaft» als eine Möglichkeit, die Kontaktzonen zwischen Leser*in und Text, Text und Text, Leser*in und Leser*in zu stimulieren. Organisiert mit Adam Jasper und Jan Steinbach.

Es besteht Maskenpflicht. Die Platzzahl ist beschränkt und die Anmeldung mit Name, Postleitzahl und Telefonnummer obligatorisch. Danke für die Solidarität.

Eintritt regulär: 10 CHF, Eintritt reduziert: 5 CHF. Bezahlen können Sie an der Abendkasse.

Slow Reading Club am Bâtard Festival 2017, Credit: Cillian O’Neill

Slow Reading Club im Louise Dany, 2019, Credit: Ignas Krunglevičius

Hier können Sie den «Salon der Republik» vom 24. November nachhören.


Noble Preise

Beim nächsten «Salon der Republik» am 24. November im Cabaret Voltaire geht es um die Gedichte von Nobelpreisträgerin Louise Glück. Und um den Gewinnertext des Schweizer Buchpreises.

Als am 8. Oktober die Entscheidung zum Literaturnobelpreis 2020 verkündet wurde und die Wahl auf Louise Glück fiel, war die Verwunderung im Literaturbetrieb und in den Feuilletonredaktionen hierzulande riesig. Bei all den Spekulationen im Vorfeld hatte der Name Louise Glück keine Rolle gespielt, ja, den Allerwenigsten war ihr Name zu diesem Zeitpunkt überhaupt bekannt. Das sagt allerdings wenig über Louise Glück aus und viel über hiesige Rezeptionslücken. In den USA hat Louise Glück in den letzten Jahrzehnten so ziemlich alles an Ehrungen und Preisen gewonnen, was man als Autorin gewinnen kann, vom Pulitzerpreis bis zum National Book Award. Auf Deutsch sind von ihren insgesamt zwölf Gedicht­bänden zwar immerhin zwei ihrer meist­gelobten erschienen: Averno (2007) und Wilde Iris (2008), jeweils übersetzt von Ulrike Draesner. Beide Bücher waren allerdings seit längerem vergriffen – und sollen ab Mitte November wieder lieferbar sein.

Zu Gast ist an diesem Abend die Autorin und Kolumnistin Nina Kunz. Sie diskutiert mit Barbara Villiger Heilig, Daniel Binswanger und Daniel Graf über die Lyrik von Louise Glück – und über den Siegertext des Schweizer Buchpreises 2020.

Verliehen wurde der Schweizer Buchpreis am 8. November. Er ging an Anna Stern für den Roman das alles hier, jetzt (Elster & Salis). Die weiteren Nominierten waren:
Dorothee Elmiger für Aus der Zuckerfabrik (Hanser), Tom Kummer für Von schlechten Eltern (Klett-Cotta), Charles Lewinsky für Der Halbbart (Diogenes) und Karl Rühmann für Der Held (Rüffer & Rub).

Eintritt regulär: 10 CHF, Eintritt reduziert: 5 CHF. Bezahlen können Sie an der Abendkasse. Es besteht Maskenpflicht.

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