Januar
Februar
Programm

Das Cabaret Voltaire freut sich, die erste institutionelle Einzelausstellung von Lee Scratch Perry (1936–2021) in der Schweiz und in Europa zu präsentieren.
Den vollständigen Ausstellungstext finden Sie hier.

Lee Scratch Perry prägte die Entwicklung des Reggaes, Ska und Dub wie kein anderer. Seine legendären Studios in Kingston, Jamaika und in Einsiedeln, Schweiz, sind weltbekannt. Doch Perrys Einfluss geht weit über die Musik hinaus. Sein Gesamtkunstwerk umfasst visuelle Kunst wie Kostüme, totemistische Skulpturen und Assemblagen aus Sprache, Film, Malerei sowie alltäglichen Gegenständen wie CDs, Spiegeln, Steinen und religiösen und popkulturellen Bildern. Damit beeinflusste er nicht nur Musikgrössen wie Bob Marley oder Keith Richards, sondern auch Künstler*innen wie Jean-Michel Basquiat.

Mit dem Dada-Erbe des Cabaret Voltaire verbindet Perry das disziplinübergreifende Schaffen, die Sampling-Kultur oder der DIY-Ansatz. Beide brachen spielerisch mit gesellschaftlichen Normen, erschufen eigene Mythologien und waren dem Prozess sowie Kollaborationen verpflichtet. In der Schweiz fanden Perry und die Dada-Gruppe eine ruhige Insel, die Konzentration und kreative Entfaltung ermöglichte. Die Inkubatoren waren Räume, die heute international bekannt sind: eine Bier- und Weinschenke in Zürich (Cabaret Voltaire) sowie das Blue Ark Studio in einer Garage im Kanton Schwyz.

Im Zentrum der Ausstellung stehen Perrys künstlerische Schöpfungen seit den 1990er-Jahren in der Schweiz. Diese umfassen Studiowände aus dem Blue Ark Studio, skulpturale Assemblagen, Malereien, dekoriertes Equipment und aufbereitetes Material aus seinem umfangreichen Videoarchiv. Einige der Werke und Videoarbeiten wurden speziell für die Ausstellung gesichert. Sie machen Perrys einzigartige Persönlichkeit und die Gestaltung seiner Umgebung erlebbar und verdeutlichen die komplexen Beziehungen und Einflüsse zwischen Musik, Spiritualität und Kunst. Die Besucher*innen des Cabaret Voltaire können eine Zeitkapsel betreten, die erstmals einen Zugang zu Perrys dreissigjährigen Schaffensphase in der Schweiz bietet. Ebenfalls Teil der Ausstellung sind Werke, die aus Kollaborationen entstanden sind und das Archiv als lebendiges Netzwerk verständlich machen.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Visual Estate of Lee Scratch Perry (geleitet von Lorenzo Bernet und Valentina Ehnimb).

Neben Lee Scratch Perry leisten auch folgende Personen einen Beitrag zur Ausstellung: Peter Harris, Invernomuto, David Katz, Lhaga Koondhor (House Of Intuitions) & Dave Marshal, Trinity Mesime Njume-Ebong (Mother Dubber), Sebastian Roldan, Maria Rodski, Volker Schaner, Scott Seine, und weitere.

Herzlichen Dank an: Mireille Perry und die Familie Perry, Ulrike & Giuliano Bernet, Antoine Félix Bürcher, Thomas Julier, Albertine Kopp / Caribbean Art Initiative, Cabinet Gallery, London, Corbett vs. Dempsey, Chicago, suns.works, Zurich.

Die Ausstellung wurde unterstützt durch:
Stadt Zürich
Kanton Zürich
Amt für Kultur des Kanton Schwyz
Bezirk Einsiedeln
Private Kulturstiftung Einsiedeln


Biografie Scratch Perry:

Lee Scratch Perry (1936–2021) wurde in einem entlegenen jamaikanischen Dorf geboren und zog 1961 nach Kingston, um eine Musikkarriere zu verfolgen, geleitet von einer göttlichen Stimme. Nach der Gründung des berühmten Black Ark Studios produzierte er einige der bekanntesten Songs von Bob Marley und wurde zu einer wegweisenden Figur in der Entwicklung von Dub- und Reggaemusik. Einige Jahre später brannte das Studio nieder, und Perry führte ein nomadisches Leben, bis er sich schliesslich in der Schweiz niederliess. Perry arbeitete u.a. mit Künstler*innen wie Bob Marley & The Wailers, Junior Murvin, den Beastie Boys, The Clash. 2003 wurde er mit einem Grammy für das beste Reggae-Album ausgezeichnet.

In den späten 1970er-Jahren begann Lee Scratch Perry damit, Symbole und Dub-Collagen in seinem Studio zu malen, die sich allmählich zu einer multidisziplinären Gesamtkunstwerk-Praxis entwickelten. Diese umfasste seinen gesamten Körper und seine physische Umgebung. Oft von Spiritualität durchdrungen, nahm sein visuelles Schaffen zunehmend die Form von vielschichtigen Clustern an, die sich kontinuierlich veränderten. Mit Farbe, Spiegeln, Steinen, Fotografien, Videos, Gedichten und Wortcollagen schuf Perry ein sich ständig erweiterndes Netzwerk aus paradiesischen Tieren, Cartoon-Figuren und Heiligen – in einem unaufhörlichen Bestreben, den Allmächtigen zu verehren.

In den letzten Jahren wurde Perrys Werk zunehmend im Kunstbereich anerkannt. Doch bereits in den 1980er-Jahren nannte Jean-Michel Basquiat die künstlerische Kraft von Perrys Œuvre eine wichtige Inspirationsquelle für seine eigenen Bilder. Werke von Lee Scratch Perry wurden unter anderem im NMAAHC / Smithsonian Institute in Washington DC (2023), im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf (2023), im MACRO – Museum für zeitgenössische Kunst in Rom (2022) sowie auf der 34. São Paulo Biennale (2021) ausgestellt.

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Vorschau

Hier finden Sie die kompletten Ausstellungstexte.
Hier finden Sie den Reader zu historischen Manifesten.

Cabaret Voltaire, Zürich: 06.10.2023–31.03.2024, Eröffnung: 05.10.2023, 18:00
Istituto Svizzero, Rom: 20.10.2023–18.02.2024, Eröffnung: 19.10.2023, 18:00

Ein gemeinsames Projekt vom Cabaret Voltaire (Zürich) und dem Istituto Svizzero (Rom) mit Bassem Saad, Ceylan Öztrük, Guerreiro do Divino Amor, Giorgio Zeno Graf, Industria Indipendente, Ivona Brđanović, Maya Olah, Mathis Pfäffli, Michèle Graf & Selina Grüter, MigrArt/DACZ (Deniz Damla Uz & Niştiman Erdede), Ramaya Tegegne, RM, Sandra Mujinga, Shirana Shahbazi (in Zusammenarbeit mit Hannaneh Heydari) und Ursula Biemann.

Kuratiert von Gioia Dal Molin und Salome Hohl

Ceylan Öztrük, «Pink Tabula Rasa», Cabaret Voltaire 2023. Photo: Cedric Mussano

Das Manifest avancierte in der historischen Avantgarde wie dem Futurismus oder Dada zum bedeutenden Stilmittel, um Überzeugungen und Kritik zu bekunden, «handgreiflich» und «offenbar» zu machen, wie es die etymologische Herkunft «manifestus» bereits vorwegnimmt. Kunst sollte nicht bewahren und einen Schein aufrechterhalten, sondern offenlegen, «tun», die Welt und die Menschen verändern. In der Ausstellung «Poetry for Revolutions» reagieren Künstler*innen und Schreibende in ihrer eigenen künstlerischen Sprache auf die global verstrickten Krisen oder reflektieren die Kultur des Mitteilens und des Manifestierens. Sie tun dies in einer Zeit, in der Manifeste oder Monumente aus der Zeit zu fallen scheinen, die Ereignisse jedoch zum Handeln, zum Erinnern und gleichzeitigen Brechen auffordern. Kunst bildet nicht eindimensional ab, sie verdichtet, isoliert, differenziert, verwirrt, entwirrt, sei es poetisch, radikal, subtil oder konkret. Dabei stellen sich Fragen nach der Position der Autor*innen und inwiefern Kunst politische Menschen bildet oder eher einen pseudopolitischen Raum erschafft.

Die Gruppenausstellung «Poetry for Revolutions» versammelt Manifeste von fünfzehn Künstler*innen – je ein Beitrag für Zürich und Rom, teilweise identisch, manchmal leicht abweichend. Die inhaltlichen und formalen Eigenheiten sind mannigfaltig. Sie beschäftigen sich mit der ökologischen Krise, der Macht der Sprache oder der Pharmaindustrie, dem Umgang mit Ideologien oder Ressourcen, mit Wünschen in dystopischen Zeiten, kollektiven Imaginationen und identitären Zuschreibungen. Aus kuratorischer Sicht stellen sich die Beiträge in gewisser Weise auch der grossen Ideologie «Demokratie», die eben nie neutral sein darf, sondern bestimmten Werten verpflichtet ist.

Einige der Manifeste sind poetisch, abstrakt, andere prosaisch, konkret. Es handelt sich um Texte, Zeichnungen, Fotografien oder Skulpturen. In beiden Institutionen liegen die Manifeste zusätzlich fotokopiert auf Ceylan Öztrüks Skulpturen «Choreographed Manifestos», welche die Papiere wie Flugblätter den Wänden entlang gleiten lassen. Die Künstlerin interessiert sich dafür, wie Informationen formal zirkulieren und wer sich bemächtigt fühlt, welches Wissen zu teilen. Die Besucher*innen können die Manifeste mitnehmen und hinaus auf die Strasse tragen.

Ceylan Öztrüks «Phantasm Manifesto» erweitert die Gruppenausstellung und den Gedanken des Manifestierens darüber hinaus mit einer Werkgruppe, die an architektonische Elemente mit propagandistischem Zweck erinnert. Auf den zweiten Blick muten die Papierskulpturen jedoch ironisch an, da sie jeglicher Funktion entbunden werden und Bilder oder Schriften transportieren, die auf nichts Konkretes verweisen. Vielleicht sind sie als künstlerische «Gegen- oder Antimonumente» zu verstehen, jedoch, wie der betitelte Gesamtbeitrag Öztrüks «Pink Tabula Rasa» impliziert, auch als mögliche Neubeschreibung zu lesen. Im Sinne des Titels «Phantasm Manifesto» möchte sie auch den imaginären, surrealen oder illusorischen Aspekten eines bestimmten Konzepts Raum geben.

Die fünfzehn Manifeste und Ceylan Öztrüks Beiträge sind in beiden Institutionen zu sehen. In Rom begleiten zusätzliche Arbeiten einiger Künstler*innen die Schau, zudem werden mit einer historischen Vitrine die Manifeste der feministischen Bewegung im Italien der 1960er und 70er Jahre beleuchtet. Im Zürcher Cabaret Voltaire zeigt sich das Referenzsystem im Kontext von Dada.

Dieses Projekt wird freundlicherweise unterstützt von:
Stadt Zürich
Ernst Göhner Stiftung
Stiftung Temperatio
Philaneo
Stiftung Anne-Marie Schindler
Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung
Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung
Stiftung Kulturfonds, ProLitteris
Oertli-Stiftung
Else v. Sick Stiftung

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Den vollständigen Ausstellungstext finden Sie hier.

Im Gewölbekeller des Cabaret Voltaire, den man durch einen offenen Schlund betritt und der die Gäste in andere Welten entführt, steht einer der monströsen Köpfe von Monster Chetwynd. Im Inneren dieses Kopfes befindet sich eine kleine Ausstellung, die den Auftakt zu Chetwynds künstlerischer Besetzung der Künstler*innenkneipe vom 25. August 2023 bis Ende Juli 2024 bildet. Chetwynds Werke, seien es überschwängliche Performances oder malerische Installationen, strotzen vor optimistischer Absurdität und hintergründiger Komik, sind für jeden verständlich und doch reich an kulturellen Bezügen. Mit dem Do-it-yourself-Charakter, der Prozesshaftigkeit und dem Humor knüpft Chetwynd mit ihrer Kunst an das Erbe von Dada an.

Im Zentrum der Ausstellung «Profusion Protrusion» steht Il Tetto, der von der Frankfurter SCHIRN ins Cabaret Voltaire, dem Ursprungsort von Dada, reiste. Die gigantische Maske wurde erstmals 2017 in Bergen gezeigt, wo sie von Performer*innen getragen wurde, die ökologische Lieder sing-schrien. Solche Neuinszenierungen sind in Chetwynds Werk programmatisch. Viele ihrer aus einfachen Materialien wie Pappe und Stoff gefertigten Arbeiten werden recycelt, modifiziert und vor Ort in veränderte Kontexte eingebunden. Stets geht es um kollektive Entwicklung, sei es im Prozess der Herstellung oder bei den performativen Aktionen, die sowohl am 9. Juni (mit einer ein- stündigen Disco) als auch am 25. August sowie am 2. September im Cabaret Voltaire stattfinden.

Chetwynd schöpft ihre Inspiration aus einer Vielzahl von Quellen, darunter Film und Fernsehen, Literatur, Musik, Antike, Kunstgeschichte und Philosophie. Il Tetto bezieht sich auf verschiedene Kulturepochen und deren Genres und erinnert gleichermassen an die steinernen Masken des alten Roms wie auch an das christliche Motiv des «Höllenmauls». Das «Tor zur Hölle» fand sich als Durchgang oder Eingang zum Beispiel schon im italienischen Skulpturengarten «Sacro Bosco» aus dem 16. Jahrhundert. Il Tetto zeugt aber auch von einer jahrelangen Auseinandersetzung mit der Ikonographie von Gesichtern und Masken, die sich in absurden Überschneidungen zeigt, etwa im Film Zardoz (1974) von John Boormann, in dem Antike und Science-Fiction aufeinandertreffen. Oder im Film Satyricon von Federico Fellini (1969), der seine Wurzeln in dem skurrilen Text aus der Zeit Neros hat. Die Skulptur ist auch eine Hommage an die frühchristlichen Theaterstücke, als das Theater noch nicht existierte, Kulissen gebaut wurden und Geschichten ausserhalb von Kirchen nachgespielt wurden. Es wird angenommen, dass die Gemälde von Giotto die Szenerie darstellen. Darüber hinaus sind auf Holz gemalte «Höllenschlünde» aus dieser Zeit erhalten geblieben und dienen als wichtige Inspirationsquelle für Monster Chetwynd.

Sowohl in der Ausstellung im Gewölbekeller als auch in der Künstler*innenkneipe interessiert sich Monster Chetwynd für das Maskenhafte und das Karnevaleske. In Chetwynds Werk werden Humor und das Groteske als bewusstseinserweiternde Mittel eingesetzt. Insbesondere die Masken im Innern von Il Tetto zeugen von dieser Auseinandersetzung und sind Momentaufnahmen des Arbeitsprozesses für die bevorstehende Schau in der Bar.

Monster Chetwynd (*1973, London) lebt und arbeitet in Zürich. Sie erhielt 1994 einen Bachelor-Abschluss in Sozialanthropologie und Geschichte vom University College London und 2004 einen Master-Abschluss in Malerei vom Royal College of Art. Sie hat international performt und ausgestellt, u.a. in der SCHIRN KUNSTHALLE FRANK- FURT (2023); Konsthall C, Stockholm (2021); De Pont, Tilburg, Niederlande (2019); Villa Arson, Nizza (2019); Tate Britain, London (2018); CCA Centre for Contemporary Arts, Glasgow (2016); Bergen Kunsthall, Bergen (2016); und Bonner Kunstverein (2016). Im Jahr 2012 wurde sie als erste Performance-Künstlerin für den Turner Prize nominiert. Das Spiel mit Erwartungen und Normen in der Kunst spiegelt sich auch im Namen der Künstlerin wider: Früher als Spartacus und Marvin Gaye Chetwynd bekannt, nennt sie sich seit 2018 «Monster».

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Ausstellungsansicht Sophie Taeuber-Arp / Mai-Thu Perret «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend», Mai-Thu Perret, Untitled (for S.T.),2022 und Untitled (Green Oval), 2018, Cabaret Voltaire 2022. Photo: Cedric Mussano

Eröffnung: 13. Oktober 2022, ab 18:00

Den vollständigen Ausstellungstext finden Sie hier.

Obwohl auf der alten 50-Franken-Note abgebildet, blieb Sophie Taeuber-Arp, wie so vielen Frauen* im Dadakreis, die Anerkennung lange verwehrt. In den letzten Jahren wurde viel unternommen, ihr Oeuvre zu würdigen, unter anderem mit der Retrospektive «Gelebte Abstraktion», die 2021 von Basel (Kunstmuseum) nach London (Tate) und New York (MoMa) wanderte. Trotzdem gilt es das komplexe Werk der Künstlerin zwischen angewandter, bildender und darstellender Kunst weiter zu ergründen. Es stellen sich viele kunsthistorische und kulturanalytische Fragen, die auch heute noch aktuell sind: beispielsweise zu Abstraktionsverfahren oder Konzepten von Künstler*innenschaft im Kontext von Gattungshierarchien, Geschlechterzuschreibung oder Demokratie. Besonders aufschlussreich sind hierfür die von der Zentralbibliothek Zürich angekauften Briefe Sophie Taeuber-Arps, die jüngst in einem Editionsprojekt von Medea Hoch, Walburga Krupp und Sigrid Schade untersucht wurden. Bisher bezog sich die kunsthistorische Rezeption auf Erinnerungen von Hans Arp und Weggefährt*innen. Mit den Briefen kann erstmals die «eigene» Sicht der Künstlerin und ihr Referenzsystem rekonstruiert werden.

Im Cabaret Voltaire treten Sophie Taeuber-Arps Briefe, vereinzelte Arbeiten, (beispielsweise eine noch nie gezeigte Kette im Besitz von Johanna Lohse) sowie Zeugnisse ihrer Tätigkeit als Lehrerin für textilen Entwurf in der Kunstgewerbschule Zürich in den Dialog mit Werken der Genfer Künstlerin Mai-Thu Perret (*1976, Genf). In Perrets multidisziplinärem Schaffen verbinden sich feministische Anliegen, literarische Referenzen und Fragen zu Kunsthandwerk mit den Avantgarde-Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Dabei stehen sowohl politische als auch formale Fragen zu Materialität im Vordergrund. Dada und speziell Sophie Taeuber-Arp stellen eine wichtige Inspirationsquelle für Perret dar. Neben älteren Werken, die Taeuber-Arp zitieren, zeigt die Ausstellung im Cabaret Voltaire neue Arbeiten der Künstlerin. Unter anderem übersetzt Perret ein von Taeuber-Arp entworfenes Übungsblatt aus dem Unterricht für textile Berufe in eine Neonarbeit. Damit überführt die Künstlerin eine weiblich konnotierte Formsprache sowie Muster aus dem Textilhandwerk in ein Medium, das der männlich dominierten Minimal-Art-Tradition folgt. Dem genealogische Interesse Perrets für «Fiber Art» folgend, sind in der Ausstellung auch Arbeiten von Schüler*innen Taeuber-Arps zu sehen, wie Elsi Giauque und Gertrud Sonderegger.

Das Cabaret Voltaire sowie die ehemalige Galerie Dada im Zürcher Sprünglihaus müssen als wichtige Station Sophie Taeuber-Arps gelesen werden. Im Dada-Haus entsteht eine Diskussion zwischen den Werken von Frauen* unterschiedlicher Generationen und Regionen. Taeuber-Arps Jahre im Dadakreis stehen an der Schnittstelle zwischen den Lehrjahren in der Ostschweiz und dem Weg in die Avantgarde, die sie später als Pionierin der abstrakten Kunst unter anderem nach Paris führten. Der Ausstellungstitel «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend» ist einem Zitat aus einem Brief Taeuber-Arps an Hans Arp aus Arosa vom 4. Mai 1919 entnommen, in dem sie sich über einige ihrer Meinung nach effekthascherischen männlichen Dadaisten als «radikale Künstler» echauffierte. Der Brief gibt eine zusätzliche Perspektive auf Taeuber-Arp und Dada, «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend» steht in der Ausstellung aber auch stellvertretend für die Ablehnung von Hierarchien und verengenden künstlerischen Methoden.

Die Ausstellung wird unterstützt von:
Pro Helvetia, Kulturförderung Kanton Appenzell Ausserrhoden, Susanne und Martin Knechtli-Kradolfer Stiftung, Steinegg Stiftung, la République et canton de Genève (DCS), Fonds cantonal d’art contemporain (FCAC)

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Den vollständigen Ausstellungstext finden Sie hier.

Eröffnung: 20. Mai 2022, 18:00

Die kunsthandwerklichen Objektlandschaften von ektor garcia (*1985) sind eingefrorene Momente eines andauernden Prozesses. Der Künstler schafft mithilfe unterschiedlicher Materialien und Techniken ein temporäres Gefüge, das jederzeit weiterverarbeitet werden kann. Im Nebeneinander funktionieren die gehäkelten Textilien, Kupferdrahtverbindungen, Keramikformen oder Metallgüsse wie Freiform-Gedichte, die immer neue Resonanzen erzeugen. Für jede Ausstellung produziert garcia neue Konstellationen, die sich dem Drang, Kategorien und Hierarchien herzustellen, widersetzen. Sie sind punk und queer. Die sinnlichen Installationen brechen mit Erzählformen, die ein bestimmtes Narrativ transportieren wollen, ohne geschichtsvergessen zu sein. Durch die Materialien und Symbole lassen sich vielschichtige inhaltliche Fährten aufnehmen, die sich jedoch nicht aufzwingen.

Das Werk des Künstlers ist mit intensiver körperlicher Handarbeit verbunden. Unzählige Schlaufen, Knoten und Fingerabdrücke sind Zeugnisse seines täglichen Schaffens, in dem Chaos und Logik, Verbindung und Loslösung parallel bestehen. garcia strebt nach dem Unvollkommenen, nach der Schönheit des Handgemachten, das mit seinen «Fehlern» einzigartig ist. Die Fragmente der Installation im Gewölbekeller produzierte er in Mexiko-Stadt, seinem aktuellen Lebensmittelpunkt, sowie in Zürich, Berlin, Paris und Venedig. An diesen Orten knotete, strickte, modellierte und häkelte der Künstler in den letzten Wochen täglich für die Ausstellung «nudos de tiempo». Durch seine nomadische Praxis ist sein Werk immer wieder neuen Einflüssen ausgesetzt. Diese schreiben sich allerdings nicht fest. Zu dieser Offenheit trägt bei, dass die Objekte aufgrund der teilweise ungewöhnlichen Verbindungen von Materialien und Techniken aus kunsthandwerklichen Traditionen herausgelöst werden. So häkelt er beispielsweise mit Kupferdraht, formt widerstandsfähige Objekte wie Ketten aus zerbrechlicher Terrakotta oder überträgt weiche Materialien im Wachsausschmelzverfahren in Bronze. Beim Giessprozess schmilzt das in Wachs getauchte Original. Um das Werkfragment herauszulösen, muss die Gipsform zerstört werden, wodurch der Guss nur einmalig durchgeführt werden kann und zum Unikat (verlorene Form) mit unkontrollierbaren, überraschenden Formbildungen wird.

Einige ausgestellten Häkelarbeiten erinnern an Werke der US-Fiber-Art-Bewegung der 1960er Jahre, welche die Geschlechterteilung anhand der weiblich geprägten Heimarbeit thematisierten. garcia nutzt die emanzipatorische Kraft des Häkelns, erweitert das feministische Materialvokabular allerdings anhand irritierender Verbindungen von Material und Technik. Im Kontext feministischer Bewegungen kann auch der Schmetterling als Symbol für Transformation und Freiheit gelesen werden. Im Cabaret Voltaire sind Schmetterlinge aus geschnittenem Leder, gehäkeltem Kupfer, Garn oder Keramik zu sehen. Den Schmetterling verbindet garcia des weiteren mit weiteren Erfahrungen. Er besuchte mehrmals das Biosphärenreservat Mariposa Monarca, in der Nähe von Mexiko-Stadt, welches als Winterquartier für den Monarchfalter dient. Unzählige Falter fliegen im Winter bis zu 4000 Kilometer von Kanada nach Mexiko und im Frühling wieder zurück. Die Schmetterlinge passieren Grenzen, die für viele Menschen, die von Mexiko in die USA einreisen wollen, nicht möglich sind. Das transnationale Freiheitssymbol «Schmetterling», auf spanisch Mariposa, zirkuliert in Mexiko hingegen auch als abschätzige Bezeichnung homosexueller Männer. garcia eignet sich den Begriff «Mariposa» neu an. Sein auf dem Boden ausgestellter kleiner schwarzer Schmetterling aus Leder erinnert in seiner abstrahierten Form an die Rüstungen der toltekischen Krieger von Tula, über deren Brust der Schmetterling als Schutzschild prangerte.

Diese historischen Intersektionen aus Natur, kultureller Produktion und Gesellschaft widerspiegeln sich auch in garcias Materialverwendung. Keramik- und Textilhandwerk gehören zu den ältesten und bedeutendsten Kultur- techniken. So wurden Textilerzeugnisse von Hochkulturen als Kommunikationssysteme eingesetzt. Die Quipu, eine Knotenschrift aus dem Inkareich, diente ab dem 7. Jahrhundert als ausgeklügeltes Zählsystem und als einfache Form der Korrespondenz. Textilien waren auch in der jüngeren Vergangenheit ein wichtiges gesellschaftspolitisches Sprachrohr. Dies bringen beispielsweise die Patchworkbilder «Arpilleras» zum Ausdruck, welche die Unterdrückung während der Pinochet-Diktatur in Chile in Textbildern transportieren oder das AIDS Memorial Quilt in den USA, bei dem den sozial ausgegrenzten Opfern gedacht wird. Im Werk von garcia gibt es keine offensichtlichen Analogien dazu. Es bleibt unklar, ob die Muster und Formen einer spezifischen Tradition folgen, der Imagination des Künstlers entspringen oder als beliebige Mustervorlage aus dem Internet stammen. Knoten, Patchwork, Materialcollagen und Banner erinnern jedoch an die Koexistenz der Geschichte indigener Bevölkerung, Folkart, Protestbewegungen und Popkulturen.

Alle Objekte von garcia werden mit natürlich gewonnen Stoffen und Naturfarben produziert. Die bräunliche Farbe des Garns stammt von Walnussschalen. Die karminrote Arbeit auf dem Boden wurde von zentral- und südamerikanischen Cochenille-Insekten gewonnen, deren Farbstoffe an europäische Königshäuser und in den Vatikan geliefert wurden, um die Intensität des Farbstoffes für wertvolle Textilien zu benutzen. Kakteenfasern und die Spitzen von Samen der Wasserkastanie benutzt garcia um Widerhaken an einer Kette anzubringen. Dadurch erinnern einige Objekte an landwirtschaftliche Werk-, Jagd- und Zaumzeuge. Unterstützt wird diese Leseweise durch die Beleuchtung, die für kurze Momente an ethnografische Displays erinnert, dafür aber zu zerstreut ist.

garcia schreibt seinen Namen immer klein. Dadurch erinnert er an die US-amerikanische Autorin bell hooks und den Gedanken, dass der Inhalt der Arbeit vor der Autorenschaft stehen soll. Dieses Verhandeln von Subjekt-Objekt-Beziehungen und das Brechen von Hierarchien zieht sich durch das gesamte Werk. garcias Ausstellungen bespielen Böden, Wände, Decken und Zwischenräume gleichermassen. Die Objekte sind in ihrer fragmentarisch hervorgerufenen Geschichte transnational, transkulturell, und hierarchisch vertikal. Nach der US-amerikanischen Theoretikerin Eve Sedgwick ergibt sich im Nebeneinander eine breite Palette von sich begehrenden, identifizierenden, repräsentierenden, abstossenden, rivalisierenden, nachahmenden, zurückziehenden, angreifenden, verzerrenden und anderen Beziehungen.

Bei garcia entsteht im Produktionsprozess als auch in jeder Präsentation eine literarische Qualität. Wie Textpassagen reihen sich die Maschen der Häkelarbeiten und die einzelnen Fragmente einer gesamten Objektlandschaft aneinander. Aus Wiederholung, Rhythmus und Überlagerung ergeben sich neue Bedeutungen, die sich verknoten und jederzeit wieder auflösen können, wie der Ausstellungstitel «nudos de tiempo» (Knoten der Zeit) impliziert. garcia mag hier der US-amerikanischen Bildhauerin Barbara Chase-Riboud folgen, die im Gedichtband «Everytime a Knot Is Undone, a God Is Released» ausführt, dass jede Auflösung eines Knoten einen neuen Sinn kreiert.

Gerade in diesem Spiel mit Normen und der Gleichzeitigkeit von Offenheit und Sinnsuche, findet garcias Praxis Anschluss an das Dada-Erbe. Die Dadaist*innen bewegten sich im Wunsch, Konventionen zu überwinden und neue Ausdruckformen zwischen Kunst und Nicht-Kunst, Planung und Zufall, Sinn und Unsinn, Chaos und Ordnung, Prozess und Manifestation zu finden. Dazu bedienten sie sich Materialien, die zuvor nicht der Kunst zugeordnet wurden, verschrieben sich dem Prozess, dem Mit- und Nebeneinander und griffen auf Kulturerzeugnisse nicht-europäischer Kulturen zurück. Trotz damaliger progressiver Haltung, weist ihr Tun blinde Flecken auf. Sie vereinnahmten «das Andere» für eigene Zwecke und ignorierten, dass ihre Referenzobjekte durch Kolonialisierung verfügbar wurden.

Der Auftritt im Cabaret Voltaire ist die erste institutionelle Einzelausstellung von ektor garcia in der Schweiz, kuratiert von Fabian Flückiger und Salome Hohl in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler.

ektor garcia erwarb einen BFA am Art Institute of Chicago und einen MFA an der Columbia University. Einzelausstellungen wurden ihm von Henry Art Gallery (Seattle), Empty Gallery (Hongkong), Progetto (Lecce), Sculpture Center (New York) und Museum Folkwang (Essen) gewidmet. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem bei der Hangzhou Triennial of Fiber Art (China), im New Museum (New York), im El Museo del Barrio (New York) und im Prospect New Orleans.


Ausstellungsansicht ektor garcia «nudos de tiempo», Cabaret Voltaire 2022. Photo: Cedric Mussano

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Eine didaktische Operette von Agnes Scherer
Puppenspiel: Soya Arakawa
Musik: Tobias Textor
Vokalistin: Claudia Barth

Aufführung der Operette «The Teacher» im Cabaret Voltaire. Photo: Gunnar Meier

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Ausstellung «The Teacher»

Im Werk Agnes Scherers (*1985) nehmen die Operetten, die sie seit 2015 entwickelt, eine besondere Stellung ein. Die ungewöhnlichen Performanceformate schöpfen Inspiration aus basalen Theaterformen wie Prozessionen, den mechanischen Theatern des Barocks oder auch der Power-Point-Präsentation. Dabei interessiert sich Scherer für Möglichkeiten, das Kunstwerk aus dem Status des passiven Objekts zu befreien und ihm eine gesteigerte Handlungsmacht zu verleihen. Im Zentrum von «The Teacher» steht eine Lehrerfigur, die von einem auf dem Boden liegenden Schüler – performt von Soya Arakawa – unter enormer Anstrengung mit den Füssen gesteuert wird. Der Lehrer wird so in eine didaktische Rage versetzt, eine Art hektischen Tanz, der manchmal monströs, manchmal fast verführerisch wirkt. Seine Lektionen werden von grossen Schaubildern illustriert, die nach kurzer Zeit zu Boden fallen, um immer wieder ein dahinterliegendes, neues freizugeben. Was der Lehrer vorträgt, klingt eindrucksvoll und wahr, widerspricht sich aber. Der mit Tobias Textors rasanter Perkussion eng verwobene Text besteht aus Sentenzen, die Scherer teils von Autoritäten zu hören bekam, teils selbst verfasste. Zusammen analysieren und demonstrieren sie den rhetorischen Bauplan sogenannter Weisheiten und deren manipulatives Potenzial.

Die Abschlusslektion «Das Grössere ist das Kleinere und das Kleinere ist das Grössere» scheint zu behaupten, dass in Wirklichkeit gegenteilige Verhältnisse zu den sichtbaren (Macht-)Verhältnissen vorliegen: Folgerichtig, wenn man bedenkt, dass der Lehrer ohne die stützende Funktion des Schülers handlungsunfähig wäre. Oder handelt es sich um ein heimtückisch konstruiertes Paradoxon, dessen verführerische Anti-Logik den Zögling davon überzeugen will, sich mit seiner machtlosen Lage zufriedenzugeben? Nach dieser Abschlusslektion verschwindet der Lehrer und lässt den Schüler orientierungslos zurück, die Rückkehr seines Meisters herbeisehnend. Ein kolossaler Brief öffnet sich. Heraus kommt, statt des ersehnten Machtworts aus der Ferne, ein Bild des vergeblichen Wartens – der Schüler als im Warten zu Stein gewordene Liegefigur auf einem Sarkophag. Der Briefinhalt deutet an, dass in Wahrheit nie ein Brief eingetroffen ist. Indessen ersetzt das steinerne Abbild den wartend liegenden Schüler, der durch eine seitliche Klappe im Sarkophag entwischen kann. In diesem Schlussbild eröffnet sich die Ambiguität zwischen dem Bedürfnis nach geistiger Anleitung und dem fortwährenden Wunsch, sich davon zu emanzipieren. Die Meister-Schüler-Beziehung, die in «The Teacher» von Männern verkörpert wird, rekurriert auf die Autoritätsgeschichte, die als gesellschaftliches Ordnungsprinzip und Beziehungsmuster männlich geprägt ist. Dass eine Frau den patriarchalen Sprechakt – den Logos – übermittelt, bewirkt eine Brechung, durch die eine kritische Distanz entsteht.

Die zwölf grossen Gemälde, welche die Lektionen begleiten, spielen mit dem Genre des Schaubildes. Die dargestellten Arrangements von Gegenständen und Bildpersonal scheinen Kausalitäten und Bedingungsverhältnisse zu veranschaulichen. Diesem Mitteilungscharakter, der einlädt, zu verstehen, wirkt jedoch eine kompositorische Geschlossenheit mit phantastischen Landschaften entgegen. Analog zu den Texten, mit denen sie korrespondieren, erzeugen sie ein Gefühl des Beinahe-Begreifens. Die Bildfindungen gehen aus einer langjährigen Praxis der elaborierten Bleistiftzeichnung hervor, die eine im Obergeschoss des Cabaret Voltaire ausgestellte Serie veranschaulicht. Stilistisch verbinden sowohl die Gemälde als auch die Zeichnungen u. a. Elemente des Mittelalters mit solchen des Surrealismus der 1960er- und 70er-Jahre und zeugen von dem breiten Spektrum an Bezugsquellen, mit denen die auch als Kunsthistorikerin ausgebildete Künstlerin arbeitet. Eine Referenz ist beispielsweise das psychedelische Künstlerbuch Codex Seraphinianus (1981, Luigi Serafini), das in seiner enzyklopädischen Herangehensweise die mittelalterliche Diagrammatik zum Vorbild hat.

Im Hinblick auf das historische Erbe des Cabaret Voltaire findet Scherers Werk vielschichtig Anschluss. Mit der Zusammenführung von Gemälden, Puppenspiel, Skulptur, Bühnentechnik, Musik und Text führt die Künstlerin die Tradition des Gesamtkunstwerks fort. Scherer berührt aber auch weitere Kernthemen von Dada Zürich: Sie veranschaulicht und verdreht autoritäre Beziehungen, sei es in der Sprache, den Gesten oder der visuellen Vermittlung. Die Didaktik erkennt sich irrwitzig.

Im Cabaret Voltaire wird die Installation zur Operette während der gesamten Ausstellungsdauer zu sehen sein. Zur Eröffnnung am 2. Oktober, zur Matinée am 3. Oktober sowie wenn möglich am Ende der Ausstellung belebt Agnes Scherer die Inszenierung gemeinsam mit Tobias Textor (Musiker/Berlin), Soya Arakawa (Performer/Düsseldorf) und Claudia Barth (Performerin und Aktivistin/Zürich). Ergänzend zur Ausstellung im Erdgeschoss ist zudem eine Serie grosser Bleistiftzeichnungen der Künstlerin aus den Jahren 2017–2019 im Obergeschoss zu sehen.

«The Teacher» wurde erstmals im April und Mai 2019 im Berliner Projektraum Kinderhook & Caracas, kuratiert von Sol Calero und Christopher Kline, gezeigt.


Biografien

Agnes Scherer (*1985 in Lohr am Main, Deutschland) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Kunstgeschichte in Tübingen und Wien sowie Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf. 2019 gewann sie den Berlin Art Prize. Zuletzt war ihre Arbeit in Gruppenausstellungen zu sehen, u. a. in der Galerie ChertLüdde (Berlin, 2019) und dem Kunstverein Düsseldorf (Düsseldorf, 2019) sowie in den Einzelausstellungen «Coeurs Simples», Galerie Sans Titre (Paris, 2020); «Orlando Tussaud», Philipp Haverkampf Galerie (Berlin, 2019/20); «The Very Hungry», Horse & Pony (Berlin, Berlin Art Prize Finalist*innenausstellung 2019); «The Teacher», Kinderhook & Caracas (Berlin, 2019) und «Cupid and the Animals», Tramps (New York, 2018 und London, 2017). «The Teacher» wurde erstmals im April und Mai 2019 im Berliner Projektraum Kinderhook & Caracas, kuratiert von Sol Calero und Christopher Kline, gezeigt. www.agnesscherer.de

Die Karriere des multidisziplinären Künstlers Soya Arakawa (* 1984 in Hamamatsu, Japan) umfasst langjährige Aktivität im Bereich Performance – darunter Soloperformances in Eigenregie sowie immer wieder Kollaborationen, in denen er als Sänger, Tänzer sowie als Instrumentalist agiert. Sein Beitrag zu «The Teacher» schöpft aus tiefgreifenden Kenntnissen der Puppenspielkunst, mit denen er sich auch in seiner eigenen jüngeren Arbeit intensiv beschäftigt. Zu seinen letzten Projekten gehört die Performance Crystals in der Market Gallery, Glasgow (Februar 2020) und Passacaglia della Vita, gemeinsam mit der Gruppe SPINE (zu der auch Claudia Barth gehört), in der Simultanhalle Köln (September 2020). Soya Arakawa lebt in Krefeld, Deutschland. www.tacolv.org

Die Musik für «The Teacher» wurde von Tobias Textor (* 1986 in Siegen, Deutschland) komponiert. Der in Berlin lebende Musiker kultiviert eine experimentelle Haltung und schafft Musik als spontane Reaktion auf soziale und materielle Umwelten. Seine jüngeren Arbeiten umfassen neben «The Teacher» die Vertonung einer Malperformance von Gregor Hildebrandt, gemeinsam mit Christopher Schmidt (2018), sowie gemeinsam mit Ornella Balhi Kompositionen für die zurzeit entstehende Operette The Salty Testament. 2020 entwickelte er im Rahmen der Künstlerresidenz im Freiraum der Tanzkompanie Ben J. Riepe in Düsseldorf Musik im Zusammenhang mit Zeichnung. Für «The Teacher» hat Textor ein Perkussion-Set aus Gongs und Holzschlaginstrumenten zusammengestellt, die grösstenteils Theaterkontexten entstammen. Durch seine unkonventionelle Herangehensweise an diese Instrumente entlockt er ihnen neue und spannende Soundqualitäten. https://www.instagram.com/tobi...

Im Mittelpunkt der Arbeit Claudia Barths (* 1987 in Herrliberg, Schweiz) steht eine auf Bewegung und Sprechakte konzentrierte Performancepraxis. Aus ihrer gesellschaftlich und politisch engagierten künstlerischen Aktivität gehen ausserdem Videoarbeiten, bildhauerische Werke und grosse Scherenschnitte hervor. 2019 brachte Barth am EinTanzhaus Mannheim das Langzeitprojekt Eu-você, eine Zusammenarbeit mit ihrer Schwester Isabelle Barth und brasilianischen Künstler*innen, zum Abschluss. Teil dieses Projekts sind auch die Videoarbeiten every smell a thousand memories, die ebenfalls 2019 in der Raum*station Zürich gezeigt wurden, sowie die Performance Eu não falo português – Ich spreche kein Portugiesisch, die dieses Jahr als Abschlussarbeit an der HKB Bern online zu sehen ist. Ende Oktober 2020 wurde Claudia Barth ausserdem im Rahmen des Performancepreises Schweiz in Genf nominiert. Für «The Teacher» performt sie als Rezitatorin. www.barthclaudia.com, https://cap-common-ground.ch/a...

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Angespannte Latenz

Bis zum 30. April sind im Cabaret Voltaire drei grosse Zeichnungen zu sehen. Eine von ihnen, Gegenstände, ist Agnes Scherer zugeschrieben. Die beiden anderen stellen ihre Entstehung durch Scherers Hand – durch jegliche Hand – in Abrede: Inaktiver Zeichenarm und Inaktiver Zeichenarm mit Motiven, die ohne dessen Zutun entstanden zeigen untätige Arme neben verloren wirkender Figurationen. Zusammenhangslose Motive schwirren unerlöst in einem beschädigten Rahmenwerk aus Zaumzeug, dem es offensichtlich misslang, sich zu einem Foulard à la Hermès zu entfalten. Sechs gestrandete Robben versuchen durch Nachahmung der Silhouette des in einer Barke vorbeiziehenden Zeichenarmes zu diesem einen zumindest formalen Bezug aufzubauen. Vergleichbar dem herrenlosen Theaterstückpersonal in Pirandellos «Sechs Personen suchen einen Autor» befindet dieser Motivreigen sich in einer Art Fegefeuer der nur partiell anerkannten Existenz. Zugleich reflektieren die 2017 in schleppender Genesung nach einer Lungenentzündung entstandenen Zeichnungen merkwürdig treffend den heute durch das Pandemiegeschehen herrschenden Zustand angespannter Latenz. Die rätselhafte Bildsprache ihrer Bleistiftzeichnungen, die in Scherers Arbeit eine Kernpraxis darstellen, offenbart sich als Quelle der verwirrenden Schaubilder ihrer Operette/Ausstellung «The Teacher», die derzeit im Ausstellungsraum zu sehen ist. Vor der Kameralinse ziehen die sacht ausgeführten Papierarbeiten sich meist in einen nebulösen Schleier zurück, der die fotografische Reproduktion einer unscharfen Erinnerung angleicht. So zirkulieren sie hauptsächlich in einer Cloud der inneren Bilder, der sie entstiegen sind.



Die Aufführung zur Finissage im Mai 2021 kann aufgrund von Covid-19 nicht stattfinden.

Ausstellungsansicht «Emmy Hennings / Sitara Abuzar Ghaznawi», mit Werken von Emmy Hennings und Sitara Abuzar Ghaznawi. Photo: Cabaret Voltaire, Gunnar Meier

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Emmy Hennings (1885–1948) war mit Hugo Ball Mitbegründerin der Künstlerkneipe und wohl die präsenteste Figur im Cabaret Voltaire. Dass sie als Schriftstellerin und Künstlerin wenig Beachtung bekam, hat unterschiedliche Gründe. Vielleicht wegen ihrer eigenständigen Sprache, des Unbehagens im Umgang mit ihrem Katholizismus; zudem fehlt ihre Spur in der männlich geprägten Dada-Historisierung. Erst in jüngster Zeit bekommt Hennings Anerkennung, und zwar über die Rolle des Kabarett-Sterns hinaus. Wer ihre Romane, Gedichte und Artikel liest, begegnet einer Frau, für die das Schreiben Überlebensstrategie war. Scharfsinnig analysiert sie die Existenz und inszeniert sich als «Vielfaches». Die Ausstellung nimmt ihr Oeuvre ernst und zeigt, dass Kontinuitäten im Gesamtwerk zu erkennen sind. So liegen Ekstase und Glaube nahe beieinander, Gefangenschaft und Freiheit ziehen sich durch ihr Schaffen. Motive wie die Rose sind im Werk wiederkehrend. Erstmals können unter anderem die Glasmalereien aus den letzten Lebensjahren in einer Ausstellung betrachtet werden. Ihnen wurde in der bisherigen Rezeption wenig Anspruch auf Kunst zugeschrieben.

Hennings' Schriften und Malereien treten im Cabaret Voltaire in einen assoziativen Dialog mit den Arbeiten von Sitara Abuzar Ghaznawi (*1995). Die junge Künstlerin inszeniert die literarischen und künstlerischen Werke Hennings in Vitrinen, die zugleich als Skulpturen zu verstehen sind. Das Ausstellungsdisplay als Ort der Begegnung und als Brennpunkt normierter Vorstellungen ist Teil ihrer künstlerischen Fragestellungen. Ghaznawi legt ihr Augenmerk auf Machstrukturen, Möglichkeiten der Teilhabe, Formen von Ästhetik, Handwerk und Wissen. Sie befragt ihre Umwelt aus einer Position zwischen Autonomie und Abhängigkeit, Privatsphäre und Öffentlichkeit, Kollektivität und Individualität. Charakteristisch an ihrer formalen Sprache ist das Selbstgemachte und die Verwendung alltäglicher, oft als wertlos taxierter Materialien. Die Werke wirken fragil und poetisch zugleich. Auch die Wiederholung teilt Ghaznawi mit Hennings; so kehren bestimmte Sujets wie Blumen, Materialien und Muster wieder. Sie resultieren aus ihrer Auseinandersetzung mit sozialisiertem Geschmack und zirkulierenden Motiven.

Die Ausstellung partizipiert am aufflackernden Interesse an Emmy Hennings' Schaffen. Am 7. Februar 2020 eröffnete eine Ausstellung in Pirmasens. Des Weiteren läuft unter anderem an der Universität Basel das Forschungsprojekt Aura und Effizienz in Emmy Hennings Werk.

Emmy Hennings, 1885 in Flensburg/D geboren, 1948 in Soregno bei Lugano gestorben, war Schriftstellerin, Schauspielerin, Kabarettistin und Mitgründerin des Cabaret Voltaire sowie der Galerie Dada. Zu Lebzeiten wurden u.a. folgende Schriften publiziert: Die letzte Freude (1913), Gefängnis (1919), Das Brandmal. Ein Tagebuch, (1920), Helle Nacht (1922), Die Geburt Jesu (1932), Der Kranz (1939). Sie schrieb aber auch für Magazine sowie Zeitungen (u.a. Revoluzzer) und malte.

Sitara Abuzar Ghaznawi, 1995 in Ghazni/ Afghanistan geboren, lebt und arbeitet in Obwalden und Zürich. Sie erlangte 2019 ihren Bachelor an der Zürcher Hochschule der Künste und stellte unter anderem in folgenden Gruppenausstellungen aus: Galerie Maria Bernheim (Zürich, 2019), Fri Art (Fribourg, 2019), Museum im Bellpark (Kriens, 2019), Édouard Montassut (Paris, 2019), Material Art Fair (New Mexico City, 2019). Einzelausstellung: Luma Westbau|schwarzescafé (Zürich, 2019).


Courtesy Werke Sitara Abuzar Ghaznawi: Die Künstlerin
Courtesy Objekte Emmy Hennings: Schweizerisches Literaturarchiv, Universitätsbibliothek Basel, Schweizerisches Bundesarchiv und Zentralbibliothek Zürich

Wir danken dem Schweizerischen Landesmuseum für das Materialsponsoring.

Den vollständigen Ausstellungstext finden Sie hier.

Sechs Künstler*innen legen in der Künstler*innenkneipe des Cabaret Voltaire Spuren aus, die in verschiedene Richtungen führen können. Die Ausstellung «The Red Herring» benannt nach der englischen Redewendung für eine falsche oder irreführende Fährte, spielt nicht nur mit Ablenkung, sondern vor allem mit Mehrdeutigkeiten und den Erwartungen, die wir an zeitgenössische Kunst und den historischen Geburtsort von Dada stellen. Dieser Ort wird täglich von Tourist*innen, der Kunstszene und zufälligen Vorbeikommenden besucht – einige hoffen, Schätze aus dem letzten Jahrhundert zu entdecken, trotz der Veränderungen des Raumes im Laufe der Zeit. Die Spuren der Künstler*innen lenken bewusst von geradlinigen Interpretationen ab, führen aber stets zurück zu Dada, zur Geschichte des Ortes, zu ihren eigenen künstlerischen Praktiken und den Konzepten, die mit der Idee einer Kunstkneipe verknüpft sind – sowohl im Allgemeinen als auch in Bezug auf diesen spezifischen Ort: 1916 wurde das Cabaret Voltaire im oberen Stockwerk gegründet, bekannt als Holländerstübli der holländischen Meierei, ein Treffpunkt, an dem Bier und Wein angeboten wurden und wo der alte Seemann Jan Ephraim gelegentlich Fisch servierte, wie Zeitungsannoncen von 1915 in der Neuen Zürcher Zeitung bezeugen.

Die Dadaist*innen eröffneten während des Ersten Weltkriegs das Cabaret Voltaire, zunächst als «Künstlerkneipe Voltaire», als Ort für künstlerischen und intellektuellen Austausch. Der Ausstellungshintergrund erinnert an das ursprüngliche Ambiente dieser Kneipe, wie es auf einem Foto von 1940 zu sehen ist. Vermutlich war das Interieur im Jahr 1916 noch rustikaler gestaltet; es bleibt unklar, inwiefern die «Swissness» im damaligen Arbeiter- und Unterhaltungsviertel mit der internationalen Vielfalt der Dadaist*innen und des Besitzers interagierte. Die heutige Künstler*innenkneipe greift diese Referenzen auf und erweitert sie um zeitgenössische Praktiken und Fragestellungen. Dies zeigt sich nicht nur in den vielfältigen Werken der Künstler*innen, sondern auch in den eingeritzten Worten und Sprüchen in der Holzverkleidung – eine typische Erscheinung in Kneipen und historischen Orten, die aus dem Wunsch entstehen, eine Spur zu hinterlassen. Hier treffen banale Aussagen auf ernsthafte Gedanken und Forderungen, ähnlich wie in einem Social-Media-Feed, wo Alltägliches und Politisches problematisch nebeneinander existieren. Die Werke und Inschriften bleiben bis zum Sommer 2025 bestehen. Wer weiss, wie die Welt dann aussehen wird an diesem Ort, der einst für den Widerstand gegen Militarismus, Autoritarismus und Krieg stand und für internationale Solidarität sowie neue Gesellschafts- und Kunstformen eintrat.

Camille Lütjens, Carlo Travaglia, Elena Barmpa, Ice Wong Kei Suet, Laura Nan und Stéphane Nabil Petitmermet absolvieren derzeit ihren Master an der Zürcher Hochschule der Künste. Auch die Dadaist*innen selbst waren Anfang zwanzig, als sie das Cabaret Voltaire gründeten – einige noch Studierende, während andere, wie Sophie Taeuber-Arp, schon an der heutigen ZHdK tätig waren. In ihrem Bestreben, Künstler*innen am Anfang ihrer Karriere neben etablierten und historischen Figuren zu integrieren, hat das Cabaret Voltaire diese sechs aufstrebenden Künstler*innen eingeladen, gemeinsam die Künstler*innenkneipe zu bespielen und durch ihre individuellen Praktiken neu zu interpretieren, während sie gleichzeitig die Geschichte des Ortes widerhallen lassen.

In Kooperation mit der Zürcher Hochschule der Künste.

Unterstützt durch:
Stiftung Erna und Curt Burgauer
Susanne und Martin Knechtli-Kradolfer-Stiftung

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Vorschau

Hier finden Sie den kompletten Ausstellungstext.

Eröffnung: 25.08.2023, 18:00. Programm: «Iron Age Pasta Necklace Workshop» und Performances (18:30–20:00), anschliessendes DJ-Set von Jack Brennan. Mitwirkende: Monster Chetwynd, Dragan Chetwynd, Mariuccia Casadio, Jack Brennan, Lucy Soni, Ella Soni, Mette Sterre, Luca Süss, Dudu, Lukas Ryffel und Levin Stettler Brogli.

In einer Gesellschaft, die einerseits von Regeln, andererseits von Konventionen geprägt ist, verlangt es Orte, die alltägliche Normen aushebeln. Monster Chetwynd schafft solche Räume durch ihre Performances, Bilder und Installationen. Sie spielt mit Maskeraden, verdreht soziale Rituale, leitet Energien um, kreiert hybride Wesen und jongliert mit Bildkulturen vom Mittelalter bis zur Science-Fiction. Das Monströse, Karnevaleske und Groteske ist in ihren Welten immer mit dabei und stets mit Übertreibung, Absurdität, Schrecken und Humor verbunden. Immer aber sind sie dem Positiven verpflichtet. Monster Chetwynds Kunst strahlt den Mut aus, ehrliches Engagement im kreativen Akt zu finden und Proberäume für inklusive Alternativwelten zu inszenieren.

Die Ausstellung «Head-Less-Ness» versammelt Masken, körperhafte Fragmente, bricolierte Möbel, Textildrucke und Malereien in der Künstler*innenkneipe des Cabaret Voltaire. Ursprünglich 1916 als «Künstlerkneipe Voltaire» eröffnet, sollten hier Kunst und Leben Hand in Hand gehen und den Kunstbegriff erweitern. In diesem Sinne kann die Ausstellung als eine Assemblage von Theaterrequisiten betrachtet werden, die es juckt, benutzt zu werden, und die Vorstellungen des Gewohnten und Schönen herausfordern: eine überdimensionale Bank, zu tiefe Stühle, Gemälde als unbequem platzierte Tapeten, freistehende Skulpturen auf Tischen, Motten, Fratzen und Masken.
Beim Grotesk-Karnevalesken ist es immer unklar, wo der Körper aufhört und wo die Welt beginnt. Das passt zum Soziotop «Bar», das als geschlossener Gemeinschaftsraum gesellschaftliche Beziehungen besonders nivellieren und zugleich umkehren kann. Sowohl der Karneval als auch die Bar sind mit Ritualen verbunden, in denen sich das Individuum in der Gruppe und im Drumherum auflöst oder als Selbst wiederfindet. «Never drink alone» heisst dann auch das Getränk, das die Ausstellung begleitet und inmitten der unzähligen Köpfe und Körper zum «Puppet Slam» getrunken werden kann.

Wie immer in ihrer Praxis schöpft die Künstlerin ihre Inspiration aus einer Vielzahl von Quellen, darunter Film, Literatur, Kunstgeschichte und Philosophie. Michail Bachtin, der ausgehend von der Lektüre François Rabelais’ untersucht, wie die volkstümliche Lachkultur des Mittelalters Machtverhältnisse untergräbt, ist nur einer der vielen Referenzen, mit denen Monster Chetwynd arbeitet. Die Ausstellung zeigt auch die fortlaufende Auseinandersetzung mit Gesichtern und Masken der Künstlerin, etwa mit John Boormanns Film Zardoz (1974), in dem altertümliche und futuristische Welten aufeinanderprallen, oder mit Federico Fellinis Film Satyricon (1969), der auf einer Satire über Kaiser Nero basiert.
Die vereinzelten Requisiten im Raum erinnern dabei an das Spiel «Cadavre Exquis» oder an das Kinderspiel «Kopf, Körper, Beine» mit dem gefalteten Papier, bei dem die Spieler*innen eine Zeichnung oder einen Satz vervollständigen, ohne die vorherigen Beiträge zu sehen. Eine Methode, derer sich auch die Surrealist*innen bedienten, um frei assoziierte Worte und Bilder kollektiv zu verbinden.

Monster Chetwynd verwendet in ihrer Kunst häufig die dadaistisch-surrealistische Strategie der «Cut-Ups», ein Prozess, der durch Montage neue Bilder und Texte schafft. Die Künstlerin arbeitet dabei mit Materialien, denen sie im Alltag begegnet und die sie in einem kollaborativen Prozess weiterentwickelt, upcycelt und recycelt. Die Vorliebe Chetwynds für Assemblage und Wiederverwendung gründet darin, dass diese handgemacht und gemeinschaftlich hergestellt werden. Im Cabaret Voltaire ist dieser nachhaltige Ansatz vor allem in Zusammenarbeit mit Gabi Deutsch, Dimitrij Stockhammer, Social Fabric, Natascha Madeiski und Esther Schena entstanden.

In Chetwynds Praxis geht es nicht um ein ironisches Spiel mit Versatzstücken, sondern um eine zeitgenössische Perspektive, die das «radikale Lachen» als einen wesentlichen Bestandteil des Widerstands beibehält. Chetwynd verspricht nicht die Erlösung, aber sie findet weiterhin Gefallen daran, die Moral und den Geist zu stärken und das Dionysische freizulassen. Die mittelalterlichen Anspielungen und die Science-Fiction-Analogien bieten eine Möglichkeit, in dystopischen Zeiten Fantasien zu erzeugen, die inklusiv wirken. Nun ist ihr künstlerisches Universum erstmals in einer Bar zu erleben, die zur Teilhabe einlädt und im Laufe eines ganzen Jahres mehrmals performativ aktiviert wird.

Monster Chetwynd (*1973, London) lebt und arbeitet in Zürich. Sie erhielt 1995 einen Bachelor-Abschluss in Sozialanthropologie und Geschichte vom University College London und 2004 einen Master-Abschluss in Malerei vom Royal College of Art. Sie hat international performt und ausgestellt, u.a. in der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT (2023); Konsthall C, Stockholm (2021); Studio Voltaire, London (2021); De Pont, Tilburg (2019); Villa Arson, Nizza (2019); Tate Britain, London (2018); CCA Centre for Contemporary Arts, Glasgow (2016); Bergen Kunsthall (2016) und dem Bonner Kunstverein (2016). Im Jahr 2012 wurde sie als erste Performance-Künstler*in für den Turner Prize nominiert. Das Spiel mit Erwartungen und Normen in der Kunst spiegelt sich auch im Namen der Künstlerin wider: Früher als Spartacus und Marvin Gaye Chetwynd bekannt, nennt sie sich seit 2018 «Monster».

Die Ausstellung wird unterstützt durch: Stadt Zürich, Kanton Zürich, Albert Huber-Stiftung. Wir danken herzlich!

Monster Chetwynd «Head-Less-Ness», Cabaret Voltaire 2023. Photo: Philipp Hänger

Monster Chetwynd «Head-Less-Ness», Cabaret Voltaire 2023; Monster Chetwynd, Drinking game, 2023. Photo: Philipp Hänger

Monster Chetwynd «Head-Less-Ness», Cabaret Voltaire 2023; Monster Chetwynd, my opinion (multiples), 2023; Monster Chetwynd, flat head (multiples), 2023; Monster Chetwynd, Statue, 2023. Photo: Philipp Hänger

Monster Chetwynd «Head-Less-Ness», Cabaret Voltaire 2023; Monster Chetwynd, midlife crisis (multiples), 2023. Photo: Philipp Hänger

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Eröffnung: 30. April 2022, 18:00–03:00
Ausstellungsdauer: 30.04.2022–13.08.2023

Den vollständigen Ausstellungstext finden Sie hier.

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Im Eingangsbereich befindet sich neu eine Bar, die jeweils für ein Jahr von einer künstlerischen Position bespielt wird und das Haus zur Münstergasse hin öffnet. In ihrer Bezeichnung «Künstler*innenkneipe» referiert die Bar auf den ursprünglichen Namen des Cabaret Voltaire: Die Dadaist*innen eröffneten ihren Kunstraum 1916 ursprünglich als «Künstlerkneipe Voltaire». Mit dem Genderstern wird die Setzung aktualisiert, die Verschränkung von Kunst und Gastronomie aber weitergetragen. Das Cabaret Voltaire lädt Menschen ein, sich ohne museale Absperrungen inmitten von Kunst zu begegnen.

Den Anfang macht Ilaria Vinci (*1991) mit ihrer Ausstellung «Phoenix Philosophy Café». Vinci erforscht in ihrer Praxis das, was sie als «Zone der Fantasie» bezeichnet: Der Bereich in der menschlichen Psyche, in dem sich Selbst- und Weltwahrnehmung treffen und verschwimmen. Die Künstlerin geht der Frage nach, was Realität ausmacht und wie Menschen kommunizieren und imaginieren. Dazu schafft sie Installationen, kreiert Requisiten und Schriftzüge, die sich visuellem und sprachlichem Vokabular bedienen, beim Alltäglichen ansetzen, immer aber ins Phantastische kippen.

Für «Phoenix Philosophy Café» ging Ilaria Vinci von einer besonderen Form von Feuerstelle aus, die ihren Ursprung in Süditalien um 1900 hat: Eine Art Wohnnische, in der sich Menschen versammeln, Geschichten austauschen, debattieren, essen, trinken oder zusammen spielen. Die teilweise leicht angebrannten Möbel, die die Künstlerin für die Ausstellung durch gekonnte malerische Effekte schuf, unterstreichen diese Referenz. In Grautönen gehalten, wirken die Tische und Stühle allerdings leicht entrückt, wie aus einem alten Schwarzweiss-Film. Ganz im Kontrast dazu erinnern die buntflackernden Flammen im Hintergrund an Tiffany-Leuchten, eine spezielle Technik der Glasverarbeitung im Jugendstil. Die Feuerstelleästhetik – dazu gehören auch die von Vinci designten Ziegelsteinkissen in digitaler Ästhetik – kippen mit den Lampen in eine avantgardistische Grand-Café-Atmosphäre. Sowohl die Feuerstelle als auch das Café sind Orte der Begegnung und des Austausches, wobei dem Feuer eine spezielle ästhetische und soziale Kraft zukommt.

Um das Lagerfeuer herum zeigen sich individuelle Gesichter und Gedanken besonders nuanciert, dann verschwinden sie in einem kollektiven Schattenspiel. Flammen fesseln, sie beruhigen, sie wühlen auf. Im lodernden Feuer finden oder verlieren sich Blicke. Die Feuerstelle (und auch das Café) scheint ein Ort zu ein, an dem sich existentialistische Fragen besonders offenbaren: also Auseinandersetzungen mit gelebten Erfahrungen und die Sicht auf ein Individuum als etwas, das in seinem Wesen nicht vorbestimmt ist, sondern erst zu dem wird, was es ist, indem es sich selbst schafft – abhängig von den Situationen, in welchen sie sich wiederfinden. Die grosse gestische Acrylmalerei, teilweise in Airbrush-Technik, in der Nische an der hinteren Wand deutet auf solche Gedankenspiele an.

An der linken unteren Bildhälfte befinden sich drei brennende Kerzen, die mal klarer, mal abstrakter als «I» (deutsch «Ich») gelesen werden können. Spätestens ausgelöst wird diese Assoziation, wenn der Blick auf die vielen Buchstaben «I» schweift, die an ein konkretes oder dadaistisches Gedicht erinnern. Die Wiederholungen von «I» als «Ich» lösen unterschiedliche Gedankenketten aus. Beispielsweise zur gegenseitigen Abhängigkeit der vielen einzelnen Ichs, wodurch die Frage aufkommt, wo das kollektive «Wir» stehen soll. Als deutschsprechende Person führt die Aussprache des englischen «I» absurderweise zum «Ei» (engl. «egg»), das den Schwerpunkt des Gemäldes bildet. Im Gegenüber des in Flammen stehenden Eies und der Kerzen liegt die Überlegung nahe, dass weniger Vergänglichkeit, sondern die Auseinandersetzung mit Lebens- und Gedankenzyklen dem Bild zugrunde liegen. Vinci schafft eine Bildsituation, die sich jeden Moment ändert, ein Transformationsprozess, bei dem nicht klar ist, ob bald etwas Neues aus dem Ei schlüpft oder ausgebrannte Schalen zurückbleiben.

Das brennende Ei auf dem Nest ist eine Referenz an die mythologische Figur des Phönix, die sich in der Ausstellung immer wieder erkennen lässt, etwa auf beiden flankierenden Säulen der Kaminkonsole. Phönix ist die Geschichte eines fabelhaften Vogels, angeblich gross wie ein Adler, mit scharlachrotem und goldenem Gefieder, der sich mit wohlklingenden Schreien mitteilte. Als sich das Leben des Vogels dem Ende zuneigte, baute er sich in der Sonnenstadt Heliopolis ein Nistplatz aus duftenden Zweigen und Gewürzen, zündete das Nest an und verbrannte in den Flammen. Aus dem Scheiterhaufen stieg ein junger Phönix hervor, weshalb die Geschichte zur Metapher für Wiedergeburt und Resilienz wurde. Die Redewendung «wie Phönix aus der Asche» steht aber auch für den Zusammenbruch eines alten Systems und das Aufkommen alter Werte im neuen Gewand – im Dada-Haus und dem Kontext damaliger und aktueller Ereignisse eine bemerkenswerte Referenz.

Eine weitere Bezugnahme ist die Sage des Prometheus, eine der bekanntesten literarischen Figuren. Auch in dieser Geschichte kommt dem Feuer eine wichtige Rolle zu, wenn es um die Handlungsmacht der Menschen geht. Prometheus gilt als Feuerbringer und Kulturbringer, als Begründer menschlicher Zivilisation. Je nach Interpretation gilt er als mutiger Rebell gegen unterdrückende Narrative oder als fortschrittsgläubige Übersteigerung des Menschen.

Die Ausstellung von Vinci ist kein Ort traditioneller Kontemplation von Kunstwerken, sondern auch eine Sitzecke, in der Menschen mit unterschiedlichen Geschichten zusammenfinden und miteinander interagieren; sich selber und andere entdecken. Es geht um den Prozess der Gedankenbildung, der Mitteilungsform und (existentialistisch gedacht) um Momente der Entscheidungen. Vielleicht kann auch der Kunstraum als ein solcher Brutkasten verstanden werden: In der Auseinandersetzung mit grossen, existentiellen und zeitübergreifenden Fragen reifen Impulse für Veränderungen.

Neben der Tatsache, dass die Ausstellung auch Bar ist, ziehen sich Vincis Eingriffe in weitere Bereiche des Betriebs: Zur Ausstellung gehört beispielsweise der Cocktail «Smoky Tear», ein rauchiges Getränk mit Smoke Bubbles, und immer wieder sollen Soireen und diverse Aktivierungen stattfinden: Lesungen, ein gemeinsames Schachspielen oder ein Filmabend sind geplant. In «Phoenix Philosophy Café» verschwimmen Kunsterfahrung und Gastronomie, Ausstellung und Veranstaltungen.

Zur Eröffnung am 30. April 2022 findet die erste Rahmenveranstaltung statt, die auch den Gewölbekeller und den Historischen Saal einnimmt, den Blick auf die neuen architektonischen Eingriffe aber trotzdem zulässt. Phönix zieht von Raum zu Raum, entfacht Feuer, das wieder erlischt und an einem anderen Ort entzündet. Den ewigen Kreislauf weiterdenkend, widmen sich die Beiträge unter anderem dem Sampling und der Wiederholung mit Differenz als künstlerische Praxis. Entsprechend dem verbindenden und zerstreuenden Gedanken des Feuers – und dem dadaistischen Erbe folgend – versammeln sich im Haus unterschiedliche Klänge und Bewegungen. Die Performance «When Darkness», die als Teil der Ausstellung zu verstehen ist, setzt sich zusammen aus einem Live-Soundpiece von Rafal Skoczek und Jamira Estrada, das als Soundtrack zur Ausstellung «Phoenix Philosophy Café» bestehen bleibt, und einer Tanzperformance der Gruppe Stay Kids (mit Ave, Sunny, Tiny, Mary, Anaïs, Arun und Milo) mit Kostümen von Ronja Varonier.

Wir danken Serena Scozzafava für die Hilfestellung bei der Produktion der Textilien, die als Kissenbezüge benutzt werden.

Diese Ausstellung und das Begleitprogramm werden von der Fondation Jan Michalski, der Else v. Sick Stiftung, der Stadt Zürich und dem Kanton Zürich unterstützt.

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Ilaria Vinci, Miss Phoenix, 2022

Aktuell
Vorschau

In Zürich steht mit dem Cabaret Voltaire nicht nur der Ursprungsort von Dada, im Kunsthaus Zürich befindet sich auch eine der wichtigsten Dada-Sammlungen weltweit. Die Zürcher Dadaist*innen drückten sich zum einen in intensiven Live-Momenten aus, zum anderen produzierten sie bleibende Kunst oder Ephemera wie Texte und Einladungskarten. Neben dem Dada-Kabinett im Kunsthaus Zürich ist die Dada-Vitrine im Cabaret Voltaire ein weiterer Präsentationsort dieser Erzeugnisse und macht sich die Besonderheiten des Hauses zu eigen. Die Institution bewegt sich zwischen Erinnerungsort für Dada (ohne eigene Sammlung), Projektraum zeitgenössischer Kunst und Gastronomie, wodurch sich zeitspezifische und zeitübergreifende Fragen begegnen. So sind die Dada-Vitrine und die Wechselausstellung im selben Raum, dem Gewölbekeller, als eigenständige Formate zu verstehen, treten jedoch in ein Spannungsverhältnis. Im Gegenüber von historischen Dokumenten und zeitgenössischen Beiträgen zeigen sich erstens Kontinuitäten von dadaistischen Gedanken und Techniken. Zweitens eröffnet sich ein Raum, um darüber nachzudenken, welche Zugänge neue Perspektiven verlangen. Die Exponate wechseln alle drei Monate zu unterschiedlichen Schwerpunkten.

Zur aktuellen Auswahl:

Im Kontext von «Lee Scratch Perry» widmet sich die Auswahl dem Begriff «Rastaquouère», der ab 1880 im französischsprachigen Raum verwendet wurde, um die exotische Figur eines Parvenüs zu beschreiben – meist südamerikanischen oder mediterranen Ursprungs – der einen suspekten und geschmacklosen Luxus zur Schau stellt. Obwohl der Begriff aus dem spanisch-amerikanischer Kontext stammt (rastacuero) und keine etymologische Verbindung zum Wort «Rastafari» hat, werden beide oft als «Rasta» abgekürzt. Sie tauchen kurioserweise im Zusammenhang mit der Kolonialgeschichte, dem Exotismus sowie den damit verbundenen rassistischen Klischees wie der Vorstellung von «mauvais goût» auf. Bei Dada findet sich der Begriff «Rastaquouère» häufig in Texten und Werken aus den 1920er-Jahren. Er wird positiv umgedeutet, um eine dandyhafte, «bon-vivant» Haltung zu beschreiben, die Autoritäten verhöhnt – eine Haltung, die auch die Dadaist*innen selbst gerne einnahmen. Trotz dieser positiven Neuinterpretation reproduzieren die hier gezeigten Texte rassistische Klischees, die es zu benennen gilt.

1) Gabrielle Buffet, Le rastaquouère, Revue Mécano, Original, Leiden, Juli 1922, Faksimile

Gabrielle Buffet (1881–1985), eine französische Musikerin, stand in enger Verbindung zur Dada-Bewegung. Sie war seit 1909 Picabias Ehefrau und verfasste das Vorwort zu «Jésus-Christ Rastaquouère». Der ausgestellte Text ist ein Auszug daraus, der zwei Jahre später in der «Revue Mécano» wiederveröffentlicht wurde, einer von Theo van Doesburg herausgegebenen Zeitschrift, die zwischen 1922 und 1924 von De Stijl veröffentlicht wurde. Eine bildhafte und spielerische Prosa beschreibt die Figur des «Rastaquouère» gemäss den Vorurteilen, die diesen abwertenden Begriff damals umgaben: eine geizige Figur – ein Diamantenfresser – der Gegenstände schätzt, aber ihre Feinheiten nicht versteht.

2) und 3) Tristan Tzara, Haute Couture. Monsieur Aa l’Antiphilosophe, Zeitschrift Littérature No 11, Paris, Januar 1920, Faksimile

Dieser Text wurde in der Nummer 11 der Zeitschrift Littérature neben Texten von André Gide, André Breton und Paul Eluard unter anderen veröffentlicht. Er ist Teil verschiedener Texte von Tristan Tzara, in denen die Figur des «Monsieur Aa l’Antiphilosophe» auftaucht, eine Art Alter Ego, das gegen jede Philosophie, Ideologie und Politik rebelliert. Tzara schloss sich der Dada-Gruppe bereits 1916 in Zürich an, wo er ein Philosophiestudium, das er nie beendete, machte. Das «Aa» vor dem Antiphilosophe im Titel dieses Textes ist ein Sprachspiel, das so verstanden werden kann, dass es sich sowohl auf Tzara als auch auf Dada bezieht.

4) Theo v. Doesburg, Artikel «Dadaïsme : I. Dada vormt zicht», Merz No 1: Dada in Holland, Januar 1923, S. 16, Faksimile

Die erste Ausgabe der Zeitschrift «Merz», die vom deutschen Künstler Kurt Schwitters herausgegeben und in Hannover verlegt wurde, ist Dada in Holland gewidmet. Sie entstand nach einer Tournee durch Holland, bei der Schwitters und der niederländische Künstler Theo van Doesburg dem Publikum und den Avantgardekünstler*innen, die De Stijl nahestanden, Dada durch Performance-Abende und Lesungen vorstellten. Theo van Doesburg steuert drei Beiträge zu dieser Merz-Ausgabe bei, darunter diesen Artikel, der die Entstehung von Dada im Cabaret Voltaire beschreibt. Darin hebt er verschiedene zentrale Elemente hervor, wie die antibürgerliche Haltung von Dada. Er geht auch auf die Strategie einiger Dada-Künstler*innen ein, sich selbst lächerlich zu machen, als systemkritische Haltung. So zitiert er Francis Picabias Verwendung des Begriffs «Rastaquouère».

5) Francis Picabia, Jésus-Christ Rastaquouère, Paris, Au Sens Pareil, 1920, Faksimile

Francis Picabia (1979–1953) war ein französischer Künstler, dessen Lebensstil direkt mit dem Begriff «Rastaquouère» in Verbindung gebracht wurde. Er bewegte sich geschickt in den Kreisen der Avantgarde, insbesondere in New York, und folgte der Dada-Bewegung in Paris und Zürich. Das Buch «Jésus-Christ Rastaquouère», inspiriert von Nietzsches nihilistischer Philosophie, ist insofern Dada (als Anti-Kunst), indem es alle Konventionen verspottet, besonders die des Kunstsystems und ihren heiligen Charakter. Die christliche Referenzen in diesem Werk – wie im Titel zu erkennen – grenzen an Blasphemie und tragen dazu bei, das Werk und seinen Autor zu entheiligen. Picabias Faszination für den Begriff «Rastaquouère» zeigte sich im selben Jahr in der Collage «Tableau Rastadada», in der er sich selbstironisch darstellt.

6) Francis Picabia, Jésus-Christ Rastaquouère, Paris, Au Sens Pareil, 1920, S. 10, Faksimile, Zeichnung «Portrait de la Reine du Perou» von Georges Ribemont-Dessaignes

Francis Picabia entschied sich dafür, das Buch «Jesus Christ Rastaquouère» mit Illustrationen des französischen Schriftstellers und Malers Georges Ribemont- Dessaignes (1884-1974), einer wichtigen Figur der Dada-Bewegung in Paris, zu versehen. Diese Geste trägt zu einer Praxis bei, mit der die Autorität des Autors im Dada und in den Kreisen der Avantgarde durch kollaborativen Praktiken in Frage gestellt wurde. Diese Zeichnung mit dem Titel «Porträt der Königin von Peru» lässt sich mit der im Buch beschriebenen grotesken Geschichte einer Figur namens Jacques Dingue vergleichen, die sich in eine peruanische Frau verliebt. Das Element der Krone als Darstellung einer hierarchischen Macht wird in dieser fast kindlichen Zeichnung mit skurrilen Kommentaren verfremdet. Picabias Text daneben demonstriert die verspielte und pikante Prosa des Künstlers, führt aber auch eine gewalttätige Verwendung bestimmter Begriffe aus der Kolonialgeschichte vor.

Im Kontext von «Lee Scratch Perry» widmet sich die Auswahl dem Begriff «Rastaquouère», der ab 1880 im französischsprachigen Raum verwendet wurde, um die exotische Figur eines Parvenüs zu beschreiben – meist südamerikanischen oder mediterranen Ursprungs – der einen suspekten und geschmacklosen Luxus zur Schau stellt. Obwohl der Begriff aus dem spanisch-amerikanischer Kontext stammt (rastacuero) und keine etymologische Verbindung zum Wort «Rastafari» hat, werden beide oft als «Rasta» abgekürzt. Sie tauchen kurioserweise im Zusammenhang mit der Kolonialgeschichte, dem Exotismus sowie den damit verbundenen rassistischen Klischees wie der Vorstellung von «mauvais goût» auf. Bei Dada findet sich der Begriff «Rastaquouère» häufig in Texten und Werken aus den 1920er-Jahren. Er wird positiv umgedeutet, um eine dandyhafte, «bon-vivant» Haltung zu beschreiben, die Autoritäten verhöhnt – eine Haltung, die auch die Dadaist*innen selbst gerne einnahmen. Trotz dieser positiven Neuinterpretation reproduzieren die hier gezeigten Texte rassistische Klischees, die es zu benennen gilt.

1) Gabrielle Buffet, Le rastaquouère, Revue Mécano, Original, Leiden, Juli 1922

Gabrielle Buffet (1881–1985), eine französische Musikerin, stand in enger Verbindung zur Dada-Bewegung. Sie war seit 1909 Picabias Ehefrau und verfasste das Vorwort zu «Jésus-Christ Rastaquouère». Der ausgestellte Text ist ein Auszug daraus, der zwei Jahre später in der «Revue Mécano» wiederveröffentlicht wurde, einer von Theo van Doesburg herausgegebenen Zeitschrift, die zwischen 1922 und 1924 von De Stijl veröffentlicht wurde. Eine bildhafte und spielerische Prosa beschreibt die Figur des «Rastaquouère» gemäss den Vorurteilen, die diesen abwertenden Begriff damals umgaben: eine geizige Figur – ein Diamantenfresser – der Gegenstände schätzt, aber ihre Feinheiten nicht versteht.

2) und 3) Tristan Tzara, Haute Couture. Monsieur Aa l’Antiphilosophe, Zeitschrift Littérature No 11, Paris, Januar 1920, Faksimile

Dieser Text wurde in der Nummer 11 der Zeitschrift Littérature neben Texten von André Gide, André Breton und Paul Eluard unter anderen veröffentlicht. Er ist Teil verschiedener Texte von Tristan Tzara, in denen die Figur des «Monsieur Aa l’Antiphilosophe» auftaucht, eine Art Alter Ego, das gegen jede Philosophie, Ideologie und Politik rebelliert. Tzara schloss sich der Dada-Gruppe bereits 1916 in Zürich an, wo er ein Philosophiestudium, das er nie beendete, machte. Das «Aa» vor dem Antiphilosophe im Titel dieses Textes ist ein Sprachspiel, das so verstanden werden kann, dass es sich sowohl auf Tzara als auch auf Dada bezieht.

4) Festival Dada, Monografie, Paris, Mai 1920, erwähnter Vortrag von Breton Titel «le rastaquouère»

Diese Seite enthält das Programm des Dada-Festivals, das am 26. Mai 1920 in der Salle Gaveau in Paris stattfand und den Höhepunkt der Dada-Bewegung in Paris darstellte. Zwischen Klavierkonzerten traten berühmte Namen der Avantgarde wie Paul Eluard und Tristan Tzara mit Lesungen oder Performances auf. André Breton trug einen Text mit dem Titel «le rastaquouère» vor – so zeigt sich ein generalisiertes Interesse an diesem Begriff. Im selben Jahr hätte Breton das Vorwort für Picabias Buch schreiben sollen, doch schon im August 1920 distanzierte er sich von der Dada-Bewegung und begann seine eigene künstlerische Reform, die später den Namen «Surrealismus» erhielt.

5) Francis Picabia, Jésus-Christ Rastaquouère, Paris, Au Sens Pareil, 1920, Original, Titelseite

Francis Picabia (1979–1953) war ein französischer Künstler, dessen Lebensstil direkt mit dem Begriff «Rastaquouère» in Verbindung gebracht wurde. Er bewegte sich geschickt in den Kreisen der Avantgarde, insbesondere in New York, und folgte der Dada-Bewegung in Paris und Zürich. Das Buch «Jésus-Christ Rastaquouère», inspiriert von Nietzsches nihilistischer Philosophie, ist insofern Dada (als Anti-Kunst), indem es alle Konventionen verspottet, besonders die des Kunstsystems und ihren heiligen Charakter. Die christliche Referenzen in diesem Werk – wie im Titel zu erkennen – grenzen an Blasphemie und tragen dazu bei, das Werk und seinen Autor zu entheiligen. Picabias Faszination für den Begriff «Rastaquouère» zeigte sich im selben Jahr in der Collage «Tableau Rastadada», in der er sich selbstironisch darstellt.

6) Francis Picabia, Jésus-Christ Rastaquouère, Paris, Au Sens Pareil, 1920, Faksimile. S. 10, Zeichnung «Portrait de la Reine du Perou» von Georges Ribemont-Dessaignes.

Francis Picabia entschied sich dafür, das Buch «Jesus Christ Rastaquouère» mit Illustrationen des französischen Schriftstellers und Malers Georges Ribemont- Dessaignes (1884-1974), einer wichtigen Figur der Dada-Bewegung in Paris, zu versehen. Diese Geste trägt zu einer Praxis bei, mit der die Autorität des Autors im Dada und in den Kreisen der Avantgarde durch kollaborativen Praktiken in Frage gestellt wurde. Diese Zeichnung mit dem Titel «Porträt der Königin von Peru» lässt sich mit der im Buch beschriebenen grotesken Geschichte einer Figur namens Jacques Dingue vergleichen, die sich in eine peruanische Frau verliebt. Das Element der Krone als Darstellung einer hierarchischen Macht wird in dieser fast kindlichen Zeichnung mit skurrilen Kommentaren verfremdet. Picabias Text daneben demonstriert die verspielte und pikante Prosa des Künstlers, führt aber auch eine gewalttätige Verwendung bestimmter Begriffe aus der Kolonialgeschichte vor.

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In Zürich steht mit dem Cabaret Voltaire nicht nur der Ursprungsort von Dada, im Kunsthaus Zürich befindet sich auch eine der wichtigsten Dada-Sammlungen weltweit. Die Zürcher Dadaist*innen drückten sich zum einen in intensiven Live-Momenten aus, zum anderen produzierten sie bleibende Kunst oder Ephemera wie Texte und Einladungskarten. Neben dem Dada-Kabinett im Kunsthaus Zürich ist die Dada-Vitrine im Cabaret Voltaire ein weiterer Präsentationsort dieser Erzeugnisse und macht sich die Besonderheiten des Hauses zu eigen. Die Institution bewegt sich zwischen Erinnerungsort für Dada (ohne eigene Sammlung), Projektraum zeitgenössischer Kunst und Gastronomie, wodurch sich zeitspezifische und zeitübergreifende Fragen begegnen. So sind die Dada-Vitrine und die Wechselausstellung im selben Raum, dem Gewölbekeller, als eigenständige Formate zu verstehen, treten jedoch in ein Spannungsverhältnis. Im Gegenüber von historischen Dokumenten und zeitgenössischen Beiträgen zeigen sich erstens Kontinuitäten von dadaistischen Gedanken und Techniken. Zweitens eröffnet sich ein Raum, um darüber nachzudenken, welche Zugänge neue Perspektiven verlangen. Die Exponate wechseln alle drei Monate zu unterschiedlichen Schwerpunkten.

Zur aktuellen Auswahl:

1) Contimporanul, Nummer 46, mit einem Bild von Marcel Janco

Die Zeitschrift Contimporanul wurde von 1922 bis 1932 monatlich in Bukarest herausgegeben und entwickelte sich zu einer Plattform für den rumänischen Modernismus. Die hier vorgestellte Ausgabe enthält unter anderem das «Manifest activist către tinerime» (Aktivistisches Manifest an die Jugend) von Ion Vinea, der neben Marcel Janco Herausgeber der Zeitschrift war.

2) Merz 2, Nummer i, Manifest Proletkunst & Cover, April 1923 (2 Faksimiles)

Die Zeitschrift Merz wurde von Kurt Schwitters gegründet und zwischen 1923 und 1932 in Hannover herausgegeben. Auf Seite 24 und 25 dieser Ausgabe veröffentlichte Theo van Doesburg sein «Manifest Proletkunst», das sich auf die Theorie des Proletkult bezog, die von Bogdanov und Lunatscharski in Verbindung mit der russischen Revolution von 1917 entwickelt worden war, und deren Berufung auf eine Ästhetik, die sich an die Arbeiterklasse richtete, kritisierte. Der Text wurde von von Doesburg, Schwitters, Arp, Tzara und Spengemann unterzeichnet.

3) The Little Review, Nummer 9, 1924, New York/ London

Das schöne Titelblatt mit den Buchstaben und Zahlen gehört dem in New York publizierten «The Little Review»-Magazin. Gegründet von Margaret Andersen wurden darin zwischen 1914 und 1929 Beiträge über Kunst publiziert. Das Magazin ist vor allem dafür bekannt, frühe dadaistische und surrealistische Werke zu abgedruckt zu haben. Auf Seite 7 in dieser Ausgabe (9 (1923), 4) sind die Titel der sieben Manifeste von Tristan Tzara aufgelistet. In einem begleitenden Kurztext fordert er die Leser*innen zudem auf, seine Texte zu lesen; seine Manifeste würden zeigen, dass nichts wichtig sei.

4) Zeitschrift Procellaria, Nummer 5, 1920, Mantova (Faksimile)

Gino Cantarelli war ein Dichter und Maler, der zunächst mit dem Futurismus und dann mit Dada assoziiert wurde. Von 1917 bis 1920 gab er zusammen mit Aldo Fiozzi das Magazin «Procellaria» heraus. In dieser Ausgabe vom 5. Februar 1920 sprechen die Verfasser*innen über ein Manifest von Zürcher abstrakten Maler*innen, das «Inspiration für eine den gesamten geistigen Horizont umfassende Basis liefert». Wahrscheinlich handelt sich dabei um das «Manifest der radikalen Künstler» (siehe Reader zu den historischen Manifesten im Historischen Saal).

5) Vincent Huidobro, Manifestes, Manifeste, Manifest, Manifest, Manifeste, Manif, Mani, Man, Ma, M, 1925, Paris (Faksimile)

Vincent Huidobros Cover besticht durch sein typografisches Spiel «Manifestes, Manifeste, Manifest, Manifest, Manifeste, Manif, Mani, Man Ma, M». Huidobro war ein chilenischer Dichter, der die literarische Bewegung Creacionismo gründete. Zunächst kritisch gegenüber der Form des Manifests, nutzte er diese, um seine Ideen zu verbreiten und sie in das Panorama der europäischen Avantgarden wie dem Surrealismus einzuordnen. Später setzte er seine Ideen um, indem er sich direkt in die chilenische Politik einmischte.

6) Hugo Ball, Eröffnungs-Manifest, 1916, Zürich (Faksimile)

Hugo Ball war ein deutscher Schriftsteller und Dichter, der im Februar 1916 zusammen mit Emmy Hennings das Cabaret Voltaire mitbegründete. Dieser Text wurde beim 1. Dada-Abend im Zunfthaus zur Waag am 14. Juli 1916, gelesen, als die Dada-Gruppe das Cabaret Voltaire bereits verlassen hatte.

1) Contimporanul, Nummer 46, mit einem Bild von Marcel Janco (Faksimile)

Die Zeitschrift Contimporanul wurde von 1922 bis 1932 monatlich in Bukarest herausgegeben und entwickelte sich zu einer Plattform für den rumänischen Modernismus. Die hier vorgestellte Ausgabe enthält unter anderem das «Manifest activist către tinerime» (Aktivistisches Manifest an die Jugend) von Ion Vinea, der neben Marcel Janco Herausgeber der Zeitschrift war.

2) Merz 2, Nummer i, Manifest Proletkunst, April 1923 (Faksimile)

Die Zeitschrift Merz wurde von Kurt Schwitters gegründet und zwischen 1923 und 1932 in Hannover herausgegeben. Auf Seite 24 und 25 dieser Ausgabe veröffentlichte Theo van Doesburg sein «Manifest Proletkunst», das sich auf die Theorie des Proletkult bezog, die von Bogdanov und Lunatscharski in Verbindung mit der russischen Revolution von 1917 entwickelt worden war, und deren Berufung auf eine Ästhetik, die sich an die Arbeiterklasse richtete, kritisierte. Der Text wurde von von Doesburg, Schwitters, Arp, Tzara und Spengemann unterzeichnet.

3) The Little Review, Nummer 9, 1924, New York/ London (Faksimile)

Das schöne Titelblatt mit den Buchstaben und Zahlen gehört dem in New York publizierten «The Little Review»-Magazin. Gegründet von Margaret Andersen wurden darin zwischen 1914 und 1929 Beiträge über Kunst publiziert. Das Magazin ist vor allem dafür bekannt, frühe dadaistische und surrealistische Werke zu abgedruckt zu haben. Auf Seite 7 in dieser Ausgabe (9 (1923), 4) sind die Titel der sieben Manifeste von Tristan Tzara aufgelistet. In einem begleitenden Kurztext fordert er die Leser*innen zudem auf, seine Texte zu lesen; seine Manifeste würden zeigen, dass nichts wichtig sei.

4) Zeitschrift Procellaria, Nummer 5, 1920, Mantova, S.66-67

Gino Cantarelli war ein Dichter und Maler, der zunächst mit dem Futurismus und dann mit Dada assoziiert wurde. Von 1917 bis 1920 gab er zusammen mit Aldo Fiozzi das Magazin «Procellaria» heraus. In dieser Ausgabe vom 5. Februar 1920 sprechen die Verfasser*innen über ein Manifest von Zürcher abstrakten Maler*innen, das «Inspiration für eine den gesamten geistigen Horizont umfassende Basis liefert». Wahrscheinlich handelt sich dabei um das «Manifest der radikalen Künstler» (siehe Reader zu den historischen Manifesten im Historischen Saal).

5) Vincent Huidobro, Manifestes, Manifeste, Manifest, Manifest, Manifeste, Manif, Mani, Man Ma, M, 1925, Paris

Vincent Huidobros Cover besticht durch sein typografisches Spiel «Manifestes, Manifeste, Manifest, Manifest, Manifeste, Manif, Mani, Man Ma, M». Huidobro war ein chilenischer Dichter, der die literarische Bewegung Creacionismo gründete. Zunächst kritisch gegenüber der Form des Manifests, nutzte er diese, um seine Ideen zu verbreiten und sie in das Panorama der europäischen Avantgarden wie dem Surrealismus einzuordnen. Später setzte er seine Ideen um, indem er sich direkt in die chilenische Politik einmischte.

6) Hugo Ball, Eröffnungs-Manifest, 1916, Zürich (Faksimile)

Hugo Ball war ein deutscher Schriftsteller und Dichter, der im Februar 1916 zusammen mit Emmy Hennings das Cabaret Voltaire mitbegründete. Dieser Text wurde beim 1. Dada-Abend im Zunfthaus zur Waag am 14. Juli 1916, gelesen, als die Dada-Gruppe das Cabaret Voltaire bereits verlassen hatte.

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«Das Cabaret Voltaire (…) wurde ein Karneval phantastischer Experimente, wir tanzten, schrien und überkugelten uns», hielt Richard Huelsenbeck 1920 fest. Das Groteske, Monströse, Karnevaleske und Exzessive bargen für die Dadaist*innen einerseits das Potenzial, das Weltgeschehen als das eigentlich Absurde vorzuführen. Andererseits versuchten sie damit, die Grenzen des europäischen Kulturkanons und westlicher Normen zu sprengen. Insbesondere Masken waren bei Dada eine beliebte Ausdrucksform, um mit Konventionen und Identitäten zu spielen. Sie boten gemäss Cabaret-Voltaire-Mitgründerin Emmy Hennings inmitten des Ersten Weltkriegs auch einen «Schutz vor der Verzweiflung an der Zeit». So wurde die Maske zur performativen Agentin, um sich vor dem Grauen zu distanzieren und bürgerliche Rollenbilder aufzubrechen. Gleichermassen blieben die Dadaist*innen selbst in Machtstrukturen verfangen und bedienten sich auf der Suche nach einer neuen Formsprache bei nicht-europäischen Kulturen, ohne den kolonialen Kontext zu reflektieren.

Slot 5 und Slot 6 widmen sich diesem Themenfeld. Momentan in der Dada-Vitrine zu sehen sind:

–Hans Arp, On my way. poetry and essays 1912–1947, 1948, 25.5 x 19 cm, Kunsthaus Zürich, Bibliothek

Hans Arp gehörte zur Kerngruppe der Dadaist*innen und gilt als einer der Hauptvertreter*innen der organisch-abstrakten Formsprache. Der Bildhauer, Maler und Dichter widmete sich in früheren Jahren vor allem Reliefs, Collagen und Zeichnungen, ab 1930 galt sein Schwerpunkt der Plastik. Beim abgebildeten Relief handelt es sich um die «Vogelmaske» von 1918. Der Vogel ist ein wiederkehrendes Symbol bei Arp, der sich für die Übergänge zwischen Dingwelt, Mensch und Natur interessiert. «On my way» erschien 1948 nach einer längeren Schaffenskrise, ausgelöst durch den Tod seiner Frau Sophie Taeuber-Arp 1943. Die Textsammlung in englischer Sprache erschien anlässlich seiner Ausstellung bei Curt Valentin in New York.

–Man Ray, André Breton mit Maske, (Foto, Faksimile), 1930, 28.8 x 21.7 cm/65 x 50 cm, Kunsthaus Zürich, Fotosammlung, 1988

Man Ray war ein Dada-Künstler, der in New York und Paris wirkte. Sein medienübergreifendes Werk zeugt von einem Interesse an neuen Technologien und deren plastischem Potenzial. Auf seinen Fotografien tauchen immer wieder Masken auf, die in Bezug auf den Umgang mit Kolonialgütern, der Gegenüberstellung von westlichen und nicht-westlichen Kulturen sowie der Ästhetisierung von Hautfarbe und Geschlecht vielschichtig diskutiert werden. In der Dada-Vitrine befindet sich ein von Man Ray fotografiertes Porträt des Surrealisten André Breton.

«Das Cabaret Voltaire (...) wurde ein Karneval phantastischer Experimente, wir tanzten, schrien und überkugelten uns», hielt Richard Huelsenbeck 1920 fest. Das Groteske, Monströse, Karnevaleske und Exzessive bargen für die Dadaist*innen einerseits das Potenzial, das Weltgeschehen als das eigentlich Absurde vorzuführen. Andererseits versuchten sie damit, die Grenzen des europäischen Kulturkanons und westlicher Normen zu sprengen. Insbesondere Masken waren bei Dada eine beliebte Ausdrucksform, um mit Konventionen und Identitäten zu spielen. Sie boten gemäss Cabaret-Voltaire-Mitgründerin Emmy Hennings inmitten des Ersten Weltkriegs auch einen «Schutz vor der Verzweiflung an der Zeit». So wurde die Maske zur performativen Agentin, um sich vor dem Grauen zu distanzieren und bürgerliche Rollenbilder aufzubrechen. Gleichermassen blieben die Dadaist*innen selbst in Machtstrukturen verfangen und bedienten sich auf der Suche nach einer neuen Formsprache bei nicht-europäischen Kulturen, ohne den kolonialen Kontext zu reflektieren.

Die aktuelle Auswahl von Exponaten aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich in der Dada-Vitrine nimmt sich diesem Themenfeld an.

–Richard Huelsenbeck, En Avant Dada. Eine Geschichte des Dadaismus, 1920, 23.5 x 15 cm, Kunsthaus Zürich

Richard Huelsenbeck, Schriftsteller, Dichter, später auch Psychiater und Psychoanalytiker, emigrierte als Kriegs- dienstverweigerer von Berlin nach Zürich und gehörte sowohl der Zürcher als auch der Berliner Dada-Gruppe an. 1920 veröffentlichte er die ausgestellte Publikation En Avant Dada. Eine Geschichte des Dadaismus, worin er u.a. «Herren, die Wert darauf legen, in einer Literaturgeschichte genannt zu werden», fragte, wo «lachende und weinende Augen über dem ungeheuren Hintern und Karneval dieser Welt» seien.

–Man Ray, André Breton mit Maske, (Foto, Faksimile), 1930, 28.8 x 21.7 cm/65 x 50 cm, Kunsthaus Zürich, Fotosammlung, 1988

Man Ray war ein Dada-Künstler, der in New York und Paris wirkte. Sein medienübergreifendes Werk zeugt von einem Interesse an neuen Technologien und deren plastischem Potenzial. Auf seinen Fotografien tauchen immer wieder Masken auf, die in Bezug auf den Umgang mit Kolonialgütern, der Gegenüberstellung von westlichen und nicht-westlichen Kulturen sowie der Ästhetisierung von Hautfarbe und Geschlecht vielschichtig diskutiert werden. In der Dada-Vitrine befindet sich ein von Man Ray fotografiertes Porträt des Surrealisten André Breton.

–Francis Picabia, Choix de poèmes, 1947, 16.7 x 10.8 cm, Kunsthaus Zürich, Bibliothek

Der französische Maler, Zeichner und Schriftsteller Francis Picabia fühlte sich früh von neuen Formen der maleri- schen Abstraktion angezogen und beteiligte sich an den aufkommenden europäischen Avantgarde-Bewegungen wie dem Kubismus, Dada oder dem Surrealismus. In New York verkehrte er unter anderem mit Marcel Duchamp und Man Ray, 1918 lernte er die Dada-Gruppe in Zürich kennen. Im hier gezeigten Gedicht beschreibt sich der Ich- Erzähler als narzisstisches, grandios und überlegenes «schönes Monster». Der Begriff «Monster» wurde später benutzt, um eine Reihe seiner Gemälden und Collagen zu betiteln, die den ästhetischen Kanon des Porträt-Genres mit deformierten Figuren dekonstruieren.

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Dada-Vitrine mit Exponaten aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich im Gewölbekeller

Im Gewölbekeller befindet sich neu eine klimasichere Vitrine, in der jeweils für zwei bis drei Monate ausgewählte Originaldokumente aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich ausgestellt sind. Gemeinsam mit dem Kunsthaus Zürich werden die Exponate ausgewählt. Dass nur wenige Dokumente gezeigt werden, ermöglicht einerseits eine konzentrierte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Objekten. Andererseits können durch die Isolierung präzise Fragen zur Rezeptions- und Sammlungsgeschichte von Dada gestellt werden. Des Weiteren treten die Exponate so in einen Dialog mit den Ausstellungen im Gewölbekeller. Historische Dokumente und dadaistische Strategien treffen auf zeitgenössische Themen und Fragestellungen.

Für die Ausstellung «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend» werden neben Originaldokumenten aus der Sammlung des Kunsthauses auch Exponate aus den Sammlungen des ZHdK-Archiv und des Museums für Gestaltung gezeigt.

Exponate Slot 4 (24.01.2023–30.04.2023)

–Sophie Taeuber-Arp, König Hisch: Entwurf für ein Bühnenbild, 1918, Wachsstift und Bleistift auf Papier, auf Karton, 9,5
x 16,5 cm, Sammlung Museum für Gestaltung/ Zürcher Hochschule der Künste, Grafiksammlung
–Ausstellungskatalog, 12. Jan. bis 5. Febr. 1919, 1919, 19,3 x 12,8 cm, Kunsthaus Zürich, Bibliothek
–Hans Arp, Der Zeltweg, 1919, 30,9 x 22,3 cm, Kunsthaus Zürich, Bibliothek
–Sophie Taeuber-Arp, Blanche Gauchat Unterrichtsdokumentation Zeichnen für textile Berufe. Anleitung zum Unterricht im Zeichnen für textile Berufe, 1927, Print, Broschüre, 25 x 20.5 cm, 19 Seiten, 33 Blätter (19 Seiten Text und 33 Bilder), ZHdK-Archiv

Dada-Vitrine mit Exponaten aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich im Gewölbekeller

Im Gewölbekeller befindet sich neu eine klimasichere Vitrine, in der jeweils für zwei bis drei Monate ausgewählte Originaldokumente aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich ausgestellt sind. Gemeinsam mit dem Kunsthaus Zürich werden die Exponate ausgewählt. Dass nur wenige Dokumente gezeigt werden, ermöglicht einerseits eine konzentrierte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Objekten. Andererseits können durch die Isolierung präzise Fragen zur Rezeptions- und Sammlungsgeschichte von Dada gestellt werden. Des Weiteren treten die Exponate so in einen Dialog mit den Ausstellungen im Gewölbekeller. Historische Dokumente und dadaistische Strategien treffen auf zeitgenössische Themen und Fragestellungen.

Für die Ausstellung «Ich bin wü ü ü ü ü ü ü ü tend» werden neben Originaldokumenten aus der Sammlung des Kunsthauses auch Exponate aus den Sammlungen des ZHdK-Archiv und des Museums für Gestaltung gezeigt.

Exponate Slot 3 (14.10.2022–17.01.2023)

–Sophie Taeuber-Arp, Composition, Blatt aus der «Allianz- Mappe» 5 constructionen + 5 compositionen, herausgegeben von Max Bill im allianz-verlag, Zürich, 1941 Farblithografie auf Papier, Blattmass: 31.9 x 30.5 cm, Passepartout: 65 x50 cm, Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung (seit 1942)
–Sophie Taeuber-Arp, Baumcollage, 1918, Papier, Collage: 16 x 10 cm, Passepartout: 50 x 35 cm, Sammlung Museum für Gestaltung
–Sophie Taeuber-Arp, Unbekannte*r Fotograf*in, Fotografie von Sophie Taeuber-Arps Fresco aus dem Zürcher Dada Pantheon, um 1920, Silbergelatineabzug, Blattmass: 11,6 x 15.8 cm, Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung (seit 2017)
–Sophie Taeuber-Arp, Blanche Gauchat, Unterrichtsdokumentation Zeichnen für textile Berufe. Anleitung zum Unterricht im Zeichnen für textile Berufe, 1927, Print, Broschüre, 25 x 20.5 cm, 19 Seiten, 33 Blätter (19 Seiten Text und 33 Bilder), ZHdK-Archiv


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Dada-Vitrine mit Exponaten aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich im Gewölbekeller

Im Gewölbekeller befindet sich neu eine klimasichere Vitrine, in der jeweils für zwei bis drei Monate ausgewählte Originaldokumente aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich ausgestellt sind. Gemeinsam mit dem Kunsthaus Zürich werden die Exponate ausgewählt. Dass nur wenige Dokumente gezeigt werden, ermöglicht einerseits eine konzentrierte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Objekten. Andererseits können durch die Isolierung präzise Fragen zur Rezeptions- und Sammlungsgeschichte von Dada gestellt werden. Des Weiteren treten die Exponate so in einen Dialog mit den Ausstellungen im Gewölbekeller. Historische Dokumente und dadaistische Strategien treffen auf zeitgenössische Themen und Fragestellungen.

Exponate Slot 2 (19.07.2022–25.09.2022)

Fotografie Han Corray, um 1928, Kunsthaus Zürich, Bibliothek, Geschenk Hans Bollinger
Katalog Eröffnungsausstellung Galerie Corray, Basel, Zürich, 1916/1917, 1916, Kunsthaus Zürich, Bibliothek
Der Ararat. Glossen, Skizzen und Notizen zur Neuen Kunst, 1921, Ausgabe 7, Kunsthaus Zürich, Bibliothek, (seit 2018)
Der Ararat. Glossen, Skizzen und Notizen zur Neuen Kunst, 1921, Ausgabe 1, Kunsthaus Zürich, Bibliothek, (seit 2018)

Dada-Vitrine mit Exponaten aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich im Gewölbekeller

Im Gewölbekeller befindet sich neu eine klimasichere Vitrine, in der jeweils für zwei bis drei Monate ausgewählte Originaldokumente aus der Dada-Sammlung des Kunsthaus Zürich ausgestellt sind. Gemeinsam mit dem Kunsthaus Zürich werden die Exponate ausgewählt. Dass nur wenige Dokumente gezeigt werden, ermöglicht einerseits eine konzentrierte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Objekten. Andererseits können durch die Isolierung präzise Fragen zur Rezeptions- und Sammlungsgeschichte von Dada gestellt werden. Des Weiteren treten die Exponate so in einen Dialog mit den Ausstellungen im Gewölbekeller. Historische Dokumente und dadaistische Strategien treffen auf zeitgenössische Themen und Fragestellungen.

Exponate Slot 1 (20.05.2022–18.07.2022)

–Das Neue Leben. Erste Ausstellung, Kunsthaus Zürich, 1919, Zürich Ausstellungsheft, 16 Seiten, Kunsthaus Zürich, Bibliothek (seit 1919)
–Hans Richter, Portrait Heinrich Coray (Han Corray), 1917, Grafitstift auf kariertem Papier, Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung (seit 1980)
–Tristan Tzara, Vortrag, Januar 1917, Galerie Corray, Zürich, Kunsthaus Zürich, Bibliothek, (seit 1980)

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In der Dada-Bibliothek wird eine Arbeit des Künstlers Stefan Burger (*1977) gezeigt. Burger präsentiert zwei den Raum und bestenfalls die Gemüter erhellende Leuchtenobjekte. Die Skulpturen aus gegossenem Glas und Aluminium setzen Burgers 2020 im Cabaret Voltaire begonnene Auseinandersetzung mit Kunst als Gebrauchsgegenstand fort. Die Begrifflichkeiten, mit welchen sich die Skulpturen attributieren lassen, schwanken munter zwischen hübsch und hässlich, pedantisch und rotzig, dekorativ und nützlich, ekelhaft und erotisch. Es sind hybride Anlagen oder Kippfiguren, die je nach Betrachtung zu einer unterschiedlichen Qualität oder Deutung neigen und mit Zierrat und Funktion umgehen. Einige Formreferenzen ergeben sich aus dem Arbeitsvorgang: Wenn flüssiges Glas miteinander verbunden wird, hängt es stets zu Boden. Brezel und Böppel (ganz in der Tradition von Bollen und Bölleli) dienen als ornamentale Wiederholungen, entspannt bedeutungsarm und dennoch entfernt mit eklektischen Zierstrategien wie der barocken Rocaille verwandt. Die Trägerstruktur der Leuchte wiederum, eine ehemalige Leiter, entstammt dem Zürcher Kanalisationssystem und wurde ursprünglich gewaltsam aus einem dort hinunterführenden Schacht entrissen. Eigentlich als Ein- und Ausstiegshilfe angelegt, erfreut sich der Schachttritt nun neuen Aufgaben als Leselampe und Ambiente prägendes Objekt. Die Arbeit mit flüssigem Glas involviert Farben von intensiver Leuchtkraft, welche dank ihrer keramischen Natur unverwüstlich heiter weiter leuchten. Auch die Namen der benutzten Farbpalette «Narcissus, zentrales Höhlengrau, Erbse, Flamingo» (I&II) denkt der Künstler als Fröhlichkeitsverstärker: eine Einladung also zum guten Mute.

Den vollständigen Text über die Bibliothek und die Werke von Stefan Burger finden Sie hier.

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Vorschau

Eröffnung der Ausstellung «Puppet Slam»: Sonntag, 17. September, 2023, 15 Uhr im Cabaret Voltaire.

Im Rahmen des Neubaus und der Sanierungen des Wehrli- und des Hertherbaus der Schule Hirslanden Sek wurde 2018 in einem Studienauftrag auf Einladung das Kunst-und-Bau-Projekt «School Models» des Künstlers Florian Graf (*1980 in Basel) ausgewählt.

Im letzten Semester haben Schüler*innen der Sek Hirslanden in einem Workshop mit Monster Chetwynd eine Reihe von farbenfrohen Puppen aus verschiedensten Materialien entwickelt, die die Modell-Schulhäuser von
Florian Graf bewohnen können. Die Puppen und eine filmische Inszenierungdieser Figuren werden zusammen mit einer Dokumentation des Entstehungsprozesses der «School Models» von Florian Graf vom 18. September bis zum 1. Oktober 2023 im Cabaret Voltaire ausgestellt. Gleichzeitig ist im Cabaret Voltaire die Ausstellung «Head-Less-Ness“ (bis Sommer 2024) von Monster Chetwynd zu sehen.

Florian Graf realisierte eine Skulpturengruppen, die sich aus Steinmodellen der drei aus unterschiedlichen Epochen stammenden Schulhäusern zusammensetzt. Statt nun die Schulhäuser auf Sockeln zu platzieren, wo sie aus Distanz bestaunt werden können, lässt Graf die Modelle auf überdimensionierte Spielklötze setzen. Die Bausteine aus eingefärbten Terrazzo und die Schulhäuser aus Kalkstein können von den Schüler*innen auch als Sitzgelegenheit benutzt werden. Man kann sich also an seinem Schulhaus anlehnen oder auch mal von oben herab auf die Schule schauen. Florian Grafs Skulpturenensemble ist ein augenzwinkerndes Spiel mit Grössenverhältnissen und mit unserer Wahrnehmung: Es regt dazu an, unsere Betrachter*innen-Positionen zu wechseln, andere Blickwinkel einzunehmen und uns zwischen Modell und Wirklichkeit zu bewegen.

Seit dem letzten Frühling leitet Monster Chetwynd (*London, UK, lebt und arbeitet in Zürich) einen Workshop für Schüler*innen der Schule Hofacker. Unter dem Titel «Puppets and Autoreflexive-reprensentations» (2023) haben sie gemeinsam eine Reihe von farbenfrohen Puppen aus verschiedensten Materialien wie etwa Pappe, Stoff oder gefundenen Elementen entwickelt, die nun die Modell-Schulhäuser von Florian Graf bevölkern können. Denn eine Schule funktioniert nur mit Schüler*innen. Die Puppen werden ausserdem ab dem 17. September im Cabaret Voltaire ausgestellt, als Teil von «Head-Less-Ness», der aktuellen Einzelausstellung von Monster Chetwynd. Im Workshop lernten die Schüler*innen, wie man Figuren erschaffen und mit Puppenspieltechniken zum Leben erwecken kann. Die Künstlerin, die bekannt ist für ihre überschwänglichen und humorvollen Performances mit handgefertigten Kostümen, Requisiten und Bühnenbildern, erklärt, ihre Objekte seien aus einer «Ungeduld heraus entstanden». Dabei recycelt sie oft Materialien, die von den zahlreichen Personen, die sie zum Mitmachen einlädt, einfach verarbeitet und verwendet werden können: ein Ansatz, der die kollektive Entwicklung unterstreicht, die das Schaffen der Künstlerin massgeblich prägt.

Die Werke aus dem Schüler*innen-Workshop mit Monster Chetwynd sind vom 18. September bis zum 1. Oktober in der Künstler*innenkneipe zu sehen.

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1982 kuratierten Laura Mulvey und Peter Wollen die Ausstellung «Frida Kahlo and Tina Modotti» in der Whitechapel Gallery in London, die anschließend nach Berlin, Hannover, Hamburg, Stockholm, New York und Mexiko-Stadt reiste. In den Galerieräumen wurden die Werke der damals noch recht unbekannten mexikanischen Malerin Frida Kahlo und der italienischen Fotografin Tina Modotti einander gegenübergestellt und als frühe Beispiele eines politischen Modernismus zweier kraftvoller Künstlerinnen gezeigt, die im Gefolge der mexikanischen Revolution arbeiteten. Begleitend zur Ausstellung drehten Wollen und Mulvey einen essayistischen Dokumentarfilm. Vierzig Jahre nach der Whitechapel-Ausstellung zeigt das Cabaret Voltaire ausgewähltes Material aus diesem Kontext. Fotografien, Texte, Tonaufnahmen und der Dokumentarfilm von Mulvey und Wollen beleuchten den kulturellen Kontext der 1980er Jahre. Die kleine Ausstellung ist vom 1. November bis zum 13. November im Historischen Saal zu sehen.

Am 8. November wird die Filmwissenschaftlerin Laura Mulvey anlässlich ihres ersten Besuchs in Zürich auf die Ausstellung zurückblicken, um die Ziele und ästhetischen Entscheidungen der kuratorischen Arbeit zu reflektieren; sie wird auch über die praktischen und theoretischen Prozesse sprechen, die zur Umsetzung der Ausstellung in den filmischen Raum führten.

Die Ausstellung ist Teil der Veranstaltung «Images and Afterimages. Laura Mulvey in Zürich» organisiert durch das Seminar für Filmwissenschaft. Mehr Infos

Laura Mulvey und Peter Wollen, «Frida Kahlo & Tina Modotti», 1982, Filmstill

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«[not] here» – eine Ausstellung und Soireen von Sarah Burger und Felipe Ribeiro
03.09.22–18.09.22

Veranstaltungen:
03.09.22, 18:00–02:00: LANGE NACHT der Zürcher Museen
06.09.22: Soiree «[not] here», Ausstellungseröffnung (ab 18:00) und Dialogue (20:00) zwischen Sarah Burger und Felipe Ribeiro
13.09.22, 20:00: Soiree «[not] here», musikalische Vertonung der ausgestellten Werke mit Dimitri Howald

Sarah Burger (Zürich) und Felipe Ribeiro (Rio de Janeiro) lernten sich während eines Workshops kennen, bei dem Ribeiro Dinge sammelte, die von verschiedenen Personen mitgebracht wurden, um die Objekte zu Erde zu verarbeiten und eine «gemeinsame Basis» zu schaffen. Burger und Ribeiro entdeckten ein geteiltes Interesse an Tektonik, Erd- und Steinformationen sowie an Landschaften und Geografien, die neue Zugänge zu Geschichte und Zeit ermöglichen. Die Idee, dass ein künstlerischer Austausch für beide fruchtbar sein könnte, entstand. Das Cabaret Voltaire war schon immer ein Ort des künstlerischen Austauschs, der internationalen Zusammenarbeit und des Experimentierens mit neuen Formen der Begegnung. Dieses historische Versprechen bot einen passenden Rahmen für den Dialog zwischen Burger und Ribeiro, der sich entlang von Reflexionen und Aneignungen von Materialeigenschaften, Erzählungen und Geschichten entfaltet. Schnell wurde deutlich, dass ihre Zusammenarbeit nicht nur aus dem Austausch von gemeinsam vereinbarten Vorschlägen bestand, sondern auch aus dem Kennenlernen des jeweils anderen als jemand, der anders arbeitet, reflektiert, assoziiert und artikuliert. Der gemeinsame Fokus liegt – wie vielleicht immer in der Kunst – auf der Frage, was sich im Dazwischen eröffnet: Jeder Blick auf Bildwelten und Objekte offenbart unterschiedliche Wertesysteme, jede Gegenüberstellung von Objekten wirft ein neues Licht auf Texturen, Formen, deren Erzählungen und Symbolik. Im Cabaret Voltaire teilen Burger und Ribeiro Überlegungen und Beobachtungen zu Fragen der Visualität, der Sprache und der Körperlichkeit, wobei sie Präsenz als eine lebendige, nicht fixierte Qualität wahrnehmen, die auch im Verschwinden stattfindet.

Sarah Burger, Dinge, 2021
Sarah Burger bat mehrere Freund*innen, ihr Listen von Gegenständen zu geben, die sie dann mit verbundenen Augen aus Ton formte. Die einzige Vorgabe, die Burger kommunizierte, war, dass die Objekte 1:1 geformt werden können und in den Brennofen passen müssen. Dieser Prozess führte sie zu vielfältigen Fragen über Dinge, Form und Bedeutung: Welche Gegenstände sind für Menschen wichtig? Wie können sich Hände Dinge einprägen? Was ist die Semantik von Formen?

Sarah Burger, Hands, Magic, Hands, 2021
Hands, Magic, Hands ist eine digitale Collage, die auf einem gefundenen Bild von Händen und einer Fotografie einer schnell hergestellten, nicht figurativen Skulptur aus Plastilin basiert. Die Hände scheinen die Skulptur zu evozieren und sie auf magische Weise zu formen, ohne sie zu berühren.

Sarah Burger, All the landscapes I’ve ever seen, 2022
Das Video-Gedicht ist eine Reflexion über die An- und Abwesenheit verschiedener Orte, über erinnerte Räume, die nie zuvor physisch besucht wurden. Burger produzierte das Werk während einer Residenz in Sofia, Bulgarien.

Felipe Ribeiro, Dematerialize i & ii, 2021-2022
Dematerialize ist Teil einer grösseren Serie mit dem Titel Revolving Actions und experimentiert mit Momenten der Abstraktion der menschlichen Figur, in der Hoffnung, dass die visuelle Destabilisierung andere Beziehungsformen ermöglicht. In beiden Arbeiten ist das Gesicht von einem goldenen Metallgewebe bedeckt, das den Gesichtsausdruck verschleiert, den Kopf als Form aber dennoch in den Vordergrund rücken lässt, während der Körper einer verschwimmenden Unbestimmtheit unterworfen ist. Dematerialize i – dawn ist eine Aktion, die sich mit der Ambivalenz des Verschwindens durch das Sichtbarwerden auseinandersetzt. Die in einer bestimmten Raum-Zeit-Koordinate stattfindende Performance findet im Morgengrauen des St.-Georgs-Tages statt, einer Feier, die in Rio de Janeiro den katholischen Heiligen mit der afrikanischen Gottheit Ogun verbindet. Als Symbol für Schutz und Resistenz predigen die Gläubigen, die Kleidung des Heiligen Georg zu tragen, damit der Feind «Augen hat, aber sie nicht sieht». Die Performance materialisiert dieses Gelübde als eine Mischung aus Anonymität und Überschwang. In Dematerialize ii – dusk, sind lang belichtete Aufnahmen eines zitternden Körpers in der Dunkelheit zu sehen, der seine Konturen verlieren soll. Die lang andauernde Aktion begann in Rio de Janeiro um 17:27 Uhr, bei Vollmondaufgang, dauerte über Nacht und endete am nächsten Tag.

Felipe Ribeiro, Whispers, 2022
Die Besucher*innen sind eingeladen, die auf die Wände des Cabaret Voltaire gerichtete Klanginstallation zu hören. Fragmentierte Erzählungen, Textauszüge, imaginative Logiken und Träume werden laut ausgesprochen, so dass die Wände sie hören und speichern können. Die Wand wird als konkrete Materie verdichteter Geschichten wahrgenommen, daher die Notwendigkeit, das Aufgenommene und Gehörte anzuerkennen und sie gezielt mit weiteren Klängen und Erzählungen zu versehen.

Die in Zürich lebende Künstlerin Sarah Burger studierte Bildende Kunst, Philosophie, Vergleichende Literaturwissenschaft und Linguistik. Ihre Praxis umfasst auch künstlerische Recherche (PhD, ZHdK Zürich und Kunstuniversität Linz). Der Künstler Felipe Ribeiro lebt in Rio de Janeiro und ist Professor für Tanz- und Filmstudien an der Federal University of Rio de Janeiro. Er studierte Film (MA) und besitzt ein PhD in Bildender Kunst.

Die Ausstellung wird von der Annemarie Schindler-Stiftung unterstützt.

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«Songs to the Suns»
Das Cabaret Voltaire auf dem Monte Verità, Ascona

Ausstellung Izidora L. LETHE und Installation Paul Maheke:
14.08.2021–02.10.2021

Das Booklet mit Informationen zum Projekt, den Arbeiten von LETHE und Maheke sowie zum Dialog zwischen dem Cabaret Voltaire und dem Monte Verità finden Sie hier.

Das Audio-File zur Installation von Paul Maheke können Sie hier anhören.
Izidora L. LETHES inszenierte Video-Dokumentation der Performance finden Sie hier oder unten als eingebettetes Video.

Programm Eröffnung mit Performances und Gespräch, 14.08.2021:
16:00 Eröffnung Ausstellung Izidora L. LETHE, Paul Maheke
17:00 Gespräch mit Christa Baumberger, Sophie Doutreligne, Minna Salami
18:00 Apero
18:45 Performance Paul Maheke
19:45 Choreographie / Intervention Izidora L. LETHE, aufgeführt von Val Minnig, Stéph, Nina Emge, Jovin Joëlle Barrer, Hermes Schneider, Donya Speaks, Claudia Barth
20:30 DJ-Set Yantan Ministry
21:30 Late Dinner, bitte reservieren unter info@cabaretvoltaire.ch

Öffnungszeiten Ausstellung Izidora L. LETHE, Casa dei Russi
15.08.2021–02.10.2021
Sa: 14:00–18:00
So: 10:00–13:00/14:00–18:00
oder auf Anfrage

Öffnungszeiten Installation Paul Maheke, Spazio Piscina
15.08.2021–02.10.2021
täglich, 24 Stunden

Der Monte Verità gilt – wie das Cabaret Voltaire – als einer der wichtigsten Orte der Avantgarde, sei es in Kunst, Theorie oder Lebensführung. Es erstaunt daher nicht, dass Künstler*innen um den Zürcher Dada-Kreis ihre Sommer auf dem Hügel in Ascona verbrachten, der als Zentrum der Lebensreform-Bewegung galt. Sophie Taeuber-Arp, Emmy Hennings, Hans Arp oder Hugo Ball besuchten Rudolf von Labans Kurse, tanzten, veranstalteten Ausstellungen und Feste. Sowohl im Cabaret Voltaire als auch auf dem Monte Verità war die Befreiung von körperlichen und sprachlichen Konventionen zentral. Die Lebensreform strebte danach, die Gesellschaft durch Vegetarismus, Ausdruckstanz, Naturheilkunde, Licht- und Luftbäder, Freikörperkultur und Reformkleidung aus dem steifen Korsett bürgerlicher Zwänge zu befreien. Im Fokus ihres «dritten Weges» zwischen Kapitalismus und Kommunismus stand das Individuum, der Körper und eine möglichst «naturnahe» Lebensweise. Die Kritik der Lebensreform am Fortschritt und ihr Interesse an der mythischen Vergangenheit fanden später auch Eingang in faschistoides Gedankengut. Zahlreiche lebensreformerische Ideen leben in heutigen Industrien um Selbstoptimierung und Gesundheit weiter. Sie treten aber auch dort auf, wo das Denken durch den Körper und seine Bewegungen gesellschaftliche Kategorien weiter herausfordern will – und sicherlich auf der Suche nach alternativen und gemeinschaftlich organisierten Lebensmodellen. Die Parameter um Bürgerlichkeit, Identität und Wissen haben sich allerdings geändert und müssen aus einer neuen Perspektive betrachtet werden. Diese Rückkehr ist kein nostalgischer Akt, sondern Ausgangslage, um Anliegen und Ausdrucksformen aus der Perspektive der Gegenwart zu begegnen. «Songs to the Suns» vereint holistische und fragmentierte Ansätze, sucht eine Mehrstimmigkeit, die binäre Denkweisen im Hinblick auf Natur und Kultur, Geschlecht und Herkunft beanstandet. Im Zentrum steht der Körper als Archiv und Ort der Emanzipation.

Mit Izidora L. LETHE und Paul Maheke lädt das Cabaret Voltaire zwei zeitgenössische Künstler*innen für die Kooperation mit dem Kulturzentrum Monte Verità ein. Am Eröffnungswochenende wirken als Performer*innen Val Minnig, Stéph, Nina Emge, Jovin Joëlle Barrer, Hermes Schneider, Donya Speaks und Claudia Barth. Yantan Ministry trägt einen Audio-Teil bei. Am Gespräch beteiligt sind Christa Baumberger, Sophie Doutreligne und Minna Salami.

Izidora L. LETHE, Choreographie/Intervention, 14.08.2021, WE ( , Cabaret Voltaire, Monte Verità, Photo: Diana Pfammatter

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Exhibition view, Paul Maheke, «As Saturn and Jupiter Conjunct», 2021 - ongoing series, Cabaret Voltaire, Monte Verità, photo: Diana Pfammatter

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Paul Maheke, Taboo Durag, 14.08.2021, Cabaret Voltaire, Monte Verità, Photo: Diana Pfammatter

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Gespräch zwischen Christa Baumberger, Sophie Doutreligne, Salome Hohl und Minna Salami (von links nach rechts) auf dem Monte Verità, 14.08.2021, Photo: Diana Pfammatter

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Ausstellungsansicht, Izidora L. LETHE, WE ( , Cabaret Voltaire, Monte Verità, Photo: Diana Pfammatter

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«Laube zur schiefen Lage»
Das Cabaret Voltaire auf dem Münsterhof, Zürich
27.08.2021–04.09.2021

Eine Zusammenarbeit zwischen dem Cabaret Voltaire und Benedikt Bock. Eingeladene Künstler*innen und Autor*innen: Johan Ahlkvist & Hedda Bauer, Karolin Braegger, Anne Fellner, Kasia Fudakowski, Marius Goldhorn, Johanna Kotlaris, Miriam Stoney, Claudia Stöckli & Raphael Stucky

Programm

Freitag, 27. August 2021:
20:00 Johan Ahlkvist & Hedda Bauer/Karolin Braegger
20:30 Johanna Kotlaris
21:00 Marius Goldhorn
21:30 Raphael Stucky & Claudia Stöckli

Samstag, 28. August 2021:
20:00 Miriam Stoney
20:30 Johan Ahlkvist & Hedda Bauer/Karolin Braegger
21:00 Benedikt Bock
21:30 Anne Fellner

Samstag, 4. September 2021 (Lange Nacht der Zürcher Museen):
20:00 Kasia Fudakowski
20:30 Benedikt Bock
21:00 Johanna Kotlaris
21:30 Claudia Stöckli & Raphael Stucky

Die Installation «Laube zur schiefen Lage» steht vom 27. August bis zum 4. September auf dem Münsterhof. Täglich zwischen 17:00 und 22:00 sind alle Arbeiten und Spuren der Beteiligten zu sehen.

Keine Anmeldung nötig.

Etwas verquer auf dem Münsterhof steht die «Laube zur schiefen Lage» – ein zusammengezimmertes Kunstobjekt, das zugleich als Ausstellungsfläche und Bühne dient. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Zunfthaus zur Waag, in dessen grossem Saal am 16. Juli 1916 die erste Dada-Soirée nach der Schliessung des Cabaret Voltaire stattfand. Damals erläuterten die Dadaist*innen ihre Zeichnungen, trugen Manifeste vor oder tanzten in Masken. Über 100 Jahre später bespielt das Cabaret Voltaire das Zunfthaus aus naher Distanz mit einer eigenen Bühne. Für den Zeitraum von knapp zwei Wochen wird die «Laube zur schiefen Lage» zu einem öffentlichen Ort im Spannungsfeld von antibürgerlichen Gesten und bürgerlicher Kultur, Weltbezug und Weltflucht, Gemeinschaftlichkeit und Individualität, dem Kleinen und dem Grossen.

Das Grundgerüst der «Laube zur schiefen Lage» stammt vom Künstler Benedikt Bock, der das Projekt gemeinsam mit dem Cabaret Voltaire konzipierte. An drei Abenden (27.08., 28.08. und 04.09.) zeigen eingeladene Künstler*innen, Autor*innen und Musiker*innen Kurzbeiträge. Es entsteht ein buntes Geflecht aus zeitgenössischen Narrativen, die direkt oder subtil, kritisch oder humorvoll das Menschsein in diesen allgemein schrägen Zeiten reflektieren. Im Fokus steht aber auch die Reflexion über das «Contemporary» als enge, normative ästhetische Praxis in der zeitgenössischen Kunst. Die «Laube zur schiefen Lage» spielt dabei besonders mit dem Genre der «Kleinkunst», worauf schon die Dadaist*innen mit dem «Cabaret» Bezug nahmen: Das Cabaret als ein gesellschaftskritischer (linker) Ort, der über die Unterhaltung hinaus- geht, und dabei die Grenzen der Hochkunst mitbefragt. Ausserhalb des White Cube zeigen sich gewisse Auseinandersetzung in einem anderen Licht und treffen auf ein breiteres Publikum. Die «Laube zur schiefen Lage» artikuliert sich in dieser Verschiebung und ermöglicht Raum für Zweifel. Kunstschaffen ist stets eng verbunden mit Verletzlichkeit und der Frage, was mitgeteilt wird oder verborgen bleibt.

Zu den Beiträgen und Spuren vom Freitag, 27. August:

Karolin Braegger fragt inmitten der Zunfthäuser und der effizienten Geschäftigkeit, was es heisst, zu «performen». Sie denkt in ihrer künstlerischen Praxis vom Begriff der Aneignung aus darüber nach, was es (noch) zu sagen gibt: sei es als Gastgeberin oder mit Malereien und Stoffobjekten, beispielweise der Arbeit Soso (2021) aus Toile, einem Textil, das meist zur Anprobe (Kleidung) oder als möglicher Hintergrund (Malerei) verwendet wird und sich während den Öffnungszeiten in der Laube entäussert. Als Host lädt Braegger Positionen ein, die ihre Interessen repräsentieren und ihre Arbeiten oder erweitern, wie das queere Powerplay Dynamic Resistance von Hedda Bauer und Johan Ahlkvist. In der Arbeit untersuchen die Künstler*innen mithilfe der Performer*innen Hilma Bäckström, Charlotta Öberg, Luca Büchler, Jessica Comis und Alexandra Paya Themen wie Unsichtbarkeit, inklusive Unterhaltung und exklusive Teilhabe. Die Kostüme, wovon eines in der Laube hängt, sind so gestaltet, dass sie den Raum widerspiegeln, zu dem sie Bezug nehmen – in diesem Fall das Cabaret Voltaire und den Münsterhof.

Die Zürcher Künstlerin Johanna Kotlaris zeigt Aware-Wolf, eine Weiterführung ihrer Performance-Serie The Fool: the Original Form of Things. In der Performance untersucht sie als tragisch komische Närrin, wie wir uns in der Begegnung mit der Welt, mit uns selbst und anderen definieren. Dabei teilt sie – durch Bewegung, Sprache und begleitet von Stefan Kägi am Piano – grosse Fragen: Inwiefern spiegelt sich das Selbst in unserer Begegnung mit dem Gegenüber? Welche Rolle spielen Scham und Schuld in der Definition des Ichs? Während der Öffnungszeiten hängen an der Hinterseite der Laube schwarzweisse Kleidungsstücke, die auf Fragen der Identität verweisen.

Marius Goldhorn, Autor des vielbesprochenen Romans Park, schrieb für die Laube den Vortrag Über den Aussterbenstrieb (August 2021). Themen des Textes sind das Aussterben, der Aussterbenstrieb und der Aussterbesinn. Er hinterlässt eine Keramik-Leber als Spur. Claudia Stöckli und Raphael Stucky ziehen in ihrem «Totentanz» die Auseinandersetzung mit Auflösung und Neuanfang weiter. Die Künstler*innen beginnen mit einem Knochenorakel, das eine Situation schafft, um über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu reflektieren. Dabei geht es auch um eine spielerische Bildfindung als Ausgangslage für klangliche Interpretationen: Die Künstler*innen schaffen einen fein gewobenen Soundteppich, teilweise verdichtet, dann wieder lose, Samples und Drones, mit kurz aufflammenden sphärischen MIDI-Keyboard–Klängen, Synthesizer-Rhythmen, Schritten im Kies, einem Krähendialog und E-Bass-Sound gestrichen mit einem Bogen. Das Orakel, das Stirnband-Klangspiel von Stöckli und die collagierten Lichtobjekte von Stucky bleiben für die Ausstellung zurück.

Organisiert mit Martina Mächler und Anastasia McCammon wurden Karolin Braegger, Hedda Bauer, Johan Ahlkvist und Kasia Fudakowski bereits im Rahmen von «Cracking Up and Staging Down» im April 2021 ins Cabaret Voltaire eingeladen. Aufgrund der Pandemie konnten die Performances damals nicht stattfinden.

Zu den Beitragen und Spuren vom Samstag, 28. August:

Miriam Stoney untersucht in ihrer Lesung verschiedene Ebenen des Spracherwerbs und geht der damit verbundenen Frage nach, inwiefern eine Sprache das Selbst aktiv prägt. «Deutschlernen ist anscheinend kein neutrales Unternehmen. So oft wurde ich in Deutschland darüber ausgefragt, warum ich diese historisch so problematische Sprache überhaupt sprechen wollte, dass ich irgendwann eine eigene politische Absicht für meine Bemühungen konstruieren musste». Das Plakat an der rechten Aussenseite der «Laube zur schiefen Lage» zeugt von ihrem Lernprozess.

Karolin Braegger, Johan Ahlkvist und Hedda Bauer setzen die Auseinandersetzung um Aneignung, Teilhabe und Exklusion fort (siehe Text vom Freitag, 27. August). So auch der Künstler Benedikt Bock, der gerade sein zweites Buch Vögel/ Birds bei Texte zum Nachdenken veröffentlicht hat. Der Text Sabine zeichnet die Geschichte um den fiktiven Zürcher Zeitungsverkäufer Urban Lenti, der von seiner Familie als Spezialfall bezeichnet wird, weil er für alles zu langsam ist. Lenti entwickelt sich zu einer Figur am Rand der Gesellschaft, die tagein tagaus das abstrakte Treiben an der Bahnhofstrasse beobachtet und zum Ende durch den Sturm «Sabine» mit einem antikapitalistischen Schauspiel belohnt wird.

Während den Lesungen und Performances hängt Anne Fellners Malerei im Hintergrund. Zwei Detektiv*innen sind schematisch abgebildet und verschmelzen mit den expressiven Spuren der Künstlerin. Das Gemälde korrespondiert mit der präsentierten nullten Episode TBH – a mysterious hypnotist on the loose aus der Ausstellungs- und Hörstückreihe The Bellermann Hypnotist, die im Projektraum Sangt Hipolyt in Berlin stattfindet. Die Protagonistin des Stückes ist eine nicht näher benannte Ermittlerin oder Detektivin; die Perspektive ist dem literarischen Subgenre des hard-boiled feminism sowie dem gothic thriller nachempfunden. Das fragmentarische Hörstück setzt sich aus verschiedenen literarischen Zitaten (u.a. von Charlotte Perkins Gilman oder Vladimir Nabokov) und Aussagen von Künstler*innen, Autor*innen und Psycholog*innen zusammen, die als Versatzstücke einer kriminologisch-künstlerischen Erzählung dienen.

Zu den Beiträgen und Spuren vom Samstag, 4. September:

Kasia Fudakowski fokussiert in ihrer Performance den «Joke Gap» anhand des Lebens und der Rollen der Komikerin und Schauspielerin Elisabeth Wellano alias Liesl Karlstadt (1892–1960). «Ein Witz kann als entbehrliches soziales Kapital gesehen werden. Historisch gesehen musste sich eine Frau erst als seriös etablieren, bevor sie in einen Witz investieren konnte». Der «Joke Gap» kann auch im weiteren Sinne verstanden werden: Das, was als lustig wahrgenommen wird, verändert sich je nach historischem Kontext, Lebensalter oder Kulturkreis. Fudakowskis Performance changiert zwischen Leichtigkeit und schmerzhaften Momenten, unterstützt von gemalten Kostümen, welche Liesl Karlstadt und Karl Valentin zum Leben erwecken.

Im Anschluss folgen Benedikt Bock (siehe Text zum 28. August), Johanna Kotlaris (siehe Text vom 27. August) sowie Claudia Stöckli und Raphael Stucky (siehe Text zum 27. August). Der «Totentanz» von Stöckli und Stucky spielt auch mit der Information, dass der Münsterhof im Hochmittelalter als Friedhof genutzt wurde.

«Laube zur schiefen Lage», 27.08.2021, Cabaret Voltaire, Münsterhof, Photo: IIDA

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«When I look back on my life it’s not that I don’t want to see things exactly as they happened, it’s just that I prefer to remember them in an artistic way. And truthfully the lie of it all is much more honest because I invented it. Clinical psychology tells us arguably that trauma is the ultimate killer. Memories are not recycled like atoms and particles in quantum physics. They can be lost forever. It’s sort of like my past is an unfinished painting and as the artist of that painting I must fill in all the ugly holes, and make it beautiful again. It’s not that I have been dishonest; it’s just that I loathe reality.»

– Lady Gaga, The Prelude Pathétique – Erster Teil, Marry the Night

Samuel Haitz (*1997) lädt zu zwei aufeinanderfolgenden Soireen und zur parallellaufenden Ausstellung «Memorabilia» ins Cabaret Voltaire ein. Haitz zog erst kürzlich von Zürich nach Berlin. Ein Anlass, gelagerte Andenken in die Hand zu nehmen, Erinnerungen zu ordnen, zu bewahren und zu verklären. Im Cabaret Voltaire versammelt er eigene Arbeiten, Werke von Freund*innen und Idolen sowie weitere Objekte, die Codes des Begehrens und der Zugehörigkeit widerspiegeln. Für die Soireen lädt er seine künstlerischen Weggefährt*innen Milena Langer, Stella und Ian Wooldridge zum gemeinschaftlichen Lesen von Texten ein. Zum Abschluss interpretiert der befreundete DJ Moritz Müller die Veranstaltungen musikalisch. Soirée 1 (Before) widmet sich der Hoffnung und der romantischen Utopie; Soirée 2 (After) fokussiert die nostalgische Reflexion von Vergangenem. Die Veranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit dem Berner Radio Bollwerk online übertragen. In dieser stillstehenden, kontaktarmen Zeit entsteht so ein Raum, um darüber nachzudenken, welche persönliche und gemeinsame Gedächtniskultur den Werdegang prägen soll.

Soirée 1 (Before) fand am 02.03.2021 statt und Soirée 2 (After) fand am 09.03.2021 statt. Beide Soireen können Sie hier nachhören. Mit Samuel Haitz, Milena Langer, Stella, Ian Wooldridge und Moritz Müller (DJ-Set) via radio-bollwerk.ch.

Ausstellungsansicht, Samuel Haitz, Sale (After Lutz Bacher), «Memorabilia», 2021. Photo: Cabaret Voltaire, Philipp Hänger

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Am Donnerstag, den 12. Dezember, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. An der Veranstaltung hält Dr. Kasia Kopanska einen Vortrag mit dem Titel «Embodied Expansion – Psychedelics & Bodywork».

Kasia Kopanska ist Wissenschaftlerin, somatische Begleiterin und Körpertherapeutin. In ihrem Vortrag wird sie verschiedene Aspekte der verkörperten Expansion während psychedelischer Erfahrungen thematisieren, etwa wie der Körper darauf vorbereitet werden kann, Traumata loszulassen, was in Bezug auf Körperreaktionen während dieses Prozesses zu erwarten ist, wie erweitertes Bewusstsein in das Körpergewebe integriert und dort gehalten werden kann, welche Methoden in der Vergangenheit genutzt wurden, um den Körper in veränderte Bewusstseinszustände zu führen, sowie die Frage, wie und warum der Körper im Prozess der Bewusstseinserweiterung oft vergessen wurde und wie sich dies je nach Identität unterscheidet.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

Vorschau

Einmal im Monat lädt «dears, write» zum Schreiben in Gesellschaft ein – in Resonanz mit anderen Texten, Stimmen und Körpern.

Nach einer Lesung ausgewählter Texte folgt jeweils die Schreibsequenz. Am Ende werden einzelne Sätze aus den geschriebenen Texten geteilt und in eine mehrstimmige Komposition verwoben.

Dieses Mal lesen wir Passagen aus Bitter Soil von Mahasweta Devi, Strangers I know von Claudia Durastanti sowie einen Überraschungstext.

«dears, write» findet von September bis Dezember 2024 einmal im Monat in der Dada-Bibliothek statt. Die Veranstaltung wird initiiert von DEARS, einem Magazin für transversale Schreibpraktiken an der Schnittstelle von Poesie, Kunst und experimentellem Schreiben, und erkundet nachhaltige Wege des In-Beziehung-Seins durch Schreiben.

Die Veranstaltung ist offen für alle. Keine Anmeldung erforderlich.

Eintritt frei.

Reading Performance in Englisch.

Josef Strau (geb. 1957 in Wien) beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit verschiedenen Konzepten der Textproduktion und ihrem Bezug zur künstlerischen Arbeit. Seine Praxis basiert ebenso auf dem geschriebenen Wort wie sie von wiederholten Rollenwechseln geprägt ist. Als «ein Künstler, der schreibt, und ein Schriftsteller, der Kunst macht», verbindet Strau in seinen Texten das Tagebuchhafte mit dem Theoretischen und Fiktionalen miteinander und befragt die Konzepte von Autorschaft und Subjektivität.

Texte zum Nachdenken ist eine unabhängige Lesereihe innerhalb der Bildenden Kunst, die 2020 von Künstler Benedikt Bock gegründet wurde. Seit 2023 ist die Künstlerin Sarah Lehnerer Teil des Teams. In Zürich kooperiert die Reihe mit dem Cabaret Voltaire.

Eintritt: Pay what you can (CHF 5/10)
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Performance von donna Kukama
«Sunshine for those of us who are reminded, in the most brutal way, that we are connected.», 2024
Galerie Tschudi in Kollaboration mit Cabaret Voltaire

«Sunshine for those of us who are reminded, in the most brutal way, that we are connected.» ist die dritte und letzte Performance der «The Sunshine Lecture Series» – einer Trilogie öffentlicher Vorträge, die auf donna Kukamas langfristige Performancereihe mit dem Titel «the history book for those who absolutely need to be remembered» folgt. Die Arbeit beginnt mit der Vorstellung, dass Schreiben eine verkörperte Praxis ist, bei der das write-in-time bedeutet, sich an die Atemzüge von Vorfahren, Geistern, Ozeanen und anderen Gewässern, Landschaften, Pflanzen, Sonnenschein, etc. als aktive Teilnehmer*innen im Schreiben der Geschichte zu erinnern.
Der Vortrag verbindet spielerisch Träume, persönliche Erinnerungen, Auszüge aus Kinderbüchern und Recherchen vor Ort durch eine alchemistische Transformation von Alltagsgegenständen. Kukama greift dabei auf Elemente zurück, die die Geburtsstunde der Dada-Bewegung im Cabaret Voltaire prägten, und nutzt diese als Anker für die Reflexion über das aktuelle politische Klima. Dieser Prozess der Beschwörung des Sonnenscheins nährt vielfältige Widerstände und erschafft Wege, jenseits der vorherrschenden Formen von Unterdrückung, Apartheid und Kolonialität zu existieren.

Die erste Präsentation der Sunshine-Reihe «Sunshine for Those of Us Who Live Through the Holes in Your Concrete» wurde 2023 an der Kunsthochschule für Medien in Köln präsentiert. 2024 fand die zweite Präsentation der Reihe mit dem Titel «Sunshine for Those of Us Who Still Breathe from Under the Rubble» in Kapstadt, Südafrika, im Rahmen des ICA Live Arts Festival statt.

Im Anschluss an die Performance wird die Einzelausstellung in der Galerie Tschudi eröffnet:
donna Kukama, «in living memory...»
16. November 2024–18. Januar 2025
Eröffnung: Freitag, 15. November 2024, 18:00–20:00
Galerie Tschudi
, Rämistrasse 5

Einladungskarte für donna Kukama, «in living memory…», Galerie Tschudi, 2024.

The Cemetery for Bad Behaviour, 2015. Foto: Mariya Anaskina, Courtesy of the Moscow Biennale und M HKA.

Am Donnerstag, den 14. November, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Martin Häfliger mit dem Titel «Medicinal Mushrooms and Their Effects».

Aufgrund seiner Erfahrung und seines Fachwissens in verschiedenen Aspekten der Kultur, Extraktion und Anwendung von Heilpilzen wird uns Martin Häfliger einen tiefen Einblick in die faszinierende Welt der beiden außergewöhnlichen Pilzarten Ganoderma/Reishi und Cordyceps geben, die rund 80 % des Bedarfs an Heilpilzen in der westlichen Welt decken. Das gesundheitliche Potenzial von Heilpilzen ist enorm und derzeit nur teilweise erforscht. Die Wertschätzung für Reishi reicht bis ins alte China zurück und ist auch in der Tradition der TCM verankert, wo Reishi als das wertvollste Kraut gilt – noch vor Ginseng.

Martin Häfliger entwickelte erstmals im Alter von 19 Jahren auf seinen Reisen durch Kanada, die USA und Mexiko eine Affinität zu Pilzen. Er sammelte Psilocybe-Pilze in den Maya-Ruinen von Palenque und finanzierte später sein Studium in Zürich in den 1980er Jahren durch das Sammeln von Trüffeln mit. Nach seinem Abschluss wurde er Bio-Pilzzüchter von Arten wie Pleurotus und Agaricus, bis er 2003 die Biofungi GmbH gründete – ein Unternehmen, das mit getrockneten Bio-Pilzen handelt. 2008 begann er mit der Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln auf der Basis von Pilzpulvern und -extrakten.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

Vom 9. November 2024 bis Sommer 2025 besetzen Camille Lütjens, Carlo Travaglia, Elena Barmpa, Laura Nan, Stéphane Nabil Petitmermet und Ice Wong Kei Suet die Künstler*innenkneipe mit der Ausstellung «The Red Herring».

Eröffnung: 08.11.2024, 18:00 bis 01:30.

Als Teil der Eröffnung performt Ice Wong Kei Suet «Public Studio: Condition Check on ‹The Red Herring›, Artists' Bar at Cabaret Voltaire», 18:00 bis 21:00 Uhr.

Sechs Künstler*innen legen in der Künstler*innenkneipe des Cabaret Voltaire Spuren aus, die in verschiedene Richtungen führen können. Die Ausstellung, «The Red Herring», benannt nach der englischen Redewendung für eine falsche oder irreführende Fährte, spielt nicht nur mit Ablenkung, sondern vor allem mit Mehrdeutigkeit und den Erwartungen, die wir an zeitgenössische Kunst und den historischen Geburtsort von Dada stellen. Dieser Ort wird täglich von Tourist*innen, der Kunstszene und zufälligen Vorbeikommenden besucht – einige hoffen, Schätze aus dem letzten Jahrhundert zu entdecken. Die Spuren der Künstler*innen lenken bewusst von geradlinigen Interpretationen ab, führen aber stets zurück zu Dada, zur Geschichte des Ortes, zu ihren eigenen künstlerischen Praktiken und den Konzepten, die mit der Idee einer Kunstkneipe verknüpft sind – sowohl im Allgemeinen als auch in Bezug auf diesen spezifischen Ort: 1916 wurde das Cabaret Voltaire im oberen Stockwerk gegründet, bekannt als Holländerstübli der holländischen Meierei, ein Treffpunkt, an dem Bier und Wein angeboten wurden und wo der alte Seemann Jan Ephraim gelegentlich Fisch servierte. Schon damals stand dieser Ort für Internationalität und Vielfalt. Die heutige Künstler*innenkneipe versucht, diese Tradition zu erweitern, indem sie zeitgenössische Praktiken und Fragen einbezieht.

Camille Lütjens, Carlo Travaglia, Elena Barmpa, Laura Nan, Stéphane Nabil Petitmermet und Ice Wong Kei Suet absolvieren derzeit ihren Master an der Zürcher Hochschule der Künste. Auch die Dadaist*innen selbst waren Anfang zwanzig, als sie das Cabaret Voltaire gründeten – einige noch Studierende, während andere, wie Sophie Taeuber-Arp, schon an der heutigen ZHdK tätig waren. In ihrem Bestreben, Künstler*innen am Anfang ihrer Karriere neben etablierten und historischen Figuren zu integrieren, hat das Cabaret Voltaire diese sechs aufstrebenden Künstler*innen eingeladen, gemeinsam die Künstler*innenkneipe zu bespielen und durch ihre individuellen Praktiken neu zu interpretieren, während sie gleichzeitig die Geschichte des Ortes widerhallen lassen.

In Kooperation mit der Zürcher Hochschule der Künste.

Unterstützt durch:
Stiftung Erna und Curt Burgauer
Susanne und Martin Knechtli-Kradolfer-Stiftung

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Einmal im Monat lädt «dears, write» zum Schreiben in Gesellschaft ein – in Resonanz mit anderen Texten, Stimmen und Körpern.

Nach einer Lesung ausgewählter Texte folgt jeweils die Schreibsequenz. Am Ende werden einzelne Sätze aus den geschriebenen Texten geteilt und in eine mehrstimmige Komposition verwoben.

Diesmal werden Textpassagen aus The Master's Tools Will Never Dismantle the Master's House von Audre Lorde, An Imaginary Life von David Malouf sowie aus David Abrams The Spell of the Sensuous gelesen.

«dears, write» findet von September bis Dezember 2024 einmal im Monat in der Dada-Bibliothek statt. Die Veranstaltung wird initiiert von DEARS, einem Magazin für transversale Schreibpraktiken an der Schnittstelle von Poesie, Kunst und experimentellem Schreiben, und erkundet nachhaltige Wege des In-Beziehung-Seins durch Schreiben.

Die Veranstaltung ist offen für alle. Keine Anmeldung erforderlich.

Eintritt frei.

Woke Culture, Kampagnenjournalismus, mediale Öffentlichkeiten, kulturpolitisch motivierte Parteiprogramme und darin die fragile Freiheit der Kunst, von Kulturinstitutionen, von Kulturjournalismus, sowie die frage nach Diskursfähigkeit in einer Instant-Meinungsgesellschaft. Wie also können wir miteinander ins Gespräch kommen und verteidigen, was auf dem Spiel steht, fragen sich an diesem Round Table Kulturschaffende, Institutionsleiterinnen, Philosoph*innen, Journalist*innen. Wie können wir verkürzten reflexartigen Auslegungen und Ablehnungen von komplexen Prozessen innerhalb diverser Gesellschaften die notwendigen Räume geben? Warum gibt es eine Abneigung gegenüber Veränderungen, wieso ist woke für manche Lifestyle, für andere politische Praxis und wieder andere das dämonisierte Andere? Warum sind dekoloniale und postkoloniale Theorien manchen ein Dorn im Auge? Warum ist die Identitätspolitik der einen nicht sichtbar, weil normativ und die der anderen «Schuld» – woran eigentlich? Und welche Rolle nimmt Kunst und Kultur im ganzen ein?

In unserer komplexen Welt, in der die voranschreitende Polarisierung keine Differenzierung zuzulassen scheint, treten wir in den Dialog mit dem, was die Philosophin Gayatri Chakravorty Spivak als «affirmative sabotage» bezeichnet.

«affirmative sabotage ruiniert nicht nur; die Idee ist, in den Diskurs einzutreten, den du kritisierst, damit du ihn von innen heraus drehen kannst. Die einzige wirkliche und effektive Art und Weise, wie du etwas sabotieren kannst, ist, dass du sehr intim mit ihm wirst.»
(Gayatri Chakravorty Spivak)

Konfrontiert mit verkürzenden und ausschliessenden Gegensätzen, wie schwarz-weiss, gut-böse, links-rechts etc., möchten wir in den Bindestrich eintreten, ins grau, ins weder-noch und sowohl-als-auch, in den Widerspruch und die Ambivalenz und Möglichkeiten imaginieren, wie eine zivilisierte Diskurs- und somit zivilisierte Streitkultur lebendig bleibt. Weil: wenn man anfängt zu flüstern – oder gar aus Angst, gecancelt zu werden zu schweigen –, dann ist die Demokratie in Gefahr. Und nicht zuletzt steht diese auf dem Spiel. In diesem Sinne, ebenfalls mit Spivak gesprochen: «lassen sie uns eine bejahende Sabotage ausführen – und lassen sie uns die Werkzeuge mit einem neuen Sinn erfüllen und benutzen!»

Von und mit Tasnim Baghdadi, Jens Balzer, María do Mar Castro Varela, Hayat Erdoğan, Salome Hohl, Fatima Moumouni, Nora Zukker. Eine Kooperation von Migros Museum für Gegenwartskunst, Theater Neumarkt und Cabaret Voltaire.

Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.

Tickets im Vorverkauf hier erhältlich. Preis: CHF 45/30/15

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Seit über einem Jahr prägt die renommierte Künstlerin Monster Chetwynd die Künstler*innenkneipe des Cabaret Voltaire mit ihrer Ausstellung «Head-Less–Ness», die noch bis zum 20. Oktober 2024 zu sehen ist. Nun haben Sie die besondere Gelegenheit, Kissen und die Masken-Editionen der Ausstellung zu speziellen Preisen zu erwerben – und damit ein Stück Geschichte des Cabaret Voltaire.

Feierlicher Auftakt zum Kunstverkauf in Anwesenheit von Monster Chetwynd:
Mittwoch, 23. Oktober 2024, von 18:30 bis 21:00 Uhr.

Weitere Verkaufstermine:
Donnerstag, 24. Oktober bis Samstag, 26. Oktober, jeweils von 13:30 bis 18:30 Uhr.

Der Verkauf findet im Historischen Saal des Cabaret Voltaire statt. Jedes Werk ist persönlich von Monster Chetwynd zertifiziert.

First come, first serve.
Keine Online-Reservierungen.

Am Donnerstag, den 17. Oktober, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Dr. med. Torsten Passie unter dem Titel «MDMA – multiple facets of a recreational and therapeutic substance».

Obwohl MDMA vor mehr als 100 Jahren erstmals synthetisiert wurde, wird es erst seit 1977 verwendet, zunächst therapeutisch, dann als Partydroge. In einem Keynote Vortrag werden Höhepunkte der Geschichte, Toxikologie, politischen Reaktionen und des therapeutischen Potenzials vorgestellt. Anschließend werden interessante Fragen im Austausch mit dem Publikum ausführlicher diskutiert. Der Referent verfügt über umfassende Kenntnisse zu praktisch allen Aspekten der Substanz MDMA.

Dr. med. Torsten Passie ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er studierte Philosophie, Soziologie (M.A.) und Medizin. Seine Ausbildung absolvierte er an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und in der Praxis von Professor Hanscarl Leuner (1920-1996), dem führenden Experten für psycholytische Therapie. Von 1998 bis 2010 war er Wissenschaftler und Psychiater an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er forschte zu veränderten Bewusstseinszuständen und ihrem Heilungspotenzial, einschließlich klinischer Studien mit Cannabis, Ketamin, Lachgas, Psilocybin und MDMA. Von 2012 bis 2015 war er Gastprofessor an der Harvard Medical School in Boston, USA.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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Einmal im Monat lädt «dears, write» zum Schreiben in Gesellschaft ein – in Resonanz mit anderen Texten, Stimmen und Körpern.

Nach einer Lesung ausgewählter Texte folgt jeweils die Schreibsequenz. Am Ende werden einzelne Sätze aus den geschriebenen Texten geteilt und in eine mehrstimmige Komposition verwoben.

Diesmal werden Textpassagen aus Cole Swensen The book of a hundred hands, Kim de l’Horizon Blutbuch und Juliàn Fuks Oppression gelesen.

«dears, write» findet von September bis Dezember 2024 einmal im Monat in der Dada-Bibliothek statt. Die Veranstaltung wird initiiert von DEARS, einem Magazin für transversale Schreibpraktiken an der Schnittstelle von Poesie, Kunst und experimentellem Schreiben, und erkundet nachhaltige Wege des In-Beziehung-Seins durch Schreiben.

Die Veranstaltung ist offen für alle. Keine Anmeldung erforderlich.

Eintritt frei.

Am Donnerstag, den 12. September, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Susanne G. Seiler unter dem Titel «The Secret History of LSD and the First Woman to Try It».

18:00 Türöffnung
19:00 Update und Ankündigungen
19:15 Susanne G. Seiler: «The Secret History of LSD and the First Woman to Try It»
20:00 Fragen und Antworten
20:30 Happy Hour

Die Geschichte des Mutterkorns, eines parasitären Pilzes, der auf Körnern wie Weizen, Gerste und Roggen wächst, ist mit dem Mythos von Demeter und ihrer Tochter, der geheimnisvollen Persephone, verflochten. Wie der deutsche Name «Mutterkorn» andeutet, wurde es bei Geburten verwendet und wird auch heute noch eingesetzt. Die Priesterinnen der alten Zeiten spezialisierten sich auf das Brauen, Mischen und Herstellen heiliger und profaner Tränke und Medikamente. Im letzten Jahrhundert entdeckte der berühmte Chemiker Albert Hofmann nicht nur LSD als 25. Derivat des Mutterkorns; er entwickelte auch eine Reihe weiterer nützlicher Arzneimittel auf Basis des Pilzes. Die meisten davon kamen hauptsächlich Frauen zugute. Die Menschen der Antike wussten, was sie taten, als sie das Mutterkorn der Göttin der Fruchtbarkeit und Geburt widmeten. Susi Weber-Ramstein stammte aus einer alten, ehemals aristokratischen Familie und war die erste Frau, die LSD nahm. Wir werden hören, wie und warum.

Die Autorin, psychedelische Aktivistin und Referentin Susanne G. Seiler ist die Gründerin von «The Psychedelic Salon», der in Zürich im Cabaret Voltaire und in Basel in der gaiamedia lounge stattfindet. Sie studierte Soziologie und Linguistik in Toronto und Ottawa, Kanada. Sie ist die Herausgeberin des zweisprachigen Newsletters «gaiamedia goodnews». Dieser informiert, unterhält und vernetzt die globale psychedelische Community und berichtet über positive Entwicklungen in allen Lebensbereichen, insbesondere in der Natur. Als Zeitzeugin der Anfänge der Drogenkultur in den sechziger und siebziger Jahren lernte Susanne viele ihrer Protagonist*innen wie Timothy Leary, Albert Hofmann, die Psychologin und Theologin Jean Houston, Terence McKenna oder den Delphin- und Bewusstseinsforscher John C. Lilly kennen. Susanne lebt in Zürich und veröffentlichte im Jahr 2023 das Buch «WILDE ZEITEN. Mein psychedelisches Leben» im Nachtschatten Verlag, Solothurn.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

Eintritt – 15 CHF
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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Am 10. September spricht David Katz, offizieller Biograf von Lee Scratch Perry, über Perrys Leben und Werk. Im Anschluss legt Katz als Vinyl-DJ auf mit seltenen Musikstücken von Perry.

David Katz schreibt seit 1984 über die Klänge und Kultur Jamaikas. Seine Arbeiten erschienen in The Guardian, Newsweek, Mojo, Q, Wax Poetics und The Wire sowie in verschiedenen Musikbüchern. Er hat Radiodokumentationen produziert, zu Dokumentar- und Spielfilmen beigetragen und ist weiterhin als Vinyl-DJ aktiv. David Katz ist der offizielle Biograf von Lee Scratch Perry und veröffentlichte 2000 die Biografie «People Funny Boy», die 2021 in überarbeiteter und erweiterter Form erschien. Katz erkundet Perrys Leben und Arbeit anhand von ausführlichen Interviews mit Menschen, die Perry nahestanden und schafft ein komplexes Porträt einer einzigartigen Persönlichkeit, die von unsichtbaren spirituellen Kräften angetrieben wurde. In der erweiterten Ausgabe liefert Katz neue und aktualisierte Einblicke in Perrys späte Jahre, einschliesslich seiner Grammy-Auszeichnung und seine letzten Tage sowie bisher unveröffentlichte Details über sein frühes Leben, seine einzigartige Beziehung zu Bob Marley und das legendäre Black Ark Studio.

Eintritt: Pay what you want. Richtpreise: CHF 5/10/15

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Photo: David Katz

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Ark Angels im Cabaret Voltaire während der LANGEN NACHT der Zürcher Museen 2024

Noch vor dem offiziellem Beginn der LANGEN NACHT starten wir mit unserem Programm «B£E$$ED LEGAC¥ 2024 – In Honor of Lee Scratch Perry». Am Nachmittag findet um 14 Uhr der Dub-Siren-Workshop mit Rig Smith Electronics und im Anschluss um 15 Uhr der Carhartt WIP Merch Launch statt.
Mit dem Start der LANGEN NACHT um 18 Uhr können Besucher*innen Perrys Kosmos im Gewölbekeller erkunden, während sein musikalisches Vermächtnis im Rahmen von «B£E$$ED LEGAC¥ 2024» mit DJs und Live-Performances mit einem Soundsystem im jamaikanischen Stil im Historischen Saal weiterlebt. Diese Veranstaltung schafft eine kollaborative Mythologie, die Perrys interdisziplinäre Arbeit, sein kulturelles Sampling und seinen DIY-Ansatz würdigt und bietet gleichzeitig eine Plattform für eine neue Generation von Visionär*innen.

14:00–18:00 Dub-Siren-Workshop
mit Rig Smith Electronics, präsentiert von Trinity 'Mother Dubber' Njume-Ebong. Wenn Sie teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte unter info@cabaretvoltaire.ch.

15:00–19:00 Carhartt WIP Merch Launch
mit speziell kuratierten Playlists von Equiknoxx, Adam Prescott, Asmara und vielen anderen an der Bar

18:00–23:00 Einführung Ausstellung Lee Scratch Perry
mit kurzer Einführung zu jeder vollen Stunde

19:00–02:00 Musikalische Darbietungen / Sound System von O.B.F.
19:00–21:30: O.B.F. Soundsystem feat. Jman
21:30–23:00: Ayshat Campbell
23:00–00:00: LYZZA (LIVE)
00:00–01:00: Xafya Lovecraft
01:00–02:00: O.B.F. Soundsystem feat. Jman

Präsentiert in Kollaboration mit Carhartt WIP
Künstlerische Leitung: HOI (House of Intuition)
Kuration: HOI (House of Intuition) und Trinity ‘Mother Dubber’ Njume-Ebong
Koordination: Dave Mueller-Sturm
In Kollaboration mit The Visual Estate of Lee Scratch Perry
Unterstützt von Stadt Zürich Kultur

Die Ausstellung Lee Scratch Perry und das Rahmenprogramm werden unterstützt von Stadt Zürich, Kanton Zürich, Amt für Kultur des Kanton Schwyz, Bezirk Einsiedeln, Private Kulturstiftung Einsiedeln und Migros Kulturprozent.

Eröffnung «Lee Scratch Perry» mit DJ Mother Dubber, Cabaret Voltaire, 11. April 2024. Photo: Romain Mader

Am 22. Juni 2024 findet der gemeinsam mit Susanne Seiler organisierte «The Psychedelic Salon» in Zusammenarbeit mit MushRoom statt.

Bei dieser Veranstaltung werden keine Drogen konsumiert. Stattdessen wird der aktuelle Stand der psychedelischen Forschung vorgestellt und mit künstlerischen Elementen verknüpft. Ein Ort der Begegnung für kreative Grenzverschiebung und neue Einsichten.

PD Dr. Kurt Stocker (ETH Zürich) wird einen Vortrag zum Thema «The Psychedelic Spectrum» halten, gefolgt von Live-Performances von Papiro sowie New Kyd und Tapiwa Svosve. DJ Windows Explorer (Domi Chansorn Vinyl-Set) wird zu Beginn und am Ende für die musikalische Untermalung sorgen.

21:00 Meet & Greet
22:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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Möchten Sie in die Geschichte des mythischen Monte Verità eintauchen?

«les voix magnétiques» ist der zweite Band der Sammlung des Musée des Beaux-Arts Le Locle (MBAL) und wurde speziell für die aktuelle Ausstellung la scia del monte ou les utopistes magnétiques (23.03.–15.09.2024) konzipiert. Das Buch ist eine faszinierende Sammlung von Zitaten von Frauen des Monte Verità, die von Nicolas Polli im Stil der Konkreten Poesie gestaltet wurden und sich mit dem einzigartigen Fotoarchiv des «Hügels der Utopien» vermischen.

Von Ida Hofmann und Olga Fröbe-Kapteyn bis zu Sophie Taeuber und Una Szeemann: Erfahren Sie mehr über die Frauen, die den Monte Verita geprägt haben!

Buchpräsentation mit Federica Chiocchetti, Mitherausgeberin und Direktorin von MBAL, Sophie Mauch, Mitherausgeberin, und Una Szeemann, ausgestellte Künstlerin.

Am Donnerstag, den 13. Juni, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Chris Corbett unter dem Titel «Writers and Inner Visions: A Colorful History of Psychedelic Literature from the 1800's to today». Aldous Huxley, Carlos Castaneda, John Lilly, Ken Kesey & The Merry Pranksters, Timothy Leary, Tao Lin oder Chris Corbett selber – viele Autor*innen haben über die psychedelische Erfahrung geschrieben, und es gibt eine Menge zu erzählen.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

Salome Hohl, Direktorin des Cabaret Voltaire, führt zusammen mit The Visual Estate of Lee Scratch Perry (Lorenzo Bernet und Valentina Ehnimb) durch die erste institutionelle Ausstellung von Lee Scratch Perry in Europa, begleitet von einem Special Guest.

Die Führung findet in englischer Sprache statt.

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Bevor sie sich am Samstag auf die «Journey to a Sacred Place» begeben, treffen sich karnevaleske Gestalten im Historischen Saal des Cabaret Voltaire, der sich in eine Taverne verwandelt hat. In Anlehnung an den Roman «Das Schloss, darin sich Schicksale kreuzen» nehmen die Gestalten an verschiedenen Aktivitäten rund um Tarotkarten teil. Die Besucher*innen haben die Möglichkeit, zuzuschauen oder mitzumachen und sich an der Bar der Taverne mit einem Getränk zu erfrischen.

Performer*innen: Monster Chetwynd, Azur Sabir, Lukas Ryffel, Ladina Whitehead, Lian Staehelin, Luka Ostrež, Mariana Morales Tomaz, Delphine Bertrand, Jack Brennan, Lucca Süss, Myriam Uzor, Chiara Salmini.

Filmteam: Oscar Oldershaw, Joe Campbell, Ruby Cedar, Dragon Chetwynd.

Freier Eintritt.

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Eine Zusammenarbeit zwischen dem Cabaret Voltaire und dem «Culture Club» des Studienprogramms Kulturanalyse der Universität Zürich

Nullnummer: Zwielichtige Kulturgeschichte 1 – Avantgarde und Antisemitismus
4. Juni 2024, 20:15 Uhr, Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1

Unsere Kulturgeschichte ist geprägt von tiefgreifenden Ausschluss- und Diskriminierungsmechanismen. Davon sind auch die historischen Avantgarden nicht frei: Antisemitismus, Rassismus oder Sexismus finden sich darin ebenso wie vielfältige Formen der Kritik daran. Darüber wollen wir in der Reihe «Zwielichtige Kulturgeschichte» sprechen und debattieren. Anhand des Blicks auf die historischen Avantgarden möchten wir Aufschlüsse für die drängenden Fragen der Gegenwart bekommen, wie sie uns in den heutigen Formen von Antisemitismus, Rassismus oder Sexismus begegnen. Startpunkt bildet eine erste Veranstaltung am Dienstag, 4. Juni 2024, um 20.15 Uhr im Cabaret Voltaire zum Antisemitismus im Kontext der Zürcher Dadabewegung. Im Rahmen eines gemeinsamen Gesprächs diskutieren wir unter Beteiligung von Caspar Battegay, Salome Hohl, Stefanie Leuenberger, Christine Lötscher, Benno Wirz und Sandro Zanetti Auszüge aus Hugo Balls «Zur Kritik der deutschen Intelligenz» (1919) sowie den Aufsatz «Dada Judaism: The Avant-Garde in First World War Zurich» (2017) von Alfred Bodenheimer.

Weitere Gesprächsteilnehmer*innen und Zuhörer*innen sind herzlich willkommen. Der Zugang zu den Texten erfolgt per Anmeldung via info@cabaretvoltaire.ch. Vor dem Hintergrund der gesammelten Erfahrungen werden wir die weiteren Sitzungen der Veranstaltungsreihe im Herbst 2024 und Frühling 2025 planen.

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Einmal im Monat lädt «dears, write» zum Schreiben in Gesellschaft ein – in Resonanz mit anderen Texten, Stimmen und Körpern.

Nach einer Lesung ausgewählter Texte folgt jeweils die Schreibsequenz. Am Ende werden einzelne Sätze aus den geschriebenen Texten geteilt und in eine mehrstimmige Komposition verwoben.

Diesmal werden u.a. Textpassagen aus Edouard Glissants Poetics of Relation sowie Ocean Vuongs On Earth We’re Briefly Gorgeous gelesen.

«dears, write» findet von Januar bis Mai 2024 jeden letzten Mittwoch im Monat in der Dada-Bibliothek statt. Die Veranstaltung wird initiiert von DEARS, einem Magazin für transversale Schreibpraktiken an der Schnittstelle von Poesie, Kunst und experimentellem Schreiben, und erkundet nachhaltige Wege des In-Beziehung-Seins durch Schreiben.

Die Veranstaltung ist offen für alle. Keine Anmeldung erforderlich.

Eintritt frei.

Am 21. Mai kommt die Soiree «SCACCHI NOISE. The Ultimate NOISE CHESS Challenge» zurück ins Cabaret Voltaire. Die Künstlerin Ilaria Vinci und CZARNAGORA (Rafal Skoczek) laden zum Schachturnier ein. Die Partien werden live von den Sound-Interventionen von Gotgha und Lancet3000 begleitet, die den Fokus der Spielenden herausfordern. Das Turnier findet in Zusammenarbeit mit dem Schachklub Kreis 4 statt, teilnehmen können alle. Der Anlass steht auch Zuschauer*innen offen.

DAS SCHACHTURNIER NACH SCHWEIZER SYSTEM
Im Historischen Saal spielen die Gegner*innen ein Turnier nach «Schweizer System» (offenes 5+0-Blitz). Die Anmeldungen beginnen eine Stunde vor Turnierbeginn und enden zehn Minuten vor Spielbeginn.
Gespielt werden fünf Runden à maximal zehn Minuten, wobei zwischen den einzelnen Runden fünf Minuten Zeit bleiben, um die Ergebnisse an die Software zu übermitteln, die dann die nächste Paarung ermittelt.
Gewinner*in ist die Person, mit den meisten Punkten aus den fünf Spielen sowie die Person, welche die meisten Punkte in der Kategorie Anfänger*in erzielt hat. Sie erhalten eine Goldmedaille und ein T-Shirt in limitierter Auflage, das von der Künstlerin Ilaria Vinci entworfen wurde.

Teilnahmegebühr Turnier: «prix libre» (empfohlener Beitrag: 10 CHF).
Der gesamte Erlös geht an den Schachklub Kreis4.

FREE PLAY

Hier können sich Partien freier bilden. Es kann zum Spass gespielt, geübt oder die Spielfähigkeit perfektioniert werden. Schachbretter stehen zur Verfügung, gerne können eigene Bretter mitgebracht werden. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

THE NOISE
Klang und Schach haben eine dadaistische Tradition. Marcel Duchamp und John Cage entwickelten kurz vor Duchamps Tod 1968 das Projekt «Reunion», bei dem Schachspiele in Musikstücke verwandelt wurden.
Dieses Mal werden die Schachpartien mit Noise-Sets von Gotgha und Lancet3000 begleitet.

Luc Häfliger, auch bekannt als Gotgha, ist ein*e in Zürich lebender Musiker*in, Performer*in und Künstler*in. Häfligers Musik erforscht die Zwischenräume von Noise, Metal und elektroakustischer Musik sowie deren reaktives Potential im Raum. Der klangliche Output dieser Erkundungen manifestiert sich bei SCACCHI NOISE durch die Verstümmelung von Plattenspielernadeln mit Sandsteinvinyl. Der Prozess wird in Harsh Noise Walls umgesetzt. Häfligers Arbeiten wurden in nationalen und internationalen Institutionen wie dem Tanzhaus Zürich, dem ZKM Karlsruhe, dem LAC Lugano Art Museum sowie auf Festivals wie Les Urbaines und dem Drifts Festival Helsinki gezeigt.

Alex KH setzt sich für eine positive Geräuschmusik ein. Unter dem Pseudonym Lancet3000 hat er bereits hunderte von Songs veröffentlicht. Sein jüngstes Interesse gilt der Übertreibung beklemmender Medien, wobei er verschiedene Samples von Videospiel-Todesbildschirmen bis hin zu haptischen Feedback-Sounds verwendet.

Die Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit zwischendem Schachclubb Kreis 4, der Künstlerin Ilaria Vinci und dem internationalen Label Czarnagora (www.czarnagora.bandcamp.com), das einen wichtigen Beitrag zur kleinen Zürcher Underground-Musikszene leistet und 2020 von Rafał Skoczek mitbegründet wurde.

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Am Donnerstag, den 9. Mai, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Florian Elliker unter dem Titel «Psychedelics and Cannabis. Experiences and Meaning in Everyday Life».

Florian Elliker, PhD, ist Senior Lecturer in Soziologie an der Universität St. Gallen, Schweiz. Ausgebildet als qualitativer Wissenschaftler und ethnographischer Forscher, untersucht er den nicht-klinischen Gebrauch von Cannabis und Psychedelika im Alltag. Zusammen mit Niklaus Reichle gründete und leitet er das Forschungskollektiv «Unexplored Realities».

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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PRICE und die eingeladenen Künstler*innen Bonnie Banane und Tiran Willemse treffen sich an einem Tisch im Historischen Saal des Cabaret Voltaire. Ihr Dialog wird häufig von musikalischen Interludes, geleitet von Alban Schelbert, unterbrochen. Verschiedene emotionale Schichten und Sprachrhythmen entfalten sich, während sie ein sich wandelndes Tableau vivant aufführen, das mit Fragmenten aus Hollywood durchsetzt ist. Gemeinsam versuchen sie, einen aufrichtigen Affekt zu erzeugen, ohne sich um Authentizität zu bemühen. Ihre Stimmen werden zu musikalischen Vektoren, um die Grenzen der Bedeutung von Worten in einem emotionalen Austausch zu erkunden.

Dauer: 40 Min.
Eintritt: Pay what you want. Richtpreise: CHF 5/10

PRICE studierte an der Hochschule der Künste Bern und an der Rietveld Academie in Amsterdam. Sowohl in der Performance als auch in der bildenden Kunst tätig, hat PRICE ein Werk entwickelt, das sich durch aufwendige Klanglandschaften, Kostüme und Bühnenbilder auszeichnet, die oft in kollaborativen Konstellationen entwickelt werden und in denen die Stimme stets ein zentrales Element darstellt. PRICE betrachtet sie als eine akustische Form der emotionalen Kommunikation jenseits des Imperativs der Sprache, Bedeutung zu schaffen. Seine Arbeiten wurden u.a. in der Trauma Bar, Berlin; Casa do Povo, São Paulo; Basel Social Club, Basel; Istituto Svizzero, Rom; Gessnerallee, Zürich; Arsenic, Lausanne; Stadtgalerie, Bern und OCT0, Marseille präsentiert. Im Jahr 2023 wurde er für die Swiss Art Awards nominiert und für den Manor Kunstpreis 2024 des Kantons Bern ausgewählt.

Bonnie Banane ist eine französische Alternative-Pop-Sängerin mit Sitz in Paris. Seit der Veröffentlichung ihres ersten Songs «Muscles» im Jahr 2012 hat sie mit Produzenten und Künstler*innen wie Walter Mecca, Myth Syzer, Gautier Vizioz, Flavien Berger und Varnish La Piscine zusammengearbeitet. Sie ist bekannt für ihre exzentrischen Musikvideos und ihre surreale Welt, welche die Absurdität unserer Realität veranschaulichen. Von PRICE zu verschiedenen Anlässen eingeladen, ist sie auch in der Welt der Performance-Kunst aktiv. Unter anderem trat sie 2022 mit den Stücken «Repetition As Nostalgic Attachment On Violence (sequences)» und «The interesting (sequences)» für PRICE mit Cecile Believe, Tamara Alegre, Ivan Cheng, Tiran und Thibault Lac an der Gessnerallee, Zürich, auf. Im Jahr 2023 trat sie als Duo mit PRICE für den Art Basel Social Club auf.

Alban Schelbert ist ein in Zürich lebender Komponist, Musiker und Sounddesigner. Seine Arbeiten nehmen die Form von Soundinstallationen und auditiven Skulpturen an, sowie von raumbezogenen Performances und Kompositionen für akusmatische Mehrkanal-Konzerte. Er erforscht ständig neue auditive Horizonte, die zu immersiven Hörerfahrungen führen. Schelbert hat mit zahlreichen Künstler*innen wie PRICE und Hanne Lippard zusammengearbeitet und ist derzeit Teil des Ensembles von Alexandra Bachzetsis. Seine Kompositionen und Sounddesigns wurden in Performances, Animationsvideos und Filmen verwendet, die auf dem MoMa Film Festival New York, der Viennale Wien und dem FID Marseille gezeigt wurden. Schelberts kollaborative Arbeiten wurden auf der Art Basel, im Centre Culturel Suisse in Paris, im Arsenic Lausanne und im Tanzquartier Wien präsentiert.

Tiran Willemse ist ein Tänzer, Choreograf und Forscher aus Südafrika, der in Zürich lebt. Seine auf Performance basierende Praxis beruht auf einer sorgfältigen Aufmerksamkeit für Raum, Imagination, Geste und Klang, wobei er sich darauf konzentriert, wie sie sich auf die Art und Weise beziehen, in der Konstruktionen von Race, Gender und Erinnerung aufgeführt, kommuniziert und in Frage gestellt werden. Er arbeitete und kollaborierte mit Trajal Harrell, Jerome Bel, Wu-Tsang (Moved by the motion), Ligia Lewis, Meg Stuart, Andros Zins-Browne, Eszter Salamon und Deborah Hay. Seine Arbeiten wurden im Palais de Tokyo Paris, MCBA Lausanne, Museum Macro Rom, Impulstanz Wien, Santarcangelo Festival, Tanzquartier Wien, Sophiensaelen Berlin und Arsenic Lausanne gezeigt. Willemse hat den Swiss Performance Art Award 2023 gewonnen und ist derzeit Resident Artist an der Gessnerallee in Zürich, während seine Arbeit weiterhin international tourt.

Unterstützt von: Stiftung Temperatio, Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung
Besonderen Dank an: Blue Velvet Projects, Theater Neumarkt

Kuratiert von Monica Unser, Assistenzkuratorin des Cabaret Voltaire

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In seinem Tractatus Theologico-Politicus (1670) schreibt Spinoza, dass die Massen, von deren Weisheit er grundsätzlich nicht viel zu halten scheint, rational werden, wenn sie sich demokratisch organisieren. Demokratien, pflichten ihm John Dewey im 20. und Elizabeth Anderson im 21. Jahrhundert bei, sind Gemeinschaftssport; sie machen ihre Bürger*innen epistemisch fit und fördern den Teamgeist. Was aber, wenn die Leute nicht mehr trainieren? Im künstlerischen Beitrag ist eine Skulptur von Ramon Feller zu sehen. Fragen zur demokratischen Fitness werden mit Gin(less)-Soda besprochen.

Ramon Feller arbeitet seit 2012 als freischaffender Künstler und Initiator verschiedener Projekte. Sein Interesse gilt den zeitlich getakteten Handlungen, Erfahrungen und Entscheidungen des sozialen Lebens und der Frage, welche Faktoren diese beeinflussen und steuern. Meistens entstehen Arbeiten, die in einer «Abhängigkeit» stehen, was oft zu performativen Installationen und Skulpturen führt. Der Gegensatz des Beobachtens und des Betrachtens ist dabei ein zentraler Punkt. Seit 2021 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bachelor Kunst und Vermittlung K++V an der Hochschule Luzern und seit 2024 als technischer Entwickler bei Infinitsun. Seine Werke werden dieses Jahr in der Kunsthalle Bern und im Benzenholz, Meggen ausgestellt.

In der Soiree-Reihe «Analytisches Kabarett» wird das analytische Handwerk der Philosophie offengelegt und durch Beiträge aus anderen Perspektiven und Disziplinen herausgefordert oder verdichtet. Zu jeder Soiree gibt es eine Einführung zur Denkrichtung durch den Philosophen Dominique Kuenzle, eine präsentierte Textanalyse, eine These oder Frage von angehenden Philosoph*innen der Universität Zürich, einen künstlerischen sowie einen gastronomischen Beitrag. Gäste sind eingeladen, aktiv mitzudiskutieren oder zuzuhören.

Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.
Eintritt: pay what you want.

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Einmal im Monat lädt «dears, write» zum Schreiben in Gesellschaft ein – in Resonanz mit anderen Texten, Stimmen und Körpern.

Nach einer Lesung ausgewählter Texte folgt jeweils die Schreibsequenz. Am Ende werden einzelne Sätze aus den geschriebenen Texten geteilt und in eine mehrstimmige Komposition verwoben.

Diesmal stehen Gedichte von Emmy Hennings und Eileen Myles im Fokus. Ausserdem liest Swati Prassad aus Milan Kunderas Werk The Unbearable Lightness of Being vor.

«dears, write» findet von Januar bis Mai 2024 jeden letzten Mittwoch im Monat in der Dada-Bibliothek statt. Die Veranstaltung wird von DEARS, einem Magazin für transversale Schreibpraktiken an der Schnittstelle von Poesie, Kunst und experimentellem Schreiben, initiiert und erkundet nachhaltige Wege des In-Beziehung-Seins durch Schreiben.

Die Veranstaltung ist offen für alle. Keine Anmeldung erforderlich.

Eintritt frei.

Im gegenwärtigen Orientierungswirrwarr zwischen Fakten, Fake News und allen Zwischenschattierungen diagnostiziert US-Philosoph Thi Nguyen (2018) epistemische Echokammern online und offline als sektenähnliche Gebilde, in denen die Glaubwürdigkeit anderer manipuliert wird. Wenn jemand tief in einer solchen Echokammer steckt, so Nguyen, dann bleibt vielleicht nur der Ausweg einer sozialen Variante von Descartes’ skeptischem Neustart: Vergessen, wem wir vertraut haben, niemandem und allen trauen, Vertrauen neu aufbauen. – Aber ist ein solcher gezielter Blackout, so diskutieren wir aus der Perspektive von Julieta Paredes’ kommunitaristischem Feminismus, ein neoliberaler Luxus? Im künstlerischen Beitrag von Mara Miccichè aka IOKOI werden Echokammern musikalisch reflektiert. Fragen zu produktiven Neustarts gehen wir dem cartesischen Anspruch nach Klarheit mit Espresso Martini nach.

Mara Miccichè aka IOKOI ist Komponistin und Klangkünstlerin wohnhaft in Zürich. Ihr vielseitiges Schaffen entfaltet sich im Komponieren von Soundtracks für Film, Theater und Installationen, Kollaborationen in Mode+Design und in der Live-Vertonung von Stummfilmen in verschiedenen Konstellationen. Sie ist Mitbegründerin des Musiklabels -OUS und der transdisziplinären Plattform MADAM.

In der Soiree-Reihe «Analytisches Kabarett» wird das analytische Handwerk der Philosophie offengelegt und durch Beiträge aus anderen Perspektiven und Disziplinen herausgefordert oder verdichtet. Zu jeder Soiree gibt es eine Einführung zur Denkrichtung durch den Philosophen Dominique Kuenzle, eine präsentierte Textanalyse, eine These oder Frage von angehenden Philosoph*innen der Universität Zürich, einen künstlerischen sowie einen gastronomischen Beitrag. Gäste sind eingeladen, aktiv mitzudiskutieren oder zuzuhören.

Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.
Eintritt: pay what you want.

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Am Donnerstag, den 18. April, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Dr. David Andel unter dem Titel «Experimenting with Ourselves: How to Prepare and Experience Safe Journeys into Consciousness».

Dr. med. David Andel hat sich auf Psychopathologie und Brain Imaging spezialisiert. Er studierte Medizin an den Universitäten Basel und Prag, sowie Neurobiologie, Mathematik und Informatik in Zürich.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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Am 11. April eröffnet im Cabaret Voltaire die erste institutionelle Einzelausstellung von Lee Scratch Perry in der Schweiz und Europa. Die Ausstellung ist vom 12. April bis zum 29. September im Gewölbekeller zu sehen (aufgrund des großen Interesses wurde sie bis zum 5. Januar 2025 verlängert).

Programm Eröffnung
18:00 – Eröffnung der Ausstellung
19:00 – Begrüssung durch Salome Hohl und Visual Estate of Lee Scratch Perry
21:00 – DJ-Set Mother Dubber (Trinity Njume-Ebong)


Lee Scratch Perry prägte die Entwicklung des Reggaes, Ska und Dub wie kein anderer. Seine legendären Studios in Kingston, Jamaika und in Einsiedeln, Schweiz, sind weltbekannt. Doch Perrys Einfluss geht weit über die Musik hinaus. Sein Gesamtkunstwerk umfasst visuelle Kunst wie Kostüme, totemistische Skulpturen und Assemblagen aus Sprache, Film, Malerei sowie alltäglichen Gegenständen wie CDs, Spiegeln, Steinen und religiösen und popkulturellen Bildern. Damit beeinflusste er nicht nur Musikgrössen wie Bob Marley oder Keith Richards, sondern auch Künstler*innen wie Jean-Michel Basquiat.

Mit dem Dada-Erbe des Cabaret Voltaire verbindet Perry das disziplinübergreifende Schaffen, die Sampling-Kultur oder der DIY-Ansatz. Beide brachen spielerisch mit gesellschaftlichen Normen, erschufen eigene Mythologien und waren dem Prozess sowie Kollaborationen verpflichtet. In der Schweiz fanden Perry und die Dada-Gruppe eine ruhige Insel, die Konzentration und kreative Entfaltung ermöglichte. Die Inkubatoren waren Räume, die heute international bekannt sind: eine Bier- und Weinschenke in Zürich (Cabaret Voltaire) sowie das Blue Ark Studio in einer Garage im Kanton Schwyz.

Mehr zur Ausstellung und zur Biografie von Lee Scratch Perry finden Sie hier.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Visual Estate of Lee Scratch Perry (geleitet von Lorenzo Bernet und Valentina Ehnimb).

Neben Lee Scratch Perry leisten auch folgende Personen einen Beitrag zur Ausstellung: Peter Harris, Invernomuto, David Katz, Lhaga Koondhor (House Of Intuitions) & Dave Marshal, Trinity Mesime Njume-Ebong (Mother Dubber), Sebastian Roldan, Maria Rodski, Volker Schaner, Scott Seine, und weitere.

Herzlichen Dank an: Mireille Perry und die Familie Perry, Ulrike & Giuliano Bernet, Antoine Félix Bürcher, Thomas Julier, Albertine Kopp / Caribbean Art Initiative, Cabinet Gallery, London, Corbett vs. Dempsey, Chicago, suns.works, Zurich.


Mehr zum Eröffnungsprogramm mit Trinity Njume-Ebong:

Die in Genf geborene Trinity Njume-Ebong, auch bekannt als Mother Dubber, wühlt seit 2001 in Platten. Ihr Ziel ist es, die modernen klanglichen Ausdrucksformen der schwarzen Diaspora zu vereinen: von den westafrikanischen Disco-Platten, die sie von ihrem Vater geerbt hat, bis hin zu den zeitgenössischen elektronischen Musikproduktionen, die ihre Kindheit prägten. Eine starke universelle politische und kulturelle Allianz aus roher schwarzer Kreativität und Kunst ist durch ihre musikalische Kuration zu hören, die sich bei jedem Set auf eine bestimmte Ära oder Region konzentriert.

Am Eröffnungsabend wird eine Sammlung sorgfältig ausgewählter digitaler Musik der 80er-Jahre und früher Dancehall-Musik auf dem Programm stehen. Das Ergebnis ist eine Kombination aus Humor, Klage, Protest, Sexualpolitik und Freude, verpackt in eine Sammlung von 45er-Scheiben, die auch Dub-inspirierte Signale und Sirenen enthält.

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Einmal im Monat lädt «dears, write» zum Schreiben in Gesellschaft ein – in Resonanz mit anderen Texten, Stimmen und Körpern.

Nach einer Lesung ausgewählter Texte folgt jeweils die Schreibsequenz. Am Ende werden einzelne Sätze aus den geschriebenen Texten geteilt und in eine mehrstimmige Komposition verwoben.

Beim dritten Treffen lesen wir Auszüge aus Rainer Maria Rilkes Briefe an einen jungen Dichter (auf Deutsch), Writing as a Nomadic Subject von Rosi Braidotti und Citizen von Claudia Rankine (auf Englisch).

«dears, write» findet von Januar bis Mai 2024 jeden letzten Mittwoch im Monat in der Dada-Bibliothek statt. Die Veranstaltung wird von DEARS, einem Magazin für transversale Schreibpraktiken an der Schnittstelle von Poesie, Kunst und experimentellem Schreiben, initiiert und erkundet nachhaltige Wege des In-Beziehung-Seins durch Schreiben.

Die Veranstaltung ist offen für alle. Keine Anmeldung erforderlich.

Eintritt frei.

Am Donnerstag, den 21. März, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Claude Weill unter dem Titel «A Return Ticket to Elysium: Psychedelics in the Second Half of Life».

Claude Weill ist der Autor von Elysium hin und zurück. Die neun im Buch porträtierten Menschen befinden sich alle in der zweiten Lebenshälfte, bringen die unterschiedlichsten Lebenshintergründe mit, arbeiten in verschiedenen Berufen oder sind bereits im Ruhestand. Für sie stellt der regelmäßige oder gelegentliche Konsum bewusstseinsverändernder Substanzen einen Zugang zu außergewöhnlichen Erfahrungen von spirituell-mystischer Dimension dar.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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Eine Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich

Ist Auswählen ein kreativer Akt? Im Kontext der Ausstellung «Barbara Visser – Alreadymade» zur Dadaistin Elsa von Freytag-Loringhoven im Kunsthaus Zürich wird im Cabaret Voltaire, dem Ursprungsort von Dada, Kreativität im Zeitalter der künstlichen Intelligenz (KI) hinterfragt: Was ist eine künstlerische Entscheidung? Welche Rolle spielen Algorithmen und kann KI sich Kunst als Quelle aneignen? Gäste sind Barbara Visser (Künstlerin), Giulia Bini (Kunsthistorikerin und Kuratorin), Flora Klein (Künstlerin) und Krystina Schaub (Wissenschaftlerin und Philosophin). Gemeinsam mit Simone Gehr (Kuratorin der Ausstellung «Alreadymade») und Salome Hohl (Direktorin Cabaret Voltaire) diskutieren sie über diese Fragen, begleitet von einem Happen, der mithilfe von KI aufgetischt wird.

Die Soiree findet auf Englisch statt. Das Publikum kann zuhören oder mitdiskutieren.

Eintritt: CHF 20 / CHF 10; Wir bitten um Anmeldung via info@cabaretvoltaire.ch

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Einmal im Monat lädt «dears, write» zum Schreiben in Gesellschaft ein – in Resonanz mit anderen Texten, Stimmen und Körpern.

Nach einer Lesung ausgewählter Texte folgt jeweils die Schreibsequenz. Am Ende werden einzelne Sätze aus den geschriebenen Texten geteilt und in eine mehrstimmige Komposition verwoben.

Beim zweiten Treffen lesen wir Auszüge aus «Real Estate» von Deborah Levy, «The Year of Magical Thinking» von Joan Didion und «Space Crone» von Ursula K. Le Guin.

«dears, write» findet von Januar bis Mai 2024 jeden letzten Mittwoch im Monat in der Dada-Bibliothek statt. Die Veranstaltung wird von DEARS, einem Magazin für transversale Schreibpraktiken an der Schnittstelle von Poesie, Kunst und experimentellem Schreiben, initiiert und erkundet nachhaltige Wege des In-Beziehung-Seins durch Schreiben.

Die Veranstaltung ist offen für alle. Keine Anmeldung erforderlich.

Eintritt frei.

Dem Versprechen der Architektur, etwas von Bestand in die Welt zu setzen, entgegnen Ruinen ihre eigenen Verheissungen. «wir sind eine investitionsruine / statussymbol eines instabilen herrschers / vision eines architekten im wahn», schreibt Jana Volkmann. Simon Nagy antwortet: «Und die Gespenster? Die sind die Bewohner*innen der Ruinen. Die, die beim Ruinenbau umkommen, die, die verschütt gegangen sind, die, die immer noch dort in den Trümmern wohnen.» Im Dialog mit Sarah Lehnerer und Benedikt Bock sprechen Volkmann und Nagy über das Bauen von Ruinen, über die Heimsuchungen unserer Gegenwart und das not yet anderer Zukünfte. Zwischendurch lesen sie aus ihren Büchern Investitionsruinen und Spuk als Versprechen.

«Texte zum Nachdenken» ist eine unabhängige Lesereihe, die 2020 vom Künstler Benedikt Bock gegründet wurde. Seit 2023 ist die Künstlerin Sarah Lehnerer Teil des Teams. In Zürich kooperiert die Reihe mit dem Cabaret Voltaire.

Texte zum Nachdenken wird unterstützt von: Stadt Zürich, Kanton Zürich, Anne-Marie Schindler Stiftung, Temperatio.

Eintritt: Pay what you can (CHF 5/10)

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Am Donnerstag, den 15. Februar, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung umfasst einen Vortrag von Stefan Zweifel über Antonin Artaud und einen surrealistischen Kurzfilm von Germaine Dulac, begleitet von der Musikerin Réka Csiszér alias Víz.

Eine Kooperation mit Eventi letterari Monte Verità und dem Institute for Incoherent Cinematography (IOIC).

Stefan Zweifel, Kurator der diesjährigen Eventi, hält einen Vortrag über Antonin Artaud und Peyotl. Das Institute for Incoherent Cinematography (IOIC) zeigt den surrealistischen Kurzstummfilm La coquille et le clergyman, den Germaine Dulac 1927 nach einem Drehbuch von Artaud realisierte. Begleitet wird dieses Werk von der transsylvanischen Sängerin, Cellistin und elektronischen Musikerin Víz (Réka Csiszér).

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet ausnahmsweise primär in deutscher Sprache statt.

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Einmal im Monat lädt «dears, write» zum Schreiben in Gesellschaft ein – in Resonanz mit anderen Texten, Stimmen und Körpern.

Nach einer Lesung ausgewählter Texte folgt jeweils die Schreibsequenz. Am Ende werden einzelne Sätze aus den geschriebenen Texten geteilt und in eine mehrstimmige Komposition verwoben.

Beim ersten Treffen lesen wir Auszüge aus «Certain Magical Acts» von Alice Notley, «On Freedom» von Maggie Nelson und «The Nutmeg's Curse» von Amitav Ghosh.

«dears, write» findet von Januar bis Mai 2024 jeden letzten Mittwoch im Monat in der Dada-Bibliothek statt. Die Veranstaltung wird von DEARS, einem Magazin für transversale Schreibpraktiken an der Schnittstelle von Poesie, Kunst und experimentellem Schreiben, initiiert und erkundet nachhaltige Wege des In-Beziehung-Seins durch Schreiben.

Die Veranstaltung ist offen für alle. Keine Anmeldung erforderlich.

Eintritt frei.

Mit einer leidenschaftlichen Hingabe für die Erkundung der Schnittstelle von Technologie und künstlerischem Ausdruck widmet sich unsorted.love Live-Coding-Performances und kollaborativen Events. Das Kollektiv nutzt Programmiersprachen, um Musik und visuelle Elemente zu erschaffen, zu verändern und zu improvisieren.

Programm:
20:00 - 20:30 Ted Davis x Anselm Weber
20:45 - 21:15 Du bist du
21:30 - 22:15 Suntka Rinke x Paulina Zybinska
22:30 - 23:15 Younger Sibling x Andrea Zaccuri

Eintritt: CHF 5/10

@unsorted.love
https://unsorted.love

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Am Donnerstag, den 11. Januar, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet eine Integrative Performance von Iris Andres unter dem Titel «Psychedelic Integration for Body, Mind & Soul», gefolgt von einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Susanne G. Seiler, an der Iris Andres, Stephan Fundinger, Claude Weill und Valentina Manini teilnehmen, die alle mit Psychedelic Integration beschäftigt sind.

Iris Andres ist ausgebildete Chemielaborantin und Atemtherapeutin mit Fortbildungen in holotropischem Atmen, somatischer Körperarbeit und körperzentrierter Psychotherapie. In ihrem Vortrag wird sie ihre Art, Psychedelic Integration zu praktizieren, erläutern.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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Im Herbst und Winter laden Cabaret Voltaire und CARAH – Collective for Anti-Racist Art History herzlich zu einer Reading Group ein. Gemeinsam wollen wir uns der Lektüre und Diskussion von Texten zu (Anti-)Rassismus in der Kunstgeschichte und damit im Zusammenhang stehenden Themen widmen.

Die Reading Group trifft sich jeweils um 19.00 in der Dada-Bibliothek des Cabaret Voltaire (Spiegelgasse 1) am:

  • 31. Oktober, 2023: Nora A. Taylor, «Why Have There Been No Great Vietnamese Artists?» (2005)
  • 28. November, 2023: José Esteban Muñoz, «Performing Disidentifications», Einleitung zu Disidentifications: Queers of Color and the Performance of Politics (1999)
  • 19. Dezember, 2023: Rasheed Araeen, «The Success and the Failure of Black Art», Third Text 18, no. 2, 2004. Weitere Lektüre (optional): Courtney J. Martin, «Rasheed Araeen, Live Art, and Radical Politics in Britain», Getty Research Journal, no. 2, 2010

Die Diskussion findet je nach Gruppenzusammensetzung in Deutsch oder Englisch statt.

Die Reading Group ist für alle Interessierten offen. Zur Teilnahme ist lediglich eine Anmeldung via E-Mail an antirassismus@khist.uzh.ch erforderlich.

Die Texte werden nach Anmeldung an alle Teilnehmer*innen versandt.

CARAH ist eine Initiative von Kunsthistoriker*innen der Universität Zürich mit der Zielsetzung, die sich in der Kunstgeschichte abzeichnenden und teilweise tief verwurzelten rassistischen Ideologien kritisch zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Kollektiv stellt sich die Aufgabe, rassistisch begründete Ein- und Ausschlüsse sowie damit zusammenhängende blinde Flecken in der Methodentradition des Faches aufzuzeigen und diesen entgegenzuwirken, um zur Dekonstruktion und Überwindung von Rassismus beizutragen.

Freier Eintritt.

Am Donnerstag, den 14. Dezember, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet einen Vortrag von Beat Bächi, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medizingeschichte der Universität Zürich.

Beat Bächi: «Transubstantiations. LSD and the Flesh of the Aztec Gods»:
Der Historiker Dr. Bächi kennt das Albert-Hofmann-Archiv in Bern genau und erforscht derzeit an der Universität Zürich das Schicksal von Nutztieren im Anthropozän. Er nimmt uns mit auf eine Reise durch Südmexiko und zeichnet die unwahrscheinlichen Wege nach, die es LSD ermöglichten, sich von einer psychopharmazeutischen Substanz zu einer Ikone der Gegenkultur zu entwickeln. Sein Buch LSD auf dem Land. Produktion und kollektive Wirkung psychotroper Stoffe ist vorerst nur auf Deutsch erhältlich (Konstanz University Press 2020).

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt: CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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Texte zum Nachdenken mit Martian M. Mächler, Sarah Lehnerer und Jackie Grassmann
19:00–20:30 Lesungen, danach Karaoke

i left my body behind von Martian M. Mächler ist ein Buch über some body – ein autofiktionaler Text, der sich nuanciert mit dissoziativen Zuständen auseinandersetzt, ohne sich einer pathologisierenden und heilen-wollenden Sprache zu bedienen. Der narrative Gedichtband begibt sich auf eine Suche nach einem weniger abgeschlossenen Verständnis von Körper und Sprache, einem, das beweglich und veränderbar bleibt. In Englisch verfasst, einer Sprache, die Martian M. Mächler weniger vertraut ist als das (Schweizer-)Deutsche, mit dem Mächler aufgewachsen ist, wird dieser Umstand weiter verfremdet und fragmentiert.

Fireflies in the Dark. Letters on Ambiguities ist ein fortlaufender digitaler Briefwechsel zwischen den Künstlerinnen Jackie Grassmann und Sarah Lehnerer, der im März 2020 begann und ein Jahr darauf erstmalig in Auszügen als Buch veröffentlicht wurde. Der seither stetig wachsende Text ist ein Dokument des Begehrens der Autorinnen, eine Sprache für ihre künstlerische Praxis, ihr theoretisches Denken und für den Alltag und Geschehnisse um sie herum zu entwickeln, die sich durch das Prinzip der Zugewandtheit, dem geteilten Denken und Begreifen, dem Zuhören und Ansprechen formuliert.

Texte zum Nachdenken ist eine unabhängige Lesereihe, die 2020 vom Künstler Benedikt Bock gegründet wurde. Seit 2023 ist die Künstlerin Sarah Lehnerer Teil des Teams. In Zürich kooperiert die Reihe mit dem Cabaret Voltaire.

Texte zum Nachdenken wird unterstützt von: Stadt Zürich, Kanton Zürich, Anne-Marie Schindler Stiftung, Temperatio.

Eintritt: Pay what you can (CHF 5/10)

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Eine Zusammenarbeit zwischen Cabaret Voltaire, ZHdK Master of Fine Arts, Theater Neumarkt.

Die Performance findet an zwei Orten statt: Theater Neumarkt und Cabaret Voltaire. Das Publikum ist eingeladen, zwischen den beiden Orten hin und her zu gehen (3 Minuten Fussweg) und in zwei parallele Welten einzutauchen. Das Künstlerinnenduo Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė kombiniert Text, Video und digitale Verdopplung, um eine archaische und zugleich futuristische Umgebung zu schaffen. Während des Stücks entfaltet sich eine hybride Erzählung, die vermeintliche Gegensätze wie Subjekt–Umwelt, Natur–Technik, real–virtuell nahtlos verwischt.

Einst suchte die dämonische Południca die Feldarbeiter*innen zur Mittagszeit heim und verleitete sie zu trügerischen Gesprächen. Ihr Gesicht zuckt, ein grosses, schönes, in Staub gekleidetes «Mittagsmädchen». Es macht ihr Spass, die Bauer*innen bei der Mittagsarbeit an den Haaren zu ziehen. Sie hilft kleinen Kindern, sich auf den Feldern zu verirren. Wenn sie an den heissesten Tagen des Sommers mittags auftaucht und durch die goldenen Felder wandert, hält sie die Leute an und stellt ihnen schwierige Fragen, um sie in ein Gespräch zu verwickeln. Wenn jemand nicht antwortet oder versucht, das Thema zu wechseln, schneidet sie ihm den Kopf ab oder schlägt ihn mit einer Krankheit. Diese legendäre Figur aus der slawischen Folklore ist eine Metapher für unsere heutigen Ängste im Zusammenhang mit ökologischem und sozialem Unbehagen.

Besetzung: Performance: Giulia Terminio. Haare und Make-up: Jasmine Berger. Originalmusik: Bill Kouligas. Sprecher*innen: Justyna Chaberek, Niklas Draeger, Thanos Frydas, Leila Hassan, Oskar Pawełko.

Die Performance ist Teil des Forschungsworkshops «24/7 Performance: (Re-)Presentation in the Algorithmic Regime», organisiert von Marie-France Rafael (ZHDK/IFCAR), mit Unterstützung der Ernst Göhner Stiftung.

Vorverkauf: https://www.theaterneumarkt.ch...
Abendkasse: Cabaret Voltaire
Pay what you want

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Im Herbst und Winter laden Cabaret Voltaire und CARAH – Collective for Anti-Racist Art History herzlich zu einer Reading Group ein. Gemeinsam wollen wir uns der Lektüre und Diskussion von Texten zu (Anti-)Rassismus in der Kunstgeschichte und damit im Zusammenhang stehenden Themen widmen.

Am 28. November diskutieren wir den Text von José Esteban Muñoz, «Performing Disidentifications», Einleitung zu Disidentifications: Queers of Color and the Performance of Politics (1999). Im Anschluss wird der Film Tongues Untied von Marlon T. Riggs gezeigt.

Der zukunftsträchtige Dokumentarfilm Tongues Untied (1989) des mit einem Emmy prämierten Regisseurs Marlon T. Riggs beschreibt mithilfe von Poesie, persönlichen Aussagen, Rap und Performance (u. a. mit dem Dichter Essex Hemphill) die Homophobie und den Rassismus, denen schwarze schwule Männer ausgesetzt sind. Die Geschichten verdeutlichen die doppelte Diskriminierung: der Mann, dem der Zutritt zu einer Schwulenbar aufgrund seiner Hautfarbe verweigert wird; der Student, der nach einem Gay-Bashing blutend auf dem Bürgersteig liegt; die Einsamkeit und Isolation der Drag Queen. Doch sie bekräftigen auch die Erfahrung des schwarzen schwulen Mannes: Protestmärsche, verrauchte Bars, «Snap Diva», humorvolle «Musikwissenschaft» und Vogue-Tänzer. Ein Vierteljahrhundert nach seinem Erscheinen ist der Dokumentarfilm des Regisseurs Marlon T. Riggs, der mit dem Los Angeles Film Critics Award und dem Preis für den besten Dokumentarfilm bei den Berliner Filmfestspielen ausgezeichnet wurde, so aktuell wie eh und je.

«Mein Kampf hat es mir ermöglicht, das Gefühl der Scham und des Stigmas zu überwinden, das damit verbunden ist, dass ich ein schwarzer schwuler Mann bin. Nachdem ich dieses Feuer überstanden habe, können sie mir nichts mehr anhaben.» – Marlon T. Riggs

Die Reading Group trifft sich jeweils um 19.00 in der Dada-Bibliothek des Cabaret Voltaire (Spiegelgasse 1) am:

  • 31. Oktober, 2023: Nora A. Taylor, «Why Have There Been No Great Vietnamese Artists?» (2005)
  • 28. November, 2023: José Esteban Muñoz, «Performing Disidentifications», Einleitung zu Disidentifications: Queers of Color and the Performance of Politics (1999) mit Screening von Tongues Untied von Marlon T. Riggs (1989)
  • 19. Dezember, 2023: Rasheed Araeen, «The Success and the Failure of Black Art ,» Third Text 18, no. 2, 2004. Optionale weitere Lektüre: Courtney J. Martin, «Rasheed Araeen, Live Art, and Radical Politics in Britain,» Getty Research Journal, no. 2, 2010

Die Diskussionen finden je nach Zusammensetzung der Gruppe auf Deutsch und/oder Englisch statt.

Die Reading Group ist für alle Interessierten offen. Zur Teilnahme ist lediglich eine Anmeldung via E-Mail an antirassismus@khist.uzh.ch erforderlich.

Die Texte werden nach Anmeldung an alle Teilnehmer*innen versandt.

CARAH ist eine Initiative von Kunsthistoriker*innen der Universität Zürich mit der Zielsetzung, die sich in der Kunstgeschichte abzeichnenden und teilweise tief verwurzelten rassistischen Ideologien kritisch zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Kollektiv stellt sich die Aufgabe, rassistisch begründete Ein- und Ausschlüsse sowie damit zusammenhängende blinde Flecken in der Methodentradition des Faches aufzuzeigen und diesen entgegenzuwirken, um zur Dekonstruktion und Überwindung von Rassismus beizutragen.

Freier Eintritt.

Still aus Marlon Riggs, Tongues Untied, 1989, 55 Minuten, Farbe, Ton.

Am Samstag, 25. November, findet im Cabaret Voltaire wieder die «Chaostage» von Ajana Dracula & friends statt.

Wir laden dazu ein, auf der offenen Bühne aufzutreten: Reden halten, Lieder singen, Instrumente spielen, Tänze oder Performances vorführen, rappen, Gedichte rezitieren – alle Beiträge sind willkommen.
Für die Performances stehen Bühne, Mikrofone, Klavier, Verstärker, Computer sowie je max.10 Minuten zur Verfügung.

In allen Sprachen. Verkleidung erwünscht!

Türöffnung: 20:00
Start: 21:00
Freier Eintritt.
Anmeldung an ajanadracula239@gmail.com

Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen und Mitmachen!

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Texte zum Nachdenken mit Sung Tieu
Lesung und Gespräch

Die Künstlerin Sung Tieu und Benedikt Bock diskutieren Autofiktion sowie die Bedeutung einer faktenkritischen Recherche, die in die Verwendung von Texten der Künstlerin einfliesst. Anhand ihrer aktuellen Ausstellung «One Thousand Times» im Kunst Museum Winterthur sprechen sie über Tieu's installative und multimediale Praxis und den besonderen Stellenwert von Informationsmedien wie Zeitungsartikeln in ihrem Werk.

Eintritt: pay what you want.
Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

«Texte zum Nachdenken» ist eine von dem Künstler Benedikt Bock gegründete Reihe von Leseperformances im Bereich der bildenden Kunst und Literatur. Seit 2023 ist die Künstlerin Sarah Lehnerer Teil des Teams.

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Am Donnerstag, den 9. November, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet eine Präsentation und Performance von Sharka Rey unter dem Titel «Sex, Kink and Psychedelics».

Sharka ist eine somatische Kink-Pädagogin, Performerin, Künstlerin und internationale Retreat- und Workshop-Organisatorin mit einem Hintergrund in Psychologie, Yoga, Tanz, CI, Stimme und Theaterimprovisation. Zurzeit studiert sie an der Universität Basel den MA in Changing Societies mit dem Schwerpunkt Sexualkultur und ihre Rituale.

Zu «Sex, Kink and Psychedelics: Alternative Sex Education & Performance» (mit Visuals): Sowohl Kink als auch Psychedelika bieten höchstwahrscheinlich ein intensives Erlebnis, das die Grenzen dessen, was man im Leben erfahren hat, überschreitet. Beide bieten die Möglichkeit eines alternativen Bewusstseinszustandes und sollten zutiefst gewürdigt werden: Das Spiel selbst und die Verbindung zwischen oder unter den Partner*innen ist die Medizin.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

Der Anlass findet in englischer Sprache statt.

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Im Zusammenhang mit der Ausstellung «Upiór» von Ėgle Kulbokaitė und Dorota Gawęda im Sentiment findet im Cabaret Voltaire eine Podiumsdiskussion statt. Im Zentrum stehen die Überschneidungen von slawischer Mythologie, Quantenphysik und Kunst. Ziel ist es, geheimnisvolle Verbindungen aufzudecken, die unsere Realität und unsere Vorstellungskraft miteinander verbinden, indem wir Expert*innen auf ihren jeweiligen Gebieten zusammenbringen.

Vormerken: Am 30. November performen Ėgle Kulbokaitė, Dorota Gawęda im Cabaret Voltaire und im Theater Neumarkt, organisiert in Zusammenarbeit mit ZHdK Master of Arts und Theater Neumarkt.


Teilnehmer*innen:

Ėgle Kulbokaitė (LT) und Dorota Gawęda (PL) sind ein Künstlerinnen-Duo, dessen Arbeiten Ökologie und Technologie, Wissenschaft und Folklore, Queerness und Magie sowie nichtmenschliche Intelligenz nahtlos miteinander verweben. https://gawedakulbokaite.com

Łukasz Kozak (PL) ist Mediävist, Technologie- und Medienexperte. Er arbeitet mit zahlreichen kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen in den Bereichen Innovation und neue Technologien zusammen. Im Jahr 2020 veröffentlichte er «With Stake and Spade. Vampiric Diversity in Poland» und «Upiór. Historia naturalna» («Upiór. Eine Naturgeschichte», mit Illustrationen von Aleksandra Waliszewska), die ersten umfassenden Studien zum Vampirismus in Polen und dem polnisch-litauischen Commonwealth.

Dr. Zeno Capatti (IT) ist Quantenphysiker mit Spezialisierung auf theoretische Teilchenphysik. Seine Forschung konzentriert sich auf die Berechnung von Vorhersagen für Teilchenbeschleuniger, wie den Large Hadron Collider am CERN. Darüber hinaus ist er an einem interdisziplinären Projekt beteiligt, das die Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft erforscht. Zu Zenos Interessen gehören poststrukturalistische Philosophie sowie Queer- und Gender-Theorie. Seit kurzem arbeitet er als Postdoktorand an der Universität Bern.

Sentiment ist ein gemeinnütziger Ausstellungsraum für Kunst in Zürich, der 2020 von Olga Generalova und Philemon Otth gegründet wurde. Sentiment hat sich zum Ziel gesetzt, zeitgenössische Künstler*innen aus der Schweiz und dem Ausland zu fördern und auszustellen und ihnen eine wertvolle öffentliche Plattform zu bieten, um ihre Arbeiten zu präsentieren. Sentiment unterstützt radikale und innovative Positionen in der lokalen und internationalen Kulturlandschaft. https://sentiment.cc


Details zur Veranstaltung:

Datum: Sonntag, 5. November
Zeit: 17:00
Ort: Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, 8001 Zürich
Eintritt: frei

Im Herbst und Winter laden Cabaret Voltaire und CARAH – Collective for Anti-Racist Art History herzlich zu einer Reading Group ein. Gemeinsam wollen wir uns der Lektüre und Diskussion von Texten zu (Anti-)Rassismus in der Kunstgeschichte und damit im Zusammenhang stehenden Themen widmen.

Die Reading Group trifft sich jeweils um 19.00 in der Dada-Bibliothek des Cabaret Voltaire (Spiegelgasse 1) am:

  • 31. Oktober, 2023: Nora A. Taylor, «Why Have There Been No Great Vietnamese Artists?» (2005)
  • 28. November, 2023: José Esteban Muñoz, «Performing Disidentifications», Einleitung zu Disidentifications: Queers of Color and the Performance of Politics (1999)
  • 19. Dezember, 2023: Rasheed Araeen, «The Success and the Failure of Black Art ,» Third Text 18, no. 2, 2004. Optionale weitere Lektüre: Courtney J. Martin, «Rasheed Araeen, Live Art, and Radical Politics in Britain,» Getty Research Journal, no. 2, 2010

Die Diskussionen finden je nach Zusammensetzung der Gruppe auf Deutsch und/oder Englisch statt.

Die Reading Group ist für alle Interessierten offen. Zur Teilnahme ist lediglich eine Anmeldung via E-Mail an antirassismus@khist.uzh.ch erforderlich.

Die Texte werden nach Anmeldung an alle Teilnehmer*innen versandt.

CARAH ist eine Initiative von Kunsthistoriker*innen der Universität Zürich mit der Zielsetzung, die sich in der Kunstgeschichte abzeichnenden und teilweise tief verwurzelten rassistischen Ideologien kritisch zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Kollektiv stellt sich die Aufgabe, rassistisch begründete Ein- und Ausschlüsse sowie damit zusammenhängende blinde Flecken in der Methodentradition des Faches aufzuzeigen und diesen entgegenzuwirken, um zur Dekonstruktion und Überwindung von Rassismus beizutragen.


Am Donnerstag, den 12. Oktober, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet eine Präsentation von Susanne G. Seiler über die deutsche Version ihres Buches «My Psychedelic Life» und ein Vortrag von Roger Liggenstorfer über Absinth als Psychedelikum.

Susanne G. Seiler ist die Initiatorin von «The Psychedelic Salon» und beschäftigt sich seit den sechziger Jahren mit Psychedelik. Roger Liggenstorfer ist Gründer des psychoaktiven Nachtschatten Verlags (https://nachtschatten.ch/), Mitbegründer von Eve & Rave drug checking, und Inhaber der Absinth-Bar Die Grüne Fee in Solothurn (https://www.diegruenefee.ch/).

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

18:00 Meet & Greet
19:00 Start Programm

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

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Ablauf Eröffnung der Ausstellungen «Poetry for Revolutions. A Group Show with Manifestos and Proposals» | Ceylan Öztrük «Pink Tabula Rasa»:

–––––––––––––Programm Eröffnung

–18:00 Eröffnung der Ausstellungen
–20:00 Begrüssung mit Einführung
Im Anschluss DJ-Sets von Bunny Dakota (Martina Ruggeri/Industria Indipendente, Rom) und NDLOVU (Zürich) bis 1.30 Uhr.
Bunny Dakota experimentiert mit langen Klangreisen und entwirft künstliche Welten aus der Essenz des Südens, Drohnen, Maschinengeräuschen, Elektrizität, Gezeiten, schwarzer Magie, Beats und chaotischer Sinnlichkeit. Indem sich Techno mit Downtempo, harten Drums, Electro-Wave und House-Musik vermischt, setzt sie einen Track wie einen Superorganismus in Bewegung.
Starke Drums und Synthies, biegsam im Genre – NDLOVU bringt afrikanisch angehauchten Club, Dance und Electronica auf den Dancefloor.

–––––––––––––Informationen zur Ausstellung

Ein gemeinsames Projekt vom Cabaret Voltaire (Zürich) und dem Istituto Svizzero (Rom) mit Bassem Saad, Ceylan Öztrük, Guerreiro do Divino Amor, Giorgio Zeno Graf, Industria Indipendente, Ivona Brđanović, Maya Olah, Mathis Pfäffli, Michèle Graf & Selina Grüter, MigrArt/DACZ (Deniz Damla Uz & Niştiman Erdede), Ramaya Tegegne, RM, Sandra Mujinga, Shirana Shahbazi in Zusammenarbeit mit Hannaneh Heydari und Ursula Biemann


Zürich: 6. Oktober 2023 bis 31. März 2024, Eröffnung: 5. Oktober, 18 Uhr
Rom: 20. Oktober 2023 bis 18. Februar 2024, Eröffnung: 19. Oktober, 18 Uhr

Kuratiert von Gioia Dal Molin und Salome Hohl

Das Manifest avancierte in der historischen Avantgarde wie dem Futurismus oder Dada zum bedeutenden Stilmittel, um Überzeugungen und Kritik zu bekunden, «handgreiflich» und «offenbar» zu machen, wie es die etymologische Herkunft «manifestus» bereits vorwegnimmt. Kunst sollte nicht bewahren und einen Schein aufrechterhalten, sondern offenlegen, «tun», die Welt und die Menschen verändern. In der Ausstellung «Poetry for Revolutions» reagieren Künstler*innen und Schreibende in ihrer eigenen künstlerischen Sprache auf die global verstrickten Krisen oder reflektieren die Kultur des Mitteilens und des Manifestierens. Sie tun dies in einer Zeit, in der Manifeste oder Monumente aus der Zeit zu fallen scheinen, die Ereignisse jedoch zum Handeln, zum Erinnern und gleichzeitigen Brechen auffordern. Kunst bildet nicht eindimensional ab, sie verdichtet, isoliert, differenziert, verwirrt, entwirrt, sei es poetisch, radikal, subtil oder konkret. Dabei stellen sich Fragen nach der Position der Autor*innen und inwiefern Kunst politische Menschen bildet oder eher einen pseudopolitischen Raum erschafft.

Die Gruppenausstellung «Poetry for Revolutions» versammelt Manifeste von fünfzehn Künstler*innen – je ein Beitrag für Zürich und Rom, teilweise identisch, manchmal leicht abweichend. Die inhaltlichen und formalen Eigenheiten sind mannigfaltig. Sie beschäftigen sich mit der ökologischen Krise, der Macht der Sprache oder der Pharmaindustrie, dem Umgang mit Ideologien oder Ressourcen, mit Wünschen in dystopischen Zeiten, kollektiven Imaginationen und identitären Zuschreibungen. Aus kuratorischer Sicht stellen sich die Beiträge in gewisser Weise auch der grossen Ideologie «Demokratie», die eben nie neutral sein darf, sondern bestimmten Werten verpflichtet ist.

Einige der Manifeste sind poetisch, abstrakt, andere prosaisch, konkret. Es handelt sich um Texte, Zeichnungen, Fotografien oder Skulpturen. In beiden Institutionen liegen die Manifeste zusätzlich fotokopiert auf Ceylan Öztrüks Skulpturen «Choreographed Manifestos», welche die Papiere wie Flugblätter den Wänden entlang gleiten lassen. Die Künstlerin interessiert sich dafür, wie Informationen formal zirkulieren und wer sich bemächtigt fühlt, welches Wissen zu teilen. Die Besucher*innen können die Manifeste mitnehmen und hinaus auf die Strasse tragen.

Ceylan Öztrüks «Phantasm Manifesto» erweitert die Gruppenausstellung und den Gedanken des Manifestierens darüber hinaus mit einer Werkgruppe, die an architektonische Elemente mit propagandistischem Zweck erinnert. Auf den zweiten Blick muten die Papierskulpturen jedoch ironisch an, da sie jeglicher Funktion entbunden werden und Bilder oder Schriften transportieren, die auf nichts Konkretes verweisen. Vielleicht sind sie als künstlerische «Gegen- oder Antimonumente» zu verstehen, jedoch, wie der betitelte Gesamtbeitrag Öztrüks «Pink Tabula Rasa» impliziert, auch als mögliche Neubeschreibung zu lesen. Im Sinne des Titels «Phantasm Manifesto» möchte sie auch den imaginären, surrealen oder illusorischen Aspekten eines bestimmten Konzepts Raum geben.

Die fünfzehn Manifeste und Ceylan Öztrüks Beiträge sind in beiden Institutionen zu sehen. In Rom begleiten zusätzliche Arbeiten einiger Künstler*innen die Schau, zudem werden mit einer historischen Vitrine die Manifeste der feministischen Bewegung im Italien der 1960er und 70er Jahre beleuchtet. Im Zürcher Cabaret Voltaire zeigt sich das Referenzsystem im Kontext von Dada.

Dieses Projekt wird freundlicherweise unterstützt von:
Stadt Zürich
Ernst Göhner Stiftung
Stiftung Temperatio
Philaneo
Stiftung Anne-Marie Schindler
Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung
Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung
Stiftung Kulturfonds, ProLitteris
Oertli-Stiftung
Else v. Sick Stiftung

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Adresse: Schule Hirslanden Sek, Freiestrasse 191, 8032 Zürich
Kunst-am-Bau Projekt von Florian Graf

Performance-Programm kuratiert von Elise Lammer in Zusammenarbeit mit Florian Graf und Salome Hohl.
Das Eröffnungsfest ist eine Kooperation zwischen dem Amt für Hochbauten, Fachstelle Kunst und Bau, dem Cabaret Voltaire und der Schule Hirslanden Sek.

Im Rahmen des Neubaus und der Sanierungen der denkmalgeschützten Bauten der Schulanlage Hofacker wurde in einem Studienauftrag auf Einladung das Kunst-und-Bau-Projekt «School Models» des Künstlers Florian Graf (*Basel, lebt und arbeitet in Basel) ausgewählt. Florian Graf realisierte eine Skulpturengruppe, die sich aus Steinmodellen der drei aus drei Jahrhunderten stammenden Schulhäuser zusammensetzt. Statt nun die Schulhäuser auf Sockeln zu platzieren, liess er die Modelle auf überdimensionierte Spielklötze setzen. Die Bausteine aus eingefärbtem Terrazzo und die Schulhäuser aus Kalkstein können von den Schüler*innen auch als Sitzgelegenheit benutzt werden. Sie können also ihr Schulhaus beklettern, sich drauf setzen oder auch mal von oben herab auf die Schule schauen. Die Gebäude werden so (an-)fassbar. Florian Grafs Skulpturenensemble ist ein augenzwinkerndes Spiel mit Grössenverhältnissen und mit unserer Wahrnehmung: Es regt dazu an, unsere Betrachter*innen-Positionen zu wechseln, andere Blickwinkel einzunehmen und uns zwischen Modell und Wirklichkeit zu bewegen.

Florian Graf hatte die Idee, die «School Models» mit einem Fest für die Schule und das Quartier einzuweihen und die Skulpturen durch verschiedene Künstler*innen bespielen zu lassen. Sieben Künstler*innen haben die Einladung von Florian Graf, Elise Lammer und Salome Hohl angenommen und werden die «School Models» heute auf unterschiedliche Weise in Beschlag nehmen. Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit Ihnen, den Schüler*innen und Lehrpersonen der Schule Hirslanden Sek die «School Models» mit einem überraschenden Performance-Programm einzuweihen.

Programm:
–16.00-17.00 Uhr: Schüler*innen führen durch die Schulhäuser (Besammlung jeweils um 16.00 und 16.30 Uhr beim Eingang Neubau)
–17.00 Uhr: Begrüssung und Einführung von Christiane Rekade (Amt für Hochbauten, Fachstelle Kunst und Bau), Florian Graf (Künstler), Christoph Widmer und Astrid Hänggi (Schule Hirslanden Sek), Roger Curchod (Präsident der Kreisschulbehörde Zürichberg), Salome Hohl (Cabaret Voltaire), Elise Lammer (Kuratorin)
–17.30 Uhr: Yogos Sapountzis: «little school memory», 2023
–18.00 Uhr: Zwischenspiel: Nina Emge und Nils Amadeus Lange: «School Bell 1», 2023
–18.15 Uhr: Monster Chetwynd mit Schüler*innen der Schule Hirslanden Sek: «Puppets and Autoreflexive-representations», 2023
–18.30 Uhr: Apéro
–18.45 Uhr Julie Monot: «Hang Out III», 2023
–19.15 Uhr: Zwischenspiel: Nina Emge und Nils Amadeus Lange: «School Bell 1», 2023
–19.30 Uhr: Raffaela Boss und Charlotte Horn: «delicate balance», 2023
–19.45 Uhr: Zwischenspiel: Nina Emge und Nils Amadeus Lange: «School Bell 1», 2023
–20.00 Uhr: Schluss

Yorgos Sapountzis(*Athen, lebt und arbeitet in Berlin) beschäftigt sich oft mit der Rolle von Kunst und Denkmälern im öffentlichen Raum sowie der Beziehung zwischen Körper, Vision und Raum. Gemeinsam mit einer Gruppe von Studierenden des Institute Art Gender Nature (IAGN) der FHNW Basel und der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) hat er eine Performance um die Arbeit von Florian Graf entwickelt. In «little school memory», 2023 zelebrieren die Performer*innen die Enthüllung der Skulpturengruppe, machen sie einerseits öffentlich zugänglich, zeigen aber auch Alternativen und unerwartete Wege der Annäherung an die Skulpturen auf.

Nina Emge und Nils Amadeus Lange (*Zürich, lebt und arbeitet in Zürich / *Köln, DE, lebt und arbeitet in Zürich) präsentieren «School Bell 1», 2023: eine neue Performance, die sie gemeinsam für die Einweihung des Kunst-und-Bau-Werkes der Schule Hofacker entwickelt haben. «Zwischenspiel» ist die erste Zusammenarbeit der beiden Künstler*innen: Über den Abend verteilt, lassen sie eine Person mit einer Art tragbarem Instrument auftreten, das durch deren Bewegung Geräusche und Klänge erzeugt. Wie eine Schulglocke begleitet die Performance uns durch das Fest. Nils Amadeus Lange und Nina Emge inspirierten sich für diese Performance an der Resonanztheorie des deutschen Philosophen Hartmut Rosa, der die Beziehung zwischen Individuum und Welt mit Hilfe der Resonanz – also des Widerhalls oder der Schwingungen zwischen Dingen und Menschen und ihrer Umgebung zu erklären versucht.

Seit dem letzten Frühling leitet Monster Chetwynd (*London, UK, lebt und arbeitet in Zürich) einen Workshop für Schüler*innen der Schule Hofacker. Unter dem Titel «Puppets and Autoreflexive-representations», 2023 haben sie gemeinsam Puppen aus Materialien wie Pappe, Stoff oder gefundenen Elementen entwickelt, die nun die Modell-Schulhäuser von Florian Graf bevölkern können. Denn eine Schule funktioniert nur mit Schüler*innen. Im Workshop lernten die Schüler*innen, wie man Figuren erschaffen und mit Puppenspieltechniken zum Leben erwecken kann. Monster Chetwynd ist international bekannt für ihre überschwänglichen und humorvollen Performances mit handgefertigten Kostümen, Requisiten und Bühnenbildern.

Das künstlerische Schaffen von Julie Monot (*Lausanne, lebt in und arbeitet in Lausanne) bewegt sich zwischen verschiedenen Medien wie Performance, Installation, Skulptur und Video. Ihre Forschung konzentriert sich unter anderem auf die Grenzbereiche der körperlichen Äusserlichkeit und ihre Darstellungsformen. Dabei spielen Fantasiefiguren, die die Künstlerin «aktiviert», sozusagen ins Leben ruft, eine zentrale Rolle. In ihrer Performance- Serie «Hang Out» beschwört sie die Idee einer langen Zeit oder eines Raumes, den Menschen miteinander teilen, herauf. So tauchen auch in «Hang Out III», 2023 drei spukhafte Figuren auf, bewegen sich über den Pausenhof, um die Skulpturengruppe, interagieren mit dem Publikum und sorgen für überraschende Überschneidungen mit den anderen Performances.

Raffaela Boss und Charlotte Horn (*Interlaken, lebt und arbeitet in Basel / *Darmstadt, lebt und arbeitet in Basel) haben gerade ihr Kunststudium am Institute Art Gender Nature (IAGN) der FHNW Basel abgeschlossen. Mit «delicate balance», 2023, haben die beiden Künstlerinnen eine neue Performance entwickelt, die zwischenmenschliche Grenzen und Kommunikation erforscht. Sie verbindet Songwriting und Gesang, Bewegung und Field Recording und wird mit elektronischen Instrumenten umgesetzt. Die Performerinnen konzentrieren sich dabei auf ihre persönliche Beziehung, in der sie sich in einem konstanten Balanceakt zwischen angenehmen und unangenehmen Emotionen befinden.
Raffaela Boss verwendet in ihrer Arbeit Tanz und alltägliche Bewegungen, die auf repetitiven Grenzen und Kommunikation erforscht. Sie verbindet Songwriting und Gesang, Bewegung und Field Recording und wird mit elektronischen Instrumenten umgesetzt.
Charlotte Horns Schaffen basiert auf Performance, Musik und Installationen, aber auch auf Ölmalerei, Keramikskulptur, Klang und Zeichnen. Dabei interessiert sie sich für die Grundlagen der Abstraktion, wobei sie oft Nuancen von Nähe und Distanz miteinander verflechtet.

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Am Donnerstag, den 14. September, findet im Cabaret Voltaire erneut der mit Susanne G. Seiler organisierte «Psychedelic Salon» statt. Die Veranstaltung beinhaltet zwei Kurzfilme und drei «Magical Passes» von Gabriel Mestre Arrioja und einen Vortrag und Präsentation von Susanne G. Seiler unter dem Titel «The Life and Work of Terence McKenna».

Gabriel Mestre Arrioja ist ein mexikanischer Künstler. Er wird zwei Kurzfilme zeigen, «Hunting One's Self» und «Psychedelic Transfer of Knowledge», und drei «Magical Passes» leiten – körperliche Übungen in der toltekischen schamanischen Tradition. Susanne G. Seiler ist die Initiatorin von «The Psychedelic Salon» und beschäftigt sich seit den sechziger Jahren mit Psychedelik. Die deutsche Version ihres Buches «My Psychedelic Life» wird im Oktober 2023 veröffentlicht.

An dieser Veranstaltung werden keine Drogen genommen, sondern über den Stand der psychedelischen Forschung gesprochen. Schon die Dadaist*innen interessierten sich für die Rolle des Unbewussten und bewusstseinserweiternde Substanzen. Das Thema Psychedelika stösst in den letzten Jahren gesellschaftlich, in den Künsten sowie in der Wissenschaft auf grosses Interesse – wir erleben eine psychedelische Renaissance (auch in der Schulmedizin). Die Aufklärung und der Austausch über die menschliche Konstitution und die Wirkung von Substanzen müssen Raum bekommen.

Eintritt – CHF 15
Platzreservation ist via info@cabaretvoltaire.ch möglich.

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Eine Zusammenarbeit mit dem SNF-Projekt «Conflict and Cooperation. Episteme and Methods between Art History, Art and Ethnology in the Performative Pictorial Practices of Vodun».

Wie wurde Ayiti, das «Enfant terrible» der Karibik, das erste Land, das die Sklaverei endgültig verbot, zum «Bête Noir» der Welt? Die Künstlerin und Wissenschaftlerin Gina Athena Ulysse schwenkt zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, um dystopische Zukunftsvisionen zu erörtern und abzuwehren, und bietet eine etwas andere Erzählweisen als Fiktionen. Unter Verzicht auf «zivilisierte» akademische Gewohnheiten spickt sie geopolitische Geschichte, persönliche Erzählungen und Statistiken mit Vodou-Gesängen zu einer lyrischen Meditation über Zwang und Zustimmung. Als Zeugin des Spektakels dieser vier gefährlichen kleinen Os und unserer vulgären menschlichen Besessenheit von Kategorisierung und Hierarchie fleht sie zu «Gede», dem lwa der Ahnentoten und der sexuellen Regeneration: Gad sa vivan yo fe mwen! Sieh, was die Sterblichen getan haben! Und sie tun es auch weiterhin... Der Ausweg ist der Abgrund mit der Marasa-Logik, wo 1+1=3 ist.

Gina Athena Ulysse ist Künstlerin, Wissenschaftlerin und Professorin für Feministische Studien in Santa Cruz, Kalifornien. Ihre Performance- und Kreativprojekte sind das Ergebnis ständiger Überschneidungen und Dialoge in den Bereichen Kunst, Geistes- und Sozialwissenschaften. Als Kulturanthropologin, Fotografin, Dichterin und Sängerin widmet sich Gina Athena der Praxis des Rasanblaj - dem Zusammentragen von Ideen, Dingen, Menschen und Geistern (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge!) - um das Viszerale im Strukturellen zu konfrontieren. Mit multimedialen Ansätzen verfolgt sie das Ziel, verborgene Aspekte der menschlichen Existenz zu erforschen, um eine gerechtere Welt zu schaffen. Sie hat ihre verschiedenen Arbeiten an Colleges und Universitäten im In- und Ausland präsentiert und ist auch an künstlerischen Orten aufgetreten, darunter: The Bowery, Brecht Forum, The British Museum, Brooklyn Museum, Court Theatre, Gorki Theatre, Haus der Kulturen der Welt in Berlin, LaMaMa, Lyric Stage Theatre, Marcus Garvey Liberty Hall, MoMA und das Museum of Contemporary Art in Sydney, Australien. Im Jahr 2020 wurde sie zur Biennale von Sydney eingeladen. ginaathenaulysse.com

The Dress: Gina Athena Ulysse © 2014. Photo: Lucy Guiliano

Hanne Lippard (*1984, Milton Keynes/UK) arbeitet mit Formen des Schreibens, mit Performances und Lesungen sowie mit Tonaufnahmen und Installationen. Innerhalb der Variation dieser Formate ist die Stimme ihr Hauptmedium. Hanne Lippard ist eine der vier Preisträgerinnen des Preises der Nationalgalerie 2024. Mehr Informationen; https://hannelippard.com

Ingo Niermann (*1969, in Bielefeld, DE) ist Autor, Herausgeber der spekulativen Buchreihe Solution und doziert an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel. Basierend auf seinem Roman Solution 257: Complete Love (2016) initiierte Niermann die Army of Love (thearmyoflove.net), ein Projekt, das eine bedarfsorientierte Umverteilung der sinnlichen Liebe erprobt und fördert. Mehr Informationen: www.ingoniermann.com

Texte zum Nachdenken ist eine unabhängige Veranstaltungsreihe mit Lesungen aus Bildender Kunst und Literatur. Die Reihe ist ein Projekt des Künstlers Benedikt Bock. http://www.textezumnachdenken.com/

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Während der LANGEN NACHT sind die beiden Ausstellungen von Monster Chetwynd zu sehen: «Profusion Protrusion» im Gewölbekeller und «Head-Less-Ness» in der Künstler*innenkneipe. Darüber hinaus lädt Monster Chetwynd zu einem speziellen Programm in unterschiedlichen Räumen ein. Der Historische Saal im oberen Stock verwandelt sich in eine Schmuckwerkstatt mit gefärbten und gebackenen Nudeln, die knorrig und uralt aussehen. Die Besucher*innen können Ketten basteln, begleitet von einem Orakel und den Helfer*innen auf einem grossen hölzernen Thron. Wie in den Ausstellungen geht es dabei um Themen wie Karneval, Do-it-yourself, Geschmacksspielerei und Komik. In Chetwynds Werk werden Humor, das Absurde und Groteske als bewusstseinserweiternde Mittel eingesetzt.

Ab 20 Uhr findet Monster Chetwynds «Heterotopian Shake Down» dreimal im Gewölbekeller statt. Ein «Heterotopian Shake Down» ist das, was es sein soll: ein Raum, in dem Normen und Gewohnheiten für einmal ausser Kraft gesetzt werden, kleine Schritte in die äussersten Bereiche des Ausdruckstanzes – alles in einer Stunde mit Monster Chetwynd, DJ Gianfranco Rossetti und dem Cabaret-Voltaire-Team.

Den ganzen Abend über können Sie den speziellen Cocktail «Never drink alone» an der unteren und oberen Bar beziehen, den die Künstlerin Monster Chetwynd entwickelte.

Programm:
18:00–02:00, Ausstellungen von Monster Chetwynd in der Künstler*innenkneipe und im Gewölbekeller, Barbetrieb in der Künstler*innenkneipe und im Historischen Saal
18:00–19:30, «Iron Age Pasta Necklace Workshop» im Historischen Saal
20:00–21:00, «Heterotopian Shake Down» im Gewölbekeller
22:00–23:00, «Heterotopian Shake Down» im Gewölbekeller
00:00–01:00, «Heterotopian Shake Down» im Gewölbekeller

Besucher*innen können kommen und gehen.

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Vom 25. August 2023 bis Ende Juli 2024 besetzt Monster Chetwynd die Künstler*innenkneipe mit der Ausstellung «Head-Less-Ness».

Eröffnung: 25.08.2023, 18:00.
Programm: «Iron Age Pasta Necklace Workshop» und Performances (18:30–20:00), anschliessendes DJ-Set von Jack Brennan.
Mitwirkende: Monster Chetwynd, Dragan Chetwynd, Mariuccia Casadio, Jack Brennan, Lucy Soni, Ella Soni, Mette Sterre, Luca Süss, Dudu, Lukas Ryffel und Levin Stettler Brogli.

In einer Gesellschaft, die einerseits von Regeln, andererseits von Konventionen geprägt ist, verlangt es Orte, die alltägliche Normen aushebeln. Monster Chetwynd schafft solche Räume durch ihre Performances, Bilder und Installationen. Sie spielt mit Maskeraden, verdreht soziale Rituale, leitet Energien um, kreiert hybride Wesen und jongliert mit Bildkulturen vom Mittelalter bis zur Science-Fiction. Das Monströse, Karnevaleske und Groteske ist in ihren Welten immer mit dabei und stets mit Übertreibung, Absurdität, Schrecken und Humor verbunden. Immer aber sind sie dem Positiven verpflichtet. Monster Chetwynds Kunst strahlt den Mut aus, ehrliches Engagement im kreativen Akt zu finden und Proberäume für inklusive Alternativwelten zu inszenieren.

Die Ausstellung «Head-Less-Ness» versammelt Masken, körperhafte Fragmente, bricolierte Möbel, Textildrucke und Malereien in der Künstler*innenkneipe des Cabaret Voltaire. Ursprünglich 1916 als «Künstlerkneipe Voltaire» eröffnet, sollten hier Kunst und Leben Hand in Hand gehen und den Kunstbegriff erweitern. In diesem Sinne kann die Ausstellung als eine Assemblage von Theaterrequisiten betrachtet werden, die es juckt, benutzt zu werden, und die Vorstellungen des Gewohnten und Schönen herausfordern: eine überdimensionale Bank, zu tiefe Stühle, Gemälde als unbequem platzierte Tapeten, freistehende Skulpturen auf Tischen, Motten, Fratzen und Masken.
Beim Grotesk-Karnevalesken ist es immer unklar, wo der Körper aufhört und wo die Welt beginnt. Das passt zum Soziotop «Bar», das als geschlossener Gemeinschaftsraum gesellschaftliche Beziehungen besonders nivellieren und zugleich umkehren kann. Sowohl der Karneval als auch die Bar sind mit Ritualen verbunden, in denen sich das Individuum in der Gruppe und im Drumherum auflöst oder als Selbst wiederfindet. «Never drink alone» heisst dann auch das Getränk, das die Ausstellung begleitet und inmitten der unzähligen Köpfe und Körper zum «Puppet Slam» getrunken werden kann.

Opening «Head-Less-Ness», Monster Chetwynd, Cabaret Voltaire, 25. August 2023. Photo: Romain Mader

Opening «Head-Less-Ness», Monster Chetwynd, Cabaret Voltaire, 25. August 2023. Photo: Romain Mader

Opening «Head-Less-Ness», Monster Chetwynd, Cabaret Voltaire, 25. August 2023. Photo: Romain Mader

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Opening «Head-Less-Ness», Monster Chetwynd, Cabaret Voltaire, 25. August 2023. Photo: Romain Mader

Ende 2022 wurde die Online-Kunstpublikation PW-Magazine auch in der Schweiz lanciert. In Zusammenarbeit mit PW-Magazine, Body Archive sowie Spectres feiern wir einen Abend mit Performances, Klängen, Interventionen, Vorführungen und anregenden Gesprächen von Künstler*innen, Leser*innen, Autor*innen und Unterstützer*innen. Alle sind herzlich eingeladen, an diesem sommerlichen Treffen teilzunehmen, um in die Magie der Nacht einzutauchen.

Wir freuen uns auf die Beiträge von:
Axel Kolb
Azur Sabic
DIVAS / Rafał Pierzyński, Aga Pędziwiatr
Deborah Macauley
Jamira Estrada
Jiajia Zhang
Margaretha Jüngling with Luc Häfliger
Modulaw
Nadia Hauri
Sam Fuentes
Rashiyah Elanga
Tereza Glazova
Valentina Demicheli Jitsattayakul
Young Boy Dancing Group

Freier Eintritt

Mehr Informationen: https://pw-magazine.com/2023/blue-moon-rising

Anlässlich der Finissage wird es möglich sein, alle Werke der Ausstellung (Möbel, Kissen, Lampen, Gemälde) zu kaufen. Die Werke können nach dem Abbau der Ausstellung im August abgeholt werden. Während der Nacht wird der Cocktail «Smoky Tear» zu einem reduzierten Preis serviert.

Mehr über die Ausstellung hier.

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Open-Air-Gartenveranstaltung mit Beiträgen von Romane Chabrol, Julian Göthe, Sadie Plant und Alex Scrimgeour
Rotbuchstrasse 18, 8037 Zurich

18:00 Meet and Greet
19:00 Programmstart
Eintritt: CHF 15

«The Psychedelic Salon» ist eine monatliche Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit Susanne G. Seiler im Cabaret Voltaire, Zürich. Frei von Substanzkonsum dient die Reihe als Diskussionsplattform über den aktuellen Stand der psychedelischen Forschung, die von Subkultur, neuen Therapieformen, Phänomenologie und Kunst bis hin zur Ökologie reicht.

suns.works von Lorenzo Bernet ist als zyklisches Ausstellungsprogramm über das ganze Jahr hinweg konzipiert, an dem aufstrebende, musikorientierte und autodidaktische Künstler*innen teilnehmen. Der Salon Solaire findet jedes Jahr im Juni statt und bringt eine Bildwolke aus Sonnenmotiven und sonnenbezogenen Kunstwerken zusammen, die zu einem gemeinsamen Erlebnis für die teilnehmenden Künstler*innen, Unterstützer*innen und Besucher*innen wird.

Romane Chabrol ist eine Künstlerin, die mit einer Kombination aus elektronischen und akustischen Instrumenten musikalische Kompositionen und Umgebungen schafft. Die musikalische Struktur ihrer Werke ähnelt den raumgreifenden, kontemplativen und mitreissenden Elementen von Filmmusik. Sie stellte kürzlich bei suns.works, Zürich, und im Kunsthaus Glarus aus und trat am Grand V Festival in Virieu, FR, auf.

Julian Göthe ist Künstler, DJ und langjähriger Bühnenbildner für Animations- und Spielfilme. Seine Arbeiten, die Zeichnungen, Skulpturen und Installationen umfassen, wurden im Kunstverein München, in den KW Institute for Contemporary Art, Berlin, im Migros Museum, Zürich, und in der Kunsthalle Basel ausgestellt.

Sadie Plant ist eine britische Theoretikerin und Autorin des Buches Writing on Drugs, in dem sie die These vertritt, dass der enorme Einfluss psychoaktiver Substanzen auf die westliche Mainstream-Kultur den so genannten War on Drugs ad absurdum führt. Derzeit unterrichtet sie im Rahmen des MA-Studiengangs Contemporary Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern.

Susanne G. Seiler, Gründerin des «Psychedelic Salon» und Herausgeberin des zweisprachigen Newsletters gaiamedia goodnews, ist eine Zeitzeugin der frühen Drogenkultur der 1960er und 1970er Jahre. Sie lernte viele ihrer Protagonist*innen wie Timothy Leary, Albert Hofmann und Terence McKenna kennen. Luisa Trujillo ist eine Politikwissenschaftlerin aus Kolumbien. Sie unterstützt Susanne bei den Psychedelischen Salons.

Alex Scrimgeour ist Redakteur, Übersetzer und Autor mit einem breiten Interesse an kulturellen Phänomenen. Er arbeitete als Redakteur bei der Kunstzeitschrift Artforum in New York und beim Spike Art Magazine in Berlin. Heute arbeitet er für den Verlag Hauser & Wirth in Zürich.

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Eine Konzert- und Sound